Landessortenversuche Silomais 2022

Silomaisernte in MünsterBild vergrößern
Silomaisernte

Stark schwankende Erträge mit Silomais

Silomais reifte 2022 schneller als die Häcksler arbeiten konnten. Die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Silomais zeigen große Ertragsschwankungen zwischen den Versuchsstandorten. Hinweise zur Sortenwahl für den Silomaisanbau 2023 geben Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert, Landwirtschaftskammer NRW.

Bei ausbleibendem Regen und anhaltend hohen Temperaturen kam die Maisvegetation 2022 verbreitet schon in der letzten Augustdekade vorzeitig zum Ende. Im Extrem blieben Bestände bereits im Streckungswachstum stecken. Insbesondere auf Standorten mit leichten Böden rollten die Pflanzen schon kurz nach der Blüte die Blätter, um im weiteren Verlauf komplett zu vertrocknen. Absolute Kolbenlosigkeit wie im Extremjahr 2018 blieb zwar die Ausnahme, deutliche Kolbenreduktionen und auffallend kleine Körner waren aber verbreitet zu finden. Erste Probeschnitte ab Mitte August zeigten überhöhte Gesamttrockenmassegehalte, die aber weniger auf reifen Körnern, sondern auf ungewöhnlich hohen Trockenmassegehalten in Blättern und Stängeln beruhten. So titelte schon die erste Meldung der Landwirtschaftskammer zur Maisabreife am 22. August: „Häckseln bevor es zu spät ist“. Tatsächlich lief die Silomaisernte dann auch Ende August fast landesweit auf Hochtouren. Trotz frühen Startes musste verbreitet mit deutlich überhöhten Trockenmassegehalten gehäckselt werden, da es den Pflanzen auch bei vorhandenem Restgrün einfach an Wassernachlieferung fehlte.

Viel zu hohe Trockenmassegehalte

Auch die ersten Landessortenversuche mit Silomais wurden noch im August geerntet. Wie der Übersicht 1 (siehe unten) zu entnehmen ist, gingen auch hier, wie in der Praxis, die Gesamttrockenmassegehalte regelmäßig „durch die Decke“. Für den rheinischen Standort Neulouisendorf, wo die Versuchsbeerntung betriebsbedingt erst am 7. September in Angriff genommen werden konnte, errechnen sich sogar Gesamtrockenmassegehalte von deutlich über 50 Prozent für die frühen und mittelfrühen Sorten bis zur Reifezahl S 250. In der Praxis bringen hohe Gesamttrockenmassegehalte zuerst erhebliche Probleme bei der Verdichtung des Häckselgutes im Silohaufen mit sich. Grundsätzlich resultiert daraus ein erhebliches Nacherwärmungsrisiko mit entsprechenden Verlusten. Für die Beurteilung der Maissorten im Versuchswesen spielt das Verdichtungsproblem natürlich keine Rolle. Hier besteht aber die Gefahr, dass die tatsächlich vorliegenden Futterinhaltsstoffe über die übliche NIRS-Messung bzw. die vorliegenden Kalibrationen für die hohen Trockenmassegehalte und unter Umständen auch niedrigeren Kolbenanteile nicht richtig eingeschätzt werden. Es war aber zu erkennen, dass für die Versuche am Standort Neulouisendorf realistische Ergebnisse erzeugt wurden, was sich auch am lokalen Sortenranking zeigt. Nicht auswertbar waren hingegen die Silomaisversuche am Standort Milte im Kreis Warendorf. Hier wurden sämtliche Sortendifferenzierungen von Unterschieden in der Fläche klar überlagert. Die in der Übersicht 1 für die Versuche in Milte dargestellten durchschnittlichen Erträge und Qualitäten verdeutlichen aber den massiven Ertragsabfall von Mais unter Trockenstress. Dabei standen die Versuche noch auf den besten Teilbereichen der Versuchsfläche.

