Landessortenversuche Triticale 2006

Ernte des Landessortenversuchs TriticaleBild vergrößern
Triticale aus dem Landessortenversuch wird geerntet

Triticale 2006 noch recht zufriedenstellend

Im Vergleich zum sehr problematischen Erntejahr 2005 mit niedrigsten Fallzahlen bis hin zu offenem Auswuchs bei entsprechend bescheideneren Erträgen lässt sich das Erntejahr 2006 in Bezug auf Qualität und Erträge als überwiegend befriedigend bis gut charakterisieren, wie Dr. Joachim Holz und Heinz Koch meinen.

Als Kreuzung aus Roggen und Weizen konnte der Triticale dank seines guten Wurzelsystems die extrem heiße und lange Trockenperiode im Juni und Juli noch sehr gut überstehen. In den Landessortenversuchen wurde seit fünf Jahren im Mittel aller Sorten und Standorte das beste Ertragsergebnis erzielt. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Mehrertrag 2,1 %. Ähnlich wie auch in der Praxis schwankten die Erträge zwischen den Standorten aber erheblich. Die Spannen reichten von plus 7,9 % bis minus 5,8 %. Wie sich die in der Prüfung befindlichen Sorten im Einzelnen unter diesen Bedingungen bewährten, wird nachfolgend dargestellt. Wie aus Tabelle 1 zu ersehen, sind NRW-weit von 1999 bis 2002 die Triticaleanbauflächen bis auf einen Höchststand von rund 72 400 ha stetig gestiegen. Ab 2003 setzte ein stärkerer Anbaurückgang ein. Nach ersten vorläufigen Schätzungen des statistischen Landesamtes aus dem Jahr 2006 beträgt diese aktuell noch rund 53 140 ha, mithin eine Anbauflächenreduzierung von rund 27 % gegenüber dem Höchststand im Jahr 2002. Im Rheinland beträgt der Anbauflächenrückgang sehr deutliche 36 %, in Westfalen-Lippe ebenfalls beachtliche 26 %. Erstmalig im aktuellen Anbaujahr übersteigt die Rapsanbaufläche in NRW mit 13 000 ha schon sehr deutlich die Triticaleanbaufläche.

Die Erträge nach der BEE (Praxisertragsermittlung nach der Besonderen Ernteermittlung) in Tabelle 1 zeigen beim Triticale seit 1999 eine Stagnation. Beim Vergleich dieser mit denen der Wintergerste aus dem gleichen Zeitraum zeigen sich im Mittel von NRW deutlichere Ertragsvorteile für die Wintergerste in Höhe von 5 bis 7 dt je ha. Vor dem Hintergrund der mittlerweile beim Triticaleanbau auch nicht mehr unbeträchtlichen notwendigen Intensität muss die betriebswirtschaftliche Rentabilität des Triticaleanbaues im Vergleich zur unmittelbar konkurrierenden Wintergerste immer wieder kritisch überprüft werden. Schwierigere Erntejahre, wie das Vorjahr, haben gezeigt, wie schnell bei Triticale Vermarktungsprobleme auftreten können. Andererseits, das zeigt das aktuelle Anbaujahr, kann unter sehr trocken, heißen Witterungsbedingungen Triticale wiederum auch seine Vorteile ausspielen. Bezüglich der Ertragsleistungen zeigt sich im unmittelbaren Vergleich zwischen Triticale und Wintergerste von gleichen Versuchsstandorten im Erntejahr 2006, dass es keine deutliche Vorzüglichkeit zwischen diesen beiden Kulturarten gibt. Unter den diesjährigen Witterungsbedingungen war bei der Wintergerste ihre Frühreife von Vorteil, beim Triticale die sehr gute Wurzelausbildung. Beide unterschiedlichen pflanzenphysiologischen Merkmale wirkten damit gleichsinnig positiv. Bei der Anbauentscheidung für die nicht interventionsfähige Futtergetreideart Triticale sind neben diesen Aspekten der Standort sowie sonstige betriebliche Verwertungsmöglichkeiten, fruchtfolge- und arbeitswirtschaftliche Bestimmungsgründe zu berücksichtigen.

