Landessortenversuche Triticale 2011

Trirticale-Ernte

Triticale mit guten Erträgen

Vor dem Hintergrund des spezifischen Witterungsverlaufes in diesem Vegetationsjahr lässt sich die genetische Verwandtschaft des Triticales zum Weizen auch in diesem Jahr wieder nicht leugnen. Der Entwicklungsverlauf beider Kulturarten ist weitestgehend ähnlich. Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellen vor, was das für Ernte und Erträge bedeutet.

Im Vergleich zum Vorjahr konnten im Mittel der nordrhein-westfälischen Triticale-Landessortenversuche mit 96 dt je ha rund 7 dt je ha mehr gedroschen werden. Auch die ersten vorläufigen BEE-Ergebnisse aus der Praxis weisen gegenüber dem Vorjahr mit im Mittel 61 dt je ha rund 7 dt je höhere Erträge aus. Das diesjährige BEE-Ergebnis entspricht damit fast dem letzten zehnjährigen Mittel.

Die Triticale-Anbauflächen lagen im Jahr 2010/11mit rund 56 600 ha NRW-weit nur rund 600 ha unter den vorjährigen Anbauflächen. Leichte Verschiebungen, nach den beiden Landesteilen Rheinland und Westfalen-Lippe differenziert, ergaben sich gegenüber dem Vorjahr insoweit, als im Rheinland die Anbauflächen von 6 760 ha um 400 ha ausgedehnt und in Westfalen-Lippe mit 49 850 ha um gut 1 000 ha reduziert wurden.

Ein Vergleich der Erträge zu den Vorjahren in den verschiedenen Ackerbauregionen weist aus, dass, wie während der Vegetationszeit ja schon sichtbar, die sehr frühe Trockenheit und Wärme die Bestandesdichten deutlich reduziert hat, wie in Tabelle 1 dargestellt. Mit Ausnahme der Sandstandorte - wie beim Winterweizen übrigens genauso - konnte allerdings dieses Ertragsmerkmal durch die höhere Kornzahl je Ähre und vor allem die deutlich höhere Tausendkornmasse in ihren Ertragsauswirkungen mehr als nur kompensiert werden. Langjährige Vergleiche zeigen bestätigend, dass für sehr hohe Erträge beim Triticale das Merkmal Bestandesdichte keinen alles entscheidenden Einfluss hat. Die Ertragsmerkmale Kornzahl je Ähre und TKM können etwaige Minderausprägungen bei der Bestandesdichte sehr gut ausgleichen. Lediglich auf den sehr leichten Sandstandorten sind für das Erzielen hoher Erträge unbedingt mindestens 500 ährentragende Halme je m² anzustreben. Gerade hier sollten damit die erforderlichen Mindest-Saatstärken überprüft werden; nicht immer können optimale Bestockungsbedingungen im Herbst und Frühjahr erwartet werden.

Die Landessortenversuche

Von im Herbst 2010 landesweit insgesamt sieben angelegten Landessortenversuchen konnten sechs in die Auswertung einbezogen werden. Der Höhenstandort Meerhof konnte bis zum Redaktionsschluss leider nicht mehr berücksichtigt werden. Aus dem benachbarten Niedersachsen und Hessen stehen weitere acht Landessortenversuche von Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorten für die Auswertung zur Verfügung, siehe Tabelle 3. Damit bieten insgesamt 14 Landessortenversuche eine fundierte Grundlage für eine anbauregionsspezifisch orientierte, mehrjährig gesicherte Sortenempfehlung. Die Prüfung der Sorten erfolgte in zwei Intensitätsstufen, siehe Tabelle 2. Als Gegenwert für die rund 111 € je ha höheren Produktionskosten in der Intensitätsstufe 2 (B 2) mussten bei einem unterstellten Erzeugerpreis von 18,00 € je dt in dieser Intensitätsvariante rund 6,2 dt je ha Mehrertrag erzielt werden, um eine Wirtschaftlichkeit dieser Mehr-Maßnahmen gegenüber der Variante B1 zu gewährleisten.

Dieser in 2011 wirtschaftlich erforderliche Mindestmehrertrag liegt mit 1,5 dt je ha noch unterhalb dessen aus dem vergangenen Jahr. Dieses zeigt wieder die Abhängigkeit der Wirtschaftlichkeit produktionstechnischer Maßnahmen vom letztlich erzielbaren Erzeugerpreis. Wie aus den unteren Zeilen der Tabelle 3 hervorgeht, die den Vergleich der Erträge aus B1 zu B2 in dt je ha im Mittel aller Sorten zeigen, konnte lediglich auf zwei von sechs nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten dieser wirtschaftlich notwendige Mindestmehrertrag in der höheren Intensitätsstufe B2 noch erzielt werden. Das geprüfte Sortenspektrum umfasst im nordwestdeutschen Bereich neun Sorten, ein Hinweis dafür, dass im Bereich der Triticalezüchtung zurzeit nur eine geringe Anzahl neuerer zugelassener Sorten zur Verfügung stehen.

Die Erträge der Sorten

Die diesjährigen Erträge der Sorten zeigen hinsichtlich ihrer Standortspezifität deutlichere Unterschiede. Dieses gilt vor allem für die Sandstandorte im Vergleich zu den beiden anderen Anbauregionen Lehm und Höhenlagen, siehe Tabelle 3. Auf den Sandstandorten haben diesjährig wieder sehr konstant die beiden mehrjährig geprüften sehr kurzen Sorten Dinaro und Grenado deutlich überdurchschnittlich abgeschnitten. Die sehr langstrohige neuere Sorte Tulus konnte sehr beständig auf den Lehm- und Höhenlagenstandorten mit hohen Erträgen überzeugen, wobei auch Grenado auf diesen Standorten recht gute Leistungen zeigte. Deutlich ertragsschwankender präsentierte sich die längste Sorte im Sortiment, Tarzan.

