Landwirtschaft in der Region der Kreisstelle Minden-Lübbecke
Natürliche Voraussetzungen
Der Kreis Minden-Lübbecke ist gekennzeichnet vom Nordwestdeutschen Flachland mit ausgedehnten Mooren und Geest-Niederungen und dem 200 - 300 m hohen Wiehengebirge mit seinen fruchtbaren Lößhängen. Nach Westen begrenzt das Wesertal mit seinen Auenlandschaften das Kreisgebiet. In Ost-Westlicher Richtung durchquert der Mittellandkanal das Gebiet. Er wird an der Südseite flankiert von der Bastau, die durch ein landschaftlich reizvolles Moorgebiet fließt. Südlich des Gebirges eröffnet sich bei klarer Sicht der Blick über das Ravensberger Hügelland. In die Gebirgsflanken haben sich Bachtäler eingeschnitten, in denen man Erlengebüsche und abgeschirmte Wiesenlandschaften findet. Im Süden regnet es zwar etwas mehr und häufiger, als auf der Nordseite des Wiehengebirges, insgesamt aber herrscht ein ausgeglichenes Klima mit mäßigen Temperaturschwankungen das überwiegend vom nördlich angrenzenden Flachland beeinflusst ist. Die Jahresniederschläge betragen 550 bis 750 mm bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8 - 9 °C und im Mittel 80 Frosttagen.
Von den rund 68.000 ha Landwirtschaftliche Fläche (LF) bestehen rund drei Viertel aus Ackerland, das qualitätsmäßig überwiegend den Kategorien Mittel bis Sehr Gut zuzuordnen ist. Beste Böden weist die Hartumer Lößplatte aus. Ungünstig ist die Qualität der sandigen Böden in der Rahden-Diepholzer Geest sowie im nördlichen Petershagen.
Das Kreisgebiet umfasst etwa 27.000 ha Wasserschutzgebiet, davon etwa 6.000 ha Heilquellenschutzgebiet. Hier werden jährlich gut 25 Millionen m³ Wasser gefördert, welches nicht nur im Kreisgebiet verbraucht wird, sondern auch - zu einem Viertel - in benachbarte Stadtgebiete mit hoher Bevölkerungsdichte exportiert wird. Gewonnen wird das Wasser überwiegend aus Lockersedimenten der Weser. Sie hatte ihren Verlauf vor der Saaleeiszeit nach dem Durchqueren der Porta Westfalica in westlicher Richtung entlang dem Fuß des Wiehengebirges und hinterließ dabei mächtige Schotter-, Sand- und Kiesschichten, die sich hervorragend als Grundwasserleiter eignen und von denen die ansässigen Wasserwerke regen Gebrauch machen. Durch Wassersparmaßnahmen der privaten Haushalte und der Industrie sind die Fördermengen rücklaufig, die Sogwirkung der Absenktrichter nimmt ab. Dadurch und durch die Beratung der Wasserkooperation gehen die Nitratwerte der Förderbrunnen zurück, die Qualität stabilisiert sich.