Deutliche Standortunterschiede

Besonders enttäuschten die Silomaiserträge auf dem Sandboden am langjährigen Versuchsstandort Dülmen-Merfeld. Die Stärkeertäge liegen hier, resultierend aus niedrigem Trockenmasseetrag und schlechteren Stärkegehalten, um bis zu 30 % unter dem langjährigen Mittel. Das korrespondiert sehr gut mit den niedrigen Kornerträgen in den Körnermaisprüfungen am Standort. Wie beim Körnermais kamen frühe Sorten mit dem vorzeitigen Ende der Kolbenfüllung in Merfeld diesjährig besser zurecht, da die frühe Blüte eine längere Kornfüllungsphase mit sich brachte. Im Gegensatz zu den Körnermaisversuchen zeigten sich die Sorten in den Silomaisversuchen in Merfeld  über die Fläche sehr einheitlich, so dass die Silomaisversuche in die Serienverrechnung einfließen konnten. Einhergehend mit den hohen Trockenmassegehalten und den niedrigen Stärkegehalten fällt auch die Energiekonzentration im Sortenmittel am Standort Merfeld unterdurchschnittlich aus. Wie in den Versuchen in Neulouisendorf ist dies aber auch auf die total vertrocknete Restpflanze zurückzuführen. Besser als im Vorjahr ist an allen Versuchsstandorten in NRW die sortenspezifische Gasausbeute. Dabei macht sich bemerkbar, dass der Mais früher geerntet wurde und die Lignifizierung noch nicht weit fortgeschritten war. Grundsätzlich gute Ergebnisse lieferte der Mais am Standort Haus Düsse. Der eine oder andere Regenschauer zur richtigen Zeit bescherte dem Mais zusammen mit der Bodengüte ein fast ungestörtes Wachstum. Die Pflanzen zeigten bis zur Ernte hohe Anteile grüner Blätter, obwohl auch hier die Trockenmassegehalte in Blättern und Stängeln zuletzt merklich zulegten. Mit Trockenmasseerträgen von zum Teil mehr als 24 t/ha und Stärkeerträgen von 80 dt/ha und mehr wird am Standort das sehr hohe Vorjahresniveau nur knapp verfehlt.

Vor der Sorte die Reifegruppe wählen

Wie bereits an den Ergebnissen vom Versuchsstandort Merfeld erläutert, kamen frühe Sorten, bzw. Sorten und Bestände mit frühen Blühterminen mit den trockenen Bedingungen 2022 oftmals besser zurecht. In Jahren mit ausgeprägter Frühsommertrockenheit profitieren hingegen spätere Sorten und Bestände von besseren Wachstumsbedingungen im Hochsommer. Ertragliche Vorteile einzelner Sorten unter temporärem Trockenstress sind daher oftmals auf indirekte Faktoren wie dem Blühtermin zurückzuführen. Darüber hinaus haben Standortfaktoren und produktionstechnische Maßnahmen wie Bodenbearbeitung und besonders die Bestandesdichte einen deutlichen Einfluss auf die Trockenstressstabilität eines Maisbestandes. Unabhängig von den diesjährigen Erfahrungen macht sich bei der Maissortenwahl der Klimawandel bemerkbar. So werden in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens auch mittelspäte Silomaissorten für die Fütterung mit Erfolg angebaut. In diesem Sortiment sind aktuell viele Sorten zu finden, die das tendenziell höhere Ertragspotenzial späterer Sorten mit besten Qualitätsmerkmalen kombinieren. Es gilt aber nach wie vor, dass das Ertrags- und Qualitätspotenzial einer Sorte nur abgerufen werden kann, wenn der Mais auch richtig ausreifen kann. Frühe Sorten erhöhen deshalb die Anbausicherheit und bringen eine gewisse Flexibilität im Aussaattermin mit sich. Die unterschiedliche Abreife der Sorten kann genutzt werden, um die Erntetermine für den Silomais zu synchronisieren, wenn beispielsweise mittelspäte Sorten als Hauptfruchtmais und frühe Sorte später nach einer Zwischenfruchtvornutzung gesät werden.

