Grünlandmanagement mit Schafen


Evolutionsbedingt können Schafe rohfaserreiche Nahrung mit relativ geringen Energiekonzentrationen sehr gut verwerten. Sie eignen sich aus diesem Grund besonders gut für die Pflege von extensiven Flächen und der Landschaftspflege. Als Weidetier wird Schafen ein goldener Tritt aber ein giftiger Zahn nachgesagt. Der goldene Tritt leitet sich aus der positiven Wirkung des Schafstritts auf die Entwicklung der Grünlandnarbe ab. Schafe haben im Vergleich zum Rind ein relativ geringes Eigengewicht, so dass diese kaum nachteilige Bodenschadversichtungen und Verletzungen der Grasnarbe verursachen. Zudem fördert der Schafstritt die Bestockung der Gräser, wodurch die Dichte und Belastbarkeit der Narbe erhöht wird. Vor allem aber wirkt der Schafstritt wie eine Prismenwalze (z.B. Güttlerwaze), wodurch die Schafsbeweidung stets für einen guten Bodenschluss und eine Bodendichtigkeit sorgt. Dieser Zusammenhang hat für die Standfestigkeit von Hochwasserschutzdeichen eine besondere Bedeutung. Des Weiteren werden Schadnager wie Mäuse, Bisam oder Nutrians durch die Anwesenheit der Schafe auf den Deichen vergrämt.
Der giftige Zahn der Schafe rührt von dem sehr selektiven und tiefen Verbiss her. Schafe bevorzugen schmackhafte Pflanzen sowie Gräser und selektieren diese stark. Überstehendes Gras wird bei Wahlmöglichkeiten gemieden und die Schafe suchen dann vermehrt die schmackhaften Weidebereiche auf. Diese werden dann sehr stark verbissen und die Grünlandnarbe gestresst und strapaziert, da insbesondere die wertvollen Futtergräser länger zur Regeneration benötigen. Diese Fähigkeit ermöglicht den Schafen allerdings auch auf Grenzertragsstandorten die Deckung ihres Nährstoffbedarfes. Dennoch gilt auch hier der Grundsatz: Je besser die Futterqualität des Grünlandes ist, desto besser wird der Nährstoffbedarf der Tiere (insbesondere laktierende Mutterschafe) gedeckt, die Zuwachsleistung steigt und desto geringer ist der Kraftfutterbedarf.
Im Hinblick auf die Weidehaltung ergeben sich generell einige Anforderungen, die der Tierhalter erfüllen muss. Die Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung fordert einen ausreichenden Schutz vor widrigen Witterungseinflüssen. Dieser kann aus natürlichen Elementen wie Hecken oder Einzelbäumen bestehen. Diese müssen jedoch ganzjährig Schutz bieten. Anderenfalls können Unterstände oder Weidezelte aufgestellt werden. Zumindest ganzjährig draußen gehaltenen Weidetieren muss ein Schutz vor Kälte- oder auch Hitzebelastungen zur Verfügung stehen. Dies sollte vor allem bei der Nutzung einer Standweide beachtet werden. Die Möglichkeit Witterungsschutz anzubieten ist vor allem bei wechselnden Weideflächen und bei der Landschaftspflege nicht immer möglich. Meistens können auf solchen Flächen oft auch keine Bauwerke aufgestellt werden. Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft nennt in ihren Richtlinien einen Flächenbedarf von 0,75 m² pro Schaf. Haben die Schafe noch Lämmer bei Fuß müssen 1,75 m² Fläche als Witterungsschutz zur Verfügung stehen. Zudem müssen alle Tiere gleichzeitig liegen können.
Von zentraler Bedeutung ist die Wasserversorgung der Schafe auf der Weide. Die Tiere müssen ständig Zugang zu frischem und sauberem Wasser haben. Diese Anforderung muss das ganze Jahr übererfüllt werden. In Ausnahmefällen, z. B. in starken Frostperioden, können die Tiere auch einmal am Tag getränkt werden. Laktierende Schafe müssen dann jedoch zweimal getränkt werden. Der Wasserbedarf eines Schafes kann nicht über den Wassergehalt des aufgenommenen Futters gedeckt werden. Als Faustzahl nehmen Schafe zwischen 1,5 und 4 Liter Wasser pro Tag auf. Die aufgenommene Wassermenge ist jedoch stark abhängig von der Jahreszeit, dem Futterangebot und der Schafsrasse sowie dem Gewicht der Schafe. In Hitzeperioden können laktierende Schafe auch bis zu 18 Liter Wasser pro Tag aufnehmen.
