Landessortenversuche Triticale 2010

Ernte des Landessortenversuchs TriticaleBild vergrößern
Triticale aus dem Landessortenversuch wird geerntet

Deutliche Mindererträge bei Triticale

Die genetische Verwandtschaft von Triticale und Weizen lässt sich nicht leugnen. Unter den diesjährigen Vegetationsbedingungen waren in den Landessortenversuchen deutliche Mindererträge von im Mittel minus 13 % hinzunehmen. Sie fielen insbesondere auf den Sandstandorten in Nordwestdeutschland mit minus 18 % am höchsten aus. Das dem Weizen ähnlichere, flachere Wurzelsystem sowie die auch spätere Kornfüllungsphase wirkten sich bei der trocken-heißen Witterung nachteilig aus. Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer NRW, stellen die Versuche vor.

Die Triticaleflächen wurden 2009/10 nach langjähriger Stagnation landesweit um rund 4 000 ha auf insgesamt 59 600 ha wieder etwas stärker ausgedehnt. Diese Ausdehnung vollzog sich ausschließlich in Westfalen-Lippe auf rund 53 000 h a. Im Rheinland verharrt die Triticale-Anbaufläche seit Jahren bei rund 6 700 h a. Der Anteil an der Getreidefläche inklusive Winterraps beträgt in Westfalen-Lippe 12 %, im Rheinland sind es 4 %. Bezogen auf die Hauptkulturen unter Einschluss von Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Leguminosen beläuft sich der Triticale-Anteil in Westfalen-Lippe noch auf 8 %, im Rheinland auf 2 %.

Die Ertragsstruktur in Tabelle 1 zeigt die Unterschiede des Ertragaufbaues im Vergleich zu den Vorjahren. Mit Ausnahme der Lehmstandorte führten insbesondere die zum Teil deutlich niedrigeren Kornzahlen je Ähre, gepaart mit tendenziell niedrigeren TKM, zu den niedrigeren Erträgen. Auf den Lehmstandorten bewegten sich alle drei Ertragsmerkmale auf etwas niedrigerem Niveau, wobei hier die Mindererträge im Vergleich zu den anderen Ackerbauregionen noch am geringsten ausfielen.

Die Landessortenversuche

Von im Herbst 2009 insgesamt sechs angelegten Landessortenversuchen konnten alle in die Auswertung einbezogen werden. Aus Niedersachsen stehen weitere sechs Versuche von Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorten für die Auswertung zur Verfügung (Tabelle 3).

Die Prüfung der Sorten erfolgte in zwei Intensitätsstufen (Tabelle 2). Als Gegenwert für die rund 115 € je ha höheren Produktionskosten in der Intensitätsstufe 2 (B 2) mussten bei einem Erzeugerpreis von 15,00 € je dt in dieser Intensitätsvariante rund 7,7 dt je ha Mehrertrag erzielt werden, um eine Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen gegenüber B1 zu gewährleisten. Dieser notwendige Mindestmehrertrag beträgt gegenüber dem vergangenen Jahr fast nur noch die Hälfte. Dieses zeigt nochmals deutlich die Abhängigkeit der Wirtschaftlichkeit produktionstechnischer Maßnahmen vom erzielbaren Erzeugerpreis. Wie aus den unteren Zeilen der Tabelle 3 hervorgeht, Vergleich der Erträge aus B1 zu B2 in dt je ha im Mittel aller Sorten, konnte auf fünf nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten dieser Mehrertrag in der höheren Intensitätsstufe B2 nicht erzielt werden.

Das geprüfte Sortenspektrum umfasst die acht leistungsfähigsten Sorten, ein Hinweis dafür, dass in Triticalezüchtung zurzeit nur wenig neue Sorten mit deutlichen Verbesserungen zur Verfügung stehen.

Die Ertragsleistungen der Sorten

Die diesjährigen Erträge der Sorten zeigen hinsichtlich ihrer Standortspezifität deutlichere Unterschiede. Dieses gilt vor allem für die Sandstandorte im Vergleich zu den Anbauregionen Lehm und Höhenlagen (Tabelle 3). Es lassen sich deutlichere Beziehungen zur Pflanzenlänge (Tabelle 7) herstellen.