Sortenvergleich in der Reifegruppe

In den Landesortenversuchen mit Silomais werden die Sorten nach Reifegruppe getrennt bewertet. Das ist notwendig, da frühe und späte Sorten zu unterschiedlichen Terminen geerntet werden müssen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Sortenflut, können auch nicht alle Sortimente an allen Standorten geprüft werden. Ein Vergleich der erzielten Erträge und Qualitäten über die Sortimentsgrenzen hinweg ist über sogenannte Vergleichsorten, das sind Sorten, die in mehreren Reifegruppen geprüft werden, möglich, aber kaum praktikabel. Sofern die Sortenwahl anhand der in den Übersichten 2 dargestellten Daten oder über die Beurteilung in den Sortenempfehlungen erfolgen soll, darf ein Sortenvergleich nur innerhalb der Reifegruppe erfolgen. Das heißt für die Praxis, dass vor der Sortenwahl die Reifegruppe gewählt werden muss.

Die besten frühen Sorten

Frühe Sorten werden in Nordrhein-Westfalen in Höhen- und Übergangslagen angebaut. In den Niederungslagen stehen frühe Silomaissorten in der Regel nach einer Vornutzung einer Zwischenfrucht. Eine mehrjährig frühe Abreife, also höchste Gesamttrockenmassegehalte zur Ernte, zeigen die Sorten Agro Ileo, gefolgt von Amanova, KWS Johaninio und CS Friendli. Bei den neuen Sorten fallen P 7381 und P 7364 mit sehr hohen Gesamttrockenmassegehalten im ersten Versuchsjahr auf. P 7381 kann damit auch den diesjährig höchsten Stärkegehalt realisieren. Im dreijährigen Mittel überzeugen LG 31219 und SY Abelardo, gefolgt von LG 31205, Amanova und KWS Johaninio mit höchsten Stärkegehalten. Mit einjährig höchsten Masseerträgen machen die neuen Sorten Farmarquez und Wesley auf sich aufmerksam, wobei Farmarquez spät abreift und bezüglich der Abreife eher im mittelfrühen Bereich zu platzieren ist. Mehrjährig höchste Massen- und Energieerträge erzielen LG 31223 und RGT Exxon. Bezüglich der Stärkeerträge kommt die neue Sorte Emeleen im aktuellen Versuchsjahr am besten zurecht. Mehrjährig schneiden diesbezüglich LG 31205 und KWS Johaninio, gefolgt von LG 31223, RGT Exxon, Amavit und LG 31219 am besten ab. Vor dem Hintergrund der hohen Trockenmasseerträge liefern Farmarquez und Wesley 2022 auch die höchsten Gaserträge. Mehrjährig belegt in diesem Ertragsmerkmal ganz klar die Sorte LG 31223 den ersten Platz.

Mittelfrühe Sorten

In Niederungslagen Nordrhein-Westfalens kommen nach wie vor schwerpunktmäßig Silomaissorten aus dem mittelfrühen Reifebereich zum Anbau. Ertraglich sind diese Sorten den frühen Sorten tendenziell überlegen und mittelfrühe Sorten reifen in der Regel auch in späteren Jahren noch sicher ab. Entsprechend der Reifezahl S 230 konnten 2022 die Sorten LG 31238, KWS Benedictio, SY Invictus und Kuno mit höchsten Trockenmassegehalten gehäckselt werden. Höchste Stärkegehalte erzielten 2022 die neuen Sorten LG 32257 und Privat zusammen mit LG 31256 und Struana. Neben LG 31256 und Struana kommt diesbezüglich auch Feuerstein mehrjährig gut zurecht. Hohe Stärkegehalte spiegeln sich in der Energiekonzentration wider. Auch hier schneidet im ersten Versuchsjahr LG 32257, gefolgt von SY Feronia, LG 31256, Struana und den neuen Sorten Plutor und Privat am besten ab. Mehrjährig errechnet sich die höchste Energiekonzentration für SY Feronia und Struana. Die höchsten Trockenmassererträge im mittelfrühen Sortiment realisieren im aktuellen Versuchsjahr die neuen Sorten DKC 3438, LG 31224 und DKC 3327. Mehrjährig kommen diesbezüglich LG 31245 und nach zwei Prüfjahren ES Traveller und LG 31272 am besten zurecht. Analog des hohen Stärkegehaltes erzielt LG 32257 auch den höchsten Stärkeertrag in 2022, gefolgt von SY Feronia, die diesbezüglich auch mehrjährig überzeugen kann. SY Feronia liefert ein- und mehrjährig auch die höchsten Energieerträge. LG 31238 und Privat fallen 2022 mit bester Gasausbeute auf. Diesjährig höchste Gaserträge erzielen die neuen Sorten DKC 34838, DKC 3327 und DKC 3418. Im Mittel der letzten 3 Prüfjahre schneiden in diesem Ertragsmerkmal SY Feronia, Bernardinio und LG 31238 am besten ab, was bei LG 31238 auf der überdurchschnittlichen Gasausbeute basiert. Nach 2 Versuchsjahren macht ES Traveler noch mit höchstem Gasertrag auf sich aufmerksam.