Täglich muss der Schafhalter die Tiere und die Weide mit der Zaunanlage kontrollieren. Für die Einzäunung von Schafsweiden dominieren mittlerweile die Elektronetze. Diese sollten laut Wolfsrichtlinie NRW mindestens 90 cm hoch sein. Mittlerweile gibt es auch schon höhere Wolfsschutzzäune mit einer Höhe von 120 cm. Aktuell werden jedoch Präventionsmaßnahmen für die Wolfsabwehr noch nicht durch das Land NRW gefördert. Ebenso können Schafweiden mit Elektrolitzen eingezäunt werden. Diese sollten mindestens aus 5 Litzen bestehen, wobei die unterste Litze maximal 20 cm vom Boden entfernt sein sollte. Alle Stromzäune sollten eine Spannung von 2.500 Volt und mindestens eine Impulsenergie von 2 Joule aufweisen. Die Zäune müssen dann als stromführende Zäune gekennzeichnet sein. Beratung für den Herdenschutz bietet die Landwirtschaftskammer NRW und der Schafzuchtverband NRW an.
Für das allgemeine Weidemanagement gelten auch für die Schafweide einige Grundsätze. Um die nutzbare Weideperiode wo weit wie möglich auszudehnen, ist eine Flächenplanung vor der Beweidung sinnvoll. Dies setzt natürlich voraus, dass die nutzbare Weidefläche unterteilt werden kann. Das System der Standweide ermöglicht dies nicht und stellt für eine strategische Weideplanung keine Möglichkeiten dar. Allgemein ist die Standweide zwar mit geringem Arbeitsaufwand verbunden, hinsichtlich der Weide und der Verwurmungsproblematik ergeben sich jedoch auch einige Nachteile. Über die Nutzung von Umtriebs- oder Portionsweiden kann der Schafhalter Flächen zuweisen und so versuchen, den Schafen immer einen schmackhaften und nicht zu überständigen Aufwuchs anzubieten. Koppeln, die im Frühjahr als erstes beweidet werden, sollten ab Oktober/November nicht mehr beweidet werden. So kann sich die Grasnarbe besser regenerieren und startet mit einem zeitigen Aufwuchs im Frühjahr. Riswicker Weideversuche zeigen, dass bei Winterbeweidung die Bestockung der Gräser im Frühjahr verzögert einsetzt, wodurch sich der Weideaustrieb nach hinten verschiebt. Ebenso können ab September Koppeln zurückgehalten werden, die dann nach Ende der Vegetationsperiode beweidet werden können. Dies setzt natürlich immer voraus, dass auch genügend Fläche zur Verfügung steht, die unterteilt werden kann. Ein weiterer Vorteil von mehreren Koppeln liegt in der kurzen Beweidungsphase und längeren Ruhephase des Grünlandes. Die Schafe können die Fläche nicht zu tief verbeißen und die Grasnarbe kann sich schnell erholen.
Maßnahmen der Weidepflege
Eine sorgfältige und den Erfordernissen angepasste Grünlandpflege zu Vegetationsbeginn ist essenziell, um die Leistungsfähigkeit und die Homogenität des Grünlandes, als Grundlage für eine produktive Weide sicherzustellen. Grün wird es immer. Entscheidend ist aber, dass die erwünschten, Ertrag und Qualität liefernden Arten die Grünlandbestände dominieren. Letztlich ist die Erhaltung einer hochwertigen und nährstoffzehrenden Grünlandnarbe durch Pflegemaßnahmen eine Voraussetzung für eine hohe Nährstoffeffizienz.
Ziele der Weidepflege:
- Erhalt und Förderung einer produktiven und trittfesten Weidenarbe
- Erhalt und Förderung wertvoller Futterpflanzen (je nach Anspruch und Anforderung)
- Zurückdrängen von minderwertigen Gräsern und Kräutern (v.a Giftpflanzen)
- Förderung der Regenerationsfähigkeit der Gräser
- Prophylaxe gegen Weideparasiten
- Gesunderhaltung der Weidetiere
Ziele der Maßnahme | Welchen Effekt? Was ist zu beachten? |
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Schleppen | |
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Striegeln plus Nachsaat | |
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Walzen im Frühjahr | |
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Mulchen und Nachmahd | |
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Welche Fehler können gemacht werden?
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Die Landwirtschaftskammer hat die Broschüre "Grünlandmanagement mit Schafen" neu aufgelegt.
Sie ist hier abrufbar: