Nitratdienst Februar 2020
Durchschnittlicher Niederschlag aber deutlich zu mild
Der Nitratdienst berichtet über die monatliche Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Mitte Januar bis Anfang Februar unter den Referenzflächen. Bei den hier abgebildeten Nmin-Werten handelt es sich nicht um die Richtwerte der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, welche für die zu dokumentierende Düngebedarfsermittlung (DBE) verwendet werden dürfen, sondern um die monatlich veröffentlichten Werte unter den Dauerbeobachtungsflächen! Bei diesem Bericht fehlen Ergebnisse von einigen Referenzflächen Ost-Westfalen, da aufgrund des Sturmtiefs Sabine letzte Woche die Proben nicht rechtzeitig im Labor eingeliefert werden konnten.
Der Beobachtungszeitraum war hinsichtlich der Witterung geprägt von trüben und verregnetem Wetter. Die Sonne ließ sich nur zeitweise blicken und immer wieder gab es Niederschlag. Dabei wurden mit durchschnittlichen Summen von etwa 60 Millimetern an den Wetterstationen im Vergleich zum mehrjährigen Mittel ein normales Maß für diesen Jahresabschnitt erzielt. Durch das trübe Wetter wurde jedoch der Anschein erweckt, dass die Niederschläge ergiebiger gewesen waren, dem aber nicht so war. Insgesamt gab es verhältnismäßig wenig Abweichung zu der durchschnittlich genannten Niederschlagsmenge in den Landesteilen. Höchstmengen von um die hundert Millimeter gab es im Raum Wuppertal. Im nördlichen Münsterland sowie Ostwestfalen wurden vielfach nur um die vierzig Millimeter erzielt. Insgesamt konnte nun schon mehrere Monate in Folge durchschnittliche Niederschlagssummen erzielt werden, sodass der Boden weiter gesättigt werden und das Defizit der letzten beiden Jahre weiter ausgleichen konnte. Dennoch weisen einige bodenkundliche Messungen, bzw. Modelle immer noch eine akute Trockenheit in den sehr tiefen Bodenschichten aus. Die für die Nmin-Messung entscheidenden Tiefen (0 bis 90 cm) sind jedoch meist durchfeuchtet bis wassergesättigt und ließen eine Beprobung in allen Schichten zu. Aufgrund der in allen Landesteilen vorherrschenden Wassersättigung der oberen Bodenschichten kam es auf leichten und mittleren Böden zur Sickerwasserbildung, wobei das Wasser mobilen Nitratstickstoff nach unten verlagern konnte. Auf sehr leichten Böden war auch eine Auswaschung aus den drei Schichten möglich. Innerhalb des vierwöchigen Beobachtungszeitraums waren die Temperaturen ausgesprochen mild. Die Tages- und Nachttemperaturen bewegten sich meist im einstelligen Plusbereich und erreichten phasenweise – wie etwa Mitte Januar - tagsüber auch zweistellige Pluswerte. Lediglich in der zweiten Januardekade wurde es für wenige Tage etwas kühler und es kam zu Nachtfrösten. Ein weiteres Nachtfrostereignis gab es im Zuge eines kurzen Hochdruckeinflusses am 5. Februar. Danach wurde es wieder deutlich milder.
Milde Witterung nahm Einfluss auf Bodenleben und Pflanzenwachstum
Die feuchte Witterung, die milden Temperaturen und die allmählich aber deutlich längeren Tageslichtmengen hatten ihren Einfluss auf das Bodenleben und die angebauten Kulturen. Zum einen konnte unter diesen Bedingungen organisch gebundener Stickstoff mit Hilfe der Mikroorganismen im Boden in mineralischen und damit pflanzenverfügbaren Stickstoff umgewandelt werden – eine Mineralisation findet bereits nachweislich bei unteren, einstelligen Plusgraden statt! Zum anderen fand sowohl unter- als auch oberirdisches Pflanzenwachstum bei den Winterungen statt. Getreide und Raps nehmen dabei aus den bereits durchwurzelten Bodenschichten mineralischen Stickstoff dankbar auf. Bei üppig entwickelten Getreidebeständen wird außerdem freiwerdender Stickstoff aus reduzierten Nebentrieben verwertet. Der aus abgestorbenem Blattmaterial freigesetzte Stickstoff bei Winterraps wird ebenfalls wieder recycelt. Einige mit Zwischenfrüchten bestellte Flächen sind gemulcht worden, sodass sich die organische Biomasse aufgrund der vergrößerten Oberfläche besser zersetzen kann. Außerdem wird die anschließende Aussaat von Sommerungen weniger behindert und das zerkleinerte Material kann besser mit dem Mineralboden vermischt werden. Die wenigen Frostereignisse in den letzten Wochen haben bei den noch nicht gemulchten Zwischenfruchtbestände die nicht winterharten Arten teilweise weiter zum Absterben gebracht. Aus diesen und aus dem zerkleinerten Material der bereits gemulchten Flächen konnte Stickstoff mineralisiert werden. Aber auch in den Pflanzenzellen gespeicherter Stickstoff wird auf diesem Weg dem Oberboden zugeführt.
