Landessortenversuche Ackerbohnen 2009

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Ackerbohnenerträge 2009 leicht durchschnittlich

Gegenüber dem fünfjährigen Mittel wurden bei den Ackerbohnen nach den Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung in der Praxis mit vorläufig 42,7 dt je ha knapp 3 % mehr Ertrag erzielt. Die Landessortenversuche brachten Mittel 50,8 dt je ha, dies ist ein Minderertrag von rund 7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Ergebnisse der Sortenversuche erläutern Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Gegenüber dem zehnjährigen Mittel mit 43,2 dt je ha schnitt das Erntejahr 2009 leicht unterdurchschnittlich ab. Daraus wird ersichtlich, dass das mittlere Ertragsniveau der Ackerbohnen zwischen 2000 und 2004 mit 3 dt je ha höher lag als in den letzten fünf Jahren. In Deutschland gibt es zurzeit keine Ackerbohnenzüchtung mehr. Damit ist zu vermuten, dass bei den Ackerbohnen zukünftig zumindest keine züchtungsbedingten Ertragsfortschritte zu erwarten sind.

Die Anbauflächen in NRW zeigen seit 2000 relativ konstant einen nur geringen Anteil. Mit insgesamt 1 934 ha 2009, davon in Westfalen-Lippe 1 230 ha und im Rheinland 704 ha, hat die Ackerbohnenanbaufläche seit 2000 mittlerweile einen absoluten Tiefstand erreicht.

Landessortenversuche Ackerbohnen

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2009 zwei Landessortenversuche mit fünf Ackerbohnensorten angelegt. Wegen ihrer hohen Standortansprüche an die Wasserversorgung wurden nur Lehmstandorte ausgewählt, die über tiefgründige Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m². Zur besseren Absicherung der Sortenempfehlungen konnten noch weitere drei Versuche in die Gesamtauswertung mit einbezogen werden.

Die Tabellen 1 und 2 zeigen die diesjährigen und mehrjährigen Leistungen der Ackerbohnensorten. Auch dieses Jahr konnten wiederum die Sorten Fuego und Espresso mit überdurchschnittlichen Ergebnissen auf allen Standorten sehr deutlich überzeugen (Tabelle 1). Alle anderen geprüften Sorten zeigen mit deutlicherem Abstand keine überzeugenden Leistungen. Der Tabelle 3 sind die entsprechenden Sortenempfehlungen zu entnehmen. Die detaillierten Sortenbeschreibungsmerkmale sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Gravierende Unterschiede zwischen den Empfehlungssorten sind nicht vorhanden.

Rohproteinertrag entscheidend

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Daher ist bei der Sortenwahl für den Selbstverwerter der Rohproteinertrag je Flächeneinheit die entscheidende Größe. Wird die Ernte vermarktet, ist eher der Kornertrag je Flächeneinheit das entscheidende Sortenwahlkriterium, da der Rohproteingehalt kein vermarktungsrelevantes Vergütungskriterium ist. Allerdings setzt der Tanningehalt der Sorten dem Umfang des Einsatzes in den Futterrationen Grenzen. Die momentanen Leistungsträger bei den geprüften Sorten weisen alle einen höheren Tanningehalt auf. Die tanninarmen Sorten Tattoo und Tangenta zeigen leider keine überzeugenden Ertragsleistungen.

Bezüglich ihrer Eiweißgehalte (Tabelle 5) weisen die zwei empfohlenen Sorten überwiegend im Mittel leicht unterdurchschnittliche Leistungen, allerdings mit größeren Einzeljahresschwankungen auf. Unter Berücksichtigung ihrer deutlich besseren Leistungen jedoch bewegen sich die Rohproteinerträge damit auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau.

Tipps zum Anbau

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und Wasser nachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser.

Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis - 5 °C ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich, dabei eventuell den Schardruck erhöhen. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können. Dadurch wird die Standfestigkeit erhöht. Die Saatmenge ist nach der gängigen Formel (Saatmenge (kg je ha) = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit) exakt zu berechnen. Bei den Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Die Höhe beläuft sich je Hektar auf etwa 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige Tausendkorngewichte (TKM) günstiger auf die Saatgutkosten aus. Eine N- Düngung ist nicht erforderlich.

Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September, kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte kollidieren.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch