Landessortenversuche Öko-Triticale 2014

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Tulus trotzte dem Gelbrost und ist für den Anbau unter ökologischen Bedingungen geeignet.


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Die neue Securo wies den geringsten Gelbrostbefall auf. Fotos: Dr. Claudia Hof-Kautz


Gelbrost traf auch unauffällige Sorten

Triticale wird auch in Biobetrieben immer mehr angebaut. Als Futtergetreide insbe-sondere für Schweine und Geflügel ist Triticale interessant und eignet sich für einen Anbau im Ökolandbau aufgrund guter agronomischer Eigenschaften, zum Beispiel langstrohig und blattgesund. Daher wird seit zwei Jahren ein Sortenversuch mit Öko-Wintertriticale der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt, den Dr. Claudia Hof-Kautz vorstellt.

In der Zusammenarbeit mit den Versuchsanstellern der Ländereinrichtungen aus Niedersachsen und Hessen können im für NRW relevanten Anbaugebiet ABG 3 „Lehmige Standorte West“ grundsätzlich vier Standorte gemeinsam verrechnet wer-den. Das Jahr 2014 war durch starken Gelbrostbefall bei Wintertriticale, Winterweizen, Dinkel und Sommerweizen gekennzeichnet, der je nach Sorte erhebliche Ertragseinbußen forderte. Auch Sorten, die bisher unauffällig waren, wie Sequenz, wurden von Gelbrost offenbar durch neue Rassen befallen. Wichtigste Gegenmaßnahmen sind Stoppelbearbeitung und Sortenwahl, siehe dazu die Tabelle 1. Auf dem Standort in Kerpen mit sandigem Lehm, Ackerzahl 80, wurden 2014 in einem Landessortenversuch sieben verschiedene Wintertriticale-Sorten auf ihre Eignung für den Anbau im ökologischen Landbau geprüft, wie in Tabelle 2 zusammengefasst. Im ABG 3 stehen darüber hinaus drei weitere Standorte in Niedersachsen - Wiebrechtshausen, sandiger Lehm, Ackerzahl 80 und Hilligsfeld, sandiger Lehm, Ackerzahl 80 - sowie in Hessen - Alsfeld, sandiger Lehm, Ackerzahl von 55 - zur Verfügung. Die Aussaat erfolgte Ende September bis Ende Oktober.

Erträge der Sorten

Der Standort Kerpen liegt mit einem Mittel der Sorten von 47,0 dt/ha in 2014 ähnlich hoch wie der Standort Hilligsfeld in Niedersachsen mit 46,7 dt/ha, aber hinter dem Standort Wiebrechtshausen in Niedersachsen mit 59,9 dt/ha, siehe Tabelle 3. Der Standort in Hessen fiel mit 36,7 dt/ha im Mittel der Sorten ab. Dies lag hier vor allem an den Sorten Benetto, Sequenz und KWS Adveo, die am Stärksten mit Gelbrost befallen waren, siehe Tabelle 1. Dies zeigte sich deutlich in den relativen Erträgen: Benetto lag in 2014 mit 51 % um 28 Prozentpunkte unter dem Ertrag seiner langjährigen Leistung von 79 %. Bei Sequenz waren es minus 19 %, bei KWS Adveo minus 21 %. Positiv fielen Cosinus und Tulus auf mit 124 % und 123 % Relativertrag im Mittel über die Standorte in 2014.

Qualitäten der Sorten

Die Fallzahlen liegen bei Triticale grundsätzlich unter denen des Roggens. Offenbar gibt es ein höheres Auswuchsrisiko als bei Roggen und Weizen. Wie in der Tabelle 4 zu entnehmen ist, werden im ABG 3 Fallzahlwerte im Mittel aller Standorte und Jahre von 82 Sekunden ermittelt. Die Proteingehalte liegen in Kerpen etwas niedriger als an den anderen Standorten, vor allem in Niedersachsen werden regelmäßig höhere Proteingehalte gemessen. Im Schnitt können 11,3 % Proteingehalt erwartet werden, siehe Tabelle 5. Das Hektolitergewicht als Maß für die Kornqualität sollte bei Triticale mindestens bei 68 kg/100 l liegen. Hohe Feuchtegehalt und große Schaleanteile reduzieren das Hektolitergewicht, Trockenheit und hohe Stärkegehalte hingegen erhöhen das Hektolitergewicht. In Kerpen konnte 2014 das gewünschte Niveau nicht erreicht werden. Im Mittel werden 70,5 kg/100 l erreicht, wie in Tabelle 6 zu sehen.

