Stall der Zukunft vorgestellt

Modell vom Stall der Zukunft

Die Landwirtschaftskammer NRW beabsichtigt im Rahmen des Projektes „Stall der Zukunft - Haltungsoffensive Mastschweine NRW“ auf dem Gelände von Haus Düsse zwei Ausbildungs- und Demonstrationsställe für zukunftsweisende Haltungskonzepte in der Schweinemast zu errichten. Mit Hilfe von Fördermitteln des MULNV, die im Rahmen der Nutztierhaltungsstrategie NRW zur Verfügung gestellt werden, sollen dazu zwei vorhandene Schweine-Versuchsställe abgerissen und an gleicher Stelle zwei neue Schweinemastställe errichtet werden.

Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Erprobung von Stallsystemen für die zukünftige Schweinehaltung unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte:

  • Verbesserung des Tierwohls
  • Reduzierung negativer Umweltwirkungen
  • Steigerung der Verbraucherakzeptanz

Wesentliche Elemente zur Zielerreichung sind die Erhöhung des Platzangebotes pro Tier, die Schaffung von strukturierten Funktionsbereichen mit Klimazonen und Außenklimareizen sowie der Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial. Das Nährstoffmanagement soll durch angepasste Fütterung optimiert werden und emissionsmindernde Technik zur Anwendung kommen. Zur Steigerung der Verbraucherakzeptanz soll in der Haltung größtmögliche Transparenz geschaffen werden, dazu wird über Besucherplattformen der Einblick in den Stall ermöglicht.

Zur Realisierung dieser Ansätze werden zwei Ställe vorgesehen, die als Ausbildungs- und Versuchsställe ausgestattet sind und die Funktion von Prototypen haben werden.

Stallsystem 1 orientiert sich an den Anforderungen der Stufe II des staatlichen Tierwohlkennzeichens. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung vorhandener konventioneller Haltungssysteme. Bewährte Stallbau- und Stalleinrichtungselemente sind in diesem Stallsystem auf neuartige Weise miteinander kombiniert. Wesentliche Elemente sind temperierbare Liegebereiche und ein innenliegender Auslauf mit Außenklimareiz für die Schweine als Aktivitätsbereich. Dieser bietet eine hohe Biosicherheit und ermöglicht die Reduzierung von Emissionen aus dem Außenklimabereich. Durch mehr Platzangebot und eine Strukturierung der Funktionsbereiche sollen emittierende Flächen im Stall reduziert werden. Die Stallabluft wird als Teilvolumenstrom unterflur abgeführt, der Aktivitätsbereich hingegen soll mit freier Lüftung betrieben werden. Unterhalb des Aktivitätsbereiches werden schräge Güllekanäle mit Schubentmistung vorgesehen, um Kot und Harn im Stall zu trennen und zügig aus dem Stall zu entfernen. Der Stall ist für den Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial ausgelegt.

Mit dem Stallsystem 2 sollen neue Ideen umgesetzt werden. Die Kombination aus Stallhülle, technischen Einrichtungen zur Emissionsreduzierung und Aktivitätsbereichen ist in dieser Weise bisher nicht vorhanden. Es wird nicht erwartet, dass dieses Stallkonzept in der landwirtschaftlichen Praxis kurzfristig breite Anwendung findet. Ziel ist es vielmehr, Erfahrungen mit diesen Ansätzen und den verschiedenen technischen Elementen zu sammeln und Diskussionen anzuregen. Das daraus entstehende Wissen soll dann genutzt werden, um einzelne Ideen oder bauliche Lösungen zukünftig für die Praxis nutzbar zu machen. Der Stall wird als Außenklimastall vorgesehen und ermöglicht die Umsetzung der Stufe III des staatlichen Tierwohlkennzeichens. Den Schweinen stehen Liegebetten zur Verfügung, die nach Bedarf beheizt oder per Unterflurzuluft gekühlt werden können. In einem angrenzenden Aktivitätsbereich wird ein System zur technischen Trennung von Kot und Harn zur Emissionsreduzierung vorgesehen. Im Zentrum des Stalls befindet sich ein Wühlgarten, der mit Hackschnitzeln gefüllt ist. Dieser dient den Schweinen zum Ausleben ihres natürlichen Erkundungs-, Bewegungs- und Wühltriebes. Über die Abluftführung durch die Hackschnitzel soll gleichzeitig die Stallabluft vorgereinigt werden. Der gesamte Wühlbereich soll mit einer flexiblen Überdachung versehen werden. Diese kann, wenn die Witterung es erlaubt, geöffnet werden, um die Schweine den natürlichen Witterungsverhältnissen auszusetzen.

Beide Ställe sollen mit verglasten Besucherplattformen ausgestattet werden, wodurch der interessierten Öffentlichkeit jederzeit Einblick in den Stall ermöglicht wird.

Ein erstes Video vom Modell des Stalles sehen Sie hier:

Pressemeldung Haus Düsse vom 19.02.2020