Kalkdüngung: Darf’s ein bisschen mehr sein?

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Eine regelmäßige Kalkzufuhr trägt zur Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit bei. Erforderliche Kalkmengen werden abhängig vom Standort, der Witterung sowie der Nutzungsart durch eine Analyse abgeleitet.


Schluffreicher Boden neigt zum VerschlämmenBild vergrößern
Sind schluffreiche Böden nicht ausreichend mit Calcium versorgt, neigen sie zum Verschlämmen.


Die optimale Menge für die Kalkdüngung zu finden, ist nicht leicht. Sie hängt nicht nur vom pH-Wert des jeweiligen Bodens, sondern auch von anderen Standorteigenschaften sowie der Nutzungsart ab. Holger Fechner, Landwirtschaftskammer NRW, erklärt die Vorteile der regelmäßigen Bodenanalyse für einen erfolgreichen Ackerbau.

Der optimale pH-Wert als Maßstab für die Kalkdüngung orientiert sich, neben der Nutzung als Ackerland und Grünland, vor allem an der Bodenart. Je schwerer der Boden ist, umso höher fällt die Kalkmenge aus, die zur Erhaltung eines optimalen pH-Wertes benötigt wird: die sogenannte Erhaltungskalkung. Die Ursache dafür ist, dass schwere Böden einen höheren Ziel-pH-Wert und Tonböden allgemein ein höheres Pufferungsvermögen aufweisen. So enthalten sie bei gleichem pH-Wert deutlich höhere Kalkmengen als ein tonloser, leichter Boden. Darum sind bei ihnen auch die Auswaschungsverluste höher als auf den leichten Böden. Bei der Kalkung sind diese Unterschiede unbedingt zu beachten.

Besondere Effekte auf schluffreichen Böden

Vor allem in nassen Jahren zeigt sich, wie wichtig Böden mit stabilen Aggregaten und gutem Gefüge sind, um für Niederschläge verdaulich und resilient gegenüber Schadverdichtungen zu sein. Das gilt besonders für schluffreiche Böden: Sind sie nicht ausreichend mit Calcium versorgt, neigen sie zum Verschlämmen. Folglich nimmt die Verdichtungsgefahr und Erosionsneigung jeweils zu und gleichzeitig wird die Bodenbelüftung und Wasseraufnahmefähigkeit stark gehemmt. Das wirkt sich wiederum negativ auf das Bodenleben und die Wurzelentwicklung und -atmung aus.

Lößböden sind auch aufgrund ihrer hohen nutzbaren Feldkapazitäten die ertragsfähigsten Böden. Daher haben wir ihnen gegenüber eine besondere Verantwortung – über die ökonomischen Vorteile hinaus – und müssen für ihren Schutz sorgen.

Hilfreiche Bodenanalysen

Aufgrund der unterschiedlichen Ziel-pH-Werte muss durch eine Bodenanalyse, etwa bei der LUFA NRW, ermittelt werden, wo der aktuelle pH-Wert liegt. Erst wenn der pH-Wert bekannt ist, kann der Kalkbedarf unter Angabe der Bodenart, der Nutzungsart und des jährlichen Niederschlags berechnen werden. Der Kalkbedarf wird zum Beispiel bei der LUFA NRW immer für drei fortlaufende Jahre berechnet – also für eine reguläre Fruchtfolge. Die kalkulierte Menge ist notwendig, um den pH-Wert entweder in das Optimum zu überführen, oder um den bereits vorliegenden optimalen pH-Wert zu halten.

Werden die Flächen pauschal mit den gleichen Kalkmengen versorgt, erreichen schwere Böden nicht den Ziel-pH-Wert und leichte Böden werden darüber hinaus gekalkt. Dies kann vielleicht auch der Grund sein, warum immer wieder Mangan-Mangelsymptome bei Wintergerste auf leichten Böden beobachtet werden. Mangan ist bei einem zu hohen pH-Wert festgelegt und nicht mehr pflanzenverfügbar.  

Analyseergebnisse verstehen

Der pH-Gehalt des Bodens wird, wie beispielsweise die beiden Grundnährstoffe Phosphat oder Kalium, in einem fünfstufigen Gehaltsklassensystem (GK) eingeordnet. Die GK C bedeutet für den pH-Wert, dass sich dieser im Optimalbereich befindet. Zudem sollte eine Erhaltungskalkung in der Höhe der beschriebenen Verluste vorgenommen werden, um einer Versauerung entgegenzuwirken.

Die GK D und E bedeuten, dass zu hohe pH-Werte vorliegen, wodurch Nährstoffe festgelegt werden können. Hier wird eine Absenkung durch Verzicht auf eine Kalkung angeraten beziehungsweise sogar der Einsatz versauernder Dünger.