Zahlen zur Landwirtschaft im Kreis Minden - Lübbecke und im Kreis Herford / Stadt Bielefeld
Basis: Große Landwirtschaftszählung des Landesbetriebes Information und Technik (IT.NRW) 2010
Regionale Einheit | Kreis Minden- Lübbecke |
Kreis Herford | Stadt Bielefeld | Regierungsbezirk Detmold |
---|---|---|---|---|
Landwirtschaftliche Betriebe | 1594 | 547 | 192 | 7788 |
Landw. genutzte Fläche - ha LF - | 64021 | 19992 | 6695 | 322876 |
Betriebsgröße Durchschnitt - ha LF | 40,2 | 36,5 | 34,9 | 41,5 |
Haupterwerbsbetriebe in % | 37 | 37,1 | 50 | 41,5 |
Pachtquote In % | 60,4 | 59,7 | 53,8 | 53,5 |
Ackerland der LF in ha | 52876 | 17521 | 5214 | 256928 |
Grünland der LF in ha | 10959 | 2364 | 1441 | 64583 |
Betriebe mit ökologischem Anbau - Anzahl- | 34 | 14 | 10 | 296 |
Anteil ökologisch bewirtschafteter LF % | 2,1 | 2,6 | 9,8 | 3,9 |
Betriebe mit Rinderhaltung - Anzahl- | 585 | 114 | 54 | 3276 |
Betriebe mit Schweinehaltung -Anzahl - | 744 | 187 | 37 | 2774 |
Arbeitskräfte -Anzahl - | 5278 | 1800 | 972 | 21898 |
In Stichpunkten:
- Weiterer Strukturwandel erheblich, besonders in der Gruppe der Betriebe 20 bis 50 ha LF
- Wachstumsschwelle bei 100 Hektar
- Anteil der Haupterwerbsbetrieb in HF und MI - LÜ unterdurchschnittlich mit 37 %, ebenso durchschnittliche Betriebsgröße mit 36,5 ha in HF
- Fläche = knappes Gut, steigender Pachtflächenanteil für die weitere Betriebsentwicklung entscheidend
- Ökolandbau wächst nur langsam, städtische Ballungszentren mit dienstleistungsorientierter Vermarktung entscheidend !
Landwirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen der landwirtschaftlich genutzten Fläche
Landw. Betriebe mit einer
LF von …..bis unter…..ha |
Minden-Lübbecke 1594 Betriebe |
Kreis Herford 547 Betriebe |
Stadt Bielefeld 192 Betriebe |
---|---|---|---|
Unter 5 ha | 45 | 35 | 26 |
5 bis 10 ha | 324 | 120 | 38 |
10 bis 20 ha | 372 | 127 | 30 |
20 bis 50 ha | 409 | 139 | 48 |
50 bis 100 ha | 310 | 87 | 38 |
100 bis 200 ha | 120 | 33 | 10 |
200 ha und mehr | 14 | 6 | 2 |
In Stichpunkten :
- Betriebe unter 50 bzw. 100 ha LF mit hohem Anteil, davon sind in Herford 223 Betriebe (41 %) und in Bielefeld 72 Betriebe (38 %) auf überwiegend Ackerbau ausgerichtet; d.h. der Strukturwandel wird vehement weiter gehen!
- In Herford praktizieren 106 Betriebe (19,4 %), in Bielefeld 64 Betriebe ( 33,3 %) und in Minden Lübbecke 267 Betriebe (17 %) Einkommenskombinationen mit zusätzlichen Dienstleistungsangeboten außerhalb der landwirtschaftlichen Produktion:
Landwirtschaftliche Betriebe mit wesentlichen Einkommenskombinationen
2010
(teilweise auch mehrere Einkommenskombinationen je Betrieb)
Einkommenskombinationen | Minden - Lübbecke 267 Betriebe |
Herford 106 Betriebe |
Bielefeld 64 Betriebe |
---|---|---|---|
Pensions- / Reitsport mit Pferdehaltung | 43 | 31 | 20 |
Erzeugung erneuerbarer Energien | 116 | 25 | 19 |
Lohnarbeiten für andere Betriebe | 48 | 22 | 10 |
Direktvermarktung und Verarbeitung von Erzeugnissen | 47 | 21 | 14 |
Forstwirtschaft, Holzverarbeitung | 38 | 17 | 20 |
- Verschiebung der Prioritäten in den letzten Jahren hin zu „Erneuerbaren Energien“, Rückgang bei der Direktvermarktung!
