Landessortenversuche Silomais 2009

Abgeernteter Silomais vor einer BiogasanlageBild vergrößern
Die einheitliche Sortenempfehlung Silomais der Landwirtschaftskammer beinhaltet jetzt auch die Sortenempfehlung für den Energiemaisanbau.


Frostschäden am MaisBild vergrößern
In den kalten Nächten der ersten Junidekade kam es lokal zu Frostschäden an Mais.


Unterfußdüngungseffekte beim MaisBild vergrößern
In der Kälteperiode Anfang Juni waren verbreitet deutliche Unterfußdüngungseffekte zu beobachten.


Lagerbildung beim SilomaisBild vergrößern
In den lagernden Sortenversuchen war die parzellengenaue Versuchsbeerntung 2009 nicht möglich.


Säbelbeine nach Lagerbildung beim SilomaisBild vergrößern
Durch Starkregen und Wind kam es im Streckungswachstum zu Sommerlager. Die Pflanzen richteten sich wieder auf, zeigten aber extreme Säbelbeine.


SilomaisversucheBild vergrößern
In den Sortenversuchen der Landwirtschaftskammer werden frühe, mittelfrühe und mittelspäte Silomaissorten geprüft.


Silomais 2009: Hohes Vorjahresniveau vielfach verfehlt

Sowohl in der Praxis als auch in den Sortenversuchen konnte mit Silomais ertraglich und qualitativ nicht immer das hohe Vorjahresniveau erzielt werden. Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichtet über die Landessortenversuche mit Silomais und gibt Sortenempfehlungen für den Futter- und Energiemaisanbau 2010.

2009 konnten die Maisbestände in der Regel unter optimalen Bedingungen bestellt werden. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen im April bescherten insbesondere den Frühsaaten zügige Feldaufgänge. Verbreitet stand der Mais schon Ende April in Reihen. Diese Frühsaaten kamen mit dem Kälteeinbruch in der ersten Junidekade auch besser zu Recht als später im Mai bestellte Bestände. Ähnlich wie die Spätsaaten, litten auch einzelne Sorten offensichtlich stärker insbesondere unter den kalten Nächten im Juni. Verbreitet waren in dieser Wachstumsphase auch Unterfußdüngungseffekte zu beobachten. In einzelnen ungünstigen Lagen kam es auch zu Frostschäden. Zwar konnte sich der Mais von dem Kälteeinbruch mit den ab Mitte Juni ansteigenden Temperaturen relativ schnell erholen - letztendlich wird aber das zum Teil überraschend schlechte Abschneiden einzelner Sorten auch auf diese Witterungsphase zurückzuführen sein. Mit den hohen Temperaturen ab Ende Juni kam das Längenwachstum dann explosionsartig in Gang und der Mais kam sehr schell zum Fahneschieben.

Sommerlager nach Wind und Starkregen

In dieser kurzen Schossphase kam es nach Starkregen und heftigen Wind in einigen Regionen zu Sommerlager, da sich das frische Gewebe der noch jungen Maispflanzen noch nicht stabilisiert hatte. Besonders getroffen wurde der Mais davon am Niederrhein und in der Hellwegregion. Auch die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer blieben vom Sommerlager nicht verschont. Zwar konnten sich die Bestände im weiteren Wachstumsverlauf wieder einigermaßen aufrichten, zeigten anschließend aber die typischen Säbelbeine. Eine versuchstechnisch sachgerechte Beerntung der Landessortenversuche Silomais in Neulouisendorf, Kreis Kleve, und am Standort Haus Düsse, Kreis Soest, war aber nicht mehr möglich. Darüber hinaus wurden auch die Silomaisversuche am Standort Beckrath, Mönchengladbach, durch Hagel so stark geschädigt, dass von einer Beerntung abgesehen werden musste. Sortenunterschiede bezüglich der Lageranfälligkeit durch die Unwetter waren durchaus zu erkennen, dürfen aber grundsätzlich nicht überbewertet werden. Betroffen waren in der Regel die Bestände und in den Versuchen die Sorten, die sich zum Zeitpunkt der Unwetter am besten präsentierten und kurz vor dem Fahnenschieben standen. So fielen Sorten mit einer verhaltenen Jugendentwicklung oftmals weniger durch Sommerlager auf, da sie in der Entwicklung noch nicht soweit fortgeschritten waren beziehungsweise grundsätzlich nicht so massenwüchsig sind.

