Landessortenversuche Silomais 2025, Höhenlagen

Gutes Jahr für Silomais in Höhenlagen
Die höheren Temperaturen durch den Klimawandel begünstigen den Maisanbau in den Mittelgebirgsregionen und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens. Mittlerweile wird auch in Höhenlagen von 500 m NN und mehr Silomais angebaut. Norbert Erhardt stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Silomais in den Höhenlagen NRW vor und gibt Hinweise zur Sortenwahl in diesem Klimaraum.
Der Maisanbau in den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens ist durch zwei kritische Phasen geprägt, die den Anbauerfolg stärker gefährden können. Da die generative Phase, also Blüte und Kolbenfüllung, beim Mais maßgeblich durch die Tageslänge gesteuert wird, muss der Maisbestand mit abnehmender Tageslänge bis Mitte Juli ausreichend Pflanzenmasse aufbauen können. Wird das Wachstum in dieser Phase durch kühle Temperaturen in Mai und Juni ausgebremst oder kann erst sehr spät gesät werden, bleiben die Pflanzen klein und auch mit höheren Kolbenanteilen kann das Ertragspotenzial der Kultur nicht genutzt werden. Ähnlich kritisch verhält es sich in der Abreifephase. Unter kühlen Bedingungen kommen die Stärkeeinlagerungsprozesse und damit die Reifefortschritte im September mit zunehmender Höhenlage schnell zum Erliegen, sodass gegebenenfalls mit deutlichen Qualitätsabstrichen gehäckselt werden muss. Im Extrem kann die Maisvegetation durch Frühfröste sogar vorzeitig komplett beendet werden.
Kleinräumige Standortunterschiede
Diesbezüglich sind Bestände in Muldenlagen, in denen sich die kalte Luft sammelt, regelmäßig stärker gefährdet. Grundsätzlich unterscheiden sich die Anbaulagen in den Übergangs- und Höhenlagen aber oft schon auf kleinstem Raum. Während das Maiswachstum in Südhanglagen oder in offenen Tallagen durch die Flächenexposition begünstigt ist, kommt der Mais an kühlen Nordhängen oder in windoffenen Kammlagen fast immer schlechter zurecht. Darüber hinaus unterscheiden sich die Standorte auch bezüglich der Wasserversorgung. So kommt der Mais auf tiefgründigem Boden in den Tälern auch bei länger anhaltenden Trockenphasen eigentlich immer über die Runden, während den Pflanzen in Hanglagen besonders auf flachgründigen „Steinköpfen“ schnell das Wasser ausgehen kann. Entsprechende Standortvor- oder Nachteile kommen in Abhängig vom Witterungsverlauf in einzelnen Jahren mehr oder weniger stark zum Tragen. Im Bereich der Sortenwahl kann möglichen Wachstums- bzw. Entwicklungsstörungen über die Frühreife der Maissorte begegnet werden. Frühreife, meist hartmaisbetonte Sorten zeichnen sich allgemein über eine gute Jugendentwicklung aus. Das bringt auch einen gewissen Spielraum bezüglich der Aussaattermine mit sich. Die Frühreife der Sorte, zu erkennen an der niedrigeren Reifezahl, beginnt oft schon mit einer tendenziell früheren Blüte und zügigem Start in die Stärkeeinlagerung, was zumindest im Fall einer vorzeitigen Ernte bessere Qualitäten erwarten lässt. Demgegenüber verfügen spätere Sorten allgemein über ein höheres Ertragspotenzial, das aber nur genutzt werden kann, wenn die Maissorte auch ordentlich ausreifen kann. Die Sortenwahl wird damit zum Spagat zwischen Anbausicherheit mit hohen Ansprüchen an die Futterqualität und der Nutzung des standortspezifischen Ertragspotenzial in günstigen Jahren über eine spätere Sorte.