Tendenziell bestätigen lassen sich die diesjährigen Ergebnisse auch bei mehrjähriger Betrachtung, wie in Tabelle 4 dargestellt. Deutlich überzeugen die sehr kurzstrohigen Sorten Grenado und Dinaro auf den Sandstandorten. Tulus zeigte mehrjährig auf Löß-, Lehm- und den Höhenstandorten zuverlässig überdurchschnittliche Erträge, wie ebenfalls Grenado auf den Lehmstandorten. Eine besondere Eignung für die Lößstandorte zeigt mehrjährig Cosinus. Cando und Cosinus passen für die Höhenstandorte, wobei in diesem Jahr die Erträge etwas unterdurchschnittlich waren. Zweijährig geprüft wäre die Langstrohsorte Tarzan mit der möglichen Option auch zur GPS-Nutzung in Betracht zu ziehen.

Der Tabelle 5 sind die Triticale-Sortenempfehlungen für die verschiedenen Anbauregionen von NRW zu entnehmen. Tabelle 6 zeigt die spezifischen Eigenschaften der Empfehlungssorten zu ihrer optimalen Ertragsstruktur im Hochertragsbereich sowie zu speziell zu beachtenden Schwächen und Stärken. Bei vieljähriger Betrachtung der sortenspezifischen Ertragsstrukturgegebenheiten im höheren Ertragsbereich werden die Sortenunterschiede offensichtlich. Dinaro benötigt immer deutlich höhere Bestandesdichten als zum Beispiel Tulus oder auch Tarzan bei hohen Erträgen. Die Sorte Tulus über überhöhte N-Düngung zu Dinaro-Bestandesdichten führen zu wollen, weil das auch besser aussieht, ist pflanzenbaulich kontraproduktiv.

Der Tabelle 7 sind die detaillierten Eigenschaften der Sorten zu entnehmen. Sehr deutliche Unterschiede zwischen den Sorten bestehen in der Pflanzenlänge und damit auch in der potenziellen Gefährdung durch Lager, insbesondere bei güllegedüngtem Triticaleanbau und damit schwer zu kalkulierender Stickstofffreisetzung im Verlauf der Vegetation. Allerdings könnten längerstrohige, ertragreiche Sorten Vorteile in der Nutzung als Ganzpflanzensilage für Biogasanlagen haben.

Intensitätsansprüche der Sorten

Bezüglich der sortenspezifischen Intensitätsansprüche zeigt sich über die Jahre, dass bei der Sorte Cando die höchsten bereinigten Marktleistungen überwiegend in der höheren Intensitätsstufe erzielt werden. Bei Grenado dagegen schwankt es stark. Hier muss standort- und jahresspezifisch genau beobachtet und über einen wirtschaftlichen Pflanzenschutzeinsatz entschieden werden. Bei den Sorten Tarzan, Tulus und Dinaro zeigten sich dagegen mehrjährig überwiegend bei niedrigerer Intensität die höheren bereinigten Marktleistungen. Zu betonen ist, dass es sich um Mehrjahrestendenzen der sortenspezifischen Intensitätsansprüche handelt. Dieses enthebt nicht von jährlich immer wieder erforderlicher genauer Bestandesbeobachtung und -führung.

Hinweise zur Aussaat

In Abhängigkeit der Standort- und Herbstwitterungsbedingungen ist zu beachten, dass durch die richtige Wahl der Aussaatzeit dem Triticale noch eine gute Vorwinterentwicklung gewährleistet wird. Die Ansprüche an die Saattiefe und die Saatbettbedingungen, möglichst flach mit 2 bis 3 cm in ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett, mit nach unten wurzelgängigem Unterboden entsprechen denen des Roggens.

In der Tabelle 8 sind für die verschiedenen Ackerbau-Anbauregionen in NRW Empfehlungen zu den Aussaatmengen in kg je ha sowie deren Berechnungsweise aufgeführt. Die dort jeweils aufgeführten Angaben zur anzustrebenden Zielbestandesdichte, den Beährungskoeffizienten sowie den Feldaufgangs- und Überwinterungsverlusten, die bei einer korrekten und sicheren Aussaatmengen-Berechnung immer mit zu berücksichtigen sind, basieren auf mehrjährig in den Landessortenversuchen ermittelten Ertragsstrukturdaten. Die in der Tabelle 6 angeführten sortenspezifischen Hinweise zur optimalen Bestandesdichte - Ähren je m² - können für eine sortenspezifische Aussaatmengen-Berechnung herangezogen werden. Auf den bereits oben angeführten Sachverhalt, dass vor allem auf Sandstandorten eine Mindestbestandesdichte von 500 ährentragenden Halmen als Basis für höhere Erträge dringend erforderlich ist, wird noch einmal an dieser Stelle deutlich hingewiesen.

Liegen eigene standörtliche Erfahrungen, insbesondere für die möglichen Verlustkomponenten Feldaufgang- und Überwinterung, vor, so sollten diese in der Rechnung neben der individuellen TKM und Minderkeimfähigkeit des Saatgutes berücksichtigt werden. Die aufgeführten Werte beziehen sich auf die regional langjährig bewährte normale Saatzeit für Triticale sowie auf gute Saatbettbedingungen. Bei sich verschlechternden Saatbettbedingungen sind die Werte für die Feldaufgangsverluste sowie gegebenenfalls für die Überwinterungsverluste zu erhöhen. Ziel muss sein, ausreichende, aber nicht überhöhte Bestandesdichten als wichtige Basis für einen hohen und sicheren Ertrag zu garantieren.

Autor: Dr. Joachim Holz und Heinz Koch