Auf den Sandstandorten haben die beiden mehrjährig geprüften, sehr kurzen Sorten Dinaro und Grenado deutlich überdurchschnittlich abgeschnitten. Auch die sehr kurze neue Sorte Pigmej zeigte recht gute Leistungen, allerdings nicht auf dem sehr hohen Niveau der beiden erstgenannten Sorten. Die sehr langstrohige neuere Sorte Tarzan brachte im Mittel auch noch recht gute Leistungen, allerdings mit größeren Standortstreuungen. Demgegenüber konnten die neueren langstrohigen Sorten Cosinus, Tulus und auch Tarzan mit sehr stabilen, überdurchschnittlichen Erträgen auf den Lehm- und Höhenlagenstandorten überzeugen.

Tendenziell bestätigen lassen sich die diesjährigen Ergebnisse auch bei mehrjähriger Betrachtung (Tabelle 4). Deutlich überzeugen die sehr kurzstrohigen Sorten Grenado und Dinaro auf den Sandstandorten. Auch der langstrohige Tarzan zeigte bereits im Vorjahr und in den Wertprüfungsjahren auf Sand sehr stabile, deutlich überdurchschnittliche Erträge. Demgegenüber erwiesen sich mehrjährig die langstrohigen Sorten Cosinus, Tulus und auch Tarzan auf Löß, Lehm und Höhenlagen als ertragspotente Sorten, sowohl in den Landessortenversuchen als auch in den Wertprüfungen. Speziell in den Höhenlagen überzeugt weiterhin die kurzstrohige Sorte Cando.

Der Tabelle 5 sind die Sortenempfehlungen für die verschiedenen Anbauregionen von NRW zu entnehmen. Tabelle 6 zeigt die spezifischen Eigenschaften der Empfehlungssorten. Der Tabelle 7 sind die detaillierten Eigenschaften der Sorten zu entnehmen. Sehr deutliche Unterschiede zwischen den Sorten bestehen in der Pflanzenlänge und damit auch in der potenziellen Gefährdung durch Lager, insbesondere bei güllegedüngtem Triticaleanbau. Allerdings könnten längerstrohige, ertragreiche Sorten Vorteile in der Nutzung als Ganzpflanzensilage für Biogasanlagen haben.

Intensitätsansprüche der Sorten

Bei den Intensitätsansprüchen lassen sich bei Triticale über die Jahre und Standorte hinweg betrachtet keine gesicherten Aussagen ableiten. Nur in der Tendenz deutet sich an, dass die längerstrohigen Sorten, bedingt durch den höheren Wachstumsreglereinsatz in der höheren Intensitätsvariante B2, hier mehrheitlich die höhere Wirtschaftlichkeit zeigen. Bei den kurzstrohigeren Sorten Dinaro und Grenado wird mehrheitlich bereits in der extensiveren Variante B1 die höhere Wirtschaftlichkeit erreicht.

Hinweise zur Aussaat

In Abhängigkeit des Standortes und der Herbstwitterung ist zu beachten, dass durch die richtige Wahl der Aussaatzeit dem Triticale noch eine gute Vorwinterentwicklung gewährleistet wird. Die Ansprüche an die Saattiefe und die Saatbettbedingungen, möglichst flach mit 2 bis 3 cm in ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett, mit nach unten wurzelgängigem Unterboden entsprechen denen des Roggens.

In der Tabelle 8 sind für die verschiedenen Anbauregionen Empfehlungen zu den Aussaatmengen (kg je ha) sowie deren Berechnungsweise aufgeführt. Die Angaben zur anzustrebenden Zielbestandesdichte, den Beährungskoeffizienten sowie den Feldaufgangs- und Überwinterungsverlusten, die bei einer korrekten und sicheren Aussaatmengenberechnung zu berücksichtigen sind, basieren auf den Landessortenversuchen. Die in der Tabelle 6 angeführten Hinweise zur optimalen Bestandesdichte können für die Aussaatmengen-Berechnung herangezogen werden. Liegen eigene Erfahrungen, vor allem für die möglichen Verlustkomponenten Feldaufgang und Überwinterung vor, so sollten diese in der Rechnung berücksichtigt werden. Die aufgeführten Werte beziehen sich auf die langjährig bewährte, normale Saatzeit für Triticale sowie auf gute Saatbettbedingungen.

Bei sich verschlechternden Saatbettbedingungen sind die Werte für die Feldaufgangsverluste sowie gegebenenfalls für die Überwinterungsverluste zu erhöhen. Ziel muss sein, ausreichende, aber keine überhöhten Bestandesdichten zu garantieren.

Autor: Dr. Joachim Holz und Heinz Koch