Viel Neues auf dem Milchpraxis-Cattle Camp

Cattle Camp 2021Bild vergrößern
Foto: Dr. Michaela Roland


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Das Milchpraxis-Cattle Camp vom 27. bis 30. September 2021 auf Haus Düsse begrüßte insgesamt 40 Rinder-Tierärzte, die sich an drei Tagen in hochkarätigen Vorträgen und vier verschiedenen Workshops fortbilden durften. Unter dem Motto „Von Mythen und Traditionen in der Milchkuhgesundheit und -haltung“ ging es um tierärztliche Beratungskonzepte der Zukunft, neue Erkenntnisse für die Kälbergesundheit, paarweise Aufzuchtkonzepte, Aktuelles zum Trockenstehermanagement, Neues zu Azidose und Ketose, betriebswirtschaftliche Fakten und auch den Blick in andere Länder, die erfolgreich Milch produzieren. In den praktischen Workshops, die in den Ställen auf Haus Düsse stattfanden, zeigten die Referenten anschaulich, wie Probleme am Futtertisch aufgedeckt werden und welche Lösungen der Tierarzt dem Landwirt bieten kann, worauf es in Sachen Eutergesundheit in Roboterbetrieben ankommt, wie der Tierarzt den Landwirt auch beim Thema Klima und Belüftung der Ställe beratend zur Seite stehen kann und welche wertvollen Aufschlüsse eine richtige Kotanalyse gibt.

Am letzten Tag, der auch Landwirte und Berater einlud, durften sich die Teilnehmer über ein breit gestreutes Themenangebot freuen. Dr. Michael Neumayer, Tierarzt aus Österreich, wagte den Blick in die USA und machte damit deutlich, wie wichtig es ist, stets den Blick für das Neue nicht zu verlieren. Frank Mitlöhner, live zugeschaltet aus Kalifornien und dort am UC Davis als Spezialist für Luftqualität am Department of Animal Science tätig, stellte wesentliche Aussagen, die der Landwirtschaft in Sachen Klimawandel angemaßt werden, klar. Demnach könnten Kühe keinen zusätzlichen Kohlenstoff produzieren, wie das die Medien oft suggerieren. Sie seien lediglich am Umbauprozess des CO2 beteiligt. Denn das CO2, welches durch die Photosynthese aus der Atmosphäre in die Pflanzen gelange und von den Kühen über die Pflanzen aufgenommen werde, geben sie in Form von Methan wieder ab. Der Vorteil dabei sei, dass Methan eine kürzere Lebensdauer habe als die anderen bedeutenden Treibhausgase CO2 und N2O. Denn Methan baue sich nach rund zehn Jahren wieder ab, der Abbauprozess der anderen Treibhausgase dauere wesentlich länger. Agrarökonom Bernd Lührmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen warf einen Blick in die Zukunft der Milcherzeugung. Nach seiner Einschätzung werde es in 2030 weniger als 20.000 milcherzeugende Betriebe in Deutschland geben. Dabei geht er von einer weiter steigenden durchschnittlichen Milchmenge und weiter wachsenden Betrieben aus, die vermehrt durch Stallpacht oder Stallkauf wachsen würden als durch Erweiterung am ursprünglichen Standort. Durch die zunehmende Automatisierung müssten sich Milcherzeuger in den kommenden Jahren doppelt so schnell entwickeln wie bisher. Außerdem werde es eine zunehmende Konkurrenz der klassischen tierischen Produkte durch künstliche Ersatzprodukte geben. Bei all den Herausforderungen, die uns die Zukunft bringen wird, gab er zu bedenken: „Auch die gute alte Zeit war mal die schlechte Neue!“

Neben aktuellen Erkenntnissen zu Soja, zur Ad libitum-Tränke, Transportverordnung und zum aktuellen Gesundheitsstatus deutscher Milchviehbetriebe stellten Armin Högenauer und Heiko Dustmann aus dem Allgäu ihr neues Geschäftsfeld der D3-Milch vor. Die beiden haben ein Patent auf eine spezielle Lichttechnik entwickelt, die es ihren Kühen im Stall ermöglicht, mehr Vitamin D3 zu produzieren. Durch das besondere Licht werde an 365 Tagen im Jahr der Sommer im Stall simuliert und neben dem um das 20-fache erhöhten Vitamin D3-Gehalt in der Milch sei dadurch auch eine Verbesserung der Tiergesundheit insgesamt zu beobachten. Momentan vertreiben sie ihre D3-Milch über Onlineshops, demnächst soll sie aber auch über den Einzelhandel erhältlich sein. Die Lichttechnik könne in jedem Betrieb verbaut werden, es dauere ca. drei bis vier Monate, bis sich der Effekt auf die Kühe auswirke.

Im nächsten Jahr wird das Cattle Camp wieder in Triesdorf stattfinden. Wir informieren Sie rechtzeitig hier:

Autor: Vanessa Aufmkolk, Dr. Michaela Roland