Je nach Ackerbauregion wirkte sich in den Landessortenversuchen der spezifische Jahres-Witterungsverlauf sehr unterschiedlich auf die Ertragsstrukturverhältnisse im Mittel der Sorten aus, siehe Tabelle 2. Im Vergleich zum Vorjahr konnten auf den Lößstandorten bei gleich hohen Bestandesdichten und mit einer deutlich höheren Kornzahl je Ähre, aber deutlich niedrigerer TKM insgesamt leicht höhere Erträge erzielt werden. Auf den Niederungslagen Lehm wirkten sich die milden, langen Herbstwitterungsverhältnisse in sehr hohen Bestandesdichten aus. Bei hohen Kornzahlen je Ähre sowie noch sehr guter TKM konnten die hohen Erträge realisiert werden. Auf den Sandstandorten wirkten sich erwartungsgemäß die trockenen Witterungsverhältnisse am ungünstigsten aus. Die deutlich niedrigeren Bestandesdichten konnten durch etwas höhere Kornzahlen je Ähre sowie noch passablen TKM ertraglich nicht kompensiert werden. Auf den Übergangslagen dagegen konnten die vergleichsweise höheren Bestandesdichten die niedrigeren Kornzahlen je Ähre sowie die TKM ertraglich auffangen. Die mittleren Bestandesdichten in den Höhenlagenstandorten bei gleichzeitig höheren Kornzahlen je Ähre sowie TKM führten in diesem Erntejahr zu einem vergleichsweise hohen Ertrag.

Die Landessortenversuche

Im Herbst 2005 wurden landesweit sechs Triticale-Sortenversuche angelegt. Aus dem benachbarten Kammerbezirk Niedersachsen konnten noch fünf weitere Landessortenversuche für die Auswertung herangezogen werden, so dass insgesamt elf Landessortenversuche eine hervorragende Grundlage für die standortspezifische und sichere Sortenempfehlung für das Anbaujahr 2006/07 bilden. Die Prüfung der Sorten erfolgte in zwei Intensitätsstufen, siehe Tabelle 3. Als Gegenwert für die rund 100 € je ha höheren Produktionskosten in der Intensitätsstufe 2 mussten 11 dt je ha Mehrertrag erzielt werden, um eine Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen zu sichern. Wie aus den unteren Zeilen der Tabelle 4 hervorgeht, konnte auf allen nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten in der Regel ein wirtschaftlicher Mehrertrag in der höheren Intensitätsstufe erzielt werden, obwohl es sich insgesamt um ein vergleichsweise sehr gesundes und lagerfreies Vegetationsjahr handelte. Die relativen Mehrerträge in B2 bewegten sich zwischen 11 und 31 % bezogen auf die Stufe B1.

In der Tabelle 4 sind die diesjährigen Ertragsleistungen der Sorten an den einzelnen Versuchsstandorten aufgeführt. Die diesjährigen Ergebnisse zeigen unter Beachtung der spezifischen Jahreswitterungsbedingungen, dass die Sorten zum Teil nicht nur zwischen den verschiedenen Ackerbaustandorten, sondern auch innerhalb dieser sehr unterschiedlich mit ihren Erträgen reagiert haben. Von den neueren, erst zweijährig geprüften Sorten zeigen sich im Vergleich zu den mehrjährig geprüften Sorten zwar gute, aber keine deutlich besseren Sorten ab. Dieses gilt auch für die erstjährig geprüfte Sorte Grenado. Daher ist, insbesondere nach einem Jahr wie diesem, die Beachtung der Vorjahresleistungen der Sorten besonders wichtig.

Der Sortenleistungstabelle 5 sind die über die letzten vier Prüfjahre erzielten Erträge der Sorten, zusammengefasst für die jeweiligen NRW-Ackerbauregionen, zu entnehmen. Daraus geht hervor, dass die Triticalesorten zum Teil sehr spezifisch auf die verschiedenen Standortbedingungen reagieren. In der Tabelle 6 sind die entsprechenden standortspezifischen Sortenempfehlungen aufgeführt. Die unterschiedliche Standfestigkeit der Sorten sollte aus Ertragssicherheitsgründen beim Einsatz auf Gülle- oder Nicht-Gülle - Standorten Berücksichtigung finden.

Höhere Intensität bei jeder Sorte lohnend?

Auch beim Triticale wird bereits im zweiten Jahr in den beiden Intensitätsvarianten B1 und B2 der Landessortenversuche die Stickstoffdüngung einheitlich durchgeführt. Diese Vorgehensweise ermöglicht die Aussagemöglichkeit, ob es Triticale-Sorten gibt, die aufgrund ihrer besseren Gesundheit und Standfestigkeit nur einen sehr verhaltenen Wachstumsreglereinsatz benötigen (Intensitätsstufe B1). Beurteilungskriterium dafür ist die bereinigte Marktleistung, als rechnerisches Produkt aus dem Ertrag und dem Erzeugerpreis abzüglich der jeweils in B1 und B2 vorgenommenen variablen Aufwendungen für die Überfahrten, für Wachstumsregler, Fungizide und Stickstoff, siehe Tabelle 3. Hinter jeder mindestens zweijährig geprüften Sorte stehen aus zwei Jahren insgesamt 18 Einzelergebnisse, die schon eine deutlichere Aussage über den notwendigen Behandlungsanspruch einer Sorte unter Berücksichtigung der erzielbaren Marktleistung zulassen. Aus der Abbildung ist zu erkennen, dass von jeder Sorte von jedem einzelnen LSV-Standort aus den letzten beiden Jahren die entweder in der B1- oder in der B2-Intensitätsstufe vorliegende höchste Bereinigte Marktleistung genommen und anschließend gemittelt wurde. Ebenfalls wurden die diesen zugehörigen Intensitätsstufen 1 oder 2 entnommen und gemittelt, aus dem sich rechnerisch der Behandlungsindex ergibt, dargestellt über Querstriche, abgetragen auf der rechten Achse. Zusätzlich wurde die Mittelwertabweichung des Behandlungsindex berechnet, die als Schwankungsbreite ebenfalls auf der rechten Achse abgetragen ist. Aus der Abbildung ergeben sich folgende Aussagen: Bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten zeigte sich im Mittel aller Standorte über zwei Jahre die empfohlene Sorte SW Talentro bei sehr hoher bereinigter Marktleistung mit dem geringsten Behandlungsanspruch. In der überwiegenden Anzahl der Ergebnisse reichte eine verhaltene Wachstumsreglermaßnahme als alleinige Pflanzenschutzmaßnahme aus, um die höchsten Marktleistungen zu erzielen. Auch die Sorte Agrano zeigte, dass in der Hälfte der insgesamt 18 vorliegenden Versuchsergebnisse eine einzige verhaltene Wachstumsreglermaßnahme für die höchste Marktleistung ausreichte. Im deutlichen Gegensatz dazu war bei den Sorten Versus und Modus ausnahmslos immer die höhere Intensität erforderlich, um die höhere Marktleistung zu erzielen. Wie aus Tabelle 5 zu ersehen, spielen bei diesen Sorten die Standfestigkeitssicherung und der Mehltauschutz eine wichtige Rolle.

Da bei der Bewertung der Bereinigten Marktleistung kostenmäßig nicht die Managementzeiten berücksichtigt wird, ergeben sich aus diesen Ergebnissen vor dem Hintergrund knapper und teurer Arbeitsressourcen Hinweise für die Anbauvorzüglichkeit der Triticalesorten, wenn Überfahrten, Beobachtungs- und Kontrollaufwand, Mengenbewegungen und ähnliches reduziert werden können. Es ist nochmals deutlich darauf hinzuweisen, dass es sich bei diesen Ergebnissen um Mittelwerte aus zwei Jahren und allen Standorten handelt, die erste Tendenzen zu sortenspezifischen Intensitätsreaktionen aufzeigen.

