Grassilagequalität 2021 - Erste Auswertung

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Grassilageernte

Viel Quantität, aber moderate Qualität

Die zurückliegenden trockenen Jahre haben an den Futterreserven auf den Betrieben gezehrt, aus diesem Grund war die Erleichterung vielerorts groß, dass in diesem Jahr bereits beim ersten Schnitt große Erntemengen eingefahren werden konnten. Eine Betrachtung der Analysenergebnisse deutet jedoch auf geringe Energiegehalte der Silagen hin. Dies resultierte wiederum aus ausgeprägten Temperatur- und Niederschlagsanomalien.

Der März zeigte sich in diesem Jahr ausgesprochen sonnenreich. Der Vegetationsbeginn auf dem Grünland war in den Niederungslagen zwischen dem 10. und 15. März zu verzeichnen, in den Höhenlagen trat er erst gegen Ende der ersten Aprilwoche ein. Im gesamten April war das Wachstum auf dem Grünland sehr verhalten. Der April war zwar sonnig und trocken, aber auch sehr kalt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,2°C lag der April um 3,3 °C unter dem Durchschnitt der Referenzperiode 1991-2020. Es kam zu zahlreichen Frostnächten mit Temperaturen von bis zu -6°C. Entsprechend niedrig waren die Wachstumsraten auf dem Grünland und im Ackerfutterbau.

Die kühlen Temperaturen hielten auch im Mai weiter an. Mit 10,9°C lag der Monat Mai -2,4°C unter dem langjährigen Mittel. Dagegen fielen im landesweiten Durchschnitt mit 90 mm, 26 l/m² mehr Regen als im Referenzmittel 1991-2020. Von den hohen Niederschlagsmengen profitierte das Wachstum auf dem Grünland erheblich. Die Wachstumsraten waren zwar verhalten, dafür aber stetig. Die niedrigen Temperaturwerte im April und Mai führten in diesem Jahr zu einer etwa 14 Tage späteren Ernte des ersten Grünlandschnittes als im Mittel der Jahre. Der erste Schnitt erfolgte vielerorts erst ab Mitte Mai und die Ernte musste vielfach aufgrund von Niederschlagsperioden unterbrochen werden.

Die ausgesprochen kalte und trockene Witterung im April, war für die Entwicklung und Etablierung von Nachsaaten auf dem Grünland sowie für Neuansaaten nicht zuträglich. In der Folge konnten lückige Grünlandflächen sowie Neuansaaten stark verunkrauten. Verstärkt wurde diese Entwicklung häufig durch eine bis dahin aktive und hohe Mäusepopulation. Diese Beobachtungen bestätigen sich in den hohen Rohaschegehalten der bisher untersuchten Silagen (Tabelle 1). Die Herausforderung Futterverschmutzung zu reduzieren bleibt weiterhin bestehen.

Sowohl die Silagen, die bei der LUFA NRW in Münster, als auch die Ergebnisse der LUFA Nord-West in Oldenburg, weisen überdurchschnittlich hohe Anteile an Faserfraktionen (XF, ADFom und NDFom) sowie teilweise geringe Zucker- und Proteingehalte auf (Tabelle 1). Diese Ergebnisse entsprechen häufig nicht der sensorischen Wahrnehmung und dem vermeintlichen, augenscheinlichen Eindruck zur physiologischen Reife der Gräser bei der Ernte.

Ein Erklärungsansatz für diesen Eindruck könnte die lange Vegetationsphase bis zur Ernte des ersten Aufwuchses sein. So könnte bereits ein Teil der Blätter physiologisch alt gewesen sein oder sich bereits im Absterbeprozess befunden haben. Solche Blätter weisen sehr geringe Energie- und Nährstoffkonzentrationen sowie hohe Anteile an Gerüstsubstanzen auf.

Tabelle  1: Mittelwerte und Schwankungsbreiten der Energie- und Nährstoffgehalte des 1. Schnittes Grassilage der Jahre 2021 und 2020. Analysebefunde der LUFA NRW und der LUFA Nord-West 