Mittelspäte Sorten

Die mittelspäten Silomaissorten haben über die Biogasnutzung Einzug in den Silomaisanbau gehalten. Seit 2005 werden Sorten aus der mittelspäten Reifegruppe in NRW auch in den Landessortenversuchen mit Silomais geprüft. Stand anfangs allein der Massenertrag bei diesen Sorten im Focus, sind hier mittlerweile Sorten zu finden, die beste Futterqualitäten liefern können. Vielfach zeichnen sich diese Sorten durch Siloreifezahlen im Bereich S 260/ S 270 mit gleichzeitig deutlich vorauseilender Körnerreife und entsprechend niedrigen Reifezahlen für die Körnernutzung aus. Praktisch heißt das eigentlich, dass druschreife Körner bzw. Kolben an absolut grünen Pflanzen durch den Häcksler gehen, was hohe Stärkegehalte bei noch guter Verdaulichkeit der Pflanzen mit sich bringt. Andererseits sind im mittelspäten Reifebereich nach wie vor Sorten zu finden, die nur über den Massenertrag überzeugen, qualitativ aber nicht mithalten können, da gehäckselt werden muss bevor die Stärkeeinlagerung abgeschlossen ist. Insbesondere bei den späten Sorten ist es daher wichtig, höchstes Augenmerk auf die Abreife zu legen und die qualitativen Eigenschaften zu beachten. Als besonders frühreif auf dem Niveau mittelfrüher Sorten zeigten sich 2022 die neue Sorte Smartboxx, SY Amfora und LG 31276. Beste Stärkegehalte und Energiekonzentrationen erzielen dies- und im mehrjährigen Mittel Farmoritz und SY Amfora. Die Sorte LG 31285 fällt mit extrem niedrigen Stärkegehalten auf, die darauf beruhen, dass Pflanzen mit deutlichen Problemen bei der Einkörnung zu finden waren. Da das Phänomen an allen Versuchsstandorten zu beobachten und auch schon im Vorjahr latent zu sehen war, wird es sich um eine genetische Eigenschaft und nicht um eine Reaktion auf möglichen Trockenstress handeln. Mangelnde Körner haben hohe Zuckergehalte in der Pflanze zur Folge, was bei der Berechnung der Gasausbeute negativ zu Buche schlägt. Trotz des im dreijährigen Mittel immer noch hohen Trockenmasseertrages wird die Sorte auch nicht für den Energiemaisanbau empfohlen. Höchste Massenerträge lieferten in diesem Jahr Farmirage und Farmpower. Farmpower liegt diesbezüglich auch nach 2 Prüfjahren vorn. Höchste Stärkeerträge konnten 2022 erwartungsgemäß wieder von Farmoritz, gefolgt von SY Amfora, Farmirage und Farmpower aufgebaut werden. Neben SY Amfora zeigen die angeführten Farmsaatsorten auch mehrjährig die höchsten Stärkeerträge. Auch hinsichtlich der Energieerträge liegen 2022 Farmpower, Farmirage und Farmoritz auf den ersten Plätzen. Größere Unterschiede als bei den anderen Reifegruppen sind bei den mittelspäten Sorten im Merkmal der sortenspezifischen Gasausbeute zu finden. Neben Farmoritz fallen in diesem Merkmal auch SY Amfora und SU Crumber im zweijährigen Mittel positiv auf.