Am Versuchsstandort Haus Düsse war das Sommerlager relativ gleichmäßig über die gesamte Versuchsanlage zu beobachten. Die entsprechende Bonitur ist in der Tabelle 1 dargestellt. Hier wurde auch versucht, den quer zu den Reihen lagernden Mais versuchstechnisch zu beernten. Anders als in der Praxis kann dabei nicht reihenunabhängig gearbeitet werden, da von einer vierreihigen Versuchsparzelle nur die Mittelreihen geerntet werden dürfen. Da eine saubere Reihentrennung aber nicht immer möglich war und keine einheitliche Stoppellänge erzielt werden konnte, wurde die Versuchsbeerntung abgebrochen. Aus den gewonnenen Daten von etwa 20 Parzellen kann tendenziell abgeleitet werden, dass massives Sommerlager in erster Linie zu Entwicklungsverzögerungen führt, was sich an den vergleichweise niedrigen Gesamt-T-Gehalten in Haus Düsse zeigt und auch schon an den Blühverzögerungen lagernder Pflanzen zu erkennen war, siehe dazu Tabelle 2. Gleichzeitig fallen die Trockenmasseerträge niedriger aus, was auch auf die zwangsläufig längere Stoppel zurückzuführen ist. Durch diesen Hochschnitt steigt aber der Kolbenanteil im Erntegut, so dass trotz tendenziell niedrigeren Gesamt-T-Gehaltes in Haus Düsse die höchsten Energiekonzentrationen und Stärkegehalte im Erntegut gemessen wurden.

Gute Bedingungen für Blüte und Kolbenfüllung

In den Sortenversuchen blühte der Mais zuerst in Dülmen- Merfeld ab dem 4. Juli, gefolgt von den Standorten Milte und Delbrück-Ostenland. Bei hohen Temperaturen im Juli verlief die Blüte landesweit zügig und allgemein ohne Probleme. Die mittelfrühen Sorten blühten im Mittel zwei bis drei Tage nach der frühen Reifegruppe, während die mittelsspäten Sorten acht bis zehn Tage später zur Blüte kamen. Zögerlicher verlief die Entwicklung an den kühleren Standorten in Niedersachsen. Selbst in Lohne, 20 km nördlich zur Landesgrenze Nordrhein-Westfalens, trat die Blüte schon 14 Tage später ein als am frühen Standort Dülmen- Merfeld. Mit etwa 15 Tagen Verzögerung blühte an den Standorten, wo auch die späten Sorten geprüft wurden, die sehr späte Biogassorte Cannavaro, was die Abreifebrisanz der späten Sorten verdeutlicht. In Jahren mit schlechteren Reifbedingungen fehlen diese Tage sehr schnell für die Kolbenfüllung. Bei hohen Temperaturen im August und September lief die Stärkeeinlagerung auf Hochtouren, wurde aber insbesondere auf leichten Standorten durch die angespannte Wasserversorgung begrenzt. Wie bereits die Abreifeuntersuchungen durch die Landwirtschaftskammer prognostizierten, erreichten erste Bestände gegen Anfang September die Silomaisreife. Die weiterhin ausbleibenden Niederschläge beschleunigten dann die Abreife noch einmal. So wurde in der Praxis, aber auch in den Sortenversuchen mit teilweise sehr hohen T-Gehalten geerntet, was ein nicht unerhebliches Nacherwärmungsrisiko mit sich bringen dürfte. Selbst optisch noch gras-grüne Bestände kamen mit Gesamt-T-Gehalten von deutlich mehr als 35 % in den Silohaufen, da Blätter und Stängel zur Ernte ungewöhnlich wenig Wasser gebunden hatten.

Geringer Krankheitsdruck

Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren traten Turcicum-Blattflecken 2009 wenn überhaupt erst spät und im nicht ertragsrelevanten Ausmaß auf. Eine Bonitur konnte Anfang September in den Silomaisversuchen am Standort Milte, Kreis Warendorf, vorgenommen werden. Stärkeren Befall zeigten dort insbesondere die frühen Sorten Sensation und Patrick sowie die mittelfrühen Sorten Padrino und ES Makila. Die Beurteilung der Sorten bezüglich der Anfälligkeit gegenüber der Blattkrankheit in Tabelle 1 basiert aber in erster Linie auf den Beobachtungen aus den Jahren 2007 und 2008. Für die diesjährig neuen Sorten ist eine endgültige Einstufung bislang nur bedingt möglich. Die Beurteilung dieser Sorten ist daher in der Tabelle in Klammern gesetzt und als vorläufig anzusehen. Das sporadische Auftreten der Blattflecken zeigt aber, dass nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Infektionspotenzial gegeben ist. Mit der Trockenheit im August bestanden diesjährig aber ausgesprochen schlechte Infektionsbedingungen, so dass sich der Befall nicht etablieren konnte. Unter feuchteren Bedingungen, wie zuletzt in 2007 und 2008, muss zukünftig erneut mit dem stärkeren Auftreten von Turcicum-Blattflecken in NRW gerechnet werden, weshalb die Sorteneinstufung in Tabelle 1 zumindest dort nicht unbeachtet bleiben sollte, wo die Krankheit in den vergangenen Jahren beobachtet werden konnte. Beulenbrand kam 2009 nur selten vor, trat aber vereinzelt dort auf, wo der Mais durch Hagel geschädigt war oder sich Eintrittspforten durch Stängelbruch boten.

Futterqualität schwankt standortabhängig

Während die Silomaiserträge der frühen und mittelfrühen Sorten 2009 zumindest an den nordrhein-westfälischen Versuchsstandorten relativ dicht zusammen liegen, schwanken die Stärkegehalte und die Energiekonzentrationen zwischen den Standorten zum Teil erheblich. Wie Tabelle 2 zeigt, fällt insbesondere der Standort Merfeld durch niedrige Energiegehalte auf, was auf den dort zunehmenden Trockenstress zum Ende der Abreife zurückgeführt werden muss. Da in der Rindviehfütterung mittlerweile mehr auf die qualitativen Eigenschaften der Sorten geachtet wird als auf das letzte Quäntchen Ertrag, sind in der Ergebnisübersicht in Tabelle 3 neben den Erträgen jetzt auch der Stärkegehalt und die Energiekonzentration der letzten drei Versuchsjahre sowie das dreijährige Mittel der Qualitätsparameter aufgeführt. Um die Übersicht zu erhöhen und den Vergleich innerhalb der Sortengruppen zu erleichtern, sind auch die qualitativen Eigenschaften der Sorten als Relativzahl dargestellt. Zu beachten ist dabei aber, dass die Ergebnisse nicht über die Sortimente verglichen werden können, da über die Verrechnungssorten eine jeweils andere Bezugsgröße gegeben ist und im Fall der mittelspäten Sorten die Ergebnisse auch von anderen Standorten stammen. Außerdem wurden die Sortimente in Merfeld zu anderen Terminen gehäckselt. Verglichen werden sollten vielmehr die absoluten Erträge und Qualitäten an den Orten in Tablle 2.

Im frühen Sortiment werden durch die Sorten Saludo und NK Falkone sowohl qualitativ wie auch ertraglich Akzente gesetzt. 2009 kam auch Amadeo wieder sehr gut zurecht und lieferte im Mittel der Orte die höchsten Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge der mehrjährig geprüften Sorten im frühen Sortiment. Als früh und ausgesprochen ertragsstark zeigten sich 2009 auch die beiden neuen Sorten Fabregas und Ambrosini. Hinsichtlich der Stärkegehalte fallen aber beide Sorte durch unterdurchschnittliche Werte auf, was auf Verdünnungseffekte infolge des Massenwuchses zurückzuführen ist.

