Allokation in Ökobilanzen

Dr. Heinz Stichnothe, Thünen-lnstitut für Agrartechnologie, Braunschweig

Zusammenfassung

Landwirtschaftliche Betriebe produzieren ein Spektrum an Futter- und/oder Nahrungsmittel sowie ggf. Bioenergie und verursachen Umweltauswirkungen. Aufgrund der Klimadiskussion der letzten Jahre wird den Treibhausgasbilanzen besondere Beachtung beigemessen. Als Standardmethodik zur Berechnung der Treibhausgasbilanzen bzw. des Kohlenstoff-Fußabdrucks oder des Treibhausgaseffektes von Produktionssystemen hat sich die Ökobilanzierung etabliert, welche in den ISO-Normen 14040 und 14044 definiert ist. Die ISO-Normen bilden nur einen Rahmen mit großen Freiheitsgraden, welche für den Einzelfall spezifiziert werden müssen; Empfehlungen dazu geben das Umweltbundesamt (UBA 1999) bzw. das ab dem Jahr 2010 veröffentlichte "International Reference Life Cycle Data System" Handbuch (JRC 2012).

THG-Bilanzen werden überwiegend für Produkte angestellt, oftmals in Form einer vergleichenden Ökobilanz, in denen Produkte mit derselben Funktion verglichen werden. Ein direkter Vergleich landwirtschaftlicher Betriebe mit unterschiedlichen Produktmengenverhältnissen wird in der Regel nicht möglich sein. Dagegen sind Vergleiche zwischen landwirtschaftlichen Produkten auf Ebene eines bestimmten Produktportfolios/Warenkorbs möglich, sofern entsprechende Referenzprodukte definiert und bilanziert werden können.

Soll jedoch der Treibhausgaseffekt der einzelnen Produkte erfasst werden, müssen der Ressourcenbedarf und die Emissionen des Betriebes diesen Produkten zugeordnet werden. Dabei muss die Summe der Emissionen der Produkte denen des Gesamtbetriebes entsprechen. Für die Zuordnung (Allokation) von Umweltwirkungen gibt es vier verschiedene Zuordnungsregeln in der Ökobilanzmethodik (DIN ISO 14040/44):

  1. Unterteilung der Multioutput-Prozesse in Teilprozesse (falls möglich)
  2. Systemerweiterung (Substitution mit Gutschrift für das substituierte Produkt)
  3. Physikalische Allokation anhand von Masse, Energieinhalt, Ladung, etc.
  4. Ökonomische Allokation anhand der Wertschöpfung

Die geeignete Allokationsmethode ist abhängig vom konkreten Ziel und Untersuchungsrahmen und ist ggf. vorgegeben, z. B. im Kontext der EU-Richtlinie über Erneuerbare Energien (RED), ISO/TS 14067 oder der Produktdeklaration gemäß PAS2050.

Im Rahmen des Vortrags stehen die verschiedenen Allokationsmethoden im Vordergrund; es wird jedoch auch auf die in existierenden THG-Berechnungsinstrumenten bzw. Hintergrunddatenbanken verwenden Allokationsmethoden hingewiesen.

Diskussion nach dem Vortrag

Man muss sich nicht zwingend an eine Datenbank binden, man kann auch mehrere Allokationen nehmen, dann ist es nur nicht mehr Iso-konform. Wenn ich mich für mein eigenes System entscheide, dann sollte ich auch für die anderen Werte, die ich mir aus einer Datenbank raussuche, den gleichen Ansatz, z.B. den ökonomischen, verwenden.
Haben wir überhaupt eine Chance, zu einer vergleichbaren Methode zu kommen?
Man sollte sich über die Bundesländer hinweg treffen und festlegen, welche Allokation man nehmen will, sonst sind die Ergebnisse nicht vergleichbar.
Wenn ich Bilanzen vergleichen will, worauf muss ich als erstes achten?
Man sollte auf die Zielsetzung achten, dann darauf, welche Allokationsmethode und welche Hintergrunddatenbank verwendet wurden. Besser das Ganze im Vorfeld festlegen. Dann die Daten möglichst so verfassen, dass alle Optionen danach für die Verwendbarkeit offen bleiben.
Die Frage ist oft: was möchte man, es gibt nicht unbedingt ein „richtig“ oder „falsch“.
Wie kann der Landwirt mit der Berechnung etwas anfangen? Er soll Stellschrauben erkennen und wir müssen Empfehlungen geben können für eine Minderung der Treibhausgasemissionen.
Allokation ergibt sich nicht aus den verfügbaren Daten, sondern die Methode ergibt sich aus der Zielsetzung und das Allokationsverfahren wird über die Zielsetzung definiert, nicht anders herum.