Höhere Erträge mit noch späteren Sorten

Im südlichen Rheinland am Versuchsstandort Nörvenich standen zusätzlich die späteren Sorten CS Kissmi (S 290), RGT Azalexx (S 300), Mendy (S 300), SY Colloseum (S 270) und DKC 3990 (S 280) in der Silomaisprüfung. Ertragliche Vorteile gegenüber der besten Sorte im Reifebereich S 260 waren nicht zu erkennen. Mit der späteren Reifezahl steigt aber immer das Abreife- und Qualitätsrisiko an.

Welche Sorten werden empfohlen?

Seit 2017 werden die Silomaissorten von der Landwirtschaftskammer getrennt für die Fütterung und die Biogasnutzung empfohlen. Viele Sorten bieten sich aber für beide Nutzungsrichtungen an. Einzelne Sorten „wiegen gut“, werden den Qualitätsansprüchen in der Fütterung von Hochleistungstieren aber nicht gerecht. Das ist dann der Fall, wenn die Qualität durch Massenwuchs verdünnt wird, oder die Sorte zu spät abreift, so dass zum Beispiel das Stärkeertragspotenzial nicht vollständig genutzt werden kann. Für die Rindviehfütterung werden daher nur Sorten empfohlen, die bezüglich der Energiekonzentration mindestens durchschnittlich (relativ 100) abschneiden und gleichzeitig in einem oder mehreren Ertragsparametern (ab relativ 102) positiv auffallen. Da im Einzelfall bei der Sortenwahl zu Fütterungszwecken Qualitätsaspekten eine größere Bedeutung zukommt, werden auch Sorten empfohlen, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 102) auszeichnen, gleichzeitig aber zumindest in einem Ertragsmerkmal durchschnittliche Ergebnisse liefern. Sorten mit hohen Trockenmasse- und/oder Biogaserträge (jeweils ab relativ 102) sind für die Biogasnutzung empfohlen. Sofern sich Sorten durch eine hohe sortenspezifische Gasausbeute auszeichnen, werden diese bereits mit durchschnittlichen Gaserträgen in die Empfehlung für die Biogasnutzung aufgenommen.

Sortenempfehlung

In den Übersichten 3 und 4 sind die ein- und mehrjährigen Versuchsergebnisse mit den Vor- und Nachteilen für die Sorten, die sich für den Silomaisanbau in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens anbieten, als Sortenempfehlungen zusammengefasst. Sofern eine Sorte sowohl mit überdurchschnittlicher Energiekonzentrationen, als auch mit hohen Stärkegehalten überzeugen kann, ist die Sorte in der Sortenempfehlung für die Fütterung mit „Q“ als Qualitätssorte gekennzeichnet. In der Sortenempfehlung für die Fütterung sind die empfohlenen Sorten bezüglich der Qualitätseigenschaften Abreife, Energiedichte und Stärkegehalt und im ertraglichen Abschneiden, also im Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag, mit „+“(überdurchschnittlich), „o“ (durchschnittlich) und „-„ (unterdurchschnittlich) eingestuft. In der Sortenempfehlung für die Biogasnutzung sind analog dazu neben der Abreife und dem Trockenmasseertrag die sortenspezifische Gasausbeute und der Gasertrag für die in dieser Nutzungsrichtung empfohlenen Sorten aufgeführt. Nach wie vor bringt die Maiszüchtung jährlich unzählige neue Sorten hervor, was den Sortenwechsel in der Praxis beschleunigt. Zu neuen Sorten liegen aber regelmäßig keine ausreichenden Informationen zu Krankheitsanfälligkeiten oder auch zur Standfestigkeit vor. Die Einstufung bezüglich der Anfälligkeit für Lager sind daher, neben den eigenen Beobachtungen, maßgeblich aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes abgeleitet. Bezüglich der Anfälligkeit für Maisbeulenbrand waren 2020 und 2021 deutliche Sortenunterschiede in den Versuchen auszumachen. Aktuell waren nur geringe Sortendiffernzierungen zu finden. Eine Beurteilung für neue Sorten über das Bundessortenamt gibt es leider nicht. Die entsprechenden Einstufungen in den Sortenempfehlungen basieren daher auf ältere Beobachtungen. Neue Sorten können leider nicht eingestuft werden.  Wie oben erklärt, ist bei den Sortenempfehlungen Silomais zu beachten, dass der direkte Vergleich zwischen den Sortimenten nicht möglich ist, da die Ergebnisse auf unterschiedlichen Versuchen und reifebedingt unterschiedlichen Ernteterminen basieren. Eine grafische Darstellung der Sorten in den ertraglichen und qualitativen Eigenschaften im Jahr 2022 ist zusammen mit den Standortergebnissen in der PDF-Datei "Einzelstandorte" (siehe unten) zu finden. Im Folgenden werden die für die Rindviehfütterung empfohlenen Sorten kurz beschrieben (Reihenfolge nach der Prüfdauer und Sortiment).