Schwerpunktmäßig mittelfrühe Sorten

Den Schwerpunkt für den Silomaisbau in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens bilden nach wie vor die mittelfrühen Sorten. Ertraglich stehen diese Sorten den späteren insbesondere in Jahren mit später Abreife nichts nach. Die Silomaisreife wird von diesen Sorten im Mittel der Sortimente und Jahre aber um gut zehn Tage früher erreicht als mit mittelspäten Sorten, was die Anbausicherheit und damit die Silagequalität natürlich deutlich erhöht. Entsprechend der Marktbedeutung sind im mittelfrühen Silomaissortiment auch immer die meisten Neuzulassungen zu verzeichnen, so dass von 35 geprüften Sorten elf Sorten erst im zweiten Prüfjahr standen und acht Neuzulassungen erstmalig in den Landessortenversuchen geprüft wurden.

Sowohl diesjährig wie auch im dreijährigen Mittel liefert die Sorte Torres in diesem Sortiment die höchsten Energie- und Stärkeerträge. Trotz tendenziell etwas späterer Abreife liefert Torres gleichzeitig hervorragende Futterqualitäten, obwohl die Sorte zuletzt 2008 an einigen Standorten durch einzelne Pflanzen mit Fingerkolben und fehlenden Hauptkolben auffiel. Hinsichtlich der mehrjährigen Energieerträge können die sehr ähnlichen Sorten Ronaldinio und Agro Lux ebenfalls ein ansprechendes Ergebnis erzielen. Beide Sorten zeigten 2008 und 2009 jedoch unterdurchschnittliche Stärkegehalte. Die im dreijährigen Mittel höchsten Stärkegehalte werden hingegen von den qualitätsbetonten Sorten Maritimo und LG3220 Logo erzielt, woraus trotz unterdurchschnittlicher Trockenmasseerträge im dreijährigen Mittel hohe, bei Maritimo sogar sehr hohe Stärkeerträge resultieren. Höchste Trockenmasseerträge erzielten zweijährig die extrem massenwüchsigen Sorten Sebastiano und die in 2009 erstmalig geprüften Sorten Fernandez und Agro Yoko, deren Anbau sich aber auf Grund der deutlich unterdurchschnittlichen Stärkegehalte auf den Energiemaisanbau beschränken sollte.

Mittelspäte Sorten für günstigste Anbaulagen

In günstigen Anbaulagen Nordrhein-Westfalens, insbesondere im Rheinland, stehen mittlerweile zunehmend auch mittelspäte Silomaissorten (ab S 260) im Anbau. Gefördert wird diese Entwicklung durch den zunehmenden Energiemaisanbau sowie durch die Wetter- und Wachstumsbedingungen der vergangenen Jahre, da mehrjährig früh gesät werden konnte und sich durchweg günstige Abreifebedingungen einstellten. Wenn frühe und mittelfrühe Sorten dann regelmäßig bereits Anfang September die Silomaisreife erreichen, liegt es nahe, die verbleibende Vegetationszeit zukünftig mit späteren Sorten für die Ertragsbildung zu nutzen. Das Ertragspotenzial dieser Sorten darf aber nicht überbewertet werden, denn wie die Landessortenversuche seit 2005 zeigen, sind Ertragsvorteile nicht immer und wenn überhaupt nur im geringen Umfang gegeben. Der Vergleich mit den mittelfrühen Sorten ist anhand der integrierten Vergleichssorten möglich. So wurden diesjährig die Sorten PR39F58 und Filippo sowohl im mittelfrühen wie auch im mittelspäten Sortiment geprüft. Der Ergebnisstabelle 3 ist über den Vergleich mit der Sorte Filippo zu entnehmen, dass viele mittelspäte Sorten das hohe Niveau der mittelfrühen Sorten auch 2009 nicht erreichen konnten. Für den Anbau zu Fütterungszwecken kommen aus diesem Sortiment allenfalls die frühesten Sorten mit der Reifezahl S 260 in Betracht. Hohe Stärkegehalte können dabei dreijährig nur von den Sorten ES Paroli, PR39F58, Kabanas und Cristiano sowie zweijährig von der Sorte Aabsolut erzielt werden. Als Neuzulassung kann 2009 die Sorte LG3216 mit sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkegehalten auf sich aufmerksam machen. Hinsichtlich der Abreife ist diese Sorte durchaus mit den späten mittelfrühen Sorten (S 250) vergleichbar, was auch durch die frühere Körnerreifezahl (K 240) zu erkennen ist. Als Produkt der Energiemaiszüchtung sind die sehr späten Sorten Puyol (S 290) und Cannavaro (S 310) erstmalig im mittelspäten Sortiment geprüft worden. Dabei fiel besonders Cannavaro am Standort Merfeld durch enorme Trockenmasseerträge auf. Mit dieser Sorte sollte aber auf Grund der extrem späten Abreife und des indiskutablen Stärkegehaltes selbst im Energiemaisanbau auch in günstigsten Anbaulagen nur kleinflächig experimentiert werden.

Sortenempfehlung für Futterbau und Biogas

Die Sortenempfehlungen Silomais für die Futter- und Biogasproduktion sind zu einer gemeinsamen Empfehlung in der Tabelle 4 zusammengefasst worden, da sich viele Sorten für beide Nutzungsrichtungen anbieten. Gleichzeitig werden jetzt auch mittelspäte Silomaissorten in die Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer aufgenommen. Mittelspäte Sorten sollten aber wenn überhaupt nur in den günstigsten Anbaulagen und dort gewählt werden, wo erfahrungsgemäß auch zeitig gesät werden kann. Bei der Betrachtung der Sortenempfehlung ist zu beachten, dass die Beurteilung der Sorten durch „+“, „o“ und „-„ auf Grund der unterschiedlichen Datenbasis der Sortimente nicht über die Sortimente verglichen werden kann. In die Sortenempfehlung aufgenommen werden in der Regel die Sorten, die im Mittel von Energie- und Stärkeertrag mindestens zweijährig das hohe Niveau der jeweiligen Verrechnungssorten (relativ 100) erreichen. Für die Rindviehfütterung sollte besonderes Augenmerk auf die qualitativen Eigenschaften gelegt werden. Diese sind insbesondere hinsichtlich der Stärkegehalte gegeben. Für die Biogasnutzung kommen in erster Linie die Sorten mit hohen Trockenmasseerträgen in Betracht. Aber auch hier sollte nicht auf zu späte Sorten gesetzt werden. Die Sorten sollten auch im Fall der Biogasnutzung T-Gehalte von mindestens 30 % sicher erreichen. Nach wie vor fehlt es an Indikatoren, die auf einen sortenspezifischen Gasertrag schließen lassen, so dass dem Trockenmasseertrag immer noch die größte Bedeutung bezüglich des Gasertrages je ha zukommen dürfte. Bei vergleichbaren Trockenmasseerträgen sollte aber auch in Bezug auf die Biogasnutzung immer der Sorte mit der höheren Energie- und Stärkekonzentration der Vorzug gegeben werden, denn auch wenn es nicht messbar ist, liegt es eigentlich auf der Hand, das 1 kg organische Trockensubstanz (oTS) Körner mehr Gas liefern sollte als 1 kg oTS Blätter und Stängel.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau 2010 empfehlen sich die frühen Silomaissorten Fabregas und Ambrosini. Beide Sorten machen durch sehr hohe Trockenmasseerträge im ersten Versuchsjahr auf sich aufmerksam. Das enorme Massenwachstum führt bei diesen Sorten allerdings zu unterdurchschnittlichen Stärkegehalten - dennoch werden von beiden Sorten aber hohe Energie- und Stärkeerträge erzielt. Aus dem mittelfrühen Sortiment empfehlen sich für den Probeanbau, aber ausschließlich in der Nutzungsrichtung Biogas, die ähnlichen Sorten Agro Yoko und Fernandez. Beide Sorten liefern sehr hohe Trockenmasseerträge, haben aber auf Grund stark unterdurchschnittlicher Stärke- und Energiegehalte im Trog nichts verloren.

Im mittelspäten Sortiment liefert die Sorte LG3216 höchste Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge und empfiehlt sich damit für den Probeanbau in allen Nutzungsrichtungen. Die sehr späte Biogassorte Cannavaro kann in günstigsten Lagen für die Energiemaisproduktion kleinflächig getestet werden. Außer Acht gelassen werden darf aber nicht das Abreiferisiko dieser Sorte, so dass dafür Flächen gewählt werden sollten, die auch unter feuchten Bedingungen im Herbst noch befahren werden können. Ein gesonderter Erntetermin muss für diese Sorte immer eingeplant werden, wenn parallel mittelfrühe Sorten angebaut werden.

So sind die empfohlenen Sorten zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte frühe Sorten (alphabetisch geordnet):

Amadeo S 220 / K 230 : Langwüchsige Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel früher Abreife, bei mittleren Erträgen und Qualitäten

NK Falkone, S 210/ K 210 : Mittellange, sehr frühe Zweinutzungssorte mit mittleren Qualitäten und Erträgen. Geringe Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken.

Kalvin, S 220/ K 200 : Mittellange Zweinutzungssorte mit im Sortimentsmittel etwas späterer Abreife. Mittlere Qualitätseigenschaften, hohe Trockenmasse und Stärkeerträge. Geringe Anfälligkeit für Turcicum.

Saludo, S210/ - : Langwüchsige, frühreife Silomaissorte mit hoher Energie- und durchschnittlicher Stärkekonzentration, hohe Trockenmasse- , Energie- und Stärkeerträge. Mehrjährig sehr gute Ergebnisse in Übergangs- und Höhenlagen.

Xxira, S 220/ - : Mittellange, trockenmassebetonte Silomaissorte mit im Sortimentsmittel späterer Abreife. Stärke- und Energiekonzentration unterdurchschnittlich, schlechter Stärkeertrag. Xxira wird auf Grund der dreijährig höchsten Trockenmasseerträge der frühen Sorten empfohlen und bietet sich daher vornehmlich für die Biogasnutzung an. Höhere Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

Agro Lux, S 240/ - : Lang- und massenwüchsige Silomaissorte mit hohen Trockenmasseerträgen, Abreife im Sortimentsmittel. Energiekonzentration durchschnittlich, bei schlechteren Stärkegehalten. Dennoch hohe Energie und durchschnittliche Stärkeerträge.

Filippo, S 240/ - : Lang- und massenwüchsige Silomaissorte mit hohen Trockenmasseerträgen, aber sehr niedrigen Stärke- und durchschnittlichen Energiegehalten. Auf Grund des Massenwuchses dennoch hohe Energieerträge, im Stärkeertrag unterdurchschnittlich. Spätere Silomaisreife.

LG 3220 Logo, S 230/ K 230 : Vergleichsweise kurzwüchsige Qualitätssilo- und Körnermaissorte mit höchster Stärke- und hoher Energiekonzentration. Trockenmasse- und Energieertrag unterdurchschnittlich, aber hoher Stärkeertrag.

Maritimo, S 250/ K 240 : Relative kompakte Zweinutzungssorte. Sehr hoher Stärkegehalt und -ertrag, die auch auf die häufige Anlage von Zweitkolben zurückzuführen ist. Energiegehalt und -ertrag durchschnittlich, niedriger Trockenmasseertrag.

Mintal, S 250/ - : Späte, mittellange Silomaissorte mit hohem Trockenmasse- und Stärkeertrag. Energiekonzentration unter-, Energieertrag durchschnittlich, Stärkegehalt im Sortimentsmittel.

Padrino, S 230/ K 210 : Frühe langwüchsige Zweinutzungssorte mit durchschnittlichen Qualitäten. Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich. Hoher Stärkeertrag. Auffallend gute Jugendentwicklung, aber anfällig für Turcicum-Blattflecken.

PR39T45, S 250/ - : Späte, mittellange Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäts- und Ertragsparametern. Geringe Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken.

PR39W45, S 240/ - : Mittellange Silomaissorte mit hohem Trockenmasse- und durchschnittlichen Energie- und Stärkeerträgen. Mittlere Abreife, aber unterdurchschnittlicher Energiekonzentration. Geringe Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken.

PR39T13, S 250/ K 250 : Massenwüchsige, sehr spätreifende Sorte mit durchschnittlichen Erträgen und Qualitäten. Geringe Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken.

Ronaldinio, S 240/ ca. K 240 : Lang- und massenwüchsige Sorte mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Spätere Abreife und unterdurchschnittliche Stärkegehalte. Auf Grund des Massenwuchses aber noch durchschnittlicher Stärkeertrag.

Torres, S250/ K 260 : Massenwüchsige Silomaissorte mit höchsten Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen, spätere Abreife, aber dennoch hohe Energie- und Stärkekonzentration.

