Rohproteingehalt von Weizen und Gerste unterliegt großen Schwankungen

Für alle viehhaltenden Betriebe ist die Qualität des selbsterzeugten Futters von großer Bedeutung. Nach jeder Ernte werden genaue Rationen für die einzelnen Tierarten und Leistungsabschnitte berechnet. Das ist gut und richtig, macht aber nur Sinn, wenn die Werte der Futtermittel auch exakt ermittelt werden. Denn die Inhaltsstoffe unterliegen starken Schwankungen. Zur Ernte 2020 haben wir die Rohproteingehalte aller untersuchten Weizen- und Gerstenproben in der LUFA NRW ausgewertet.

Rohproteingehalte Gerste 2020 Rohproteingehalte Weizen 2020

Bei näherer Betrachtung fällt auf, wie groß die Schwankungen sind. Der höchste Wert und der tiefste Wert liegen 100 % auseinander, und das sowohl bei Weizen, als auch bei Gerste. Da der Rohproteingehalt den Stickstoffgehalt und auch die Stickstoffausscheidung bestimmt, ist ein Überschuss auf jeden Fall zu vermeiden. Überschüsse fallen oft nicht so schnell ins Auge wie eine Unterversorgung, die ja schnell anhand der Schlachtabrechnungen oder sinkender Eiweißgehalte in der Milch ausgemacht werden kann.

  1. Stickstoffüberschüsse sind teuer, da zugekauftes Eiweiß gefüttert wird, was eventuell eingespart werden könnte.
  2. Stickstoffüberschüsse belasten die Stallluft mit Ammoniak, da der Harnstoff in der Gülle zu Ammoniak umgebaut wird. Das schädigt die Atemwege von Mensch und Tier, was natürlich auf jeden Fall zu vermeiden ist. Zudem führt eine erhöhte Ammoniakanreicherung zu Folgekosten.
  3. Stickstoffüberschüsse belasten die Leber der Tiere, weil überschüssiger Stickstoff abgebaut werden muss, dass ist zugleich sehr energiezehrend und verbraucht Energie, die dem Tier dann nicht mehr zur Verfügung steht.
  4. Stickstoffüberschüsse reichern den Stickstoffgehalt in der Gülle an. Je nach Rohproteingehalt kann über einen abgesenkten Rohproteingehalt 20 % Stickstoff in der Gülle eingespart werden.
  5. Stickstoffüberschüsse verursachen hohe Flächen bzw.- Abgabekosten, um eine gesetzes-und umweltkonforme Ausbringung zu gewährleisten.

Die Kosten, die sich aus oben genannten Punkten ergeben, können je nach Betriebsgröße schnell mehrere Tausend bis zu mehreren Zehntausend Euro ausmachen. Um das zu verhindern, empfehlen wir das selbsterzeugte Futter zu untersuchen, damit die Rationen genau eingestellt werden kann. Die Kosten dafür belaufen sich, selbst bei umfangreichen Untersuchungen, meistens auf weniger als 100 €. Das ist gut investiertes Geld.

Die Probenziehung:

Das Ergebnis der Probe beziehungsweise deren Aussagekraft steht und fällt mit der Probenziehung. Nur eine repräsentative Probe bringt auch ein repräsentatives Ergebnis. Deshalb müssen Sie sich vor der Ernte Gedanken zur Probenziehung machen. Was ist zu beachten?

Getreideernte:

  1. Möglichst mit einem Probenstecher arbeiten. (einfache Modelle kosten zwischen 150-200 €)
  2. Von jedem Wagen eine Probe ziehen und in einem großen Gefäß sammeln.
  3. Das Getreide in dem Gefäß anschließend sehr gut durchmischen und ca. 500 g abfüllen.
  4. Den Beutel deutlich beschriften: Name und Probenbezeichnung.
  5. Formular zur Untersuchung unter www.lufa-nrw.de ausfüllen, ausdrucken und mit der Probe zur LUFA NRW bringen, bzw. an einer unserer Kurierstellen abgeben.
  6. Denken Sie auch an die Untersuchung der Mineralstoffe. Entweder nur Mengenelemente (28 €) oder Mengen-Spurenelemente und Kationen-Anionen-Bilanz (39,50 € ab 1.3.2021)

Autor: Anna-Catharina Heitgreß