Dreijährig geprüfte frühe Sorten:

Agro Ileo, S 200, K 200: Mehrjährig früheste Abreife mit entsprechend hohem Stärkegehalt und guter Gasausbeute. Durchschnittliche Erträge. Aufgrund der Frühreife bietet sich Agro Ileo für kühle Höhenlagen und dort an, wo nach einer Vornutzung noch spät Silomais angebaut werden soll.

Amanova, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte, hoher Stärkeertrag. Gute Jugendentwicklung und damit auch für kühlere Standorte zu empfehlen.

Amavit, S 210, K 210: Amavit kam 2022 gut zurecht und realisiert dies- und mehrjährig hohe Stärkegehalte und –erträge.

DKC 3096, S 220, K 210: DKC 3096 reifte 2022 deutlich später ab als in den Vorjahren und verliert diesjährig entsprechend auch bezüglich Stärkegehalt und –ertrag. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hoher Stärkeertrag.

KWS Johaninio, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Sehr gute Gasausbeute.

LG 31205, S 210, - : Frühe Silomaissorte. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärkegehalt und Stärkeertrag.

LG 31219, S 220, K 220: Im dreijährigen Mittel höchster Stärkegehalt im frühen Silomaissortiment. Stärkeertrag hoch, was auch mit dem Kornertragspotenzial korrespondiert. Schlechte Gasausbeute und deutlich unterdurchschnittlicher Biogasertrag. Kompakterer Wuchs.

LG 31227, S 210, K 210: Ertragsbetonte Silomaissorte mit schneller Restpflanzenabreife. Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag im dreijährigen Mittel überdurchschnittlich. Stärkegehalt deutlich unterdurchschnittlich. Höhere Anfälligkeit für Maisbeulenbrand.

Rancador, S 210, K 220: Frühe Abreife bei durchschnittlichen Qualitäten. Im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträge.

RGT Exxon, S 220, K 220: Sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Zweinutzungssorte. Bei späterer Abreife allerdings unterdurchschnittlicher Stärkegehalt und schlechtere Gasausbeute. Exxon zeigt eine gewisse Bestockungsneigung.

SY Abelardo, S 220, K 220: Stärkegehalts- und stärkeertragsbetont passt die Sorte in die stärkebetonte Fütterung von Mastbullen und in Milchviehrationen mit eher verhaltenen Maisanteilen. Trockenmasse- und Gasertrag unterdurchschnittlich.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

ES Bond, S 240, K 260: Trockenmasse-, energie- und gasertragsbetonte Silomaissorte. Stärkegehalt im dreijährigen Mittel deutlich unterdurchschnittlich, womit sich Bond vornehmlich für die Biogasnutzung und eventuell für stark maislastige Milchviehrationen empfiehlt.

Feuerstein, S 250, - : Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte mit unterdurchschnittlichem Trockenmasseertrag. Feuerstein kann auch mit einer überdurchschnittlichen Gasausbeute überzeugen, sollte auf Grund der sehr schnellen Restpflanzenabreife aber immer termingerecht gehäckselt werden.

KWS Otto, S 240, - : Qualitätsbetonte, vergleichsweise frühe Silomaissorte mit guter sortenspezifischer Gasausbeute und im dreijährigen Mittel hohem Gasertrag.

LG 31238, S 230, K 220: Frühreif. Dreijährig hohe Stärkegehalte und hohe Gasausbeute. Hohe Stärke- und Gaserträge.