Zwei Versuche im Sauerland
Zur Überprüfung der Anbaueignung neuer Sorten und für die Sortenempfehlung zum Silomaisanbau in den Höhen- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens führt die Landwirtschaftskammer jährlich zwei Versuche mit Silomaissorten bei Meschede, HSK zwischen 300 und 380 m über NN durch. Im Versuch stehen dabei bewährte und neue Silomaissorten bis zur Reifezahl S 230. Da an vergleichbaren Versuchsstandorten der benachbarten Länderdienststellen in Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz nur frühe Sorten bis zur Reifezahl S 220 in den Prüfungen stehen, werden die Ergebnisse aus den beiden Versuchen in Meschede isoliert verrechnet. Wichtig für die Sortenwahl in Höhen- und Übergangslagen ist die objektive Einschätzung der standortspezifischen Abreifebedingungen. Während in günstigen Übergangslagen mittelfrühe Sorten im Reifebereich S 230 ertraglich den früheren Sorten regelmäßig überlegen sind und auch qualitativ überzeugen können, muss mit zunehmender Höhenlage der Fokus bei der Sortenwahl immer auf die Abreife bzw. Frühreife der Sorten gelegt werden. Das war auch 2025 in den Versuchen bei Meschede zu erkennen. So wurden im Rahmen der Abreifeuntersuchung am Standort Meschede-Enste bereits am 19. September im Mittel der Sorten Gesamttrockenmassegehalte von über 30 Prozent gemessen. Unter feucht-kühlen Bedingungen kamen die weiteren Reifefortschritte aber fast zum Erliegen, sodass die Versuche dann erst am 16. und 17. Oktober mit durchschnittlich 32,6 bzw. 34,1 Prozent Gesamttrockenmassegehalt geerntet werden konnten.
Spitzenerträge 2025
Übersicht 1 zeigt neben den Standortdaten die an beiden Versuchsstandorten 2025 im Mittel der geprüften Sorten erzielten Qualitäten und Erträge. In Meschede Wallen, wo der Versuch diesjährig in einer günstigeren Tallage angelegt wurde, lieferte der Mais dann auch vergleichbar gute Ergebnisse wie am Standort Enste. Der vertikale Vergleich über die Jahre für die Versuche in Enste zeigt dabei, dass vergleichbar hohe Erträge, insbesondere in Bezug auf die wertbestimmende Stärke, zuletzt nur in den Jahren 2020 und 2017 erzielt werden konnten. Bezüglich der Stärkegehalte werden 2025 sogar historische Höchstwerte bei gleichzeitig noch moderaten Trockenmassegehalten realisiert. Schlechtere Werte als in anderen Jahren ergeben sich 2025 allerdings bei der Berechnung der Energiekonzentration über die mittels NIRS geschätzte Verdaulichkeit. Ursächlich ist davon auszugehen, dass es sich, nachdem die Pflanzen Frost ausgesetzt waren, um einen Mess- bzw. Schätzfehler handelt. Das relative Sortenranking sollte diesbezüglich aber Geltung behalten.
So schneiden die Sorten ab
In Tabelle 2 sind die Prüfsorten mit den in 2025 und, sofern die Sorte schon länger geprüft wurde, im drei- bzw. zweijährigen Mittel erzielten Qualitäten und Erträgen aufgeführt. Die früheste Abreife bzw. die höchsten T-Gehalte erzielen entsprechend der Reifezahl (S 190) im Standortmittel 2025 die neuen Sorten DKC 2956 und DKC 3059. Mehrjährig belegen diesbezüglich Emeleen und Amarola den ersten Platz. Mit höchsten Stärkegehalten kann 2025 die neue Sorte Amaneon, gefolgt von LG 31238, SY Liberty, Amavit, Evidence und DKC 2956 überzeugen. Mehrjährig liegen in diesem Merkmal Wesley und Amarola, sowie im zweijährigen Standortmittel Evidence vorne. Evidence erreicht zusammen mit LG 31215 dies- und im zweijährigen Mittel auch überdurchschnittliche Energiekonzentrationen. Im ersten Versuchsjahr kommen in dieser Hinsicht auch die neuen Sorten Amaneon und die kompakte Sorte LG 31206 gut zurecht. Die höchsten Massen-, Energie- und Biogaserträge, bei allerdings unterdurchschnittlicher Stärkekonzentration, realisiert die neue Sorte LG 31231. Viel Masse schaffen auch die Sorten DKC 3357 und Symetric. Diese können dann auch bezüglich der Stärkeerträge im ersten Versuchsjahr überzeugen. Vergleichbar hohe Stärkeerträge zeigen 2025 nur noch die qualitätsbetonten und früheren Sorten DKC 2956 und Amaneon. Die höchsten Stärkeerträge im mehrjährigen Mittel zeigen Wesley und DKC 3323, sowie zweijährig LG 31215 und Evidence.
Sortenempfehlung
Für die Rindviehfütterung werden Sorten empfohlen, die bezüglich der Energie- oder Stärkekonzentration mindestens durchschnittlich (relativ 100) abschneiden und gleichzeitig in einem oder mehreren Ertragsparametern (ab relativ 102) positiv auffallen. Da im Einzelfall bei der Sortenwahl zu Fütterungszwecken Qualitätsaspekten eine größere Bedeutung zukommt, werden auch Sorten empfohlen, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 102) auszeichnen, gleichzeitig aber zumindest in einem Ertragsmerkmal durchschnittliche Ergebnisse liefern. Für die Biogasnutzung empfehlen sich Sorten mit hohen Trockenmasse- und/oder Biogaserträge (jeweils ab relativ 102). Sofern sich Sorten durch eine hohe sortenspezifische Gasausbeute auszeichnen, werden diese bereits mit durchschnittlichen Gaserträgen in die Empfehlung für die Biogasnutzung aufgenommen.
In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die empfohlenen Sorten hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „+“, „-„ und „o“ bewertet. Als Qualitätssorte sind in der Sortenempfehlung aktuell die zweijährig geprüften Sorten LG 31215 und Evidence mit „Q“ gekennzeichnet, da beide hinsichtlich der Energiekonzentration überdurchschnittlich abschneiden und gleichzeitig auch höchste Stärkegehalte realisieren können. Von den neuen Sorten zeichnen sich nach dem ersten Prüfjahr DKC 2956 und Amaneon mit besten Qualitäten aus und sind entsprechend gekennzeichnet. Die Sorten Jakleen und DKC 3144 sowie die neuen Sorten P 78020 und Eleganto werden aufgrund unterdurchschnittlicher Qualitäten nur für die Biogasnutzung empfohlen und sind in der Sortenempfehlung in Übersicht 3 mit einem (B) gekennzeichnet. Sofern in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, lohnt auch ein Blick auf die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in den Niederungslagen.
So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:
Dreijährig geprüfte Sorten :
Amanova, S 210 : Bewährte, frühe Zweinutzungssorte. Amanova schafft mit der beständigen frühen Abreife regelmäßig hohe Stärkegehalte und –erträge. Die Körnerreife ist deutlich früher als es die Reifezahl zeigt. Die Empfehlung für den qualitätsbetonten Silomaisanbau und auch als CCM-Sorte für günstige Übergangslagen!
Amarola, S 210: Amarola fällt 2025 in beiden Versuchen bezüglich der Abreife und damit auch bezüglich der Stärkegehalte deutlich ab. Im dreijährigen Mittel zeichnet sich die Sorte aber immer noch mit früher Abreife und hohen Stärkegehalten und -erträgen aus.
Amavit, S 210: Auch Amavit fällt 2025 in den Höhenlagen ertraglich ab, kann hier aber mit besseren Stärkegehalten überzeugen. Im dreijährigen Mittel noch durchschnittlicher Trockenmasse-, Energie-, Stärke- und Biogasertrag.
Capuceen, S 220: Trockenmasse- und energieertragsbetonte Silomaissorte mit späterer Abreife und tendenziell unterdurchschnittlichem Stärkegehalt.
DKC 3323, S 230: DKC 3323 reift 2025 früher ab und kann dann auch über das Kornertragspotenzial hinsichtlich des Stärkegehaltes überzeugen. Ertragsbetonte Sorte mit S 230 eher für die Übergangslagen.
