Rückblick auf die Nordrhein-Westfälischen Schaftage 2013 in Haus Düsse

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NRW Schaftage 2013 – Großes Zuchttierangebot in Haus Düsse

Bei herrlichem Wetter überzeugte Haus Düsse die Besucher der Schaftage wieder durch optimale Rahmenbedingungen für ein abwechslungsreiches Programm, das Züchter aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland, aber auch Schafinteressierte aus der näheren und weiteren Umgebung von Soest anzog.
Im Zentrum des Interesse stand das große Angebot an Zuchtschafen, die an den beiden offiziellen Schaftagen zum Verkauf standen, zum Teil von der Stallgasse in direkten Verhandlungen zwischen Züchter und Kaufinteressent (Landschafrassen), ganz überwiegend aber noch in traditioneller Manier im Rahmen von Auktionen.
Eingeleitet wurden die Schaftage wie in jedem Jahr am Dienstag mit der Körung der Zuchtschafe aus Maedi-unverdächtigen Betrieben, bei der die Züchter der Rassen Texel, Ostfriesisches Milchschaf und Dorper noch unter sich waren. Viele Züchter vor allem aus den entfernten Bundesländern und dem Ausland nutzten allerdings diesen Tag bereits für ihre Anreise, so dass sie sich bereits im Vorfeld der Auktion ein Bild von der Qualität der angebotenen Tiere machen konnten. Außerdem hat sich das gemütliche Beisammensein der Züchter am Abend mittlerweile als fester Bestandteil der Schaftage etabliert und wird intensiv zum züchterischen Erfahrungsaustausch genutzt.

Dorper, Milchschafe und Texel
Die Prämierung fand dann am nächsten Vormittag durch das eingespielte Preisrichterteam Heinrich Wessendorf (Duisburg)/Karl-Dieter Fischer (Sommerland, Schleswig-Holstein) statt. Sie begann mit den Dorperschafen, die seit dem letzten Jahr mit aufgetrieben werden durften. Nach dem schwachen Start im letzten Jahr waren diesmal immerhin 4 Böcke aus Nordrhein-Westfalen und Hessen aufgeboten. Überzeugen konnte Frank Drössler aus Bad Arolsen mit seinen 3 Lammböcken, besonders die Katalog-Nr. 3 hatte es den Preisrichtern angetan, auch die Körkommission hatte am Vortag diesem harmonischen Bock bereits zweimal die Note 8 für die Bemuskelung und die Äußere Erscheinung gegeben.
Die Auktion am Nachmittag zeigte dann auch, dass die Rasse Dorper derzeit hoch im Kurs steht, immerhin konnten Kat.Nr. 3 und ein weiterer Bock aus der Zucht Drössler von Auktionator Rochus Rupp für jeweils 900,- € zugeschlagen werden.
So gut der Absatz von Dorperschafen derzeit läuft, so schwierig ist die Lage der Ostfriesischen Milchschafe. Seit Jahren geht das Angebot zurück, gleichzeitig wird es immer schwieriger, Zuchtschafe dieser Rasse abzusetzen. Was hier Ursache und Wirkung sind, ist schwer zu beurteilen. In diesem Jahr wurden Ostfriesische Milchschafe nur noch von Dr. Fritz Bergmann angeboten, ein ökologisch wirtschaftender Züchter aus Extertal. Die Schwierigkeiten ökologischer Betriebe, Zuchttiere mit dem von den Käufern gewünschten hohen Gewicht heranzuziehen, sind hinlänglich bekannt, dennoch gelang Fritz Bergmann dieses Kunststück mit Bock Kat. Nr. 10, den die Preisrichter dann auch mit dem 1a-Preis prämierten. Leider war dies dann auch der einzige Milchschafbock, der einen Käufer fand.
Das Hauptkontingent an Schafen stellten am Mittwoch wie immer die Texel-Züchter. Die hohe Qualität der bei dieser Veranstaltung vorgestellten Zuchtschafe hat sich mittlerweile auch bis ins Ausland herumgesprochen, es waren Gäste vor allem aus Österreich, aber auch der Schweiz angereist, um sich in erster Linie zu informieren, aber auch um zu kaufen. So fanden immerhin 3 Böcke den Weg in einen österreichischen Züchter-Stall. Möglicherweise hat dazu auch beigetragen, dass die Texelschafe aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz eine echte Bereicherung darstellen. Außerdem ist die Spitze bei den Texel-Züchtern enger zusammengerückt, daran abzulesen, dass die 9 1a-Tiere aus 6 verschiedenen Ställen stammten.
Mutterlämmer wurden in 2 Altersklassen vorgestellt, in der ersten Altersklasse siegte Kurt Tillmann aus Much mit einem wunderschönen, gut bemuskelten Lamm (Kat.Nr. 16), dem bereits die Körkommission dreimal die Note 8 gegeben hatte. Die 2. Altersklasse war qualitativ etwas schwächer besetzt, so dass hier Norbert Soddemann konkurrenzlos war, alle anderen Lämmer waren in Zuchtwertklasse II eingestuft worden und damit nicht zur Prämierung zugelassen. Erfreulich war, dass fast alle Mutterlämmer am Nachmittag einen Käufer fanden. In diesem Jahr wurde auch wieder eine größere Gruppe von Jährlingsböcken vorgestellt, im letzten Jahr hatten diese völlig gefehlt. In dieser Klasse siegte Konrad Hagenkord mit Kat.Nr. 25, der am Nachmittag mit 1000,- € auch einen guten Preis erzielte. Ansonsten ist es in Nordrhein-Westfalen immer schon schwierig gewesen, für Jährlingsböcke der Rasse Texel bei der Auktion einen Käufer zu finden, so auch in diesem Jahr, die Hälfte der vorgestellten 6 Böcke musste von den Züchtern wieder mit nach Hause genommen werden.
Bei der Gruppe der Lammböcke fiel in diesem Jahr auf, dass ein ungewöhnlich großer Teil der angemeldeten Tiere nicht aufgetrieben wurde. Von 68 gemeldeten Lammböcken wurden nur 50 Tiere der Körkommission vorgestellt, die am Mittwochvormittag in 6 Klassen gerichtet wurden. Siegerbock wurde hier Kat.Nr. 61 aus der Zucht von Andreas Johlen, Altenbeken-Schwaney, der sich gegen Kat.Nr. 85 aus der Zucht Gebhard Hoffmann, Halberscheid, durchsetzte. Diesem Bock wurde dann von den Preisrichtern auch der Titel des Landessiegers verliehen. Insgesamt war die Spitze sehr ausgeglichen, was sich auch in den Preisen bemerkbar machte. 5 Lammböcke wechselten für einen Zuschlagpreis von 1000,- € und mehr den Besitzer, den Spitzenpreis erzielte Kat.Nr 45 mit 1600 €, ein 1a-Bock aus der Zucht von Kurt Tillmann. Insgesamt war das Preisniveau durchaus zufriedenstellend, etwas enttäuschend war die Gesamtzahl der verkauften Lammböcke.
Bleibt zu vermerken, dass die Zucht Brüggemann auch in diesem Jahr wieder erfolgreich mitmischen konnte. Neben zwei Ia-Tieren stellte sie erneut bei dem züchterisch besonders bedeutsamen Wettbewerb der Nachzuchtsammlungen mit Nachkommen des Bockes Nickel die Siegersammlung und verwies die Nachzuchten der anderen Züchter auf die Plätze.

Auktion im Rahmen der NRW Schaftage 2013
RasseAngebotVerkauftǾ-Preis Preisspanne
Dorper, JB10375 (-)-
Dorper, LB33717 ( - )350 - 900
Milchschaf, LB5 (5)1 (5)250 (315) -
Texel, ML12 (10)10 (10)248 (300)175 - 325
Texel, JB6 (0)3 (0)583 ( - )375 - 1000
Texel, LB49 (62)39 (56)491 (438)250 - 1.600
Blauköpfiges Fleischschaf, LB2 (3)2 (3)338 (308)250 - 425
Suffolk, LB14 (7)6 (5)250 (295) -
ML = Mutterlämmer, LB = Lammböcke, JB = Jährlingsböcke, AB = Altböcke, Zuschlagspreise in €, ( ) = Vorjahr

Fleischschafrassen und Landschafrassen – Zuchtversuch Nolana sorgt für Überraschung
Anders als am Mittwoch, an dem ausschließlich die Prämierung und der Verkauf der Zuchtschafe der Maedi-sanierten Rassen das Bild prägen, ist am Donnerstag die Vielfalt angesagt, die den Bereich Schafe so reizvoll macht. Neben der Ausstellung von Zuchtschafen vieler verschiedener Rassen werden schaftypische Wettbewerbe durchgeführt und sorgen damit für eine besondere Anziehungskraft an diesem Tag.
Begonnen wurde dieser Tag mit der Prämierung der Fleischschafrassen, die in diesem Jahr mit 2 Blauköpfigen Fleischschaf-Böcken und einer großen Gruppe von 14 Suffolk-Lammböcken vertreten waren. Blaukopfzüchter Rolf Gussen aus Stolberg macht immer bereits im Vorfeld der Veranstaltung viel Werbung und wurde erneut damit belohnt, dass sowohl der Jährlingsbock als auch der Lammbock verkauft werden konnten.
Die Suffolk-Lammböcke wurden von Zuchtleiter Dr. Brüggemann und Preisrichter Burkhard Schmücker in zwei Klassen gerichtet. Siegerbock und damit gleichzeitig Landessieger der Fleischschafrassen wurde Kat.Nr. 14 aus der Zucht von Meinolf Koerdt, Beckum, Reservesieger Kat.Nr. 15 aus der Zucht von Helmut Filies, Rheda-Wiedenbrück. Leider stand bei der Auktion am Donnerstag Nachmittag die Nachfrage in keinem Verhältnis zum Angebot, so dass die 6 verkauften Böcke weit unter Wert zum Mindestpreis von 250,- € zugeschlagen werden mussten. Schön für die Käufer, außerordentlich ärgerlich für die Züchter.
Mit 61 Zuchtschafen aus 10 Rassen waren die Landschafrassen in diesem Jahr wieder stark vertreten, die größte Gruppe Zuchtschafe stellten wie bereits im Vorjahr die Züchter der weißen gehörnten Heidschnucke. So konnten der Zuchtleiter und der Preisrichter der Landschafrassen, Andreas Humpert aus Löwendorf, hier auch 3 Klassensieger prämieren, alle drei – Kat.Nrn. 75, 82 und 85 kommen aus dem Stall von Wolf-Dieter Deter aus Spenge.
Besondere Konkurrenz zwischen den Züchtern herrschte auch bei den Jährlingsböcken der Rasse Graue Gehörnte Heidschnucke, diese entschied mit Kat.Nr. 50 Bruno Becker aus Wipperfürth für sich.
Alles in den Schatten stellte jedoch Ulf Helming mit seiner kleinen Gruppe von Böcken aus dem Zuchtversuch Nolana. Es handelt sich dabei um einen Kreuzungsversuch mit dem Ziel, eine neue Rasse zu etablieren, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie nicht geschoren werden muss, aber gleichzeitig Lämmer hervorbringt, die gute Schlachtkörper liefern. Besonders beeindruckend waren Größe und Ausgeglichenheit dieser Böcke sowie der hohe Grad an Bemuskelung, obwohl Ulf Helming den Schwerpunkt seiner Zucht auf den Typ Landrasse gelegt hat. Diese Nolana-Böcke konnten sich mit Böcken jeder Rasse messen, die als „durchgezüchtet“ bezeichnet wird. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Kreuzungsversuch in Nordrhein-Westfalen offiziell erst im Jahr 2000 begonnen wurde.
Die Preisrichter belohnten den Erfolg der Zucht damit, dass sie Kat.Nr. 60 den Titel des diesjährigen Landessiegers der Landschafrassen verliehen.

Nicht ganz alltägliche Wettbewerbe
Seit Jahren organisiert Anne Walter einen Spinnwettbewerb, bei dem es darum geht, aus einer begrenzten Menge Wolle einen möglichst langen Faden zu spinnen. Hier stellt immer wieder Silvia Hillemeyer aus Delbrück ihr besonderes Können unter Beweis und siegte erneut mit 267,5 m Fadenlänge vor Michael Stücke aus Herford (198,5 m).
Alle zwei Jahre führt der Schafzuchtverband einen Zaunbau-Wettbewerb durch, eine Art Berufswettkampf für Schäfer. Dabei muss ein Elektrozaun möglichst schnell und fachgerecht errichtet werden. Begutachtet wurde das Ergebnis von Fachberater Gerd Feld aus Bonn und Schäfermeister Anton Hense aus Lichtenau. Sie verliehen den Titel des diesjährigen Zaunbaumeisters an Nachwuchs-Schäfer Anton Linsmann, Garbeck.
Schließlich fand am Donnerstag auch die 8. NRW-Meisterschaft im Hüten mit Koppelgebrauchshunden statt. In diesem Jahr war der Wettbewerb wieder mit 10 Hunden gut besetzt, es siegte Dr. Viola Hebeler mit ihrem Border Collie-Rüden Bode.
Terminhinweis: Die nächste Kör- und Absatzveranstaltung findet am 31. August 2013 in Krefeld statt.
Text: Dr. Ernst Brüggemann

Nachfolgend die Ia-prämierten Zuchtschafe der NRW Schaftage 2013
Rasse, KlasseKat.-Nr.Züchter/Besitzer
Dorper, LB3Drössler, Frank, Bad Arolsen
Milchschaf, LB10Dr. Bergmann, Fritz, Extertal
Texel, ML16Tillmann, Kurt, Much
 23Soddemann, Norbert, Senden
Texel, JB25Hagenkord, Konrad, Gütersloh
Texel, LB39Brüggemann, Bernd, Ahlen
 45Tillmann, Kurt, Much
 61 * LSJohlen, Andreas, Altenbeken
 63Brüggemann, Bernd, Ahlen
 85 **Hoffmann, Gebhard, Heilberscheid
 92Johlen, Andreas, Altenbeken
Suffolk, LB14 * LSKoerdt, Meinolf, Beckum
 15 **Filies, Helmut, Rheda-Wiedenbrück
Braunes Bergschaf, LB27Hanne, Klaus-Louis, Remscheid
Braunes Bergschaf, MB30Hanne, Klaus-Louis, Remscheid
Coburger Fuchsschaf, LB35Sutter, Martin, Spenge
Coburger Fuchsschaf, ML41Sutter, Martin, Spenge
Graue Gehörnte Heidschnucke, JB50Becker, Bruno, Wipperfürth
Nolana (Zuchtversuch), JB60 LSHelming, Ulf, Augustdorf
Skudde, JB74Münter, Christoph, Vlotho
Weiße Gehörnte Heidschnucke, JB75Deter, Wolf-Dieter, Spenge
Weiße Gehörnte Heidschnucke, LB82Deter, Wolf-Dieter, Spenge
Weiße Gehörnte Heidschnucke, ML85Deter, Wolf-Dieter, Spenge
Weiße Hornlose Heidschnucke, JB93Havermeier, Heinrich, Lage
Weiße Bergschaf, JB97Schmücker, Burkhard, Büren
ML = Mutterlämmer, LB = Lammböcke, JB = Jährlingsböcke, AB = Altböcke,
* = Sieger, ** = Reservesieger, LS = Landessieger