Biokälber risikoarm aufziehen - Erfahrungen im Ökobetrieb Haus Riswick

Biokälber

Anne Verhoeven und Stefan Lamers, Ökobetrieb Haus Riswick

Eine risikoarme Kälberaufzucht ist die Grundlage für eine erfolgreiche und wirtschaftliche Milchviehhaltung, auch in Bio-Betrieben.

Nach inzwischen 7 Jahren Erfahrungen im Ökobetrieb Haus Riswick hat sich ein erfolgreicher Fahrplan für die Kälberaufzucht entwickelt.

Die neugeborenen Kälber bleiben zunächst ca. 12 bis 24 Stunden bei der Mutter in der Abkalbebucht. Dort nehmen sie schon zügig, i.d.R. mit menschlicher Hilfe, Biestmilch auf. Das so genannte Kolostrum enthält im Vergleich zu Vollmilch mehr Trockensubstanz, Mineral-, Wirk- und Abwehrstoffe. Der anfänglich sehr hohe Immunoglobulingehalt der Kolostralmilch nimmt rasch ab, so dass eine zeitige Verabreichung möglichst direkt, innerhalb einer Stunde nach der Geburt erfolgt (1-2 l i.d.1. Lebensstunde; 4-6 l innerhalb der nächsten 24 Stunden).

Während der 1. Lebenswoche werden die Kälber separat in eingestreuten Einzelboxen gehalten. Dort erhalten sie ausschließlich 3 X täglich max. 2 l Biest- bzw. Vollmilch. Ab der 2. Lebenswoche gelangen die Kälber dann in die eingestreute Gruppenhaltung. Hier werden sie nach folgendem Tränkeplan mit leicht angesäuerter, lauwarmer Vollmilch

(1 ml Ameisensäure/Liter Milch) über den Nuckeleimer 2 X täglich rationiert getränkt.

Dabei werden die Tiere im Fressgitter fixiert.

Woche

Tränkemenge je Tier und Tag

1 (5 Tage)

Biestmilch

1/2 - 4

6 l

5 - 7

4 l

8 - 9

3 l

10 - 12

2 l

Da sich die Aufzuchtkälber möglichst zügig zum Wiederkäuer entwickeln sollen, wird die Tränkemenge auf ca. 300 l je Kalb in der Aufzuchtphase begrenzt. Bereits von Beginn der 2. Lebenswoche an wird den Kälbern in der eingestreuten Gruppenbucht trockene Kleegrassilage, gutes Heu oder Maissilage und pelletiertes Kälber-Kraftfutter (7,0 MJ NEL, 16% RP) zur freien Verfügung angeboten. Wichtig dabei ist, dass langsam angefüttert wird und immer frisches Futter in zunächst kleinen Mengen vorliegt. Kälber verweigern abgestandenes Futter! Natürlich ist auch der freie Zugang zur Wassertränke gewährleistet.

Das Pansenvolumen und die Pansenaktivität werden durch die frühzeitige Vollmilchreduzierung und dem Angebot von gutem Grobfutter sowie Kälber-KF gefördert.

Ab 8./9. Lebenswoche wird das Kälber-KF dann mit geschroteter Kuh-KF-Eigenmischung (7,3 MJNEL, 20,6% RP) verschnitten. Der Anteil des Kuh-Kraftfutters wird bis zur 12./13. Woche sukzessive erhöht.

Beim Absetzen der Milch (Ende 12. Woche) fressen die Kälber dann bereits etwa 1,5 – 2 kg Kuh-KF-Mischung je Tier und Tag. Ab der 13. Woche erhalten die Kälber noch etwa eine Woche Wasser über den Nuckeleimer im Kälberstall. Erst dann erfolgt in der 14. Lebenswoche der Umtrieb in den Jungviehstall.

Auf diese Weise werden Wachstumsdepressionen während der Umstellung und Tränkeentwöhnung ausgeschaltet. Voraussetzung dabei ist immer, dass die Tiere zu dem Zeitpunkt auch ausreichend KF (1,5-2 kg) aufnehmen. Stressfaktoren wie Tränkeentwöhnung, Kraftfutterumstellung und Stallwechsel werden zeitlich getrennt. Die Umstellung des Fütterungsregimes wird über einen Zeitraum von 4-5 Wochen vorgenommen. Im Jungviehstall finden die Kälber dann bereits die gleiche Futtersituation wie am Ende im Kälberstall vor.

Mit diesem System der frühzeitigen Milchreduzierung, konsequenten Anfütterung mit gutem trockenen Grundfutter und Kälberkraftfutter sowie der Kraftfutterverschneidung und Gewöhnung an die Aufzuchtfuttermischung bereits im Kälberstall haben wir im Ökobetrieb Haus Riswick gute Erfahrungen gesammelt. Entwicklungsdepressionen nach Tränkeentwöhnung und Umstallung treten offensichtlich nicht auf.