Fruchtfolge

Felder in Ostwestfalen

Die Wahl von Art und Umfang der anzubauenden Feldfrüchte wird einerseits von den ökologischen Standortbedingungen, andererseits aber auch in starkem Maße von ökonomischen Notwendigkeiten bestimmt. Während der Standort, d. h. die Kombination aus Boden- und Klimaverhältnissen, darüber entscheidet, welche Kulturarten überhaupt für den Anbau in Betracht kommen, hängt deren Anbauumfang von der Betriebsorganisation (z. B. Futterbedarf, Biogasanlage) und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (z. B. Absatzmöglichkeit, Deckungsbeitrag) ab. Die Ausrichtung der Artenwahl auf den wirtschaftlichen Erfolg darf jedoch nicht die Nachhaltigkeit der Produktion gefährden. Für einen erfolgreichen Pflanzenbau ist die Fruchtfolgeplanung und die Einhaltung grundlegender Fruchtfolgeregeln daher von größter Bedeutung. Deren Missachtung kann zu stark negativen Auswirkungen und damit zu nicht zufriedenstellenden Erträgen und Qualitäten der Kulturen führen. Aufgabe einer viel- seitigen und ausgewogenen Fruchtfolge ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten bzw. zu steigern, wirtschaftlich sinnvolle Erträge zu erbringen, den Beikrautdruck weitestgehend zu reduzieren und die Pflanzen gesund zu erhalten.

Fruchtfolgeplanung

Für die Fruchtfolgeplanung werden Kulturen entsprechend ihrer Stellung/Funktion innerhalb der Fruchtfolge gruppiert. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Blattfrüchten (Zweikeimblättrigen) und Halmfrüchten (Getreide). Mais nimmt eine Sonderstellung ein und wird zu den Blattfrüchten gezählt. Da die Blattfrüchte in ihrer Fruchtfolgewirkung nicht einheitlich zu bewerten sind, werden Blattfrüchte weiterhin unterteilt in Extensivblattfrüchte (Feldfutter, Futterleguminosen, Körnerleguminosen) und Intensivblattfrüchte oder Hackfrüchte (Rüben, Kartoffeln, Wurzelgemüse, Feldgemüse). Extensivblattfrüchte sind humusmehrend (bodenverbessernd), während Intensivblattfrüchte humuszehrend sind. Halmfrüchte sind humusmehrend, wenn das Stroh auf der Fläche belassen wird und humuszehrend, wenn das Stroh abgefahren wird.

Eine Fruchtfolge setzt sich aus mehreren Fruchtfolgepaaren (Blattfrucht + Halmfrucht) oder Fruchtfolgegliedern (Grundgerüst von 3 bis 4 Hauptkulturen) zusammen. Idealerweise folgt der Aufbau des einzelnen Fruchtfolgeglieds dabei folgender Rangfolge:

  1. Fruchtfolgefeld/Jahr: bodenverbessernde, tragende Kultur " Blattfrucht (z. B. Kleegras, Ackerbohne)
  2. Fruchtfolgefeld/Jahr: anspruchsvolle, abtragende Kultur " Halmfrucht (z. B. Weizen)
  3. Fruchtfolgefeld/Jahr: anspruchslose, abtragende Kultur " Halmfrucht (z. B. Gerste).

Durch Kombination zweier solcher Fruchtfolgepaare/Fruchtfolgeglieder ergibt sich z. B. eine 5 bis 6 Jahre dauernde Fruchtfolge.

Neben dieser grundlegenden Rangfolge müssen bei der Fruchtfolgeplanung weitere Aspekte berücksichtigt werden, z. B. muss der Erntetermin der Vorfrucht eine termingerechte Bestellung der Folgefrucht ermöglichen, Vorfruchteffekte sollten optimal ausgenutzt, N-Verluste weitestgehend vermindert und der Beikraut-, Krankheits- und Schädlingsdruck gering gehalten werden.

Folgende Fruchtfolgegrundsätze gilt es zu beachten:

1. Nährstoffversorgung

Mit dem Anbau von leguminosenreichen Gründüngungszwischenfrüchten und Kleegras kann ein Teil des Stickstoffbedarfs auf dem Betrieb erzeugt werden. Kulturen mit einem hohen Nährstoffbedarf sollten am Anfang der Fruchtfolge nach Umbruch von Kleegras stehen, Kulturen mit einem geringeren Bedarf am Ende der Fruchtfolge (z. B. Kleegras vor Weizen, Mais, Kohlarten).

Die Tabelle „Vor- und Nachfruchteignung der Kulturarten“ gibt einen Überblick über die Eignung verschiedener Fruchtartenkombinationen.