- Ein regionales Entwicklungskonzept zur Unterstützung dieser Aktivitäten existiert in HF BIE nicht! In MI-LÜ = REK / ehemals Leader realisiert;
Die wichtigsten Kulturarten und Erträge
Kulturart Ertrag in dt / ha |
Minden Lübbecke 52876 Acker ha |
Herford 17521 Acker ha |
Bielefeld 5214 Acker ha |
Regierungsbezirk Detmold |
---|---|---|---|---|
Getreide in ha | 36179 | 11365 | 3082 | 168779 |
davon Winterweizen
ha Ertrag dt / ha |
11206 78,5 |
5502 83,5 |
1240 73,5 |
68197 78,9 |
davon Wintergerste
ha Ertrag dt / ha |
10864 - |
4197 70,2 |
842 73,2 |
5084 69,8 |
Zuckerrüben
ha Ertrag dt / ha |
380 645 |
465 752 |
214 710 |
5560 704 |
Silomais ha | 6351 | 1435 | 553 | 30954 |
Winterraps ha Ertrag dt / ha |
5757 41,1 |
2277 39,8 |
476 38 |
29220 40 |
In Stichpunkten:
- Herford / Bielefeld verfügt über hochertragreiche Böden; der Schutz der wichtigen Ressource Boden wird politisch kaum thematisiert ! Der Trend geht eher zu einer bodenzehrenden kommunalen Entwicklung!
- Minden - Lübbecke verfügt im Südbereich ebenfalls über hochertragreiche Böden, im Osten ebenfalls in der Wesermarsch (VS - FFH Gebiet Weseraue / Ramsar Gebiet) und im nördlichen Teilbereich überwiegen Sandböden
- Der Maisanbau spielt nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle, außer im nördlichen Bereich von Minden - Lübbecke !Obwohl die emotionale Empfindung in der Bevölkerung meist andere Eindrücke erweckt; Rückgänge in der Tierhaltung führen auch zu Rückgängen im Maisanbau in den Varianten Körnermais, CCM und Silomais
- Durch die starke Verdichtung von Biogasanlagen (< 30 Anlagen in MI-LÜ) hat sich der Silomaisanbau allerdings ausgedehnt, der Anbau von Körnermais und CCM ist nahezu konstant! Der Maisanbau insgesamt ist von ca. 9500 ha im Jahre 2005 auf ca. 14300 ha im Jahre 2012 (27 % der Ackerfläche) ausgedehnt worden!
- Insgesamt ist der Anteil von 27 % der AF in MI-LÜ noch als gesunde Fruchtfolge zu werten
Änderungen der Katasterflächen von 2001 bis 2011
Kategorie | Kreis Minden- Lübbecke |
Kreis Herford | Stadt Bielefeld | Regierungsbezirk Detmold |
---|---|---|---|---|
Landwirtschaftsfläche | ||||
in ha 2001 |
77480 | 28064 | 10168 | 381162 |
in ha 2011 | 75520 | 27169 | 9294 | 374750 |
Änderung in % | - 2,5 % | -3,2 % | -8,6 % | -1,7 % |
Erholungsflächen | ||||
in ha 2001 | 691 |
386,5 |
874,3 | 5991 |
in ha 2011 | 893 | 491,3 | 1124,8 | 8291 |
Änderung in % | + 29 % | + 27,1 % | +28,7 % | +38,4 % |
Wasserflächen bzw. Abgrabungen | ||||
in ha |
3445 ha | |||
Änderung in % |
+ 9,1 % | |||
Gebäude-, Freiflächen und Gewerbeflächen | ||||
in ha 2001 |
13209 | 8528 | 8379 | 68068 |
in ha 2011 | 14017 | 9109 | 6964 | 71653 |
Änderung in % |
+ 6 % |
+ 7 % | -7 % | +5,3 % |
- Der Verlust wertvoller Kulturflächen muss in Zukunft gestoppt werden!
- Es ist für die Zukunft zu überdenken, ob Kompensationsmaßnahmen (Ausgleich und Ersatz) in eine quantitative Festlegungen oder besser qualitativ sinnvolle Lösungen als Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft münden sollen!
Autor: Werner Weingarz