Wintergetreide-GPS: Ergebnisse der Landessortenversuche 2021

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Wintergetreide zur GPS-Nutzung

Der gezielte Anbau von Wintergetreide zur Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) hat in NRW noch eine relativ geringe Bedeutung. Die zunehmenden gesetzlichen Auflagen hinsichtlich Fruchtfolgegestaltung und Winterbegrünung sowie das offensichtlich ansteigende Anbaurisiko infolge von Witterungsextremen könnten den Anbau zukünftig aber deutlich attraktiver machen. Wintergetreide-GPS kann sowohl in der Tierfütterung als auch in der Biogaserzeugung eingesetzt werden.

Vorteile von Wintergetreide-GPS

Der Anbau von Wintergetreide ermöglicht es, im Herbst im Boden verbliebene Nährstoffe aufzunehmen und die Winterfeuchte optimal zu nutzen. Darüber hinaus schützt ein ausreichend dichter Bestand vor Wind- und Wassererosion. Winterroggen oder -triticale können die längere Vegetationszeit im Herbst gut nutzen und bereits vor dem Winter kräftige Bestände bilden, die sich im nachfolgenden Frühling rasch entwickeln. Bei einer frühzeitigen Ernte und ausreichenden Wasserversorgung ist der Anbau einer Zweitfrucht möglich. Stellt sich im Juni heraus, dass der GPS-Bedarf stattdessen über andere Kulturen gedeckt werden kann, lassen sich viele Sorten alternativ auch zur Körnernutzung ernten. Verbleibt dann das Stroh auf dem Feld, lässt sich besonders in maisbetonten Fruchtfolgen die Humusbilanz entlasten.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2021

5 Winterroggen- und 7 Wintertriticalesorten wurden in den Landessortenversuchen 2021 zur GPS-Nutzung von Wintergetreide geprüft. Mehr als die Hälfte der Sorten stand auch in den Versuchen zur Körnernutzung. Die speziellen GPS-Versuche erfolgten an 3 Standorten in Nordrhein-Westfalen und insgesamt 4 Standorten in Niedersachsen. Die durchschnittlichen Trockenmasseerträge in NRW reichten von 166,6 dt/ha bis 196,7 dt/ha. Die Ernte erfolgte zu Beginn der Gelbreife, bei einem Trockenmassegehalt von 40-45%.

Sortenempfehlungen für die Aussaat im Herbst 2021

Abgesehen von der reinen Ertragsleistung sind für einen erfolgreichen Anbau von Wintergetreide-GPS auch andere Sorteneigenschaften entscheidend. Aufgrund der oft relativ hohen organischen Düngung der Bestände ist insbesondere eine hohe Standfestigkeit der Sorten gewünscht. Wintertriticale ist meist etwas standfester als Winterroggen, allerdings anfälliger für Kälte oder Trockenheit. Wird ein möglichst geringer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angestrebt, reagiert Winterroggen insgesamt weniger empfindlich auf Krankheiten. Bei Wintertriticale sollte besonders die unterschiedliche Anfälligkeit der Sorten gegenüber Mehltau und Gelbrost beachtet werden.

KWS Progas ist die langjährige Hauptempfehlung, wenn es darum geht, höchste Trockenmasseerträge zu erzielen. Die speziell für die GPS-Nutzung gezüchtete Winterroggensorte erzielte auch 2021 wieder höchste Erträge sowohl auf mittleren als auch auf leichten Böden. Die hohe Pflanzenlänge begünstigt zwar den Ertrag, erhöht aber auch die Lageranfälligkeit.

SU Performer ist sowohl für die GPS- als auch für die Körnernutzung geeignet. Die Trockenmasseerträge sind im Vergleich zu den anderen geprüften Wintergetreidesorten leicht überdurchschnittlich. SU Performer ist deutlich kürzer als KWS Progas und daher auch etwas standfester. Die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten ist ähnlich zu bewerten.

KWS Tayo wurde primär für die Körnernutzung gezüchtet und überzeugt vor allem durch eine im Vergleich zu den anderen Winterroggensorten etwas höhere Standfestigkeit und Blattgesundheit. Die für eine GPS-Nutzung relevanten Trockenmasseerträge waren in den ersten beiden Prüfjahren nur unterdurchschnittlich.

Tender PZO erzielte mehrjährig die höchsten Trockenmasseerträge bei den geprüften Wintertriticalesorten. An die Ertragsleistung von KWS Progas kommt Tender PZO aber nicht ganz heran. Vorteilhaft ist die im Vergleich zum Winterroggen und auch zu einigen Wintertriticalesorten relativ gute Standfestigkeit zu bewerten. Bei der Kulturführung ist die relativ hohe Anfälligkeit für Gelbrost zu beachten.

Trimasso ist trotz seiner besonders großen Pflanzenlänge noch etwas standfester und blattgesünder als Tender PZO. Die Ertragsleistung in den vergangenen Jahren war durchschnittlich. Die etwas spätere Sorte ist nach Angaben des Züchters auch für eine Körnernutzung geeignet.

Ramdam ist primär zur Körnernutzung geeignet, erzielte mehrjährig aber auch annähernd durchschnittliche Trockenmasseerträge. Die Sorte ist zwar deutlich kürzer als die vorgenannten Triticalesorten, aber trotzdem relativ lageranfällig. Insgesamt ist die Sorte relativ blattgesund, dennoch ist eine regelmäßige Kontrolle auf Gelbrostbefall erforderlich.

Lumaco überzeugte im ersten Prüfjahr mit deutlich überdurchschnittlichen Ertragsleistungen in beiden Anbaugebieten. Die Sorte ist relativ lageranfällig, dafür aber ausgesprochen blattgesund. Besonders gegenüber Mehltau und Gelbrost, den beiden wichtigsten Krankheiten in Triticale, ist Lumaco vollkommen resistent. Die Sorte konnte auch in Versuchen zur Körnernutzung überzeugen.

Allrounder PZO wird ebenfalls als Doppelnutzungstyp beworben. Die eher frühe Sorte konnte im ersten Prüfjahr auf mittleren Böden sehr gute Erträge erzielen, erreichte auf einem von zwei Sandstandorten aber nur ein mäßiges Ergebnis. Aufgrund der sehr guten Standfestigkeit und überdurchschnittlichen Blattgesundheit wird Allrounder PZO für einen Anbau auf Probe auf lehmigen Standorten empfohlen.

Auch wenn reine GPS-Sorten meist etwas höhere Trockenmasseerträge erzielen als Doppelnutzungssorten ist für viele Betriebe eine möglichst flexible Nutzung mehr wert als die letzten Ertragspunkte. Besonders bei einer optional geplanten Körnernutzung sollte neben der frühen Blattgesundheit auch die Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn beziehungsweise Ährenfusarium beachtet werden. Die aktuellen Ergebnisse und weitere Informationen sind in den beistehenden Tabellen sowie in den Artikeln zur Körnernutzung zusammengefasst.

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