Nitratdienst April 2023

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Kurze Zeitfenster zur Düngung wurden intensiv genutzt.

Ungewöhnlich kühl

Dieser Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen in NRW im Zeitraum von Anfang März bis Mitte April. Der Beobachtungszeitraum zeigte sich wechselhaft, brachte aber auch einige Sonnenstunden. Trotz der Sonne blieb die Temperatur in NRW unter 20 °C. In der letzten März Woche und Anfang April ist es gebietsweise zu Nachtfrösten gekommen. Insgesamt fiel in NRW überdurchschnittlich viel Regen. Im Mittelgebirge zeichneten die Wetterstationen zwischen 170 und 200 mm auf. Deutlich weniger Niederschlag fiel in der Köln-Aachener-Bucht. Dort wurde kaum 100 mm erreicht. Durchschnittlich fielen im Beobachtungszeitraum rund 109 mm Niederschlag an den Wetterstationen in NRW. Der Niederschlag teilte sich auf einige Tage auf, sodass anstehende Feldarbeit oftmals aufgeschoben werden musste, da der Boden nicht ausreichend abtrocknen konnte. Hinzugekommen ist, dass die Böden noch niedrige Temperaturen zeigten. Insbesondere die mittel-schweren bis schweren Böden zeigten am 15.04. an schattigen Tagen bzw. nachts Temperaturen zwischen 5 und 10 °C.

Schwierige Startbedingungen

Mit Hinblick auf die Aussaat von Sommerungen gab es schwierige Startbedingungen. Der anhaltende Niederschlag und die niedrigen Temperaturen sorgten für zu nasse Böden. Eine Bodenbearbeitung und Aussaat von grobkörnigen Leguminosen ist vielerorts nicht möglich gewesen. Anfang April (vergleichsweise spät) konnte dann aber ein sonniges und trockenes Zeitfenster genutzt werden. Die Aussaat von Zuckerrüben konnte größtenteils nicht traditionsgemäß um die Ostertage erfolgen. Somit sind hier auch noch einige Zuckerrüben nicht gesät. Ebenfalls musste man viel Geduld mitbringen, wenn noch organisch gedüngt werden sollte. Die Befahrbarkeit mit schweren Gespannen war vielerorts nicht gegeben, sodass einige Flächen ersatzweise mineralisch gedüngt wurden. Dem zur Folge wurde die Lagerkapazität von Gülle oftmals knapp.

Mineralisationsschub steht bevor

Die noch kühlen Bodentemperaturen sorgen, insbesondere auf mittel-schweren bis schweren Böden, für eine geringe Aktivität der mineralisierenden Bodenorganismen. Jedoch ist mit einem Schub mineralisierten Stickstoffs (N) zu rechnen, sobald die Temperaturen steigen und stabil bleiben. Die Referenzflächen mit stark entwickelten Winterungen, wie Gerste, Triticale und Roggen, lassen deutliche Aufnahme des bereits gedüngten N erkennen. Insbesondere Wintergerste auf leichten Böden, beispielsweise in Greven und Marienfeld, zeigen zum vorigen Nitratdienst eine Differenz zwischen 60 und 70 kg/ha Nmin. Dort, wo noch nicht gedüngt wurde, sind die mineralischen N-Vorräte nahezu aufgebraucht. Stellenweise konnte durch die LUFA NRW kein mineralischer Stickstoff nachgewiesen werden, wie bspw. in Versmold und Münster. Auch Raps zeigt eine starke N-Aufnahme, sodass hier auch zeitnah die 2. N-Gabe notwendig ist. Auf den leichten Standorten wo eine Bodenbearbeitung stattgefunden hat und vormals eine Zwischenfrucht (ZF) gestanden ist, sind ansteigende Nmin-Werte zu erkennen. So ist in Dorsten der Nmin in 0-90cm von 6 kg/ha N (letzter Nitratdienst) auf 42 kg/ha N gestiegen. Auf den Flächen mit dreistelligen Nmin-Werten, wie in Merfeld und Warendorf, hat bereits eine Düngung der Sommerung stattgefunden. Flächen auf denen noch „aktive“ ZF stehen, wie in Reken, Bocholt und Hopsten, zeigen Nmin-Werte zwischen 0 und 14 kg/ha N von 0-90 cm. In den unteren 30 bis 90 cm wurde 0 kg/ha N analysiert. Damit sind auf diesen Flächen späte Auswaschungsverluste von Nitrat unwahrscheinlich.

Aktuelles zur Düngung

Zeitgleich mit dem aktuellen Nitratdienst wurde der erste Teil der Nmin-Richtwerte für die Sommerungen in 2023 durch die Landwirtschaftskammer NRW veröffentlicht. Die Richtwerte dürfen bei der Düngebedarfsermittlung verwendet werden. Die Nmin- Werte, die der Nitratdienst abbildet, sind keine Richtwerte. Sie bilden lediglich die N-Dynamik der Referenzflächen ab, in Abhängigkeit von Bodenart, Bewirtschaftung und Witterung.

Autor: Lukas Otten