Landessortenversuche Ackerbohnen 2007

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Ackerbohnen nicht zufriedenstellend

Der Anbau von Ackerbohnen in NRW verzeichnete 2007 wieder mal einen Rückgang um rund 780 ha. Im Mittel der letzten sechs Jahre bewegt sich die Ackerbohnenfläche NRW-weit um 2 500 ha. Trotz ihrer pflanzenbaulichen Vorzüge nehmen sie damit nur einen sehr geringen Anbauumfang ein. Eingeschränkte, manchmal sogar schwierige Vermarktungsmöglichkeiten sowie stärker schwankende Erträge Grund der stärkeren Witterungsabhängigkeit bei Sommerungen führen häufig zu schwachen Deckungsbeiträgen, statistisch ermittelte Praxiserträge von 40 dt je ha können nicht befriedigen. Einzelbetrieblich können die Ackerbohnen sehr gut zur Auflockerung enger winterungsbetonter Getreide-Rapsfruchtfolgen beitragen, besonders in Ackerbaubetrieben mit Mulchsaatverfahren.

Landessortenversuche Ackerbohnen

In Nordrhein-Westfalen wurden 2007 zwei Landessortenversuche mit fünf Ackerbohnensorten angelegt (Tabelle 1). Wegen ihrer hohen Ansprüche an die Wasserversorgung wurden dafür Regionen ausgewählt, die über bindige, tiefgründige Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen (Lehmstandorte). Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m². Aus Niedersachsen konnte leider nur noch ein auswertbarer Landessortenversuch herangezogen werden. Fuego überzeugte unter den diesjährigen extremen Witterungsbedingungen auf allen Versuchsstandorten sehr deutlich mit überdurchschnittlichen Erträgen. Erstmalig leichte Schwächen zeigten die Sorten Scirocco und Espresso. Mehrjährig betrachtet (Tabelle 2) sind diese beiden Sorten allerdings ebenfalls als ertragssicher anzusehen und damit zu empfehlen (Tabelle 3). Zu beachten sind die leicht differenzierten Einstufungen in der Standfestigkeit und vor allem in der Rostanfälligkeit (Tabelle 4). In 2007 zeigten, entsprechend der Einstufung in der beschreibenden Sortenliste, die Sorten Scirocco und Espresso auf einigen Standorten einen erheblichen Rostbefall, Fuego in der Tendenz weniger. Ein gezielter Einsatz zum Beispiel von Folicur lohnt sich.

Rohproteinertrag beachten

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Allerdings setzt der Tanningehalt der bunt blühenden Sorten dem Umfang in den Futterrationen Grenzen, da die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung behindert werden. Die momentanen Leistungsträger bei den geprüften Sorten weisen alle einen höheren Tanningehalt auf. Die tanninarmen Sorten Taxi und Tattoo zeigten bislang keine überzeugenden Erträge. In den Eiweißgehalten (Tabelle 5) weisen die drei empfohlenen Sorten im Mittel leicht unterdurchschnittliche Leistungen, allerdings mit Schwankungen, auf. Lediglich die Sorte Scirocco ist bei diesem Qualitätsmerkmal etwas besser einzustufen. Unter Berücksichtigung der Erträge bewegen sich die Rohproteinerträge aber auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau.

Sortenbeschreibung Ackerbohnen

Scirocco: Bis auf das aktuelle Jahr in den Vorjahren mehrjährig konstante, überdurchschnittliche Erträge. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte tendenziell leicht höhere Proteingehalte. Relativ kurze Sorte mit guter Standfestigkeit. Mittlere Anfälligkeit gegenüber Ascochyta und Botrytis sowie erhöhte Anfälligkeit gegenüber Rost. Empfehlung: Für alle Standorte. Espresso: Bis auf das aktuelle Jahr in den Vorjahren mehrjährig konstante, überdurchschnittliche Erträge. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte leicht unterdurchschnittliche Proteingehalte. Mittellange Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Mittlere Anfälligkeit gegenüber Ascochyta und Botrytis sowie überdurchschnittliche Anfälligkeit gegenüber Rost. Empfehlung: Auf allen Standorten gut geeignet.

Fuego: Neuere Sorte mit konstant überdurchschnittlich hohen Erträgen in den letzten drei Jahren. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte leicht unterdurchschnittliche Proteingehalte. Mittellange Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Etwas bessere Toleranz gegenüber Rost. Empfehlung: Für alle Standorte.

Hinweise zum Anbau

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten und Mais in Frage. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Sie benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser.Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5° C, ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich, eventuell den Schardruck erhöhen. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können, ebenfalls wird dadurch die Standfestigkeit erhöht. Die Saatmenge ist nach der gängigen Formel Saatmenge in kg je ha = Körner/m² x TKM/Keimfähigkeit zu berechnen. Bei Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Die Höhe beläuft sich je Hektar auf etwa 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM günstiger auf die Saatgutkosten aus. Eine N- Startgabe ist nicht erforderlich.

Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und reagieren darauf mit Blütenabwurf. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September, kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte zusammentreffen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch