Landessortenversuche Futtererbsen 2012

Erbsenblüten

Futtererbsen 2012 mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen

Bei den Futtererbsen wurden nach der besonderen Ernteermittlung dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit 41,5 dt je ha rund 18 % höhere Erträge erzielt. Auch in den Landessortenversuchen konnte im Mittel über die Sorten und Standorte gegenüber dem vergangenen Jahr mit 54,7 dt je ha ein um 7 % höheres Ertragsniveau erreicht werden.Die Anbaufläche für Futtererbsen in NRW hat sich gegenüber dem Vorjahr marginal mit rund 40 ha nochmals leicht reduziert. Mit rund 700 ha in Westfalen-Lippe und nur noch rund 430 ha im Rheinland ist ihre Anbaufläche bislang auf einen Tiefststand gesunken. Die diesjährig leichte Anbauausdehnung in Westfalen-Lippe ist dabei sicherlich auch auf die Folgen der immensen Auswinterungsschäden beim Wintergetreide zurückzuführen.

Obwohl acker- und pflanzenbauliche Kriterien, wie guter Vorfruchtwert, Bodenstrukturverbesserung, Fruchtfolgeauflockerung und Stickstoffeinsparungspotenzial, durchaus für den Einsatz der Leguminosen sprechen, ist eine Wirtschaftlichkeit des Anbaues wegen der mangelnden wettbewerbsfähigen Marktpreise und der stärker schwankenden Erträge häufig nicht gegeben. Die Erträge der Futtererbsen mit vergleichsweise größeren Jahresertragsschwankungen liegen nach der Besonderen Ernteermittlung im letzten zehnjährigen Mittel um 2 dt je ha unter denen der Ackerbohnen. Auch bei den Futtererbsen sind die Züchtungsprogramme in Deutschland weitestgehend eingestellt worden, sodass über den Züchtungsfortschritt zukünftig ebenfalls keine wesentlichen Ertragssteigerungen zu erwarten sind.

Landessortenversuche Futtererbsen

Landessortenversuche mit Futtererbsen sind besonders stark durch äußere Einflüsse, insbesondere durch Vogelfraß gefährdet, vor allem dann, wenn diese nicht mehr in einen größeren Praxisschlag mit Futtererbsen gestellt werden können. In Nordrhein-Westfalen standen ein Landessortenversuch auf Lehm in Haus Düsse sowie ein Wertprüfungsergebnis im Rheinland zur Verfügung. Zusätzlich konnten überregional drei Landessortenversuchs- und Wertprüfungsergebnisse mit in die Auswertung einbezogen werden, sodass in diesem Jahr fünf Sortenversuchsergebnisse verfügbar sind. In Tabelle 1 sind die Ertragsergebnisse mit insgesamt acht Sorten aufgeführt. Die Aussaatstärke der Futtererbsen betrug 75 Körner je m². Das Ergebnis des Standortes Klein Altendorf zeigt im Mittel der Sorten grundsätzlich, dass in Abhängigkeit der jahresspezifischen Standortbedingungen durchaus hohe Erträge auch mit Futtererbsen erzielbar sind (70,7 dt je ha), im Vergleich zum Standort Haus Düsse aber auch die extremen Ertragsschwankungen (32,0 dt je ha). Die Tabelle 2 weist die diesjährigen und mehrjährig erzielten Ertragsleistungen der Sorten im Mittel über die Versuchsstandorte aus. Die daraus resultierenden Sortenempfehlungen sind der Tabelle 3 zu entnehmen. Über die Jahre zeigt die Sorte Alvesta sehr hohe und sehr konstante Ertragsleistungen, gefolgt von der Sorte Casablanca, allerdings auf einem etwas niedrigeren Niveau. Vor allem in den letzten drei Jahren liegen die Erträge im Mittel eher im nur noch durchschnittlichen Bereich. Die beiden neueren Sorten Auckland und KWS Amiata erzielen im Mittel der letzten beiden Jahre nur leicht überdurchschnittliche Erträge und können das beständig hohe Niveau von Alvesta nicht erreichen. Die in Tabelle 4 aufgeführten Eigenschaften der Sorten zeigen pflanzenbaulich nicht allzu relevante Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium für die Sortenwahl. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker, damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Tannin behindert wie bei der Ackerbohne die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei Schweinen oder Geflügel mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten alle tanninarm. Wie die Sorten bezüglich der Eiweißleistung einzustufen sind, ist Tabelle 5 zu entnehmen. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Die empfohlenen Sorten Alvesta, Casablanca als auch Auckland zeigen über die Jahre hinweg nur durchschnittliche bis schwach durchschnittliche Rohproteingehalte, durch ihre höheren Erträge schneiden sie letztlich im Rohproteinertrag als entscheidende Größe aber wieder überdurchschnittlich ab. Mehrjährig betrachtet zeigt Navarro stabil leicht überdurchschnittliche Eiweißgehalte.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigeren, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen. Sie reagieren empfindlich auf Staunässe und Bodenverdichtungen. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Sie sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich. Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, auch verspätete Aussaaten im April in Kauf genommen werden. Wegen der größeren Frostempfindlichkeit sind, im Unterschied zu den Ackerbohnen, zu frühe Saaten auch aus diesem Grund zu vermeiden. Die saprophytisch im Boden lebenden Knöllchenbakterien können erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich möglichst frühe Aussaaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung, als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung gefördert wird. Erbsen haben außerdem auch bereits einen hohen Keimwasserbedarf.

Futtererbsen sind mit 70 bis 80 Körnern/m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett zu säen. Da die Saatgutkosten auch hier einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel (Saatmenge = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit) zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss. Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndiensthinweise und gegebenenfalls Pflanzenschutzhinweise sind zu beachten. Wie bei der Ackerbohne ist auch bei dieser Leguminosenart eine Unkrautbekämpfung sehr wichtig.

In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

 

Autor: Dr. Joachim Holz, Dr. Kathrin Bürling