Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei, Stand: 16.04.2025
Ungarn und Slowakei
Seit Anfang März 2025 beunruhigen uns in der EU mehrere an der Grenze von Ungarn und der Slowakei aufgetretene MKS-Fälle. Hier liegt ebenfalls ein Virus des Serotyp O vor, allerdings ergaben weitergehende Untersuchungen, dass es vermutlich aus Pakistan stammt. In Ungarn sind mittlerweile 4 Betriebe und in der Slowakei 6 Betriebe betroffen, mit zusammen über 15000 Tieren.
In beiden Ländern wird inzwischen in den gesperrten Gehöften der Impfstoff eingesetzt, der zunächst vorsorglich in Deutschland angefordert und in Auftrag gegeben war, um den Behörden etwas mehr Zeit bei der Bekämpfung zu verschaffen.

(Quelle: SCoPAFF-Report, Ministry of Agriculture, Hungary, 2.4.2025)
Auch Österreich ist in Alarmbereitschaft, da der westlichste Betrieb keine 10 km von der dortigen Landesgrenze entfernt liegt. Aufgrund der stetigen Ausbreitung müsste für die betroffene Region mittlerweile auch über eine flächendeckende Suppressionsimpfung in den Restriktionszonen nachgedacht werden, auch wenn das Fleisch gesund gebliebener Tiere im Anschluss nur noch national vermarktet werden kann.
Aber auch für Deutschland steigt mit dem Seuchenzug an der Donau – insbesondere mit Blick auf die Zeit der Saisonarbeitskräfte – das Risiko einer erneuten Einschleppung deutlich!
Deutschland
In Hönow (Gemeinde Hoppegarten, Kreis Märkisch-Oderland, Brandenburg, vor den östlichen Toren Berlins) wurde am Freitag, dem 10.01.2025 in einem Wasserbüffelbestand MKS festgestellt. Dies ist eine Tierseuche der EU-Kategorie A. Empfänglich sind alle Klauentiere, also Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Neuweltkameliden, aber auch Wildwiederkäuer. Deutschland hatte damit international den Status „Frei von MKS“ verloren, einige Drittländer wie Südkorea, Mexiko oder Großbritannien haben bereits die Einfuhr von Fleisch und/oder anderen tierischen Erzeugnissen aus Deutschland ausgesetzt. Der letzte MKS-Fall in Deutschland war im Jahr 1988. Die Pflichtimpfung gegen MKS wurde im März 1991 bei uns eingestellt. 2001 gab es den letzten großen, länderübergreifenden Seuchenzug in der EU (Vor allem UK, mit Verschleppungen nach F, IRL und NL), dem über 4 Millionen Tiere zum Opfer fielen.
Der aktuelle Fall ist in einer Wasserbüffelhaltung aufgetreten, in der 3 der 14 Tiere verendet sind. Die Behörden gehen inzwischen davon aus, dass die Infektion schon einige Wochen im Bestand vorlag, da einige der typischen Aphten (Blasen auf den Schleimhäuten, in denen sich das Virus vermehrt) der betroffenen Tiere schon in Abheilung gewesen sein sollen. Die eingerichteten Restriktionszonen (Schutzzone 3 km und Beobachtungszone 10 km) reichten bis kurz vor Berlin Mitte. Berlin hatte deshalb einen kompletten Stand still für betroffene Spezies (alle Paarzeher wie Rind, Schwein, kleine Wiederkäuer, auch diverse Zootiere) verhängt bis zum 18.01.2025, Brandenburg zunächst bis zum 15.01.2025. Alle epidemiologischen Untersuchungen sind mit negativen Ergebnissen ausgegangen.
Deshalb wurde Deutschland von der WOAH (World Organization for Animal Helath) mit Mitteilung vom 14.04.2025 wieder als vollständig frei von MKS (ohne Impfung) anerkannt!
Aufgrund der Lage außerhalb der EU sowie entlang der Donau in Ungarn und der Slovakei müssen wir aber weiterhin hochgradig aufmerksam bleiben bezüglich dieser Krankheit!
Bilder zur Klinik bei Rind, Schwein und Schaf finden sich auf der Homepage von EuFMD, einer Arbeitsgruppe der FAO: eufmdlearning.works/mod/data/view.php?id=472
Wichtige Differentialdiagnosen zur MKS sind beispielsweise BTV oder BHV1 beim Rind. Der aktuelle Fall hat gezeigt, wie wichtig dabei eine gründliche Abklärung ist!
Das MKS-Virus ist bei feucht-kalter Witterung in der Umwelt recht stabil und kann unter solchen Bedingungen auch direkt durch die Luft verweht werden. Da es ein unbehülltes Virus ist, hat es auch höhere Ansprüche an Desinfektionsmittel als beispielsweise der Erreger der BHV1. Geprüfte Desinfektionsmittel findet man auf der Webseite der DVG in der Wirkbereichsklasse 7a (www.desinfektion-dvg.de/index.php?id=2150).
Es hält sich in unbehandelten Lebensmitteln tierischer Herkunft tagelang infektiös, beispielsweise in Milch. Lebensmittel gelten als wichtige Virusquelle für Neueinschleppungen, so z.B. 2001 im UK, wo man Lebensmittel aus Asien als Eintragsquelle annimmt.
Das Virus wurde inzwischen vom FLI als Serotyp O identifiziert, für den die deutsche MKS-Impfstoffbank für eventuelle Repressionsimpfungen in den Restriktionsgebieten zeitnah Impfstoff zur Verfügung stellen kann (zwischen den 7 Serotypen A, O, C, SAT 1 – 3 und Asia1 gibt es keine belastbare Kreuzimmunität). Repressionsimpfungen dienen lediglich der Eindämmung der Virusverbreitung in Restriktionszonen, um die geimpften Tieren dann kontrolliert räumen zu können.
Der Serotyp O kommt nahezu weltweit vor (siehe folgende Karte des Weltreferenzlabors der WOAH in Pirbright(UK)) und ist für die meisten Ausbrüche der letzten Jahre verantwortlich. Die laufende weitere Typisierung durch das FLI lässt mittlerweile auf eine Herkunft aus dem Großraum Türkei/Irak/Iran (Region des Pool 3) schließen.
Dieser Ausbruch einer weiteren hochansteckenden Tierseuche in Deutschland zeigt, wie bedeutend Biosicherheit für unsere Betriebe ist, nicht nur aufgrund der bereits in Bekämpfung befindlichen Seuchen wie ASP oder BHV1.