Landessortenversuche Winterweizen 2013 - Späte Saaten

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Winterweizen

Spätsaatverträgliche Winterweizensorten 2013

Anders als bei anderen Getreidearten ist die Aussaat bei Weizen über einen weiten Zeitraum möglich. Nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spät geerntetem Mais stellt sich die Frage, welche Weizensorten unter den Bedingungen einer Spätsaat noch über die beste Leistungsfähigkeit verfügen. Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt die Sorten vor.

Im Herbst 2012 konnten nur an zwei von drei Versuchsstandorten in NRW die Landessortenversuche Winterweizen mit zehn Sorten in Spätsaat angelegt werden. Witterungsbedingt konnte der Versuch nicht auf dem Lößstandort im Rheinland gedrillt werden. Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte ausschließlich unter den Bedingungen einer auf Gesunderhaltung der Sorten ausgerichteten Intensität, die der praxisüblichen Variante B3 des Blattfruchtweizen-Sortimentes entspricht. Die Erträge der Sorten unter den Bedingungen einer Spätsaat stehen hier im Vordergrund.

Grundsätzlich ist über die letzten neun Jahre festzustellen, dass eine Spätsaat gegenüber einer Normalsaat erheblich Ertrag kostet. Allgemein beruht eine Einschränkung der Ertragsleistung bei später Saat im Wesentlichen auf einem Rückgang des Einzelährenertrages der Bestockungstriebe mit einer kürzeren und geringeren Kornzahl pro Ährchen und zum Teil auch mit geringerer TKM, die sich mit zunehmender Verspätung verstärkt. In den Landessortenversuchen betragen im Mittel der jeweiligen Standorte die Mindererträge auf den Lößstandorten bei Spätsaat rund 18 dt je ha, auf den Lehmstandorten etwa 10 dt/ha und auf den Höhenlagenstandorten 8 dt je ha. In diesem Jahr zeigten sich auf dem Höhenstandort allerdings verkehrte Verhältnisse, was angesichts der dünnen Spätsaat-Bestände zum sehr späten Vegetationsbeginn einmal mehr das enorme Kompensationsvermögen von Getreide zeigt. Im Mittel der Sorten wies die Spätsaat hier ein um rund 9 dt je ha höheres Ertragsniveau auf als beim Sortensortiment zur Normalsaatzeit ausgesät.

Die Erträge der Sorten

Unter einer Spätsaat versteht man generell eine um rund drei bis fünf Wochen später erfolgende Aussaat. Spätsaat beim Weizen bedeutet damit auch eine bewusste Inkaufnahme einer Verkürzung der Vegetationszeit, da in der Regel der Ausgleich der verspäteten Saat nicht durch eine Reifeverspätung erfolgt. Des Weiteren treten bei einer Spätsaat häufig ungünstige Saatbett- und Witterungsbedingungen auf, die ein Keimen, Auflaufen, sowie rasches Regenerieren nach Winter mit einem höheren Risiko behaften.

Nicht selten läuft die Saat vor Winter nicht mehr auf. Kommt es während der Keimung zu einem Frosteinbruch, besteht die Gefahr von Auswinterungsschäden. Mit Einsetzen des Vegetationsbeginns im Frühjahr müssen sich die Sorten noch unter erforderlichen Kurztagsbedingungen sehr schnell entwickeln und bestocken, um ausreichende Bestandesdichten zu erreichen. Frohwüchsige, robuste, in der Regel aber auch winterhärtere Sorten sind daher für einen späten Saattermin unter Umständen vorteilhafter. Die Winterhärte einer Sorte sollte dabei jedoch nicht absolut entscheidend sein. Unter den Auswinterungsbedingungen des letzten Erntejahres zeigte die wenig winterharte Sorte Winnetou noch gute Ergebnisse im Spätsaatversuch. Im termingerecht gesäten Blattfruchtweizen-Versuch winterte sie auf dem Höhenstandort aus. Offenbar befand sich die Sorte aufgrund des späten Saattermins in einem unempfindlicheren Entwicklungsstadium.

In den vergangenen Jahren sowie auch dem aktuellen Erntejahr zeigt Winnetou gute und stabile Erträge unter allen Standortbedingungen (Tabellen 1 und 2) bei einer späten Aussaat. Nicht prüfbare Kriterien, wie Sortenvitalität oder Frohwüchsigkeit sowie auch eine möglicherweise sehr gute Regenerationsfähigkeit spielen vermutlich auch eine Rolle. Auch ein flexibel reagierender Ertragstrukturaufbau aus Bestandesdichte, Kornzahl je Ähre und TKM scheint nicht unwahrscheinlich. Ein Beispiel aus dem aktuellen Jahr zeigt auf der anderen Seite, dass die vorhandenen Anbaurisiken einer Spätsaat in Kombination mit bestimmten Eigenschaften einer Sorte auch eine ungünstige Konstellation darstellen können. Die Sorte Julius zeichnet sich durch eine langsamere Jugendentwicklung aus. Entsprechend lichter in der Bestandesdichte präsentierte sich diese Sorte im Vergleich zu den anderen im Sortiment. Aufgrund des diesjährig sehr späten Vegetationsbeginns konnte hier ein Ausgleich durch weitere Bestockung nicht im erforderlichen Umfang stattfinden oder von der Sorte anderweitig kompensiert werden. Entsprechend schwach war mit relativ 89 der Ertrag.

Im Februar noch säen?

Extrem späte Saatzeiten im Rheinland bis Anfang Februar können grundsätzlich zwar noch funktionieren, sind sicherlich aber nicht empfehlenswert. In solchen Fällen sollte auf winterhärtere Sommerweizen, auch als Wechselweizen bezeichnet, zurückgegriffen werden. Dieser kann, wenn die Aussaat bei gutem Bodenzustand erfolgt, einem zu spät gesäten Winterweizen überlegen sein.

Auf der Grundlage der in Tabelle 2 aufgeführten Ergebnisse lassen sich die in der Tabelle 3 aufgeführten Sortenempfehlungen ableiten. Generell zeigen sich die im zur Normalzeit gesäten Weizensortiment herausragenden Leistungsträger auch in der Spätsaat als leistungsfähig.

Bei der Aussaat ist zu beachten, dass gegenüber einer Normalsaat die Saatstärken pauschal um rund 15 % erhöht werden sollten. Bei der Spätsaat ist in der Regel mit deutlich schlechteren Feldaufgangsraten und etwas höheren Überwinterungsverlusten zu rechnen. Diese beiden möglichen Komponenten sind zur Absicherung einer nach Winter erwünschten Mindest-Bestandesdichte unbedingt abzuschätzen und mit zu berücksichtigen.

Bei sehr dünnen Beständen im frühen Frühjahr kann über eine erhöhte Start-N-Düngung (80 bis 100 kg N je ha) sowie eine frühe CCC-Maßnahme in EC 23 bis 25 zur Brechung der apikalen Dominanz der Haupttriebe versucht werden, die Bestockung stärker zu fördern. Generell muss bei Spätsaat aber von niedrigeren Bestandesdichten zur Ernte ausgegangen werden.

Autor: Dr. Kathrin Bürling