Entwurmungsstrategien in der Schweinehaltung

Trotz eines verbesserten Entwurmungsmanagements in den Betrieben bleibt das Problem des Parasitenbefalls in den Betrieben weiterhin aktuell. So liegt der Parasitenbefall nach einer Untersuchung von Busse und Aka im Weser-Ems-Gebiet aus dem Jahre 1999 mit Endoparasitennachweis bei fast 84 % der tragenden Sauen und 66 % der säugenden Sauen noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Im nachfolgenden werden die wesentlichen bei Schweinen vorkommenden Endoparasiten vorgestellt sowie Nachweis und Bekämpfungsstrategien dargestellt.

Spulwurm

Der Spulwurm des Schweines (Ascaris suum), ein 30 cm langer runder Wurm, fällt schon wegen der Größe der ausgewachsenen Parasiten auf, die gelegentlich im Kot der Schweine zu finden sind. Er ist der wichtigste Parasit in der strohlosen Mastschweinehaltung

In den massenhaft mit dem Kot ausgeschiedenen Eiern entwickeln sich nach 24–50 Tagen Larven. Werden die dann infektiösen Eier aufgenommen, schlüpfen die Larven im Dünndarm und gelangen von dort über die Pfortader in die Leber. In deren Gewebe wandern sie 4-6 Tage. Durch Abwehrvorgänge entstehen infolge dieser Wanderung bindegewebige Veränderungen, die sogenanten milk spots.

Von der Leber gelangen die Larven mit dem Blutstrom in die Lunge, in der sie über die Lungenbläschen in die Bronchien wandern. Von dort werden sie mit dem Bronchialschleim zum Kehlkopf befördert und abgeschluckt. Die Larven siedeln sich im Dünndarm an, ernähren sich von Darminhalt und entwickeln sich zu erwachsenen Würmern. 8-9 Wochen nach der Infektion erreichen die Würmer die Geschlechtsreife und scheiden Eier aus. Gesundheitliche Schäden entstehen durch die Wanderung der Larven in Leber und Lunge. Die milk spots in der Leber verheilen nach ca. 6 Wochen. Werden milk spots am Schlachtband festgestellt, kann man davon ausgehen, daß ein Spulwurmbefall in den letzten 6 Wochen vorgelegen hat. Bei massivem Befall kann es durch die Lungenwanderung der Larven zu Anzeichen einer Lungenerkrankung kommen.

Magen-Darm-Strongyliden

In dieser Gruppe sind mehrere Parasiten zusammengefasst, deren Eier sich mikroskopisch kaum voneinander unterscheiden. Zu ihnen zählt der 4-11mm lange fadenförmige Rote Magenwurm (Hyostrongylus rubidus) und die 10-15 mm langen weißlichen Knötchenwürmer (Oesophagostomum dentatum, Oesophagostomum quadrispinulatum). Magen-Darm-Strongyliden sind die bedeutendsten Endoparasiten in der Sauenhaltung

Ihnen ist gemeinsam, dass sich aus den mit dem Kot ausgeschiedenen Eiern zunächst Larven entwickeln, die, oral aufgenommen, zunächst in der Schleimhaut des Verdauungstraktes parasitieren. Bei wiederholten Infektionen bilden die Larven in der Schleimhaut ein Ruhestadium, das zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden kann. Beim Roten Magenwurm geschieht dies häufig während der Laktation. Die erwachsenen Würmer saugen Blut an der Schleimhautoberfläche. Während Larven und erwachsene Stadien des Roten Magenwurms im Magen des Schweines zu finden sind, parasitieren die Knötchenwürmer im Dickdarm. Von der Infektion bis zur Geschlechtsreife vergehen zwischen 17 und 40 Tagen. Befall mit Magen-Darm-Strongyliden findet sich besonders bei Zuchtschweinen. Der Befallsgrad nimmt mit dem Alter der Tiere zu.

Zwergfadenwurm

Der Zwergfadenwurm (Strongyloides ransomi), ein haarfeiner, nur 3 bis 5 mm langer Wurm, ist ein Darmparasit junger Saugferkel. Seine Bedeutung als Durchfallerreger beim Saugferkel hat durch das verbesserte Entwurmungsmanagement in den Betrieben stark abgenommen, der Parasit kann aber auch bei Intensivhaltung noch zu chronischen Bestandserkrankungen führen. Die Larven des Parasiten gelangen auf zwei Wegen in das Ferkel. Einerseits dringen die aus den mit dem Kot ausgeschiedenen Eiern geschlüpften Larven durch die Haut in das Ferkel ein. Auf dem Blutweg gelangen sie in die Lunge und hier in die Luftröhre. Nach dem Hochhusten und Abschlucken siedeln sie sich im Dünndarm an. Aber auch mit der Sauenmilch werden die Larven, die im Bauch- und Milchdrüsenfettgewebe infizierter Sauen eine Ruhephase bis zum Beginn der Säugezeit durchlaufen haben, gleich nach der Geburt auf die Ferkel übertragen. Die Sauen können den Parasiten über mehrere Trächtigkeiten auf die Ferkel übertragen. Die Infektion über die Haut ruft bei starkem Befall Quaddeln und Hautrötungen an Brust, Bauch und Innenschenkeln hervor. Die Wanderung der Larven durch die Lunge kann dort zu Blutungen führen und Husten auslösen. Gleichzeitig vorkommende Lungenentzündungen können verstärkt werden. Wichtigstes Symptom der Infektion ist der Durchfall, der meist in der 2. Lebenswoche beginnt und zu Blutarmut (Anämie) und Abmagerung der Ferkel führt. Aber auch der latente Befall kann Leistungseinbußen zur Folge haben. Bei älteren Saugferkeln ist der Verlauf schwächer.

