Nitratdienst Oktober 2022

ZuckerrübenmieteBild vergrößern
Die gute Witterung zuletzt wurde vielfach genutzt, um Sommerungen zu ernten und Wintergetreide auszusäen. Die damit verbundene Bodenbewegung stimuliert das Bodenleben und setzt mineralischen Stickstoff frei.

Mild, feucht und der Beginn eines goldenen Oktobers

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang September bis Anfang Oktober. Der Beobachtungszeitraum war geprägt von einer feuchtwarmen Witterung. Zu Beginn des Zeitraums lagen noch Tagestemperaturen von über zwanzig Grad Celsius vor. Daraufhin fielen die Werte auf milde 15 Grad Celsius ohne weitere große Amplituden. Die Nachttemperaturen rutschten in den einstelligen Plusbereich ab. In wenigen klaren Nächten waren es dann auch schon einmal wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Von den Wetterstationen in den Mittelgebirgen wurden auch erste Luftfrost-Ereignisse gemeldet. Das LANUV NRW gab heraus, dass in diesem September in NRW mit 14,2 Grad Celsius exakt die gleiche durchschnittliche Temperatur erzielt wurde wie in der letzten Klimaperiode zwischen 1991 und 2020. Die vorherigen beiden Klimaperioden waren hingegen etwas kühler. Niederschläge gab es zum Teil reichlich, die jedoch regional unterschiedlich verteilt waren. Durchschnittlich fielen innerhalb des Beobachtungszeitraums an den Wetterstationen in NRW in Summe knapp 100 Millimeter Niederschlag. Im langjährigen Mittel sind es im gleichen Zeitraum nur etwa 70 Millimeter. Damit war der aktuelle Zeitraum sehr feucht. Die aktuell durchschnittlichen Werte wurden jedoch nur im Rheinland und Südwestfalen erzielt. In den anderen ackerbaulichen Regionen NRWs wurde hingegen eher das vieljährige Mittel in Summe erreicht. Die Niederschläge ergaben sich weitestgehend im Monat September. Die letzte Woche vor der Nmin-Probenahme blieb trocken und war von Sonnenschein dominiert, sodass sich sprichwörtlich ein goldener Oktober eingestellte – die weiteren Wetterprognosen gehen in die gleiche Richtung. Die Niederschläge im September haben die Ackerkrume weiter durchfeuchtet und die nutzbare Feldkapazität (nFK) an das Maximum der jeweils für die vorliegende Bodenart mögliche Kapazität gebracht. Damit trat eine nach unten gerichtete Sickerwasserbewegung ein und damit verbunden eine mögliche Verlagerung an mobilem, negativ geladenen Nitratstickstoff.  

Fortlaufende Ernte von Sommerungen und Bestellvorgänge haben Einfluss auf Nmin-Gehalt

Die Durchfeuchtung der Krume und die niederschlagsfreien Zeitfenster wurden vielfach genutzt, letzten Körnermais zu dreschen und um Kartoffeln und erste Zuckerrüben zu roden. Die Bedingungen waren zuletzt günstig, um eine Bodenbearbeitung durchzuführen und ein angepasstes Saatbett für das Wintergetreide zu bereiten – das war bei den zuvor ausgesäten Winterraps- und Zwischenfruchtflächen bei den sehr viel trockeneren Bedingungen dann nicht selbstverständlich. Trotzdem zeigen sich auch hier mittlerweile gut entwickelte Bestände. Bezüglich der Getreidearten wurde bislang hauptsächlich Wintergerste ausgesät. Auch wenige Winterweizen-Flächen wurden etabliert. Ein zügiges Auflaufen und damit eine Aufnahme von Stickstoff aus der Krumenschicht ist bei den aktuellen Voraussetzungen garantiert.

Unter allen mit Getreide bestellten Referenzflächen können derzeit im Durchschnitt 70 kg/ha Nmin gemessen werden; das ist ein nur wenig geringerer Nmin-Vorrat als im Vormonat (dort hauptsächlich unter der Wintergerste). Mit Stickstoff gedüngt wurde in diesem Herbst keine der Referenzflächen, sodass der vorgefundene Stickstoff ausschließlich bodenbürtig ist. Die vorhandene Feuchtigkeit im Oberboden und der Umstand, dass die Krumenschicht bislang noch sehr erwärmt war, hat deutliche Mineralisationsschübe hervorgebracht. Das Bodenleben hat zuletzt ideale Bedingungen vorgefunden und konnte organisch gebundenen Stickstoff, wie z.B. der in Ernteresten vorhandene, gut verstoffwechseln. Wurde die Bodenbearbeitung konventionell durchgeführt, haben die Bearbeitungsgänge Sauerstoff in den Oberboden eingebracht und den Mineralboden gut mit den organischen Partikeln gemischt. V.a. die eingebrachten Lufteinschlüsse sind dabei für die Bodentemperatur und den Stoffwechsel der Bodenorganismen förderlich. Offensichtlich wird dies auch im Unterschied zwischen den Flächen mit dem Status „geerntet“ und denjenigen, auf denen eine Bodenbearbeitung (1. und 2. Stoppelbearbeitung) erfolgt ist. Bei den unbearbeiteten Böden stagniert die Mineralisation und die Werte sind durch Sickerwasserverluste teilweise rückläufig. Bei den bearbeiteten Böden sind die Nmin-Werte hingegen gegenüber den Vormonatswerten gestiegen. V.a. die 2. Stoppelbearbeitung und der Einsatz eines Pfluges hat die Mineralisation bis in tiefere Bodenschichten vorangetrieben.