LG 31245, S 240, K 250: Massenwüchsige Sorte mit durchschnittlichen Qualitäten und dreijährig hohen Erträgen in allen Parametern.

LG 31256, S 250, K 240: Mehrjährig sehr hohe Stärkegehalte und -erträge, was mit hohen Kornerträgen in den Körnermaisprüfungen der Vorjahre korrespondiert. Relativ lang grünbleibend, oft mit sortentypischen, nicht parasitären Blattflecken. Wie LG 30258 ideal für die stärkebetonte Fütterung.

RGT Bonifoxx, S 240, - : Energieertragsbetonte Silomaissorte. Stärkegehalt 2022 abfallend. RGT Bonifoxx bietet sich für die Milchviehfütterung mit tendenziell höheren Maissilageanteilen an.

Severeen, S 230, K 230: Severin kann auch im sechsten Versuchsjahr über die Jahre stabil mit hohen Stärke- und Energieerträgen überzeugen. Qualitätsbetonte Sorte, auch für die Körnermaisnutzung. Standfest!

Struana, S 250, - : Qualitätsbetonte Silomaissorte. Trotz späterer Reife sehr hohe Stärkegehalte und hohe Energiekonzentration. Trockenmasse- und Gasertrag tendenziell unterdurchschnittlich, aber hoher Stärkeertrag.

SY Feronia, S 250, - : SY Feronia liefert 2022 auch  Massenerträge bei bester Futterqualität. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärke- und Energieertrag.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

DS 1891B, S 260, K 270: Silomaissorte mit hohem Stärkegehalt und -ertrag. Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag im dreijährigen Mittel durchschnittlich. Höhere Anfälligkeit für Beulenbrand.

EC Gisella, ca. S 260, - : Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorte mit sehr guter sortenspezifischer Gasausbeute. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärke- und Gasertrag, bei sonst durchschnittlichen Ertragsparametern. Die Siloreifezahl ist nach der EU-Prüfung jetzt auf S 260 berechnet worden.

ES Skywalker, S 260, - : ES Skywalker reifte 2022 früher ab, was sehr hohe Stärkegehalte bei hoher Energiekonzentration und im dreijährigen Mittel hohe Stärke- und Energieerträge zur Folge hat.

ES Wellington, S 260, - : ES Wellington zeigte auffallend früh deutliche Trockenstresssymptome und fällt 2022 ertraglich deutlich ab. Im dreijährigen Mittel noch gute Stärke- und Energiekonzentration. Farmidabel, S 260, K 240: Qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit hoher Energiekonzentration und sehr hohem Stärkegehalt, was zu der deutlich niedrigeren Körnerreifezahl passt.

Farmirage, S 260, K 260: Im dreijährigen Mittel sehr hohe Stärkegehalte und hohe Gasausbeute. Mehrjährig hoher Stärke- und Energieertrag.

Farmoritz, S 260, ca. K 250: Im dritten Jahr höchster Stärkegehalt im mittelspäten Silomaissortiment, was unbedingt mit dem hohen Kornertragspotenzial der Sorte korrespondiert - Kraftfutterqualität! Hohe Energiedichte und höchste sortenspezifische Gasausbeute. Kompakterer Sortentyp, lange grünbleibend. Farmoritz kann im dünnen Bestand viel über den Einzelpflanzenertrag kompensieren, reduziert im Kolben aber unter Trockenstress bei überzogener Bestandesdichte.

Farmurphy, S 260, K 260: Hinsichtlich der Qualitäts- und Ertragsparameter unterscheidet sich Farmurhy kaum von Farmidabel. Die spätere Körnerreifezahl lässt eine harmonischere Abreife und weitere Reserven hinsichtlich der Stärkeerträge erwarten.

Janeen, S 260, K 250: Im mittelspäten Sortiment frühreife, langwüchsige, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Im dreijährigen Mittel durchschnittlicher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag. Janeen fiel 2022 mit Sommerlager auf.

Lacorna, S 260, - : Dreijährig sehr hoher Stärkegehalt und -ertrag bei sonst durchschnittlichen Ertragsparametern. Dreijährig hohe sortenspezifische Gasausbeute.

