Afrikanische Schweinepest: aktuelle Lage

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Wildschweine. Foto: Andreas Lettow, piclease

Wie das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (MLV) am 14. Juni mitgeteilt hat, wurde im Kreis Olpe bei der Gemeinde Kirchhundem erstmals in NRW ein Wildschwein positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet.

Pressemeldung des MLV vom 14. Juni:
www.mlv.nrw.de/feststellung-der-afrikanischen-schweinepest-asp-bei-einem-wildschwein-im-kreis-olpe

Pressmeldung des MLV vom 15. Juni:
www.mlv.nrw.de/weitere-verdachtsfaelle-der-afrikanischen-schweinepest-asp-bei-wildschweinen-im-kreis-olpe

Am 16. Juni haben die drei Kreise Olpe, Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein eine Tierseuchenrechtliche Allgemeinverfügung zur Festlegung einer infizierten Zone zum Schutz gegen die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen bekannt gegeben.

Die Allgemeinverfügungen samt der jeweiligen Karten zu den infizierten Zonen finden Sie unter:

In NRW laufen nach diesem ersten bestätigten ASP-Fall jetzt die Bekämpfungsmaßnahmen im Wildschweinbereich an, angeführt zunächst von einem totalen Jagdverbot im betroffenen Gebiet, um ein Versprengen möglicher weiterer erkrankter Tiere zu vermeiden. Es folgen Zäunungen und intensive Kadaversuchen, um die Lage bewerten zu können.

Basierend auf den Erfahrungen aus Tschechien und Belgien hatte sich NRW bereits darauf vorbereitet, im Seuchenfall Waldgebiete abgrenzen zu können und dort infizierte Kadaver zu suchen und zu entfernen. Unter anderem wurde dafür eine Wildseuchenvorsorgegesellschaft gegründet, die entsprechendes Material vorhält und Personal für den Seuchenfall schult. Sie kommt bereits im Kreis Olpe zum Einsatz.

Aktuelle Karten und Zahlen zum europäischen Seuchengeschehen finden sie auf der Seite des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI):
www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest

Aktuelle Karten und Zahlen zum Seuchengeschehen in Deutschland finden Sie auf der Seite der zuständigen Landesministerien:

Aktuelle Karten und Zahlen zu den Seuchengeschehen im Osten und Westen Polens finden Sie auf der folgenden Website - überwiegend aber nur auf Polnisch:
www.wetgiw.gov.pl/nadzor-weterynaryjny/afrykanski-pomor-swin

Die Afrikanische Schweinepest (ASP, African Swine Fever ASF) ist seit 2014 dauerhaft in der Wildschweinpopulation an der EU-Ostgrenze vorhanden und bricht dort auch immer wieder in Hausschweinbeständen aus. Sie ist vermutlich aus Russland herübergeschwappt. Am 10. September 2020 ist das ASP-Virus erstmals in Deutschland bei einem verendeten Wildschwein in Brandenburg in der Nähe der polnischen Grenze nachgewiesen worden. Seit dem 16. Juli 2021 gibt es in der von der Wildschweinepest betroffenen Region auch in Deutschland ASP-Ausbrüche in Hausschweinbeständen.

Während Experten die Ausbreitung innerhalb einer Wildschweinpopulation als relativ langsam einschätzen (20 - 30 km pro Jahr), muss jederzeit mit großen Sprüngen durch virushaltige und nicht sachgerecht entsorgte Lebensmittel aus Schweinefleisch gerechnet werden. Bedeutende Virussprünge konnten in der EU bereits nach Tschechien, Belgien und in den Großraum Warschau beobachtet werden, wobei dieser letzte Sprung bereits mit dem Seuchengeschehen im östlichen Polen verschmolzen ist. Auch in Deutschland hat es schon solche Sprünge gegeben, in den Kreis Meißen (Sachsen) und in den Kreis Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) sowie 2024 in den Kreis Groß-Gerau (Hessen) und jetzt auch in den Kreis Olpe in Nordrhein-Westfalen. Dazu kamen zuletzt auch wieder Einträge in Hausschweinbestände wie in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Emmendingen (Baden-Württemberg) und Emsbüren (Niedersachsen), zuletzt Anfang Juni 2024 in Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern). Dagegen hilft nur eine penible Einhaltung aller Hygienevorgaben!

Auch wenn die Bekämpfungsmaßnahmen in Brandenburg und Sachsen zu einer deutlichen Reduktion des Seuchengeschehens bei Wildschweinen in 2023 und 2024 geführt haben, ist davon auszugehen, dass sich durch die letzten Sprünge des Virus nach Hessen (Kreis Groß Gerau) in die dortige Wildschweinpopulation und nach NRW (Kreis Olpe) die Vermarktungssituation für deutsches Schweinefleisch international wieder verschlechtert.

Tschechien und Belgien haben, anders als Polen, durch ein stringentes Bekämpfungsprogramm, bei dem die Vermeidung von Wildschweinabwanderungen und das Finden und Entsorgen infizierter Kadaver die wichtigsten Bausteine waren, die jeweiligen Ausbrüche erfolgreich bekämpft und sind mittlerweile wieder von der EU als ASP-frei anerkannt. Das unverminderte Seuchengeschehen in Polen, wodurch stetig infizierte Wildschweine in die deutschen Restriktionsgebiete nachrücken können, lässt die ASP-Bekämpfung in Deutschland ungleich schwieriger und aufwändiger werden, als dies in Tschechien und Belgien der Fall war.