12. Fleischrinder-Auktion im LZ Haus Düsse

FHB Fleischrinderauktion 2011Bild vergrößern

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Fleischrinder mit gutem Jahresauftakt
Die 12. Deckbullen-Auktion des Fleischrinder-Herdbuches Bonn im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse am Samstag, 08. Januar 2011 fand ein großes nationales, wie aber auch ein be-achtliches Interesse aus dem benachbarten Ausland. Eine bis auf den letzten Platz gefüllte Auktionsscheune unterstreicht dies.
Eine interessante Genetik bei verschiedenen Rassen, getestet in einer Eigenleistungsprüfsta-tion, wirkt hier als Magnet. Die stationäre Leistungsprüfung hat gerade in Rinderpopulationen mit einem hohem „Natursprunganteil“ in der Herdbuchzucht, wie im Fall der Fleischrinder, als Leistungsprüfung immer noch einen berechtigten hohen Stellenwert. Die Gründe hierfür liegen klar auf der Hand:

  • Gleiche Fütterungs- und Haltungsbedingungen bis zum Prüfende bzw. Auktionstermin.
  • Exakte, neutrale Erfassung der Leistungsdaten in der Station (Gewichtermittlung, Fut-terverwertung, Rückenmuskelfläche).
  • Hohe Selektionskriterien für die Auktionsbullen, u. a. Temperament.
  • Verkauf der Bullen mit Nasenring, freilaufend wie „gewachsen“.

Ein System, dass sich international bei großen Fleischrindernationen als Standardmodell etab-liert hat. Darüber hinaus liegen über die Ermittlung des Relativzuchtwertes Fleisch durch das VIT-Verden weitere, interpretierbare Informationen über verwandtschaftliche Beziehungen bezüglich der geschätzten Leistungsmerkmale vor.

Die Auktion verlief reibungslos und sehr zügig. Nur auf wenige im Ring angebotene Tiere er-folgte kein Gebot. Auf 34 Limousin-, 10 Charolais-, 8 Blonde d’Aquitaine-, 5 Angus-, 5 Fleck-vieh-Bullen sowie 1 Maine Anjou-Bulle wurde zugeschlagen. Die Qualität der aus mehreren Prüfzeiträumen selektierten Tiere, war, bis auf einige Abweichungen, sehr gut und ansprechend.

Den größten Rasseblock bildeten die Limousin-Deckbullen. Hier zeigte sich aufgrund einer interessanten und breit gestreuten Genetik ein gutes, weit überregionales Interesse. Den Höchstpreis dieser Kategorie und der Auktion erzielte ein Bulle der Zuchtstätte Cord Niemeier, Lemgo, die Katalognr. 64, der den Zuschlag bei 6.300 € erhielt. Dieser homogene, bestens bemuskelte, genetisch hornlose „Moskito“-Sohn wurde der Limousinzucht Thome, Dingdorf, zugeschlagen. 5.500 € im Zuschlag erzielte der Bulle „Hermann Pp“ von der Zuchtstätte Gün-ter Schulte Nordholt, Bad Bentheim. Dieser heterozygot hornlose Bulle bestach durch eine sehr plastische Bemuskelung und einen sehr korrekten Typ. Ein Blick in das Pedigree dieses Tieres begründet die Fleischigkeit. Ebenfalls über 5.000 € erzielte die Katalognr. 23, der Bulle „Pur P“, ein über „Petunia“ gezogener Deckbulle der Zuchtstätte Heinrich Runde, Tecklenburg. Dieser ggfs. homozygot hornlose Bulle bestach durch einen guten Limousintyp bei sehr kor-rektem Fundament. Die enorme Körperlänge wurde durch eine gute Ultraschallmessung der Rückenmuskelfläche unterlegt. „Pur P“ kommt zukünftig in der Limousinzucht in Luxemburg zum Einsatz.
Traditionell gehört ein interessanten Angebot an Blonde d’Aquitaine-Bullen zu dem Düsser-Markt. Alle 8 aufgetriebenen Tiere dieser Kategorie wurden zügig versteigert. Den Spitzen-preis erzielte ein ggfs. homozygot hornloser Bulle der Zuchtstätte Karl-Josef Klein, Berg-Freisheim. Diesen Bullen sicherte sich die Besamungsstation Greifenberg für 4.500 € und somit wird diese Genetik in absehbarer Zeit für interessierte Züchter zugänglich. Der Bulle überzeugte durch Harmonie und Fleischigkeit bei korrektem, großrahmigem Skelett. Matthias Krüger, Garbsen, sicherte sich mit der Katalognr. 4, den Bullen „Theo“, dem absoluten „Fleischsieger“ aller vorgestellten Deckbullen der Auktion. Vater des Bullen „Theo“ ist der Bul-le „Tennior“, der vor Jahren auf einer Düsse-Auktion verkauft wurde. Die Zuchtstätte Andreas und Monika Göring, Vreden, stellte den interessanten, bestens ausgestatteten Bullen vor. Ne-ben einer „9er-Bemuskelung“ und der größten gemessenen Rückenmuskelfläche, ist auch die außerordentlich gute Futterverwertung durch diesen „Vererber“ zu erwähnen.

