Landessortenversuche Silomais 2024

Silomaisernte in MünsterBild vergrößern
Silomaisernte

Spitzenerträge mit Silomais

Trotz vergleichsweise später Aussaat lieferte Silomais 2024 in NRW vielfach Spitzenerträge. In den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer überzeugten die Sorten an jedem Standort. Hinweise zur Sortenwahl für den Silomaisanabau in Niederungslagen geben Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert, Landwirtschaftskammer NRW.

Die Landwirtschaftskammer prüft in den Landessortenversuchen jährlich mehr als 100 Silomaissorten an 6 Standorten in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens. Abgesehen von den Prüfungen im ostwestfälischen Delbrück-Ostenland stehen mittlerweile an allen Standorten auch mittelspäte Sorten im Reifebereich ab S 260 in den Versuchen. Im Gegenzug wird an den Versuchsstandorten Nörvenich im südlichen Rheinland und Milte im Kreis Warendorf mittlerweile auf die Prüfung früher Silomaissorten im Reifebereich bis S 220 verzichtet.

Mittelfrühe Sorten bilden das Kernsortiment

An allen Versuchsstandorten wird das große Kernsortiment der mittelfrühen Sorten im Reifebereich von S 230 bis S 250 geprüft. Mit aktuell fast 40 Sorten ist dieses Sortiment nach wie vor die größte und für den Silomaisanbau in NRW auch die wichtigste Reifegruppe. Um Quervergleiche zwischen den Reifegruppen zu ermöglichen, werden in die einzelnen Prüfungen nach Möglichkeit sogenannte Vergleichssorten (VG) der jeweils höheren Reifegruppe integriert. Neben dem Vergleich des unter Umständen höheren Ertragspotenzials der späteren Sorten, kann dadurch auch abgeschätzt werden, ob spätere Sorten den hohen Ansprüchen an die Futterqualität gerecht werden können.

Aussaat- und Erntetermin beachten

Das sortenspezifische Optimum an Futterqualität kann beim Silomais erst dann realisiert werden, wenn die Sorte richtig reif werden kann. Solange die Pflanzen im Stängel- und Blattapparat noch weitgehend vital sind, wird die optimale Silomaisreife mit Trockenmassegehalten im Korn von 58 bis 60 Prozent erreicht. Ab diesem Zeitpunkt kommt die Stärkeeinlagerung in die Körner langsam zum Erliegen und im weiteren Verlauf nimmt die Verdaulichkeit der Restpflanze durch eine fortschreitende Lignifizierung ab. Der Gesamttrockenmassegehalt kann dann in Abhängigkeit vom Kolbenanteil und dem Abreifegrad der Blätter und Stängel in weiten Bereichen schwanken. Unter günstigen Bedingungen werden Trockenkolbenanteile von bis zu 65 Prozent und mehr erzielt, was verdeutlicht, dass Silomais auch in Hinsicht auf den Trockenmasseertrag erst mit ausreichenden Reifefortschritten überzeugen wird. 

Übersicht 1 können die in den Versuchen und an den Standorten erzielten Qualitäten und Erträge im Mittel der Sorten entnommen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Sortimente an einzelnen Standorten zu unterschiedlichen Terminen geerntet wurden. Interessant sind insbesondere die Qualitäten und Erträge am Standort Dülmen-Merfeld. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen mussten die drei Sortimente hier zusammen geerntet werden, so dass bezüglich der Abreife deutliche Kompromisse notwendig waren. Während die frühen Sorten dabei mit hohen Stärkegehalten und guter Energiekonzentration überzeugen konnten, kam der Häcksler für spätere Sorten in Merfeld noch zu früh. Im Ergebnis erzielen die späteren Sorten in Dülmen-Merfeld dann im Mittel nicht nur schlechtere Futterqualitäten, auf Grund der fortgeschrittenen Reife werden mit den frühen Sorten bis S 220 auch höhere Stärke-, Energie- und sogar Trockenmasse- und Gaserträge erzielt. Gleichzeitig ist auch zu beachten, dass die Versuche in Dülmen-Merfeld am 14. Mai vergleichsweise spät gesät wurden. Mais als Kurztagpflanze reagiert auf die schon längeren Tage nach dem Auflaufen dann tendenziell mit stärkerem Längenwachstum, höheren Kolbenansätzen und regelmäßig niedrigeren Kolbenanteilen, was Stärkegehalt und Energiekonzentration zusätzlich drücken kann. Im Vergleich dazu konnten die späten Sorten am Standort Haus Düsse bei früherer Saat und gesonderter Ernte ordentlich ausreifen und ihr Ertragspotenzial eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Gute Sorten in allen Reifegruppen