2. Beikrautregulierung

Im Sommer angebaute Kulturen lassen typische Sommerbeikräuter aufkeimen, wie Knöterich, Franzosenkraut, Hirse und Amarant; im Frühjahr angebaute Kulturen lassen typische Frühjahrsbeikräuter aufkeimen, wie Vogelmiere, Taubnesseln, Einjähriges Rispengras. Um zu verhindern, dass sich bestimmte Beikräuter auf einem Acker vermehren, müssen die Anbauzeitpunkte variiert werden, d. h. es sollten Winterungen und Sommerungen (idealerweise im Wechsel) angebaut werden. Außerdem sollten zur Beikrautunterdrückung zwischen den Hauptkulturen konkurrenzstarke Zwischenfrüchte angebaut werden (z. B. Buchweizen, Phacelia, Rauhafer). Im Gemüsebau ist ein Wechsel zwischen Gemüsearten, die Beikraut gut unterdrücken, und solchen, die eine Bekämpfung erlauben, ratsam.

Um Fruchtfolgeschäden (Krankheits- und Schädlingsdruck, einseitige Verunkrautung usw.) zu vermeiden oder die Kosten zu deren Verminderung möglichst gering zu halten, sollten einzelne Fruchtarten bzw. Fruchtartengruppen bestimmte Anteile in der Fruchtfolge nicht überschreiten.

Pflanzenschutz

Krankheiten und Schädlinge befallen häufig nur nahe Verwandte der gleichen Pflanzenfamilie, Kohlhernie befällt nur Kreuzblütler, d. h. weitere Kohlarten, Radies und Rettich und verwandte Beikräuter (z. B. Hirtentäschel). Um die Übertragung von Krankheiten von der Vor- auf die Nachfrucht zu verhindern, bzw. den Krankheits- bzw. Schädlingsdruck gering zu halten, sollten die in der Tabelle aufgeführten Anbaupausen eingehalten werden, siehe unten.

Zwischenfruchtanbau als weiterer Aspekt der Fruchtfolgegestaltung

Mit dem Zwischenfruchtanbau können wertvolle Nährstoffe über Winter konserviert werden. Im Herbst können Zwischenfrüchte den frei werdenden Stickstoff, den die Vorfrüchte nicht nutzen konnten, aufnehmen. Dadurch ist eine Reduzierung der Nitratgehalte im Boden durch die Aufwuchsleistung der Zwischenfrüchte möglich. Bei Nichtleguminosen kann dies 75 % und bei Leguminosen ca. 50 % des Bodenausgangsgehalts an Nitrat betragen (ILGEN, 1990; KÖNIG, 1996).

Großkörnige Leguminosen und Kruziferen weisen eine höhere Trockenmassebildung und N-Bindung auf als kleinkörnige Leguminosen, die in Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen oft geringere Aufwüchse erreichen. Die Ertragseffekte auf die Folgefrüchte kommen durch die verbesserte Bereitstellung von Nährstoffen und insbesondere Stickstoff zustande. Aber auch durch die ständige Beschattung und Zuführung von Strukturelementen wird der Garezustand des Bodens verbessert. Die Einarbeitung der Grünmasse trägt zur Lockerung des Bodens bei. In Verbindung mit langer Bodenruhe kann der Leguminosenanbau über Zwischenfrüchte den Humusaufbau unterstützen. Eine Untersaat mit Leguminosen im Getreide und anschließender Überwinterung kann eine Humusreproduktionsleistung erreichen, die einer Stallmistgabe von ca. 10 t/ha entspricht. Eine legume Stoppelfrucht mit Herbstumbruch erreicht dagegen nur ein Äquivalent von 3 t Stallmist/ha (nach LEITHOLD & HÜLSBERGEN, 1998).

Schnellwüchsige Stoppelsaaten entziehen den aufkeimenden Beikräutern Licht, unterdrücken diese und verhindern damit einen schnellen Durchwuchs. Kruziferen zeigen schon nach kurzer Vegetationsdauer eine gute bodendeckende Wirkung.

Schnell schließende Zwischenfrüchte sind Senf, Buchweizen, Raps, Ölrettich.

  • Insbesondere die Kreuzblütler nehmen sehr gut und viel Stickstoff auf, unterdrücken Beikraut und frieren bei Frost sicher ab.
  • Bedingt für die Gründüngung ist Buchweizen geeignet, der mit dem ersten Frost sicher abfriert, aber bei einer zu frühen Aussaat noch zum Blühen kommt.

Zu den spät schließenden Zwischenfrüchten gehören Gramineen, Perserklee, Inkarnatklee und Weiße Lupine. Phacelia erreicht nach einer zögerlichen Anfangsentwicklung, aber nach der Bildung des dritten Blattpaares, schnell einen dichten Bestand.