Emeleen, S 200: Frühreife Silomaissorte mit hohen Stärkegehalten in allen drei Versuchsjahren.
Jakleen, S 220: Später abreifende Silomaissorte mit unterdurchschnittlichem Stärkegehalt. Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Biogasertrag.
KWS Curacao, S 210: Ertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten.
LG 31238, S 230: LG 31238 reift in den Höhenlagen wieder spät ab, kann 2025 das hohe Kornertragspotenzial aber in gute Stärkegehalte umsetzen. Im dreijährigen Mittel höchste Trockenmasse- und Energieerträge. Mit Reifezahl S 230 eher für günstige Übergangslagen!
RGT Exxon, S 220: Trockenmasse-, stärke- und energieertragsbetonte Zweinutzungssorte. Stärkere Bestockungsneigung.
SY Liberty, S 210: Liberty kann 2025 nicht an die hohen Masseerträge des Vorjahres anknüpfen. Aber diesjährig frühere Abreife und hoher Stärkegehalt.
Wesley, S 210: 2025 wieder sehr hoher Stärkegehalt und höchste Gasausbeute. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärke- und Gasertrag.
Zweijährig geprüfte Sorten:
DKC 3144, S 200: Frühreif, im zweijährigen Mittel aber nur unterdurchschnittliche Qualitäten. Hoher Trockenmasse- und Biogasertrag.
Evidence, S 220: Stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte mit sehr hohem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration.
LG 31215, S 200: Frühreife Zweinutzungssorte mit bester Jugendentwicklung. Hohe Stärke- und Energiegehalte. Im zweijährigen Mittel sehr hoher Stärke- und Biogasertrag.
Sorten für den Probeanbau
Im Silomaissortiment der Landwirtschaftskammer für die Übergangs- und Höhenlagen standen 2025 16 Sorten erstmalig im Versuch. Neue Sorten mit guten Ergebnissen im ersten Prüfjahr können 2026 auf kleiner Fläche in der Praxis getestet werden. Mit früher Abreife und hohen Stärkegehalten bieten sich dafür insbesondere in höheren Lagen die Sorten DKC 2956 und Amaneon an. Die Sorten P 78020, Symetric, DKC 3357, Eleganto, LG 31231 und LID 2662C fallen im ersten Versuchsjahr mit hohen, teilweise sogar sehr hohen Erträgen auf, schneiden aber auch abreifebedingt bezüglich der Qualitätsmerkmale allenfalls durchschnittlich ab. Diese Sorten kommen für den ertragsbetonten Maisanbau in günstigen Höhen- und Übergangslagen in Betracht.
Reifezahl muss zum Standort passen!
Um die Bedeutung der Reifeeinstufung für die Sortenberatung zu demonstrieren wurde 2025 am Versuchsstandort Meschede-Enste die mittelspäte Sorte Farmoritz (S 260/ ca. K 250) als Vergleichssorte im Silomaissortiment Höhenlagen mit geprüft. Während die Prüfsorten im Reifebereich bis S 230 in Enste im Mittel mit einem Trockenmassegehalt (T-Gehalt) von 34,1 % am 16.10. gehäckselt wurden, erreichte Farmoritz gerade einen T-Gehalt von 28 % (relativ 84 in Tabelle 2). Da offensichtlich noch nicht reif, fällt der in Niederungslagen als qualitätsbetonte Sorte empfohlene Farmoritz dann auch bezüglich der Stärkegehalte deutlich ab und liegt in jedem Ertragsmerkmal mehr als 10 Prozentpunkte, bezüglich des Stärkeertrages sogar 18 Prozentpunkte unter dem Versuchsmittel. Das Abschneiden der mittelspäten Sorte in Enste zeigt sehr deutlich, wie wichtig die realistische Einschätzung des Standortpotenzials ist. Kann die Sorte am Standort nicht reif werden, wird der Mais ertraglich und qualitativ enttäuschen.
Autor: Norbert Erhardt