Landesinitiative „Eutergesundheit bei Mutterschafen“

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Gewinnung Milchproben von einem Mutterschaf


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Mutterschafe mit Lämmern auf der Weide


Für die Schafhaltung existieren keine eindeutigen und wissenschaftlich belegten Kennzahlen für die Eutergesundheit. In der Schafhaltung muss unterschieden werden zwischen Mutterschafen mit Sauglämmern und Milchschafen, die gemolken werden. In den beiden Haltungsvarianten gibt es unterschiedliche Einflüsse auf die Eutergesundheit. Es gibt jedoch weder für Milch- noch für Mutterschafe verlässliche Angaben, ab wann ein Schaf als eutergesund eingestuft wird oder schon von einer Euterentzündung gesprochen werden kann.

In der Mutterschafhaltung stellt ein gesundes Euter die wichtigste Voraussetzung für die Lämmeraufzucht dar. Bei einer verminderten Milchproduktion aufgrund von Eutererkrankungen, verschlechtert sich die Lämmerentwicklung und es kann auch zu Lämmerverlusten kommen. Auch für das Mutterschaf bedeuten Eutererkrankungen negative Auswirkungen auf das Tierwohl. Viele Probleme entstehen auch, weil Mutterschafe mit mangelnder Eutergesundheit nicht frühzeitig erkannt werden und wieder gedeckt werden. Den Lämmern steht dann nicht ausreichend Milch zur Verfügung bzw. wird vielleicht in einer Euterhälfte gar keine Milch mehr produziert.

Mit der Landesinitiative wurden im ersten Halbjahr in der Riswicker Mutterschafherde während der Laktation zu verschiedenen Terminen Milchproben genommen. Diese wurden auf die Keim- und Zellgehalte sowie die Erreger untersucht. Beprobungstermine waren der dritte Laktationstag, in der vierten Laktationswoche sowie zum Absetzen der Lämmer nach 12 Wochen Säugeperiode. Dazu wurden von Hand Milchproben jeder Hälfte bei der Mehrzahl der Mutterschafe gezogen und direkt in das Untersuchungslabor des Landes Hessen in Gießen geschickt.

Weiterhin wurden die Gewichte der Mutterschafe und die der Lämmer regelmäßig erfasst. Die Lämmer sind direkt vom ersten Lebenstag an mit der individuellen Ohrmarke gekennzeichnet und können direkt dem Muttertier zugeordnet werden. So können möglicherweise Rückschlüsse anhand der Lämmerentwicklung und der Milchanalysen auf die Eutergesundheit der Mutterschafe gezogen werden. Laut Literaturangaben werden die Zunahmen der Lämmer bis zur vierten Lebenswoche direkt aus der Muttermilch gedeckt. Deswegen können die ermittelten Gewichte bis zur vierten Lebenswoche mit der Milchleistung und dementsprechend auch der Eutergesundheit der Mutterschafe in Verbindung gesetzt werden.

Insgesamt wurden 67 Mutterschafe beprobt, die von Anfang Februar - Mitte März 2019 abgelammt haben. Die Tiere waren bis Mitte April in einem Tiefstreulaufstall untergebracht, der täglich eingestreut wurde und regelmäßig gemistet wurde. Ab Mitte April waren die Mutterschafe mit Ihren Lämmern rund um die Uhr auf der Weide gekoppelt.

Ein erster Überblick zeigte, dass ein Großteil der Schafe, obwohl erhöhte Zellzahlen nachgewiesen wurden, keine klinischen Auffälligkeiten zeigten. Die Zellzahlhöhen wiesen sehr unterschiedliche Werte auf, die auch bei ein und demselben Tier zwischen den Hälften sehr schwankten. Die häufigsten Erreger, die nachgewiesen wurden, waren koagluase negative Staphylokken und gram positive Staphylokken. Klinische Mastitden traten nur bei Einzeltieren auf, die tierärztlich behandelt wurden. Der Stallaustrieb auf die Weide zeigte sich sehr deutlich in den Zellzahlen der Milchproben, die dann deutlich geringer ausfielen und auch weniger Erreger nachgewiesen wurden.

Eine detaillierte Auswertung soll demnächst über eine studentische Abschlussarbeit in Zusammenarbeit mit der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere der Justus-Liebig-Universität Gießen erfolgen.

Autor: Christina Burau