Landessortenversuche Winterraps 2018

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Erntereifer Körnerraps

Nach der Ernte ist kurz vor der Aussaat. Bei keiner Kultur trifft das so zu wie beim Winterraps. Die Ernte 2018 liefert sehr früh Ergebnisse von Sortenversuchen und schafft eine sehr gute Orientierung für die neue Sortenwahl.

In den Versuchen stehen neben den aktuellen Leistungsträger die für die entsprechenden Regionen interessantesten und leistungsstärksten Neuzulassungen. Für neu aufgenommene Sorten scheiden regelmäßig ältere und schon abgeprüfte Sorten aus. In NRW wurden im Herbst 2017 sieben Versuche in den verschiedenen Anbauregionen angelegt. Zwei Standorte konnten aufgrund von Kohlherniebefall nicht gewertet werden. Ein auch in NRW stetig zunehmendes Problem, dass neben pflanzenbaulichen Maßnahmen eine gezielte Sortenwahl erforderlich macht.

Sortimente und Prüfverfahren sind abgestimmt mit den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen. NRW hat gemeinsame Auswertungsgebiete auf Lehm-, Sand- und Höhenstandorten mit Niedersachsen. In der Summe stehen so sieben Lehm-, vier Sand- und vier Höhenstandorte zur Verfügung. Die Aussage lässt sich durch diese Vorgehensweise deutlich verbessern. Kritische Versuche mit zu hohen Streuungen zwischen den Wiederholungen kommen nicht in die Auswertung und können durch aussagekräftigere Versuche ersetzt werden.

Schwierige Rahmenbedingungen

Das Versuchsjahr 2017/2018 war vor allem im westfälischen Landesteil ein schwieriges Anbaujahr. Schlechte Aussaatbedingungen, ein nasser Herbst, der Wechsel zwischen Frost und Wärme Ende Februar und Mitte März, der späte Vegetationsbeginn und die dann folgende Wärme, Hitze und Trockenheit von April bis zur Ernte führten zu einem absoluten Stressjahr für Winterraps. Dünne Bestände mit Entwicklungsproblemen im Herbst und Knospenwelke haben hier für eine schlechte Rapsernte gesorgt. Im Westen von NRW war die Ernte nicht gut, im Mittel aber deutlich besser. Wirklich zufrieden konnte man jedoch nicht sein. Die schwierigen Rahmenbedingungen spiegeln sich auch in den Versuchserträgen wieder. Verglichen mit dem Zeitraum 2013 bis 2017 lagen die Erträge auf Lehm und Löss 12, in den Höhenlagen 16 und auf Sand 20 Prozent unter dem Durchschnitt. In der Praxis waren die Mindererträge deutlich höher.

Kriterien für die Sortenwahl

Entscheidendes Kriterium für die Sortenwahl bei Winterraps ist die Bereinigte Marktleistung, die sich aus den Faktoren Kornertrag und Ölgehalt berechnet. Sorten dürfen daher nicht nur nach dem Ertrag beurteilt werden. Zu den Sorten mit sehr hohen Ölgehalten gehören Bender, Tonka und INV 1055. Auch Avatar, Trezzor, Hattrick und PT 256 sind in diesem Merkmal leicht überdurchschnittlich. Unterdurchschnittliche Ölgehalte haben Alvaro KWS, Arazzo, DK Expansion, Puzzle und die Liniensorte Arabella. Hier muss für eine gleiche Marktleistung der höhere Ertrag die niedrigeren Ölgehalte ausgleichen.

Resistenzen bei Rapssorten gibt es im Bereich Kohlhernie. Im aktuellen Prüfsortiment werden mit Menhir und Archimedes zwei resistente Sorten geprüft. Sie haben auf Flächen ohne Kohlherniebefall eine um zehn bis fünfzehn Prozent schlechtere Marktleistung. Daher gehören sie nur auf Befalls- und Verdachtsflächen. Die Saatgutkosten liegen 10 €/ha über den Normalsorten. Neu sind Resistenzen beim Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV). Mit Asterion und Architect stehen zwei resistente Sorten im Prüfsortiment. Architect ist hier leistungsstärker.

Unterschiede gibt es auch im Bereich Phomaresistenz. Gut eingestuft sind unter anderem Alvaro KWS, Attletick, Bender, DK Exception, DK Expansion, INV 1055, PT 256, Tonka und die Liniensorte Arabella. Bei Verticillium und Sclerotinia sind die Unterschiede zwischen den Sorten nur sehr gering und bieten momentan keine Ansätze für einen besseren Schutz der Bestände.