  Energie- und Nährstoffgehalte
Mittelwerte / (Schwankungsbreiten, 2%-, 98%-Perzentil)
  1. Schnitt 2021
LUFA NRW
n = 292
1. Schnitt 2021
LUFA Nord-West
n = 1235
1. Schnitt 2020
LUFA NRW
n = 106
Zielwerte
TM
(TM in %)
34,7
(14,7 - 73,5)
33,7
(17,4 - 54,9)
42,4
(21,1 - 81,4)
30 - 40
XA
(% der TM)
10,4
(5,5 - 15,9)
9,6
(6,5 - 13,1)
9,8
(6,2 - 13,7)
< 10
XZ
(% der TM)
5,7
(0,3 - 34,4)
6,0
(5,2 - 22,2)
10,1
(7,0 - 26,0)
3 - 8
XP
(% der TM)
12,4
(6,0 - 19,6)
13,3
(9,0 - 17,8)
14,3
(6,7 - 20,8)
13 - 16
nXP
(% der TM)
12,5
(9,1 - 15,2)
12,9
(11,2 - 14,7)
14,1
(9,5 - 16,3)
> 135
RNB
(g N/kg TM)
-0,2
(-10,7 - 9,4)
0,5
(-5,3 - 6,2)
0,4
(-9,0 - 10,8)
< 6,0
Gasbildung
(ml/200 mg TM)
  48,4
(38,1 - 58,9)
53,6
(35,4 - 60,0)
> 52
ELOS
(% der TM)
62,4
(40,0 - 81,8)
   > 65
XF
(% der TM)
25,4
(15,2 - 35,8)
27,5
(19,4 - 33,6)
23,0
(17,2 - 36,2)
22 - 25
ADFom
(% der TM)
28,3
(17,4 - 39,7)
30,7
(23,1 - 37,2)
25,4
(18,2 - 37,8)
23 - 27
aNDFom
(% der TM)
46,4
(29,7 - 66,1)
49,3
(36,5 - 62,0)
42,3
(31,4 - 68,0)
40 - 48
ME-Rind*
(MJ/kg TM)
9,7
(6,8 - 11,9)
10,0
(8,7 - 11,3)
10,9
(7,7 - 12,1)
> 10,6
NEL*
(MJ/kg TM)
5,8
(3,8 - 7,0)
5,9
(5,0 - 6,8)
6,6
(4,4 - 7,0)
> 6,4

* Energiebewertung gemäß GfE 2008

Die LUFA NRW errechnet die Energiegehalt der Grassilagen gemäß GfE (2008) mit Hilfe einer Schätzgleichung, in die die Parameter Rohasche (XA), ELOS, Rohfett (XL) und ADFom eingehen. Aus den hohen XA- und ADFom-Gehalten sowie den geringen ELOS-Gehalten errechnet sich in diesem Jahr ein durchschnittlicher Energiegehalt der Silagen des ersten Schnittes von nur 5,8 MJ NEL/kg TM, dieser liegt damit weit unterhalb des Zielwertes. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag der durchschnittliche Energiegehalt der Grassilagen des ersten Schnittes bei 6,6 MJ NEL/kg TM.

Die Mineralstoffgehalte liegen bei den Grassilagen aus diesem Erntejahr auf vergleichbarem Niveau wie im Vorjahr (Tabelle 2). Die insgesamt großen Schwankungsbreiten der Mineralstoffgehalte erfordern einen analyseorientierten Mineralfuttereinsatz.

Tabelle  2: Mittelwerte und Schwankungsbreiten der Mineralstoffgehalte des 1. Schnittes Grassilage der Jahre 2021 und 2020. Analysebefunde der LUFA NRW und der LUFA Nord-West

  Energie- und Nährstoffgehalte
Mittelwerte / (Schwankungsbreiten, 2%-, 98%-Perzentil)
  1. Schnitt 2021
LUFA NRW
n = 154
1. Schnitt 2021
LUFA Nord-West
n = 510
1. Schnitt 2020
LUFA NRW
n = 106
Zielwerte
Calcium
(% der TM)
0,51
(0,32 - 1,01)
0,46
(0,33 - 0,72)
0,54
(0,36 - 0,94)
0,5 - 0,7
Phosphor
(% der TM)
0,32
(0,22 - 0,45)
0,34
(0,25 - 0,43)
0,30
(0,20 - 0,38)
0,35 - 0,45
Natrium
(% der TM)
0,12
(0,02 - 0,46)
0,16
(0,02 - 0,45)
0,11
(0,02 - 0,30)
> 0,10
Magnesium
(% der TM)
0,16
(0,10 - 0,26)
0,18
(0,12 - 0,23)
0,15
(0,09 - 0,25)
> 0,15
Kalium
(% der TM)
2,75
(1,30 - 4,61)
2,69
(1,63 - 3,59)
2,81
(1,62 - 3,93)
> 3,00

Fazit

In diesem Jahr wurden zum ersten Schnitt große Erntemengen eingefahren, die die Futtersituation auf den Betrieben entspannt hat. Die Qualität der Silagen ist moderat und muss eventuell durch höhere Kraftfuttermengen ausgeglichen werden.

Autor: Dr. Jana Denißen