Sofern die späten Sorten ordentlich reif werden können, lassen die in den Versuchen durchschnittlich realisierten Stärkegehalte und Energiekonzentrationen (Übersicht 1) erkennen, dass sich die Reifegruppen hinsichtlich der erzielten Futterqualitäten nicht mehr deutlich unterscheiden. Innerhalb der Sortimente (Übersichten 2a bis 2 c) sind allerdings große Unterschiede zu finden, da unabhängig von der Reifezahl qualitäts- oder massenertragsbetonte Sorten in den Versuchen stehen. Neben dem Ertragspotenzial sind bei der Sortenwahl daher unbedingt die qualitativen Parameter der Sorten zu berücksichtigen. Auch im mittelspäten Sortiment stehen viele Sorten, die qualitativ voll überzeugen können und vor dem Hintergrund des Klimawandels auch bei uns regelmäßig reif werden. Dabei sind besonders im Reifebereich S 260 viele Sorten zu finden, die im Vergleich zur Siloreife eine deutlich vorauslaufende Körnerreife erkennen lassen. Eine entsprechende Reifezahlenkombination lässt hohe Stärkegehalte und Energiekonzentrationen bei noch grünen Pflanzen erwarten. Frühe Sorten kommen in den Niederungslagen für die Silomaisnutzung schwerpunktmäßig nach einer Vornutzung durch Ackergras zum Anbau, haben in den letzten Jahren aber eher an Anbaubedeutung verloren. Allerdings sollte nicht die höhere Anbausicherheit früher Sorten außer Acht gelassen werden, wenn, wie zuletzt in diesem Frühjahr, die Saattermine in Folge zu nasser Böden verschoben werden müssen. Bei der Sortenwahl an Hand der Empfehlungstabellen 3 und 4 ist zu beachten, dass die Einstufungen der Sorten hinsichtlich Ertrag und Qualität nur innerhalb der Sortimente verglichen werden können. Vor der Sortenwahl ist daher die Reifegruppe zu wählen.

Frühe Sorten überzeugen

Entsprechend der höheren Trockenmassegehalte zur Ernte realisieren die frühen Sorten hohe Stärkegehalte und Energiekonzentrationen. 2024 fallen in diesem Sortiment Amarola und KWS Curacao mit höchsten Trockenmasse-, Energie-, Stärke- und Gaserträgen deutlich positiv auf. Curacao bestätigt damit das bereits im letzten Jahr erkennbare sehr hohe Ertragspotenzial. Im dreijährigen Mittel erzielen Wesley, Amarola und Jakleen die höchsten Energieerträge, die bei Jakleen auf hohen Trockenmasseerträgen bei deutlich unterdurchschnittlichem Stärkegehalt basieren. Die Sorte empfiehlt sich damit in erster Linie für die Nutzungsrichtung Biogas. Die besten Futterqualitäten sind im frühen Sortiment 2024 für die neue Sorte Evidence und P 7381 zu finden. P 7381 erzielt auch im dreijährigen Mittel die höchsten Stärkegehalte bei sehr früher Abreife.