Die empfohlenen Sorten

SW Talentro: Ertrag: Weist mehrjährig konstant leicht überdurchschnittlich hohe Ertragsleistungen unter fast allen Standortbedingungen auf. Qualität: Unter verspäteten Erntebedingungen Fallzahlsenkung weniger stark ausgeprägt. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, durchschnittliche Kornzahl je Ähre sowie hoher Tausendkornmasse (=TKM). Agronomische Merkmale: Sehr kurze Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Daher besonders für Standorte mit hoher Stickstoffnachlieferung (Gülledüngung) geeignet. Tendenziell etwas später reif. Steiler, dunkelgrüner Wuchshabitus im Frühjahr. Später kompaktes, üppig und gleichmäßig wirkendes Bestandesbild. Besonderheiten: Tendenziell eher blattseptoriaanfällig. In diesem Jahr an einigen Standorten Braunrostbefall. Marktleistung: Sorte mit überdurchschnittlich hoher bereinigter Marktleistung. Gegenüber dem letzten Jahr zeigte sich in diesem Jahr an den meisten Standorten die höhere Behandlungsintensität als wirtschaftlich. Empfehlung: Auf Lehm-Niederungslagen, Lehm-Übergangslagen und Höhenlagen gut geeignet. Auf Sand-Niederungslagen bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen geeignet.

Benetto: Ertrag: Auf Sand-Niederungslagen durchschnittlich, in Übergangs- und Höhenlagen leicht überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine hohe Bestandesdichte, eine durchschnittlichen Kornzahl je Ähre sowie einer geringen TKM. Agronomische Merkmale: Tendenziell etwas frühreife, lang wachsende Sorte. Daher ist auf einen ausreichend hohen Wachstumsreglereinsatz bei dieser langen Sorte besonders zu achten. Besonderheiten: Sorte mit etwas erhöhter Anfälligkeit gegen Blattseptoria. Marktleistung: In Höhenlagen sehr gute bereinigte Marktleistungen. Auf den anderen Standorten nur mittel bis unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen. Die erhöhte Intensitätsstufe war bei dieser Sorte fast immer lohnend. Empfehlung: Für Höhenlagen und Lehm-Übergangslagen gut geeignet.

Versus: Ertrag: Auf Lößstandorten konstante überdurchschnittliche Ertragsleistung. Qualität: Unter ungünstigen Erntebedingungen hohe und schnelle Fallzahlsenkung. Ertragsbildung: Die Ertragsbildung erfolgt über eine durchschnittliche Bestandesdichte sowie eine leicht überdurchschnittliche Kornzahl je Ähre und TKM. Agronomische Merkmale: Leicht überdurchschnittlich lange Sorte. Daher auf Standfestigkeitssicherung achten. Ausgangs Winter etwas wirrer Wuchshabitus. Besonderheiten: Bei der Wahl der Pflanzenschutzintensität ist der erhöhten Anfälligkeit gegenüber Mehltau Rechnung zu tragen. Marktleistung: Sorte mit leicht überdurchschnittlich bereinigter Marktleistung. Die höhere Behandlungsintensität war in den letzten beiden Jahren auf allen Standorten lohnend. Empfehlung: Auf Lößstandorten besonders gut, auf Lehm-Niederungslagen gut geeignet. Auf den übrigen Lagen bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen geeignet.

Agrano: Ertrag: Auf Löß, Lehm und Sand- Niederungsstandorten sowie auf Lehm-Übergangslagen, mittlere bis gute Ertragsleistungen. Qualität: Unter verspäteten Erntebedingungen hohe und schnelle Fallzahlsenkung. Ertragsbildung: Die Ertragsbildung erfolgt über eine leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte sowie eine leicht überdurchschnittliche Kornzahl je Ähre und eine tendenziell höhere TKM. Agronomische Merkmale: Langwachsende, zur Auswinterung neigende Sorte. Etwas frühreifer. Üppiges, breitblättriges Aussehen. Etwas heller in der Blattfarbe. Besonderheiten: Bei sonst guter Blattgesundheit etwas erhöhte Anfälligkeit gegenüber Blattseptoria. Marktleistung: Sorte mit überdurchschnittlicher bereinigter Marktleistung. Gute bereinigte Marktleistungen erzielte die Sorte auf Löß und Sandstandorten. Auf Sandstandorten erzielte die Sorte in fast allen Fällen die beste bereinigte Marktleistung in der schwächeren Behandlungsstufe. Anders auf Lößstandorten. Hier wurde diese mit der höheren Intensitätsstufe erzielt. Empfehlung: Auf Löß und Sandstandorten sowie auf Lehm- Niederungs- und Übergangslagen gut geeignet.