Peitschenwurm

Der 3 bis 6 cm lange Peitschenwurm (Trichuris suis), der aus einem langen dünnen peitschenartigen Vorderkörper, der in der Schleimhaut verankert ist, und einem verdicktem Hinterende besteht, besiedelt den Dickdarm. Die Eier haben in der Außenwelt eine sehr lange Entwicklungszeit von 4 bis 6 Wochen und sind empfindlich gegen Sonnenlicht und Austrocknung. Geeignete Bedingungen für ihre Entwicklung finden sich daher hauptsächlich in schattigen Erdausläufen und selten gereinigten Laufställen. Ein massiver Befall ist daher unwahrscheinlich und die Infektion verläuft meist subklinisch. Durch künstlich gesetzte Infektionen bei Aufzuchtferkeln konnten jedoch Durchfall, Anämie und Abmagerung hervorgerufen werden.

Lungenwurm

Der Lungenwurm (Metastrongylus) ist ein Parasit, der beim Wildschwein eine Rolle spielt, beim Hausschwein aber nur bei Freilandhaltung von Bedeutung ist, da er praktisch nur bei Weidehaltung vorkommt. Das liegt darin begründet, dass er für seine Entwicklung einen Zwischenwirt benötigt, den Regenwurm. Die vom Schwein mit dem Kot ausgeschiedenen Eier werden vom Regenwurm aufgenommen und entwickeln sich darin zu Larven. Diese werden zusammen mit dem Regenwurm vom Schwein gefressen. Über den Blutkreislauf gelangen die Larven in die Lunge und siedeln sich in den Bronchien an. Die von ihnen verursachten Blutungen und Entzündungen können eine vorliegende Ferkelgrippe verstärken. Die erwachsenen Würmer können eine Bronchitis hervorrufen. Schwere Verläufe mit Husten und Kurzatmigkeit kommen selten bei jungen Schweinen vor. Meist verläuft die Infektion chronisch oder subklinisch.

Nachweis des Wurmbefalles

Um ein aussagefähiges Ergebnis zu erhalten sind eine korrekte Probennahme sowie Aufbewahrung und Transport sehr wichtig. Die Kotproben sollten möglichst rektal entnommen oder direkt nach dem Absetzen ohne Verunreinigungen aufgenommen werden. Sie sollten in dicht verschließbaren, bruchfesten Behältern aus Plastik aufbewahrt und transportiert werden. Auch stabile Folienbeutel, die nach der Entnahme auf links gedreht und zugeknotet werden, sind möglich. Probengefäße müssen mit wasserfester Schrift deutlich gekennzeichnet werden. Im Begleitschreiben sollten Name und Anschrift, Nummer, Art und Alter des Tieres oder der Tiergruppe, sowie Krankheitserscheinungen angegeben werden. Die Proben sollten möglichst frisch zur Untersuchung gelangen oder im Kühlschrank aufbewahrt werden, da sich sonst die Eier durch Weiterentwicklung verändern können. So können die Larven des Zwergfadenwurms bei warmem Wetter innerhalb weniger Stunden aus den Eiern schlüpfen, so dass sie im Kot nicht mehr nachweisbar sind. Von Tieren in Gruppenhaltung, wie z. B. Aufzuchtferkeln, können Sammelkotproben erstellt werden. Man muß berücksichtigen, dass ein negatives Ergebnis nicht unbedingt eine Parasitenfreiheit anzeigt, wenn Eier oftmals phasenweise oder in zu gringen Mengen ausgeschieden werden.

Im Labor werden dann die Eier oder Larven im Kot nachgewiesen. Größere Parasiten oder Teile davon sind bereits mit bloßem Auge erkennbar. Für die mikroskopische Untersuchung werden die Parasitenstadien durch sogenannte Anreicherungsverfahren weitgehend von den Kotbestandteilen getrennt und in einem geringeren Flüssigkeitsvolumen konzentriert. Auch bei zur Sektion eingesandten Tieren kann eine parasitologische Untersuchung durchgeführt werden. Hierbei lassen sich einige der Würmer und die von ihnen hervorgerufenen Veränderungen an Magen und Darm und z. T. Lunge erkennen. Angaben zu Schlachttierbefunden auf den Schlachtabrechnungen, wie milk spots auf den Lebern bei Spulwurmbefall, als immunologische Reaktion auf den Parasiten, geben ebenfalls Hinweise auf einen Parasitenbefall. Diese Narben werden allerdings nach ca. 6 Wochen wieder abgebaut und zeigen somit nur Infektionen in der Endmast an. Es sind aus diesen Befunden allerdings keine Rückschlüsse auf den Infektionsverlauf im Bestand möglich, da Reinfektionen zu stärkeren Immunreaktionen in der Leber und früherem „Wegfangen" von Wanderlarven führen.