Die besten mittelfrühen Sorten

Im mittelfrühen Sortiment bestechen 2024 die neuen Sorten Agrolupo und SY Remco, gefolgt von der älteren Sorte Bernadinio, durch höchste Trockenmasseerträge. Agrolupo versagt allerdings bezüglich der Stärkekonzentration und kommt auch vor dem Hintergrund der schlechteren Energiedichte dort in Betracht, wo es nur um Masse geht. Die beste Futterqualität in Form höchster Stärkegehalte und hoher Energiekonzentration zeigt hingegen dies- und mehrjährig LG 32257. Mehrjährig höchste Massen-, Energie- und/ oder Gaserträge realisieren ES Traveler, LG 31224, DKC 3327, DKC 3438 und DKC 3418. ES Traveler und DKC 3438 empfehlen sich aufgrund unterdurchschnittlicher Stärkegehalte und unterdurchschnittlicher Energiekonzentration aber nicht für die Fütterung von Hochleistungstieren. Mit sehr hohen Stärkeerträgen überzeugen im dreijährigen Mittel LG 32257, DKC 3418 und Privat. Nach 2 Prüfjahren kommen diesbezüglich Farmüller, DKC 3323 und Bots, letzterer allerdings mit sehr später Abreife besonders gut zurecht. Im ersten Prüfjahr fallen LG 31265 und SY Remco mit sehr hohen Stärkegehalten positiv auf.

Mittelspäte Sorten – Klasse oder Masse

Das mittelspäte Sortiment wird aktuell von kornertragsbetonten Sorten, die höchste Stärkegehalte liefern können, im Reifebereich S 260 dominiert. Mit sehr hohen Stärkegehalten fallen 2024 die neue Sorte DKC 4042, EC Gisella, Farmoritz und Farmpower auf. Im dreijährigen Mittel schneiden diesbezüglich Farmoritz und EC Gisella am besten ab. Mit gleichzeitig hoher Energiedichte sind Farmoritz, Farmpower und die Sorte Bismark in der Sortenempfehlung als qualitätsbetonte Sorten aufgeführt. Im Gegensatz dazu fallen die Sorten Clementeen, KWS Shako, P 8888, Ladino und einige neue Sorten, die sich mit hohen Massenerträgen nur für die Biogasnutzung anbieten, mit deutlich unterdurchschnittlichen Stärkegehalten auf. Der absolut höchste Energie- und Gasertrag wird 2024 mit der neuen Sorte KWS Monumento erzielt. Die mehrjährig höchsten Energieerträge realisieren Farmpower und SY Amfora. Nach 2 Versuchsjahren liegen in diesem Merkmal Justy, Ladino und Fight vorne. EC Gisella, Farmpower und SY Amfora liefern im dreijährigen Mittel die höchsten Stärkeerträge. Mit zweijährigen Zahlen können diesbezüglich Justy und Fight überzeugen.

