Nitratdienst Juli 2022
Warm und weiterhin zu trocken
Dieser Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen in NRW im Zeitraum von Anfang Juni bis Anfang Juli. Der fünfwöchige Betrachtungszeitraum stellte sich insgesamt erneut als deutlich zu trocken dar, dies zeigen auch die aktuellen Bodenfeuchteprofile des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die vergangenen Wochen waren landesweit geprägt von viel Sonnenschein und durchschnittlichen Tageslufttemperaturen um 18 Grad Celsius, wobei Mitte und Ende Juni die 30 Grad-Marke mehrmals erreicht wurde. Mit nächtlichen Bodentemperaturen von dauerhaft mindestens 15 Grad Celsius blieben die Böden auch nachts erwärmt. Niederschläge ereigneten sich vereinzelt, in vielen Regionen fielen sie dennoch zu gering aus und sorgten meist nur für eine leichte Befeuchtung der Krume. Vor allem schwere Böden sind stark verkrustet und benötigen länger anhaltende Niederschläge, damit das Wasser wieder richtig einsickern kann. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge in ganz NRW betrug im gesamten Beobachtungszeitraum 52 mm, was etwa 60 % des langjährigen Durchschnitts entspricht. An der Wetterstation in Nörvenich wurde mit 94 mm der höchste Wert erfasst, während in Heinsberg/Schleiden beispielsweise nur 23 mm Niederschlag gemessen wurden. Sickerwasserbildung und die damit verbundene Verlagerung von Nitratstickstoff werden in den vergangenen Wochen meist nicht stattgefunden haben. Kulturen, insbesondere die kultivierten Sommerungen, litten weiterhin unter Trockenstress. Eine ausreichende Versorgung der Pflanzen mit Kalium und Magnesium gegen Trocken- und Hitzestress ist daher sehr wichtig.
Wintergerstenernte lässt Nmin ansteigen
Die meisten Flächen, die mit Wintergerste bestellt waren, wurden in den letzten Wochen gedroschen, so auch die Nitratdienst-Referenzflächen. Während im letzten Jahr aufgrund der Hitzeperiode oft schlechte Hektolitergewichte bei der Wintergerste erzielt wurden, fällt die Wintergerstenernte dieses Jahr zufriedenstellend, teilweise sogar überragend aus. Auf zwei Referenzflächen hat bereits die erste Stoppelbearbeitung stattgefunden. Wie zu erwarten, führte der Stoppelsturz zum Anstieg der Nmin-Gehalte unter diesen Flächen, wobei sich aber auch unter den noch nicht bearbeiteten abgeernteten Flächen ein erhöhter Stickstoffgehalt feststellen ließ. Ammoniumstickstoff, der eine Momentaufnahme der stattfindenden Mineralisation darstellt, wurde in den Proben nicht mehr nachgewiesen, was für eine schnelle Umsetzung durch warme Bodentemperaturen spricht. Die Nmin-Gehalte unter den restlichen, abreifenden Wintergetreideflächen schwanken zwischen angestiegenen, gesunkenen und gleichgebliebenen Werten; im Mittel wurden 19 kg N/ha gemessen. Die in der Regel ausreichende Bodenfeuchte während der Hauptwachstumszeit hat zu guten Bestandsentwicklungen geführt und die Pflanzen konnten den vorhandenen Stickstoff auch aus den tieferen Schichten aufnehmen. Mit dem Wasserdefizit der letzten Wochen und Monate waren die Kulturen jedoch meistens nicht mehr in der Lage, das Stickstoffangebot optimal auszunutzen. Erhöhte Stickstoffgehalte im Boden ergeben sich daher einerseits durch die trockenheitsbedingte schlechtere Aufnahme des N-Angebotes während der Kornfüllungsphase durch die Pflanzen, andererseits durch die nicht stattgefundene Verlagerung des mobilen Nährstoffs mit Sickerwasser in tiefere Bodenschichten. Eine Düngung der Getreide-Referenzflächen hat im fünfwöchigen Zeitraum nicht mehr stattgefunden. Mineralisation durch rein natürliche Bodenprozesse hat vor allem in der sich schnell erwärmenden Krumenschicht (0 – 30 cm) stattgefunden. Generell wurden hier auch die höchsten Stickstoffgehalte gemessen; die unterste Bodenschicht (60 – 90 cm) ist in einigen Fällen ganz von mineralischem Stickstoff entleert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit konnten einige Standorte in diesem Monat jedoch gar nicht oder nur in den oberen Bodenschichten (0 – 60 cm) beprobt werden. In manchen Regionen hat die diesjährige Sommertrockenheit besondere Auswirkung auf die Qualität von Winterweizen und die Entwicklung von Mais. Frühe Winterweizensorten wurden bereits gedroschen, dabei wurden teilweise schlechte Rohproteingehalte festgestellt. Kolbenlose Bestände und somit Totalausfälle bei Mais werden aufgrund des Wassermangels zum Beispiel im Münsterland erwartet.
Nmin-Abnahme bei den Sommerungen
Besonders auf langjährig organisch gedüngten Standorten bot eine temporär befeuchtete Krumenschicht in Kombination mit hohen Temperaturen gute Bedingungen für die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus der organischen Substanz. Dies spiegelt sich in den Messwerten einiger Maisflächen wider, bei denen auch noch Ammoniumstickstoff nachgewiesen werden konnte. Im Gegensatz zu den Getreideflächen ist bei den Kulturen Mais, Kartoffel und Zuckerrübe auch in der untersten Bodenschicht (60 – 90 cm) noch viel mineralischer Stickstoff vorhanden, von dem die Pflanzen zehren können. Die Stickstoffgehalte unter den Mais-Referenzflächen sind jedoch generell im Vergleich zum Vormonat bis auf wenige Ausnahmen deutlich gesunken, einige liegen aber immer noch im dreistelligen Bereich. Auch auf der Silomaisfläche in Rheda-Wiedenbrück, welche Anfang Juni noch mit Gülle gedüngt wurde, ist ein Rückgang zu verzeichnen. Ansonsten erfolgte auf den Maisflächen im Beobachtungszeitraum keine Düngung. Die Nmin-Vorräte unter den Zuckerrüben-Flächen haben sich ebenfalls deutlich reduziert, oft vom dreistelligen in den zweistelligen Bereich. Hier wurden durchschnittlich noch 22 kg N/ha analysiert. Auch der Nmin-Gehalt unter der mit Kartoffeln bestellten Fläche in Buir ist von 114 kg N/ha auf 19 kg N/ha gesunken. Trotz Trockenheit spricht dies insgesamt für einen weiterhin stattfindenden Wachstumsprozess und eine hohe N-Aufnahme durch die Pflanzen.
- Tabelle Nitratdienst Juli 2022 67 KByte
Autor: Samira Bauerfeind