In den GK A und B sollten hingegen schnell entsprechende Kalkmengen über den Verlustmengen aufgetragen werden, um den pH-Wert zu erhöhen. Eine Kalkung sollte bei einem sehr stark abgesenkten pH-Wert – GK A – noch vor einer anderen Grunddüngung – Phosphat oder Kalium – erfolgen.

Der pH-Wert ist logarithmisch skaliert: Bei unter dem Optimum befindlichen Werten ergibt sich rechnerisch automatisch ein größerer Kalkbedarf. In diesen Fällen empfiehlt es sich, bodenartabhängig eine bestimmte Ausbringmenge an Kalk nicht zu überschreiten und die Gaben auf mehrere Jahre innerhalb der Fruchtfolge aufzuteilen. Damit wird erreicht, dass der pH-Wertes nicht zu schnell ansteigt und somit Probleme bei der Nährstoffverfügbarkeit vermieden werden.


Klasse Auswirkungen Maßnahmen
A Starke Beeinträchtigung der Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit;
deutliche Ertragseinbußen bei fast allen Kulturen
Kalkung hat unabhängig von der aktuellen Kultur Vorrang vor anderen Düngemaßnahmen
B Beeinträchtigte Bodenstruktur uns Nährstoffverfügbarkeit;
Ertragseinbußen bei kalkanspruchsvollen Kulturen
Möglichst baldige Kalkung in der Fruchtfolge
C Optimale Bedingungen für Bodenstruktur und Nähstoffverfügbarkeit Erhaltungskalkung
D Nährstoffverfügbarkeit kann unter bestimmten Bedingungen eingeschränkt sein;
Ertragseinbußen
Keine Kalkung
E Eingeschränkte Nährstoffverfügbarkeit;
Ertrags- und Qualitätseinbußen wahrscheinlich
Keine Kalkung,
Einsatz versauernder Dünger

Phosphat: Was die Düngeverordnung fordert

Die Bestimmung des pH-Wertes im Boden wird im Rahmen der Grundnährstoffuntersuchung bei der LUFA NRW im Düngeempfehlungsdienst (DED) automatisch mit untersucht. Die Bestimmung des Phosphatbodengehalts, die ebenfalls Bestandteil der Grundnährstoffanalyse ist, wird von Seiten der Düngeverordnung für Schläge ab einem Hektar gefordert. Diese muss im Rahmen der Fruchtfolge erfolgen, spätestens aber alle sechs Jahre.

Empfehlenswert ist jedoch eine Bodenanalyse in engeren Zeitabständen. Bei einem festgestellten Phosphatgehalt von über 20 mg/100 g - nach CAL-Methode - im Boden darf die Düngebedarfsermittlung für Phosphat maximal für drei Jahre berechnet werden. In diesem Zusammenhang ist auch eine aktuelle Bodenanalyse ratsam. Ergab die letzte Untersuchung, dass eine Aufkalkung oder andererseits der temporäre Verzicht auf eine Kalkungsmaßnahme stattfinden soll, also einzu niedriger oder zu hoher vorliegender pH-Wert, empfiehlt sich hier eine häufigere Beprobung als alle sechs Jahre und in Abhängigkeit von der Fruchtfolge. Bei der LUFA NRW wird im Rahmen des DED auch für die Kalkung eine konkrete Düngeempfehlung berechnet.

Nach der Ernte

Es empfiehlt sich, eine Bodenanalyse und anschließende Kalkdüngung im immer gleichen Turnus durchzuführen. Ein guter Zeitpunkt für das Aufbringen eines Kalkdüngers ist nach der Ernte der Hauptfrucht auf die Stoppel und die anschließende Einarbeitung in den Boden, etwa im Rahmen der Zwischenfruchtansaat oder beim Anlegen der Winterfurche. Vorteilhaft ist, dass dann die Böden in der Regelgut tragfähig sind. Das ermöglicht ein Befahren mit schweren Geräten ohne eine Schadverdichtung. In diesem Jahr ist aufgrund der ergiebigen Niederschläge jedoch schlagweise abzuwägen, ob die Befahrbarkeit tatsächlich immer gegeben ist.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die alten Fahrgassen ideal dazu genutzt werden können, um ein exaktes Anschlussfahren bei der Kalkdüngung zu gewährleisten – sofern die Arbeitsbreiten übereinstimmen.

Fazit

Eine Bodenuntersuchung gibt Aufschluss über den Ausgangs-pH-Wert. Erforderliche Kalkmengen werden in Abhängigkeit des Standortes, der Witterung sowie der Nutzungsart abgeleitet. Insbesondere die Verfügbarkeit von Nährstoffen sowie die Nährstoffeffizienz werden durch eine Kalkung positiv beeinflusst. Von Kalk geht eine physikalische, chemische sowie biologische Wirkung aus und er trägt maßgeblich zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit bei.

Autor: Holger Fechner