LG 31276, S 260, K 250: Bei früherer Abreife fällt LG 31276 2022 in allen Ertragsparametern ab, überzeugt aber noch mit hohen Stärkegehalten.

SY Glorius, S 260, K 250: Frühe Abreife im mittelspäten Sortiment, was für SY Glorius diesjährig hohe Stärkegehalte und überdurchschnittliche Stärke- und Energieerträge mit sich bringt.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten:

keine

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

DKC 3410, S 240, - ; DKC 3418, S 250, - ; DKC 3419, S 250, - : Ähnliche Qualitäts- und Ertragsparameter. Vorteile hinsichtlich der Gasausbeute und der Gaserträge.

ES Traveller, S 250, K 250: Im zweijährigen Mittel sehr hohe, 2022 tendenziell abfallende Trockenmasse-, Energie-, Stärke- und Gaserträge. Als spätere Sorte im mittelfrühen Sortiment hatte Traveller stärker unter Trockenstress zu leiden, was niedrigere Stärkegehalte und Kornerträge als im Vorjahr zur Folge hat.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten:

Cracker, S 270, K 250 : Reift 2022 extrem spät ab, realisiert aber mit wenig Stärke eine überdurchschnittliche Energiekonzentration und gute Energieerträge. Schlechtere Gasausbeute.

Farmpower, S 260, K 260 : Mit besten Erträgen und Futterqualitäten in beiden Versuchsjahren kann Farmpower voll überzeugen. Abreife 2022 etwas später.

SU Crumber, S 270, - : SU Crumber fällt im zweiten Versuchsjahr ertraglich ab, kann aber wieder mit sehr hohen Stärkegehalten und guter Gasausbeute überzeugen.

SY Amfora, S 260, - : Sehr frühe Abreife im mittelspäten Sortiment, was beste Qualitätsparameter für die Fütterung und eine sehr hohe Gasausbeute mit sich bringt. Sehr hoher Stärkeertrag.

Zusätzliche Sorten für die Biogasnutzung

Für die Biogasnutzung empfehlen sich darüber hinaus mit hohen Trockenmasseertägen oder überdurchschnittlicher sortenspezifischer Gasausbeute nach drei bzw. zwei Prüfjahren zusätzlich die frühen Sorten Friendli CS, LG 31223 und Jakleen. Im mittelfrühen Sortiment bieten sich nach drei Prüfjahren Bernardinio mit höchsten Trockenmasseerträgen und KWS Jaro mit einer überdurchschnittlichen Gasausbeute für die Biogasnutzung an. Nach zwei Prüfjahren kommen für diese Nutzungsrichtung noch Agro Haiko und DKC 3414 mit guter Gasausbeute sowie LG 31272 aufgrund des hohen Trockenmasseertrags in Betracht. Aus dem mittelspäten Sortiment empfehlen sich diesbezüglich noch Agrogant und LG 31293 im Reifebereich S260. Während die extrem späten Sorten P 8888 und DS 1901C mit Siloreifezahlen S 280 bzw. S 290 allenfalls auf Standorten mit sicheren Abreifebedingungen angebaut werden sollten.

Sorten für den Probeanbau

Nach schwierigen Jahren wie 2022 sollten neue Sorten, für die erst einjährige Versuchsergebnisse aus den Landessortenversuchen vorliegen, allenfalls auf kleiner Fläche getestet werden. Aus dem frühen Reifebereich bieten sich dafür Emeleen mit früher Reife und guten Stärkegehalten sowie Wesley und Farmarques mit hohen Trockenmasseerträgen in erster Linie für die Biogasnutzung an. Im mittelfrühen Reifebereich können die Sorten Ashley, DKC 3327, LG 31224, LG 32257 und Plutor getestet werden, wobei LG 32257 und Plutor 2022 auch Vorteile bezüglich der Futterqualität zeigten. Für die Biogasnutzung kommt darüber hinaus aus der mittelfrühen Reifegruppe noch die Sorte DKC 3438 zum Testen in Frage. Bei den Sorten im Reifebereich S 260 konnten im ersten Versuchsjahr Bismark, Farmalou und Smartboxx mit hohen Stärkegehalten und Stärkeerträgen überzeugen.

Autor: Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert