THG-Bilanzierung der konventionellen und ökologischen Milchproduktion

Helmut Frank, Technische Universität München

Kurzzusammenfassung aus dem Vortrag

Ziel: Erstellung vollständiger Energie- und THG-Bilanzen in Praxisbetrieben. Sie sollen in Praxisbetrieben anwendbar sein und finanziert werden können mit dem Ergebnis: so steht der Betreib da und das und das kann verbessert werden.

  • Problemstellung: Milchviehhaltung als Gesamtbetrieb.
  • Der Pflanzenbau wird innerbetrieblich als CO2-Äquivalent verrechnet; beim Futterzukauf werden die Emissionen aus dem Landnutzungswandel beachtet (z.B. wenn Soja aus Südamerika importiert wird); es wird anhand von Standardfutter gerechnet.
  • Die Allokation erfolgt nach dem Heizwert: wie viel Energie wird als Heizwert (Energieoutput) erzeugt.
  • Der Wirtschaftsdünger wurde noch nicht bewertet (Annahme: der Wirtschaftsdünger verbleibt innerhalb der Systemgrenze).
  • Verteilung der Emissionen auf Kühe (Milch), Altkühe, Kälber (die das System verlassen).
  • 80 Pilotbetriebe wurden untersucht, und zwar ökologische und konventionelle.

Ergebnisse

  • Futterrationen: Energie brauchen Ökobetriebe nur halb so viel wie konventionelle (kein Mineraldünger), Lachgas bilden beide gleich, Humus: in Ökobetrieben höhere CO2-Bindung, Zukauf von Soja wirkt sich negativ bei konventionellen Betrieben aus.
  • Je Milchleistung: konventionelle Betriebe: Rationen steigen mit steigender Milchleistung, Ökobetriebe: kein Effekt, sogar Abnahme der Emissionen.
  • Ab einem gewissen Niveau der Milchleistung gibt es kein einheitliches Bild, kommt viel auf das Management und den Betriebsstandard an.
  • Aufzucht: ökologische Betriebe halten die Tiere länger und extensiver und setzen dabei ungefähr genauso viele Emissionen frei wie konventionelle Betriebe, die kürzer und intensiver aufziehen.

Diskussion nach dem Vortrag

Ich bin überrascht über die Wahl der Allokation. Was ist eigentlich die Triebkraft eines Betriebes? Ich würde unterstellen, dass das die Ökonomie ist, warum wurde nicht die genommen, sondern der Heizwert? Was ist der Heizwert eines Kalbes?
Als Heizwert gilt hier der theoretische Brennwert von einem Kilogramm Hackfleisch. Der Landwirt hat keine Wahl: er muss Kälber produzieren. Die Ökonomie war zu unbeständig, deswegen haben wir uns für den Heizwert entschieden.
Wie ist der Einfluss der Milchleistung auf die Methanemissionen?
Ab einem gewissen Niveau der Milchleistung gibt es kaum noch Unterschiede, grundsätzlich stimmt aber die Aussage, dass, wenn die Milchleistung steigt, die Methangehalte sinken. Man muss die Betriebe insgesamt betrachten: wer keine Rohfaser mehr füttert, produziert kaum noch Methan, aber die Kühe werden krank. Eine wiederkäuer-gerechte Ernährung muss berücksichtigt werden.
Wie reagiert die Praxis auf ihre Auswertung? Fragt sie nach den Bewertungstools?
Hier war der Praxisbezug gegeben: es waren Betriebe aus NRW dabei, es gab eine sehr offene Runde zwischen Öko und Konventionell.
Ziel des Projektes war es, auch ein Beratungsinstrument zu entwickeln. Dies ist uns bisher im Projekt nicht gelungen, das Ganze ist zu komplex. Im Folgeprojekt wird ein weniger komplexes Bewertungssystem eingesetzt in der Hoffnung, dass sich dann ein Beratungsinstrument entwickeln lässt. Der ökologische Landbau steht immer im Rechtfertigungsdruck „wir sind besser“, es gibt eine ernsthafte Nachfrage bei vielen Öko-Betrieben „wie nachhaltig bin ich denn?“
Wie viel Zeit braucht man für die Bewertung?
Die Betriebe haben eine sehr unterschiedliche Flächenausstattung und Größe, da ist es schwierig, eine Aussage zu treffen. Für ungefähr 100 ha braucht man ungefähr 5 Tage, 40 – 50 Stunden. Der Zeitaufwand für den Betrieb selbst hält sich in Grenzen. Wenn die Ackerschlagkartei vorhanden ist braucht er ungefähr 12 Stunden.