Sortenempfehlung

In den Übersichten 3 und 4 sind die ein- und mehrjährigen Versuchsergebnisse mit den Vor- und Nachteilen für die Sorten, die sich für den Silomaisanbau in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens anbieten, als Sortenempfehlungen zusammengefasst. Sorten, die sowohl mit überdurchschnittlicher Energiekonzentrationen, als auch mit hohen Stärkegehalten auffallen, sind in der Sortenempfehlung für die Fütterung mit „Q“ als Qualitätssorte gekennzeichnet. In der Sortenempfehlung für die Fütterung sind die empfohlenen Sorten bezüglich der Qualitätseigenschaften Abreife, Energiedichte und Stärkegehalt und im ertraglichen Abschneiden, also im Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag, mit „+“(überdurchschnittlich), „o“ (durchschnittlich) und „-„ (unterdurchschnittlich) eingestuft. Analog dazu sind in der Sortenempfehlung für die Biogasnutzung neben der Abreife und dem Trockenmasseertrag die sortenspezifische Gasausbeute und der Gasertrag dargestellt bzw. bewertet. Nach wie vor kommen jährlich unzählige neue Sorten auf den Markt, was einen kontinuierlichen Sortenwechsel in der Praxis, aber auch in den Sortenprüfungen zur Folge hat. Zu neuen Sorten können in den Landessortenversuchen aber oftmals kaum Informationen zu Krankheitsanfälligkeiten oder auch zur Standfestigkeit gewonnen werden. Die Einstufung bezüglich der Anfälligkeit für Lager sind daher, neben den eigenen Beobachtungen, maßgeblich aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes abgeleitet. Bezüglich der Anfälligkeit für Maisbeulenbrand waren zuletzt 2021 deutliche Sortenunterschiede in den Versuchen auszumachen. Eine Sortenbeurteilung bezüglich der Anfälligkeit für Beulenbrand über das Bundessortenamt gibt es leider nicht. Die entsprechenden Einstufungen in den Sortenempfehlungen basieren daher auf eigenen Beobachtungen und Einschätzungen, die über die Versuche hinaus gewonnen werden konnten und sind daher für neuere Sorten immer als vorläufig zu bewerten. Bezüglich der Qualitäts- und Ertragseinstufungen ist bei den Sortenempfehlungen Silomais zu beachten, dass, wie bereits oben erwähnt, ein direkter Vergleich zwischen den Sortimenten nicht möglich ist, da die Ergebnisse auf unterschiedlichen Versuchen und reifebedingt unterschiedlichen Ernteterminen basieren. Im Folgenden werden die für die Rindviehfütterung empfohlenen Sorten kurz beschrieben (Reihenfolge nach Prüfdauer und Sortiment).

Dreijährig geprüfte frühe Sorten:

Agro Ileo, S 200, K 200: Mehrjährig früheste Abreife mit entsprechend hohem Stärkegehalt. Hoher Stärkeertrag bei durchschnittlichem Masse-, Energie- und Gasertrag. Aufgrund der Frühreife bietet sich Agro Ileo für kühle Höhenlagen und dort, wo nach einer Vornutzung noch spät Silomais angebaut werden soll, an.

Amarola, S 210, K 190: Im aktuellen Versuchsjahr extrem massenwüchsig mit höchstem Trockenmasse-, Energie-, Stärke und Biogasertrag im frühen Sortiment. Mit früher Abreife auch als Körnermais für kühlere Lagen empfohlen.

Amavit, S 210, K 210: Amavit überzeugt 2024 wieder bezüglich der Stärkegehalte und Stärkeerträge bei ansonsten mehrjährig durchschnittlichen Qualitäts- und Ertragsparametern.

Emeleen, S 200, - : Frühreife Silomaissorte mit, im dreijährigen Mittel, hohen Stärkegehalten.

KWS Johaninio, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Mehrjährig beste Gasausbeute.

P 7381, S 190, - : Kompakte, schnell abreifende Silomaissorte mit im dreijährigen Mittel höchstem Stärkegehalt.

P 7948, S 220, K 210:  Stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte. Gasausbeute und Gasertrag aber unterdurchschnittlich.

RGT Exxon, S 220, K 220: Hohe Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge. Schlechtere Gasausbeute. Exxon zeigt eine deutliche Bestockungsneigung.

SY Liberty, S 210, - : Frohwüchsige Silomaissorte mit guter Gasausbeute und dreijährig guten Stärke- und Gaserträgen.

Wesley, S 210, K 240: Im dreijährigen Mittel höchster Energieertrag im frühen Sortiment. Sehr hoher Gas- und Stärkeertrag, was mit dem Leistungspotenzial als Körnermais korrespondiert.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

Ashley, S 230, K 210: Der Reifezahl entsprechend frühe Abreife und im dreijährigen Mittel hoher Stärkegehalt. Ertraglich fiel Ashley 2024 allerdings tendenziell ab.

Bernardinio, S 240, - : Bernardinio kann 2024 mit sehr hohen Trockenmasse-, Energie- und Gaserträgen überzeugen. Mit im dreijährigen Mittel aber unterdurchschnittlichen Stärkegehalten passt die Sorte besser in die Biogasproduktion oder in Milchviehrationen mit extrem hohen Maisanateilen.