Wassergesättigte Böden erlauben keine N-Düngung – Auf Schwefelversorgung achten
Seit dem ersten Februar ist die Sperrfrist für Düngemittel mit einem wesentlichen N-Gehalt aufgehoben. Trotzdem konnte auf den meisten Standorten noch kein Stickstoffdünger ausgebracht werden, weil die Böden in der Regel wassergesättigt waren. Dies erkennt man u.a. daran, dass in den Fahrspuren Wasser steht. Dieser Zustand hält nach wie vor an. Es bedarf einige Tage, bevor der Oberboden abgetrocknet und befahrbar und aufnahmefähig für die Nährstoffe ist. Der Boden sollte nicht nur aufnahmefähig für Nährstoffe sein, sondern das Befahren von abgetrockneten Böden schützt diese vor Verdichtungen. Aufgrund meist hoher Nmin-Vorräte im Oberboden aus den letzten Monaten sowie der anhaltenden Mineralisation während der Herbst- und Wintermonate besteht oft auch noch kein akuter Stickstoffdüngebedarf. Die erste Kultur, welcher demnächst Stickstoff zugeführt werden sollte ist der Winterraps, welcher früh in der Vegetation einen hohen N-Bedarf hat. Hierbei sollte auch unbedingt auf eine ausreichende Versorgung mit Schwefel geachtet werden, welcher im Zuge der ersten Düngemaßnahme mit zu dieser sehr schwefelbedürftigen Kultur ausgebracht werden sollte. Aber auch viele Getreidestandorte haben einen Schwefelbedarf, weshalb hier eine Düngung mit pflanzenverfügbaren Sulfatschwefel in Erwägung gezogen werden sollte. Sulfatschwefel unterliegt im Boden der Verlagerung. Insbesondere auf leichten Böden kann aufgrund der durchschnittlichen Niederschläge in diesem Winter ein Defizit dieses Hauptnährstoffs vorherrschen. Schwefel wird parallel mit Stickstoff von den Pflanzen aufgenommen und ist maßgeblich am Wachstum sowie der Eiweißbildung beteiligt und sollte daher nicht im Mangel sein.
Wegen der wassergesättigten und meist nicht befahrbaren Böden hat auch auf den Referenzflächen nach Aufhebung der Sperrfrist in der Regel noch keine N-Düngung stattgefunden. Lediglich auf der mit Winterraps bestellten Fläche in Greven ist wenige Tage vor der Nmin-Probenahme Gülle ausgebracht worden, die sich aber nicht in dem Probenergebnis eins zu eins wiederfinden lässt. Ansonsten wurde auf der mit Zwischenfrucht bestellten Fläche in Haltern-Hullern im Zuge der Vorbereitung auf die Aussaat der Sommerung Mist ausgebracht. Abgesehen von diesen beiden Flächen spiegeln die gemessenen und abgebildeten Nmin-Werte ausschließlich die Nmin-Dynamik im Boden und den Pflanzen wieder. Die Winterweizenfläche nach der Vorkultur Kartoffel in Erwitte sowie die mit nicht winterharten bestellte Zwischenfruchtfläche in Alpen sind gute Beispiele für die Aktivität des Bodenlebens. Hier sind größere Mengen Stickstoff mineralisiert worden, die sich in den Analysewerten widerspiegeln. Bei letztgenannter Fläche ist auch der gemessene Ammonium-Stickstoffgehalt ein guter Indikator für eine jüngst stattgefundene Umsetzung. Die Wintergerstenfläche auf mittlerem Boden in Linden-Neussen sowie unter dem ebenfalls auf mittlerem Boden stehenden Winter-Weizen in Brakel sind hingegen Beispiele, wo größere Mengen Stickstoff von den Pflanzen aufgenommen wurden und der Nmin-Wert entsprechend deutlich gefallen ist.
- Tabelle: Nitratdienst Februar 2020 54 KByte
Autor: Holger Fechner