Insgesamt liegt in diesem Herbst unter den Getreidekulturen ein recht hohes Nmin-Niveau vor, was für die vorwinterliche Entwicklung mehr als ausreichend ist. Bei differenzierter Betrachtung sind es ca. 60 kg/ha unter der Wintergerste und knapp 90 kg/ha unter den mit Winterweizen bestellten Flächen. Bei beiden Kulturen sind v.a. die Werte in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) gegenüber dem Vormonatswert zurückgegangen. Bei der Wintergerste kann dies teilweise durch eine Stickstoffaufnahme der weiter entwickelten Pflanzen begründet werden. Da sich die Nmin-Werte unter den beiden darunterliegenden Bodenschichten (30 bis 60 und 60 bis 90 cm) leicht erhöht haben, ist hier der Nachweis für die Verlagerung von Nitratstickstoff durch das angesprochene Sickerwasser erbracht. Ein prägnantes Beispiel für diesen Vorgang ist die Fläche in Menden, unter der in den untersten beiden Schichten zuletzt in Summe 53 kg/ha im Vergleich zu 42 kg/ha im Vormonat gemessen werden konnten. Die zunehmende Durchfeuchtung des Bodens insgesamt kann auch daran festgemacht werden, dass die Wintergerstenfläche in Lage wieder bis auf 90 cm beprobt werden konnte.

Unter den mit Winterraps bestellten Flächen sind die Nmin-Werte um mehr als 20 kg/ha gegenüber dem Vormonatswert zurückgegangen, was fast ausschließlich auf eine Aufnahme durch die Pflanzen zu erklären ist. Dafür spricht auch der Rückgang der Werte hauptsächlich in der Krumenschicht. Diese Kultur wird ohnehin vorzugsweise auf mittleren und schweren Böden angebaut, auf denen die Sickerwasserbildung aufgrund der hohen nFK erst spät eintritt. Der Winterraps konnte sich zuletzt bei wüchsigen Witterungsbedingungen sehr gut weiterentwickeln. Selbiges gilt auch für die noch nicht gerodeten Zuckerrübenflächen. Diese Kultur nimmt, solange sie steht, Stickstoff als Nährstoff auf. Unter vielen Flächen sind die Werte deshalb rückläufig. 

Die vielen Flächen, die mit Zwischenfrüchten bestellt sind, dürften ihren Dienst, mineralischen Stickstoff aufzunehmen und zu konservieren, erfüllen. Die Nmin-Werte sind im Durchschnitt rückläufig und liegen derzeit bei ca. 50 kg/ha. Hier besteht noch jedoch noch viel Potenzial, mehr an Stickstoff aufzunehmen. Die trockenen Bedingungen im August und Anfang September haben teilweise für heterogene Bestandesentwicklungen geführt. Die derzeit und weiterhin warme Witterung sorgt für wüchsige Bedingungen und es könnte noch einiges an Wachstum kompensiert werden. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die abnehmende Tageslichtlänge immer mehr zum begrenzenden Faktor wird. Bei den nicht winterharten Zwischenfrüchten ist der Zeitraum eventuell begrenzt, da sich datumsbedingt bald schon Frostereignisse einstellen können, die die Pflanzen zum Absterben zwingen.

Seit dem zweiten Oktober dürfen keine Düngemittel mit einem wesentlichen N-Gehalt mehr zu Wintergerste, Winterraps, Zwischenfrüchten und Feldfutter aufgebracht werden, sofern ein Düngebedarf gegeben war. Auf Nicht-Nitratbelasteten Flächen dürfen Festmist von Huf- oder Klauentieren, Kompost oder Champost noch bis Ende November und auf Nitratbelasteten Flächen noch bis Ende Oktober aufgebracht werden. Diese Düngemaßnahmen zählen als vorgezogene N-Düngung zur ersten Hauptkultur im Folgejahr. Vor dem Aufbringen muss eine Düngebedarfsermittlung (DBE) dokumentiert werden. Hinweise zu den Sperrfristen und zu der Erstellung einer DBE können unter www.duengung-nrw.de nachgelesen werden.

Autor: Holger Fechner