  • Gräser und Gräsermischungen eignen sich gut für die Futterproduktion und sollten länger als 6 bis 8 Monate stehen. Über die Schnittnutzung können einjährige Beikräuter gut unterdrückt werden. Durch die intensive Durchwurzelung des Oberbodens wird der Stickstoff gut konserviert. Sudangras ist für Wurzelgallennematoden eine Feindpflanze.
  • Gräserbestände weisen nach dem Ährenschieben ein weites C/N-Verhältnis auf, mit der Gefahr einer Stickstoffblockade nach der Einarbeitung.
  • Grünroggen ist besonders spätsaatverträglich und kann bis Anfang/Mitte November ausgesät werden. Der Roggen kann Anfang April nach 5 Monaten Standdauer umgebrochen werden und passt dadurch in fast jede Fruchtfolge. Die große Grünmasse entzieht nach der Einarbeitung vorrübergehend Stickstoff, der nach einer späteren Mineralisation wieder verfügbar wird.

Untersaaten (Besonderheiten des Sommerzwischenfruchtanbaus)

In der aufwachsenden Hauptfrucht werden geeignete Zwischenfruchtarten als Untersaaten eingesät, die nach der Ernte der Hauptfrucht weiterwachsen. Standorte mit hohen Niederschlagsmengen (> 450 mm) und einer guten Niederschlagsverteilung eignen sich besonders für Untersaaten. Gegen einen Anbau von Untersaaten kann die Ernteerschwernis der Deckfrucht zur Abreife oder auch die Konkurrenz von Wasser, Nährstoffen und Licht sprechen. Die Vorteile der Untersaat gegenüber den Stoppelsaaten liegt in Jahren mit trockenen Sommern darin, dass bei einer gelungenen Untersaat die Begrünung nach der Ernte der Vorfrucht gesichert ist und die Periode der Bodenruhe wesentlich länger dauern kann. Auch schwere Tonböden eignen sich für Untersaaten. Auf Flächen mit einem starken Besatz von Wurzelunkräutern sollten keine Untersaaten erfolgen.

Grundsätzlich sind alle Getreidearten als Deckfrucht für eine Untersaat geeignet, wobei Hafer mit seiner stärkeren Beschattung bedingt empfohlen werden kann. Prinzipiell eignen sich Gräser und Klee in den Getreidearten als Untersaaten. Die Konkurrenzkraft der Getreideart und die Wüchsigkeit der Untersaat sollten aufeinander abgestimmt sein. Weißklee mit niedrigem Wuchs lässt sich hervorragend in Sommergerste etablieren. Ebenfalls passen Rotkleegrasmischungen und Winterroggen gut zusammen. Getreidearten, die ihren Ertrag als Einzelährentyp generieren, sind als Deckfrucht besser geeignet, da sie mehr Licht in den Bestand lassen. Die Aussaatstärke der Getreidedeckfrucht kann bei guten Saatbedingungen um bis zu 20 % reduziert werden.

Aber auch in den anderen Kulturen, wie Mais oder Ackerbohnen, können Untersaaten erfolgen. Im Wintergetreide sollte der Zeitpunkt zur Aussaat der Untersaat zwischen Bestockung und Schossen liegen, damit kann im Wintergetreide die Untersaat im Spätherbst oder auch zum Frühjahrsstart erfolgen. In Sommergetreide soll die Einsaat so früh wie möglich erfolgen. Die Untersaaten im Mais sollten erst ab dem 6-Blatt-Stadium von Mais durchgeführt werden, damit in Trockengebieten die Konkurrenz um Wasser nicht zu groß wird.

Nach der Ernte der Deckfrucht kann sich die Untersaat flächendeckend entwickeln. Als Nutzung zur Gründüngung kann das Getreidestroh kurz gehäckselt und gleichmäßig verteilt zur Anrotte auf der Fläche verbleiben.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Zwischenfruchtarten

Kreuzblütler
+ Spätsaatverträglichkeit
+ schnelle Jugendentwicklung und Bodenbedeckung
+ hohes Nährstoffaneignungsvermögen
− Fruchtfolgeprobleme (z. B. Kohlhernie)
− Stängel- und Blühbildung bei früher Saat und trockener, warmer Witterung.

Leguminosen
+ gute Gründüngungswirkung (Förderung von Bodenleben, Nährhumusbildung)
− höhere Standortansprüche für eine gute Entwicklung
− schnell abbaubare organische Rückstände.

Gräser
+ stabile organische Substanz
+ gutes Nährstoffaneignungsvermögen
+ Futternutzung
− höherer Wasserbedarf
− Krankheiten.