Bei der Saatzeiteignung gibt es Spezialisten für Frühsaaten und Spätsaaten. Arabella, Arazzo und Raffiness zeigen eine verhaltene Jugendentwicklung und eignen sich für Frühsaaten. Für Spätsaaten stehen eine Vielzahl von leistungsfähigen Sorten zur Verfügung. Avatar, Bender, DK Exception, Hattrick, Penn und Trezzor sind bekannte Vertreter. In Höhenlagen sollte zudem auf die Winterhärte geachtet werden. Penn wird hier etwas schwächer beurteilt.

Neue Leistungsträger oder altbekannte Sorten?

Der Kornertrag bei den Winterrapssorten ist seit 1985 durchschnittlich um 0,44 dt/ha pro Jahr angestiegen. Beim Ölgehalt sind es seit 2000 durchschnittlich 0,22 Prozent pro Jahr. Die Lebensdauer von Rapssorten ist daher, auch wenn es für viele Praktiker liebgewonnene Sorten gibt, begrenzt. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn Avatar im Vergleich mit den neuen Spitzensorten nicht mehr ganz mithalten kann. Neue Sorten sind teurer als ältere, die langsam am Markt auslaufen. Die Preisunterschiede bewegen sich bei 8 bis 10 Euro/ha. Beim vorhandenen Zuchtfortschritt eine lohnende Investition für den Anbauer.

Die Versuchsergebnisse

Die zusammengefassten mehrjährigen Ergebnisse als bereinigte Marktleistung für die einzelnen Bodengruppen sind in Tabelle 1 dargestellt. Hierbei wurden neben dem Ertrag die Ölgehalte berücksichtigt und bei den Hybridsorten Zuschläge für die höheren Saatgutkosten mit eingerechnet. Tabelle 2 zeigt die agronomischen Eigenschaften der geprüften Sorten. Diese Angaben sind der aktuellen Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes entnommen. Hier werden die Sorten aus unserer Sicht zutreffend beschrieben. Tabelle 3 zeigt die zusammengefasste Sortenempfehlung für die kommende Aussaat. Die Seite www.sortenberatung.de hilft bei der standortangepassten Sortenwahl. Dort sind auch weitere Tabellen mit den Ergebnissen der Einzelstandorte zu Marktleistung, Ertrag und Ölgehalt verlinkt.

Sortenempfehlungen

Hybriden mit mindestens drei Prüfjahren

Attletick: Hohe Erträge mit mittleren Ölgehalten; für mittlere Saattermine; gute Phomaresistenz  

Bender: Hohe Erträge mit sehr hohen Ölgehalten; Spätsaateignung; gute Phomaresistenz

Penn: Hohe Erträge mit mittleren Ölgehalten; für mittlere Saattermine; leichte Abstriche bei Winterhärte und Phomaresistenz

Arazzo: Zweijährig überzeugende Marktleistung bei hohem Ertrag und mittleren Ölgehalten. Früher reif, aber nicht ganz so früh wie Avatar; Eignung für frühere Saattermine

Avatar: Der Oldie im Prüfsortiment behält noch den eingeschränkten Empfehlungsstatus; frühe Abreife; leichte Abstriche müssen in Punkto Gesundheit gemacht werden, gute Winterhärte

Hybriden mit zwei Prüfjahren

DK Exception: Hohe Erträge bei leicht unterdurchschnittlichen Ölgehalten; Spätsaateignung; etwas länger im Wuchs; gute Phomaresistenz; gute Winterhärte

Hattrick: Hohe Erträge bei durchschnittlichen Ölgehalten; Spätsaateignung

Trezzor: Hohe Erträge und leicht unterdurchschnittlichen Ölgehalte; Spätsaateignung

Sorten mit einem Prüfjahr (für den Probeanbau):

Architect: Hohe Erträge mit durchschnittlichen Ölgehalten; TuYV-Resistenz; für mittlere Saattermine; gute Phomaresistenz; gute Winterhärte

DK Expansion: Hohe Erträge mit mittleren Ölgehalten; für mittlere Saattermine; gute Phomaresistenz

PT256: Hohe Erträge mit hohen Ölgehalten; Spätsaateignung; kürzerer Sortentyp; etwas später in der Reife

Puzzle: Hohe Erträge mit leicht unterdurchschnittlichen Ölgehalten; für mittlere Saattermine

Liniensorten

Arabella: Einzig verbliebene Liniensorte im Prüfsortiment; Hohe Erträge bei unterdurchschnittlichen Ölgehalten; Frühsaateignung; gute Phomaresistenz

Sorten mit Kohlhernieresistenz:

Menhir: Anbau nur auf Flächen mit Kohlherniegefahr

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