Die Sorten im Einzelnen

Benetto hat sich bereits im Ökoanbau bewährt und steht in den anderen Bundesländern schon langjährig in der Prüfung. Der Gelbrostbefall in diesem Jahr ließ diese Sorte allerdings überraschend auf allen Standorten ertraglich sehr schlecht abschneiden, im Mittel mit 51 % Relativertrag. Ackerbaulich gut sind die Langstohigkeit, die gute Halmstabilität und die Winterfestigkeit sowie eine offenbar etwas bessere Fallzahlstabilität. Diese Sorte wird vermutlich nicht mehr vermehrt werden, so dass bald kein Saatgut zur Verfügung stehen wird.

Sequenz ist auch schon länger geprüft in den anderen Bundesländern und schien bis dato eine ertragsstarke und ertragssichere Sorte zu sein. Auch diese Sorte brach aufgrund des Gelbrostes auf im Mittel 77 % Relativertrags in 2014 im ABG 3 ein, wenn auch nicht so stark wie Benetto. Teilweise wurden aber auch noch stärkere Ertragsrückgänge beobachtet. Diese Sorte ist aber sehr standfest, ansonsten blattgesund und winterfest. Bei ihrer nur mittleren Halmlänge könnten aber Unkräuter bei höherem Unkrautdruck zum Problem werden. Derzeit ist diese Sorte nicht zu empfehlen.

Cosinus lag im Vergleich 2014 mit 124 % ertraglich ganz vorne und verbesserte den langjährigen Schnitt auf 106 %. Sie weist eine gute Blattgesundheit auf und wird als Fallzahl-stabiler beschrieben. Außerdem ist sie langstrohig mit guter Standfestigkeit und guter Wüchsigkeit. Sie erzielt gute Proteinwerte und könnte daher für die eigene Verfütterung im Betrieb interessant sein. Diese Sorte ist für einen Anbau zu empfehlen.

Tulus profitierte ebenfalls von diesem Gelbrostjahr mit 123 % Relativertrag und einer Verbesserung seines langjährigen Ertragsergebnisses auf 109 % im ABG 3. Überdies werden dieser Sorte gute Eigenschaften, wie standfest, langstrohig, blattgesund, winterfest, frühjahrswüchsig, zugesprochen. Daher sollte sie für einen Anbau unter ökologischen Bedingungen in die engere Wahl genommen werden.

KWS Adveo hatte ebenfalls mit dem Gelbrost zu kämpfen und kam nur auf 70 % Relativertrag in 2014 im ABG 3. Im Gegensatz zu den Sorten Benetto und Sequenz ist der Gelbrostbefall bei KWS Adveo vorhersehbarer gewesen, da diese Sorte mit 5 beim BSA eingestuft ist. Diese Sorte ist langstohig, standfest und winterfest. Aufgrund der Gelbrostproblematik wird sie nicht in die engere Anbauplanung für 2015 gelangen.

Adverdo konnte sich in diesem Jahr deutlich verbessern und kam auf 116 % Relativertrag, langjährig 104 % Die Sorte ist mittellang und standfest. Die Sorte ist etwas Mehltau-anfälliger. Da sie erst zwei Jahre in der Prüfung steht, kann sie zunächst nur für einen Probeanbau empfohlen werden.

Securo steht neu in der Prüfung und überzeugt mit sehr guten 117 % Relativertrag im ABG 3. Die Proteingehalte sind gut, Fallzahlen etwas niedrig. Securo wies die niedrigsten Gelbrost-Bonituren auf. Weitere positive Eigenschaften sind Langstrohigkeit, allerdings mit erhöhter Lagergefahr, und eine gute Winterhärte. Ein Probeanbau wird empfohlen.

Saatgutbezug

Die Verwendung von ökologisch erzeugtem Saat- und Pflanzgut ist grundsätzlich gemäß EU-Bioverordnung vorgeschrieben. Der Saatgutbezug kann über die Ökosaatgutvermehrer aus NRW, zum Beispiel die Bioland-Z-Saatgutliste, erhältlich beim Bioland Landesverband NRW, erfolgen. Die Verfügbarkeit einzelner Sorten finden Sie im Überblick unter: www.organicXseeds.de.

Fazit

Nach diesem Jahr kann die langjährig bewährte Sorte Benetto aufgrund des hohen Ertragsverlustes durch Gelbrostbefall nicht mehr empfohlen werden. Auch Sequenz und KWS Adveo hatten stark mit Gelbrost zu kämpfen. Als Alternativen stehen die ertragsstarke Sorte Tulus und für höhere Proteingehalte Cosinus zur Verfügung. Interessant zum Ausprobieren sind die Sorten Adverdo und Securo.

Autor: Dr. Claudia Hof-Kautz