DKC 3327, S 230: Frühreife, ertragsbetonte Silomaissorte. Im dreijährigen Mittel sehr hohe Trockenmasse- und Gaserträge.

DKC 3414, S 250, - : Nach besten Ergebnissen im Vorjahr schneidet DKC 3414 in 2024 deutlich schlechter ab. Im dreijährigen Mittel aber immer noch hoher Trockenmasse-, Stärke- und Gasertrag.

DKC 3418, S 250, - : DKC 3418 kann 2024 ertraglich und insbesondere bezüglich des Stärkegehaltes voll überzeugen, fällt aber mit unterdurchschnittlicher Energiekonzentration bei diesjährig guter Gasausbeute auf. Sehr hohe Biogaserträge!

LG 31224, S 230: Der Reifezahl entsprechend abreifende Silomaissorte mit im dreijährigen Mittel hohen Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen.

LG 31245, S 240, K 250: Massenwüchsige Sorte. 2024 extrem frühe Abreife  mit überdurchschnittlichen Qualitäten. Ertraglich fällt LG 31245 diesjährig erstmals ab.

LG 32257, S 230, K 240: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte, was sich auch in der Druschleistung widerspiegelt. Sehr gute Jugendentwicklung auch unter schwierigen Wachstumsbedingungen.

Plutor, S 240, K 240: Kompaktere, qualitätsbetonte Sorte mit späterer Abreife. Im dreijährigen Mittel hoher Stärkegehalt und hohe Energiekonzentration.

Privat, ca. S 240, K 240: Im dreijährigen Mittel höchster Stärkegehalt und hohe Biogasausbeute. Hoher Stärkeertrag, der sich auch in der Körnermaisleistung widerspiegelt.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

Das mittelspäte Silomaissortiment wird aktuell von den überwiegend kornertragsbetonten Sorten Bismark, EC Gisella, Farmalou, Farmirage, Farmoritz, Farmpower, Janeen, Smartboxx und SY Amfora im Reifebereich S 260 dominiert, die an dieser Stelle nicht jeweils einzeln beschrieben werden können. Die für die Fütterung aus diesem Reifebereich empfohlenen Sorten zeichnen sich alle durch hohe bis sehr hohe Stärkegehalte aus, was auf hohen Kolbenanteilen und im Einzelfall auf einer vergleichsweise früheren Körnerreife beruht. Bei tendenziell etwas unterdurchschnittlichen Trockenmasseerträgen ergeben sich daraus für die Sorten Bismark und Farmoritz im mehrjährigen Mittel überdurchschnittliche Energiekonzentrationen. Zusammen mit Farmpower sind diese Sorten in der Sortenempfehlung daher auch als Qualitätssorten gekennzeichnet. Ein- und mehrjährig hohe Stärkegehalte erzielt auch SU Crumber, S 270. Crumber kann aber bezüglich des Massen- und Energieertrages nicht überzeugen.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten:

KWS Emporio, S 220, K 210: Zweinutzungssorte mit im zweijährigen Mittel durchschnittlichen Ertragsparametern. KWS Emporio wird auch für den Körnermaisanbau empfohlen und fiel 2024 mit hohen Stärkegehalten und hoher Biogasausbeute im frühen Sortiment positiv auf.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

Bots, ca. S 250, - : Bots ist als „Quereinsteiger“ aus kammereigenen Bestandesdichtenprüfungen in den Landessortenversuch Silomais aufgenommen worden. Bezüglich der Abreife vergleichbar mit den mittelspäten Sorten im Reifebereich S 260, fällt Bots nach zweijähriger Prüfung mit sehr hohen Stärkegehalten- und -erträgen positiv auf. Trockenmasse,- Energie- und Gasertrag durchschnittlich.