Bekämpfung von Endoparasiteninfektionen

Um Leistungseinbußen durch Parasitenbefall zu vermeiden ist ein systematisches Vorgehen Pflicht. Entwurmungsmaßnahmen und Reinigung und Desinfektion sollten dabei aufeinander abgestimmt sein.

Entwurmung

Ist bei Saugferkeln in einem Bestand eine Zwergfadenwurminfektion nachgewiesen, sollte eine Behandlung am 3. Lebenstag erfolgen. Dies kann als Injektion z. B. zeitgleich mit der Eiseninjektion erfolgen. Geeignet sind Levamisol (z. B. Citarin) oder Avermectine (z. B. Ivomec, Dectomax). Bei hohem Infektionsdruck kann eine Nachbehandlung am 6. und 14. Tag erforderlich sein.

Zuchtsauen werden entweder 2x jährlich in Form einer Bestandsbehandlung entwurmt oder es erfolgt eine Entwurmung der Sauen vor dem Einstallen in das Abferkelabteil. Für eine Bestandsentwurmung empfiehlt sich eine Langzeitbehandlung über 8-10 Tage mit Benzimidazolen (z. B. Flubenol, Panacur) oder Avermectinen (Ivomec prämix). Werden die Sauen vor dem Einstallen in die Abferkelbucht entwurmt, eignet sich eine eintägige Behandlung über das Futter oder besser eine Injektionsbehandlung mit Avermectinen (z. B. Ivomec, Dectomax). Vorteil der Avermectinbehandlung vor dem Abferkeln ist, daß eine Übertragung von Parasiten von der Sau auf die Ferkel verhindert werden kann, wenn der Termin richtig gewählt ist (3-5 Tage vor Einstallung in den Abferkelstall).

Mastschweine sollten generell direkt nach der Einstallung in Form einer Langzeitentwurmung über 10 Tage behandelt werden (Flubenol, Panacur). Möglich ist auch eine Entwurmung während der letzten 10 Tage in der Ferkelaufzucht um wurmfreie Tiere in den Maststall einzustallen. Dieses setzt allerdings Vertrauen zwischen Mäster und Aufzüchter voraus.

Sind mehr als 5 % der Lebern von Schlachttieren von milk spots betroffen, sind zusätzliche Maßnahmen angezeigt. Es sollte zusätzlich 4-5 Wochen nach Ende der ersten Entwurmung eine 2. Entwurmung durchgeführt werden. Zusätzlich sollte nach dem Reinigen des Abteils nach dem Mastdurchgang eine Spezialdesinfektion mit Wirksamkeit gegen Parasiteneier durchgeführt werden. Will man bei kontinuierlicher Mast den Wurmbefall senken, ist es erforderlich über einen Zeitraum zwischen 6 Monaten und 1 Jahr den gesamten Bestand im Abstand von jeweils 4-5 Wochen zu behandeln.

Reinigung und Desinfektion

Unmittelbar nach dem Ausstallen der Tiere wird der Stall zunächst mit Schaufel und Besen grob gereinigt. Anschließend wird am besten mit einer Einweichanlage 8-24 h eingeweicht um trockene Kotkrusten aufzuweichen. Dann erfolgt die gründliche Reinigung mit dem Hochdruckreiniger, am besten mit warmem Wasser. Etwaige Wasserlachen werden mit einem Gummibesen weggefegt. Wenn der Boden soweit getrocknet ist, dass der Beton leicht grau schimmert, kann mit der Desinfektion begonnen werden. Zunächst wird das herkömmliche Desinfektionsmittel in ausreichender Konzentration ausgebracht, so dass alle Flächen gründlich benetzt sind. Wichtig ist dass die Stalltemperatur bei Verwendung aldehydhaltiger Desinfektionsmittel mindestens 15°C beträgt. Ist dieses nicht einzuhalten, sollte ein Desinfektionsmittel auf Peressigsäurebasis verwandt werden. Nach Abtrocknung des Desinfektionsmittels wird dann das Spezialdesinfektionsmittel ausgebracht. Dabei ist wichtig, daß die vorgeschriebene Konzentration sowie die Einwirkzeit eingehalten wird. Dazu ist eine gründliche Benetzung mit dem Desinfektionsmittel erforderlich. Spezialdesinfektionsmittel mit Wirksamkeit gegen Wurmeier enthalten als Wirkstoffe entweder Kresole oder Kombinationen aus Phenolen, Schwefelkohlenstoff und Chloroform. Die auf der Packung angegebenen Hinweise zum Anwenderschutz sind unbedingt zu beachten. Geprüfte Desinfektionsmittel finden sich in der jährlich aktualisierten Liste der DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft

Autor: Dr. Claudia Meyer und Dr. Theodor Schulze-Horsel