Modus: Ertrag: Auf Löß und Lehm-Übergangslagen überdurchschnittlich, Niederung- Lehm/-Sand durchschnittlich konstante Ertragsleistungen. Qualität: Unter verspäteten Erntebedingungen Fallzahlsenkung weniger stark ausgeprägt. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine erhöhte Bestandesdichte, niedrige Kornzahl je Ähre und eine hohe TKM. Agronomische Merkmale: Sehr langwachsende Sorte mit hoher Neigung zu Lager. Daher ist auf einen ausreichend hohen Wachstumsreglereinsatz bei dieser langen Sorte besonders zu achten. Auf Standorten mit hohem organischem Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung weniger zum Anbau geeignet. Besonderheiten: Im Blattbereich vor allem auf Mehltau achten. In den vergangenen Jahren zeigte die Sorte vielfach starken Mehltaubefall. In diesen Jahr an einigen Standorten erhöhter Braunrostbefall. Langsamere Frühjahrsentwicklung. Ausgangs Winter kriechender, wirrer Wuchshabitus, in der Blattfarbe heller grün. Sollte nicht zu überhöhter nachgeschobener N-Düngung verleiten. Marktleistung: Im mittel leicht unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung. Auf den Standorten Beckrath und Lemgo in diesem Jahr überdurchschnittliche bereinigte Marktleistung. Die höhere Behandlungsintensität war in den letzten beiden Jahren auf allen Standorten lohnend. Empfehlung: Auf allen Standorten bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen geeignet.

Inpetto: Ertrag: Die Sorte weist mehrjährig konstante, leicht überdurchschnittliche Erträge auf Sand- Niederungslagen, Lehm- Übergangs- und Höhenlagen auf. Qualität: Unter verspäteten Erntebedingungen Fallzahlsenkung weniger stark ausgeprägt. Ertragsbildung: Leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, überdurchschnittliche Kornzahl je Ähre und durchschnittliche TKM sind die Ertragsbildner dieser Sorte. Agronomische Merkmale: Kurze Sorte mit hoher Standfestigkeit. Tendenziell später reif. Im Frühjahr etwas wirrer Wuchshabitus, erst später startend. Etwas hellere Blattfarbe. Besonderheiten: In diesem Jahr an einigen Standorten mittlerer bis starker Braunrostbefall. Bei der Wahl der Behandlungsintensität ist die Fungizidmittelwahl auf die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Braunrost auszurichten. Marktleistung: Sorte mit leicht überdurchschnittlicher bereinigter Marktleistung. Empfehlung: Auf Sand-Niederungslagen, Lehm- Übergangs und Höhenlagen gut geeignet.

Vitalis: Ertrag: Im Mittel der Jahre durchschnittliche Ertragsleistung. In diesem Jahr unterdurchschnittliches Ertragsverhalten. Qualität: Unter verspäteten Erntebedingungen sehr fallzahlstabil. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte sowie eine durchschnittliche Kornzahl je Ähre und TKM. Agronomische Merkmale: Langwachsende Sorte mit hoher Lagerneigung. Auf Standorten mit hohem organischem Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung weniger zum Anbau geeignet. Besonderheiten: Blattgesunde Sorte. Bei der Wahl der Behandlungsintensität ist die etwas erhöhte Anfälligkeit gegen Blattseptoria sowie ein ausreichend hoher Wachstumsreglereinsatz zu berücksichtigen. Marktleistung: Sorte mit leicht überdurchschnittlicher bereinigter Marktleistung im Mittel der Jahre. Empfehlung: Auf Sand-Niederungslagen, Lehm- Übergangs und Höhenlagen bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen geeignet.

Tremplin: Ertrag: Auf Löß gute, auf Sand und Lehm-Niederungslagen leicht überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Ertragsbildung: Die Ertragsbildung erfolgt über eine leicht erhöhte Bestandesdichte, eine unterdurchschnittlichen Kornzahl je Ähre sowie eine überdurchschnittliche TKM. Agronomische Merkmale: Sorte mit erhöhter Neigung zum Auswintern sowie erhöhter Lagerneigung. Besonderheiten: Blattgesunde Sorte, die in der vergangenen Saison auf einigen Standorten unter Blattseptoriabefall litt. Bei der Wahl der Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Lagerneigung Rücksicht zu nehmen. Marktleistung: Auf Lößstandorten wurden in den letzten beiden Jahren konstant überdurchschnittlich hohe bereinigte Marktleistungen erzielt. Im Mittel der Standorte wurden leicht überdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen erzielt. Empfehlung: Für Lößstandorte sowie Niederungs-Sand und Lehmstandorte zum Ausprobieren geeignet.