Clooney, S 250, K 240: Energie- und biogasertragsbetonte Sorte mit 2024 deutlich früherer Abreife als es die Reifezahl erwarten lässt.

DKC 3323, S 230, K 250: Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorte, die zweijährig auch höchste Kornerträge realisiert.

Farmüller, S 250, ca. K 260: Später abreifende Sorte mit zweijährig sehr hohem Stärkegehalt und Stärkeertrag. Farmüller konnte auch in einzelnen Körnermaisversuchen überzeugen, ist hinsichtlich der Körnerreife aber mit K 260 als mittelspät eingestuft.

P 8317, S 250, K 250: Später abreifende massen- und energieertragsbetonte Sorte.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten:

Bone, S 260, K 260: Bone präsentiert sich optisch beeindruckend mit massigem Kolben. Zweijährig realisiert Bone sehr hohe Stärkegehalte und eine hohe Biogasausbeute. Hoher Stärkeertrag.

Fight, S 270, K 240: Fight reift später ab, überzeugt nach zwei Prüfjahren aber mit hohen Trockenmasse-, Energie-, Gas- und sogar sehr hohen Stärkeerträgen.

Justy, S 260, K 250: Nach zwei Prüfjahren kann Justy mit hohen Erträgen in allen Parametern überzeugen. Der hohe Stärkegehalt wird auch in einjährig guten Druschergebnissen bestätigt.

Zusätzliche Sorten für die Biogasnutzung

Mit hohen Trockenmasseerträgen und/oder überdurchschnittlicher sortenspezifischer Gasausbeute empfehlen sich nach drei bzw. zwei Prüfjahren die frühen Sorten KWS Curacao, LG 31223, Jakleen, Farmaquez, Benco und ES Mydral für die Nutzungsrichtung Biogas. Im mittelfrühen Sortiment bieten sich nach drei Prüfjahren Agro Haiko, DKC 3438, ES Traveler und LG 31238 mit hohen Trockenmasse- oder Gaserträgen für die Biogasnutzung an. Aus dem mittelspäten Sortiment kommen diesbezüglich nach drei Prüfjahren noch Agrogant, Clementeen, KWS Shako und P 8888 sowie nach 2 Prüfjahren Ladino in Betracht.

Sorten für den Probeanbau

Im gesamten Reifebereich bis zur Reifezahl S 290 standen diesjährig in NRW 19 neue Sorten erstmalig in den Landessortenversuchen mit Silomais. Da für diese Sorten jetzt nur die Ergebnisse aus dem günstigen Jahr 2024 verrechnet sind, empfiehlt es sich neue Sorten 2025 allenfalls auf kleiner Fläche zu testen. Aus dem frühen Reifebereich bieten sich dafür LG 31240 und Evidence mit besten Qualitäten an. Im mittelfrühen Reifebereich können die Sorten P 83224, LG 31265 und SY Remco dort getestet werden, wo der Fokus auf hohe Energie- und Stärkeerträge gesetzt wird. Für die Biogasnutzung kommen aus diesem Sortiment die Sorten P83224, Agrolupo, KWS Lupollino und SY Remco mit höchsten Trockenmasseerträgen für den Probeanabau in Frage. Der neue Bullinga fällt mit außergewöhnlich hoher Gasausbeute auf, was viel Gas aus wenig Masse verspricht. Im Reifebereich S 260 konnten im ersten Versuchsjahr die neuen Sorten DKC 4042 und Rooma mit hohen Stärkegehalten und Stärkeerträgen überzeugen. Die neuen KWS-Sorten Berro und Monumento sowie die sehr späte Sorte Honoreen können auf kleiner Fläche für den ertragsbetonten Anbau in der Biogasnutzung ausprobiert werden. Honoreen mit Reifezahl S 290 kommt dabei aber allenfalls für absolute Gunstlagen in Betracht. Die Sorte bietet sich für den Probeanbau an, wo Mais „über die Waage“ verkauft werden soll.

Autor: Norbert Erhardt, Andreas Schulze-Hillert