Winn, S 240/ - : Massenwüchsiger Silomais mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Stärkeertrag im dreijährigen Mittel sehr hoch. Mittlere Abreife und Energiekonzentration, hohe Stärkegehalte.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten:

Cristiano, S 260, - : Lang- und massenwüchsige Silomaissorte mit im Sortimentsmittel relativ früher Abreife. Durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag, Energiekonzentration durchschnittlich, Stärkegehalt und -ertrag sehr hoch.

ES Paroli, S 260, K 250 : Mittel- bis langwüchsige Zweinutzungssorte. Abreife früher als das Sortimentsmittel. Auf Grund der früheren Körnerreife sehr hohe Stärkegehalte und hoher Stärkeertrag. Trockenmasse, Energieertrag und -gehalt durchschnittlich. Relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Ingrid, S 260, K 260 : Relativ kompakte, im Sortimentsmittel frühe Silomaissorte mit im dreijährigen Mittel hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen. Energiegehalt durchschnittlich, hoher Stärkegehalt. Die Sorte präsentiert sich an den Standorten oft sehr unterschiedlich und wird bei rascher Abreife sehr schnell von Stängelfäule befallen.

Kabanas, S 260, K 260 : Langwüchsige Silomaissorte. Früheste Abreife im späten Sortiment, im Sortimentsmittel sehr hoher Stärkegehalt und -ertrag. Hoher Trockenmasse- und Energieertrag bei durchschnittlicher Energiedichte.

Marcello, S 260, K 260: Langwüchsige Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten. Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich. Stärkeertrag im dreijährigen Mittel überdurchschnittlich.

PR39F58, S 260, K 250 : Langwüchsige Zweinutzungssorte, im dreijährigen Mittel durchschnittlicher Energiegehalt und -ertrag, trotz geringeren Trockenmasseertrages hoher Stärkeertrag bei sehr hohem Stärkegehalt.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

Marcelinio S 230/ K 240 : Frohwüchsige, sehr lange Silomaissorte mit extrem hohem Kolbenansatz. Realtiv frühe Abreife, Energiekonzentration unter-, Stärkegehalt durchschnittlich. Sehr hohe Trockenmasse- und Stärkeerträge. An den Standorten mit Sommerlager war die Sorte auf Grund der Statik extrem betroffen. Relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Ricardinio, S 230, K 220 : Sehr langwüchsige Zweinutzungssorte mit relative früher Abreife. Im zweijährigen Mittel durchschnittliche Energiekonzentration. Hoher Stärkegehalt und hohe Energie- und Stärkeerträge. Relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Amaryl, S 250, K 230 : Langwüchsige Zweinutzungssorte mit relativ früher Abreife und hohem Trockenmasseertrag. Energiegehalt, Energie- und Stärkeertrag durchschnittlich, unterdurchschnittliche Stärkekonzentration.

Sebastiano, S 250, - : Extrem langwüchsige, restpflanzenbetonte Silomaissorte mit späterer Abreife, aber sehr hohem Trockenmasseertrag. Unterdurchschnittliche Energiekonzentration und sehr niedriger Stärkegehalt. Auf Grund des Massenwuchses aber noch hoher Energieertrag bei durchschnittlichem Stärkeertrag.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten:

Aabsolut, S 260, - : mittellange Silomaissorte mit zweijährig hohen Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträgen. Relativ frühreif im mittelspäten Sortiment, durchschnittliche Energiekonzentration und hoher Stärkegehalt.

Busti CS, S 260, - : Massenwüchsige Silomaissorte. Bei etwas späterer Abreife als die anderen 260-iger Sorten hoher Trockenmasse- und Stärkeertrag. Durchschnittliche Qualitäten und durchschnittlicher Energieertrag.

Die vollständigen Ergebnisse der Landessortenversuche NRW 2009 mit Silomais an den Einzelstandorten sind im Internet unter www.landwirtschaftskammer.de unter den Stichworten Landwirtschaft, Ackerbau, Mais zu finden. Die Darstellung der Silomaisergebnisse aus den Höhenlagen mit der entsprechenden Sortenempfehlung erfolgt in einer der nächsten Ausgaben.

Autor: Norbert Erhardt