Trimester: Ertrag: Auf Löß gute, auf Sand mittlere Ertragsleistung. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine mittlere Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie einer durchschnittlichen TKM. Agronomische Merkmale: Mittellange Sorte mit durchschnittlicher Lagerneigung. Besonderheiten: In diesem Jahr an einigen Standorten etwas erhöhte Anfälligkeit gegen Mehltau und Blattseptoria. Marktleistung: Auf Löß und Sandstandorten wurden überdurchschnittlich hohe bereinigte Marktleistungen erzielt, im Mittel aller Standorte erzielte die Sorte nur leicht überdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen, die in den meisten Fällen mit der erhöhten Intensität erreicht wurde. Empfehlung: Für Lößstandorte sowie Niederungs-Sand und Lehmstandorte zum Ausprobieren geeignet.

Dinaro: Ertrag: Im Mittel der zwei Prüfjahren durchschnittliche, in diesem Erntejahr bis auf Sandstandorte eher unterdurchschnittliche Ertragsleistungen. Ertragsbildung: Sie erfolgt über eine mittlere Bestandesdichte, eine sehr hohe Kornzahl je Ähre und eine unterdurchschnittliche TKM. Agronomische Merkmale: Sehr kurze und sehr standfeste Sorte. Besonderheiten: Blattgesunde Sorte, die auf Standorten mit hohem organischem Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung, nach bisherigen Erfahrungen, geeignet ist. Marktleistung: Im Mittel der zwei geprüften Jahre leicht unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen, auf Sandstandorten konnte sich die Sorte behaupten. Empfehlung: Zum Ausprobieren auf Sandstandorten geeignet.

Hinweise zur Aussaat

In Abhängigkeit der Standort- und Herbstwitterungsbedingungen ist zu beachten, dass die Aussaatzeit für Triticale noch eine gute Vorwinterentwicklung gewährleistet, mit möglichst drei bis vier ausgebildeten Seitentrieben. Frühsaaten, das heißt zum gleichen Zeitpunkt der Wintergerstensaat, sind zu vermeiden. Die Ansprüche an die Saattiefe und die Saatbettbedingungen, möglichst flach, 2 bis 3 cm in ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett, mit nach unten wurzelgängigem Unterboden, entsprechen denen des Roggens. In der Tabelle 7 sind für die verschiedenen Ackerbau-Anbauregionen von NRW Empfehlungen zu den Aussaatmengen (kg je ha) sowie deren Berechnungsweise aufgeführt. Die dort jeweils aufgeführten Angaben zur anzustrebenden Zielbestandesdichte, den Beährungskoeffizienten sowie den Feldaufgangs- und Überwinterungsverlusten, die mit in einer korrekten Aussaatmengenberechnung zu berücksichtigen sind, basieren auf mehrjährig in den Landessortenversuchen ermittelten Werten. Zwischen den Anbauregionen sind Unterschiede feststellbar. Liegen eigene standörtliche Erfahrungen vor, so sollten diese in der Rechnung berücksichtigt werden. Die aufgeführten Werte beziehen sich auf die regional langjährig bewährte normale Saatzeit für Triticale sowie auf gute Saatbettbedingungen. Bei größerer Saatzeitverspätung müssen die ährentragenden Halme je überwinterter Keimpflanze reduziert werden, da sich die verfügbare Zeit für eine ausreichende Bestockung unter Kurztagsbedingungen im Spätherbst und möglicherweise im Frühjahr reduziert. Bei sich verschlechternden Saatbettbedingungen sind die Werte für die Feldaufgangsverluste sowie gegebenenfalls für die Überwinterungsverluste zu erhöhen. Ziel muss sein, ausreichende, aber nicht überhöhte Bestandesdichten als wichtige Basis für einen hohen und sicheren Ertrag zu sichern.

Autor: Dr. Joachim Holz Heinz Koch