Qualitativ, und von der genetischen Streuung nicht ganz im Fokus der eigenen und fremden Züchterschaft, zeigte sich der Rasseblock Charolais. Der genetisch hornlose Deckbulle „Eddy Pp“, den die Zuchtstätte Dr. Wilfried Jörgens, Burscheid, auf der mütterlichen Seite über den Bullen „Aligote“ qualitativ abgesichert hatte, zeigte sich sehr harmonisch, typvoll und gut be-muskelt und brachte 4.100 €. Eine darüber hinaus nachgewiesene hohe Futterverwertung ist für den Käuferbetrieb Antonius Brüggemann, Meschede-Berge, sicherlich eine gute Investiti-on. Für 2.400 € erhielt Bernhard Aßmann, Möhnesee, den Zuschlag für die Katalognr. 44, einen über „Natur“ gezogenen, hornlosen, gut bemuskelten Bullen der Zuchtstätte Heinz-Willi Walterscheid, Neunkirchen-Seelscheid.
Qualitativ schon immer auf gutem Niveau, so zeigte sich diesmal auch eine zügige Nachfrage nach dem Rasseblock Fleckvieh. Alle 5 aufgetriebenen Tiere wurden verkauft. Jeweils 2.500 € im Zuschlag zahlte die Zuchtstätte Karl Könecke, Bremen, für die Katalognr. 8 bzw. 10. Die Katalognr. 8, der Bulle „Hugo P DW“, ein „United“-Sohn, stammt aus der Zucht von Dietmar Wiemann, Balve. Bester Typ, gepaart mit guter Fleischfülle und ausreichendem Rahmen, zeichnet diesen gefälligen Bullen aus. Die Qualität des Besamungsbullen „United“ zeigte sich auch in der Katalognr. 10, dem Bullen „Horst P“ der Zuchtstätte Peter Neuhaus, Altena. Auch hier können die gute Fleischigkeit und die ordentlichen Tageszunahmen als wichtige Kriterien angeführt werden.
Bei der Rasse Angus war der finanzielle Spitzenreiter die Katalognr. 50 mit 2.600 €. Dieser rote, 3 x 8, im Rahmen g, bewertete „Herros“-Sohn aus dem Stall von Lütke-Bornefeld (Züchter F. Düchting) kommt zukünftig in der Zucht von Dr. F. Gentz, Westerau, zum Einsatz. Preiswert sicherte sich der Besamungsverein Neustadt für 2.400 € den Bullen „Westfalica Danilo“ der Weidegemeinschaft Kleinenberg. Diese interessante über irische Abstammung gezogene Genetik wird daher in absehbarer Zeit durch Spermaportionen einer breiten, interessier-ten Züchterschaft zur Verfügung stehen.
Der einzige angebotene Maine Anjou-Bulle fand erfreulicherweise rasch einen motivierten Käufer. Ewald Derking, Vreden, ließ sich dieses Tier nicht nehmen, sehr zur Freude der Zuchtstätte Reimund Lesen, Wünnenberg.

Rundum muss die Deckbullen-Auktion des Fleischrinder-Herdbuches Bonn zum Start des Fleischrinderjahres 2011 als gelungen und richtungweisend angesehen werden. Gute, inte-ressante Genetik muss auch weiter die „Antriebsfeder“ bei der Beschickung der Prüfstation sein. Das Interesse einer breiten nationalen und internationalen Käuferschaft wird dadurch zwangsläufig erhalten bleiben. Der Marktplatz „Auktionsscheune Haus Düsse“ ist ein wichtiger deutscher Handelsplatz für „Spitzengenetik“ in der deutschen Fleischrinderzucht geworden.

Das Fleischrinder-Herdbuch Bonn setzt seine Auktionstätigkeit mit der Absetzer-Auktion am 26. Januar 2011 sowie 02. März 2011 in Krefeld fort. Für diejenigen, die keinen Deckbullen auf der Auktion am letzten Samstag mitbekommen haben, sei bereits jetzt der Hinweis auf die Fleischrindernacht am 25. März 2011 in Hamm erlaubt.

Dr. Josef Dissen

Preisspiegel 2011