Landessortenversuche Sojabohnen und Lupinen 2018
Sojabohnen und Lupinen erreichen im Vergleich zu Ackerbohnen und Erbsen höhere Rohproteingehalte und besitzen zudem eine ausgesprochen hohe Eiweißwertigkeit. Für den Einsatz in der Fütterung und für die menschliche Ernährung sind sie daher sehr interessant. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Sojaanbau in Deutschland in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen hat.
Die Anbaufläche hat sich im Zeitraum 2015 bis 2018 verdoppelt und beträgt aktuell rund 24.000 Hektar. Der Anbau konzentriert sich momentan vor allem auf die Gunststandorte im Süden der Republik. In Bayern und Baden-Württemberg stehen über 80 Prozent der Fläche. In NRW wurden 2018 nur 500 Hektar Sojabohnen angebaut. Bei Lupinen ist die Anbaufläche in Deutschland in den letzten Jahren leicht rückläufig. Im Jahr 2018 waren es ebenfalls 24.000 Hektar. Der Anbau konzentriert sich hier auf die östlichen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Anbaufläche in NRW betrug 2018 nur 300 Hektar.
Sojabohnen oder Lupinen?
Die geringen Anbauflächen der beiden Kulturen in NRW spiegeln die nicht immer begründete Skepsis der Praxis wieder. Sojabohnen sind eine relativ anspruchsvolle Kultur, die für gute und sichere Erträge gute Standorte, eine gesicherte Wasserversorgung und günstige klimatische Bedingungen benötigen. Die Anbauschwerpunkte in NRW liegen momentan in Westfalen in den Kreisen Warendorf, Gütersloh, Münster und im Rheinland im Rhein-Kreis Neuss und im Rhein-Kreis Erft.
Deutlich anspruchsloser bei Boden und Klima sind Blaue Lupinen, die landläufig auch als „Soja des Nordens“ bezeichnet werden. Hier eignen sich auch leichtere Böden und kühlere Standorte für den Anbau. Nicht geeignet für den Anbau sind bei beiden Kulturen Standorte mit hohem Unkrautdruck oder Problemverunkrautung. Die sehr eingeschränkte Auswahl bei zugelassenen Herbiziden lässt hier keine Unkrautbekämpfung zu. In Tabelle 1, siehe PDF unten, sind wichtige Anbautipps zu den beiden Kulturen aufgeführt.
Das Anbaujahr 2018 im Rückblick
Nach dem verspäteten und feuchtkalten Winter, der sich bis Anfang April hinzog, setzte ab Mitte April warmes, wüchsiges Wetter ein, so dass beide Kulturen bei sommerlichen Temperaturen ausgesät werden konnten. Bei Temperaturen über 25 Grad liefen die Bestände rasch auf und konnten sich außerordentlich gut und zügig entwickeln. Schon Anfang Juni waren die Sojabestände geschlossen. Bis dahin kamen die Bestände sehr gut mit den hohen Temperaturen und der ab Mitte Mai einsetzenden Trockenheit zurecht. Ab Mitte Juni begann die Blüte. Ab dieser Phase haben insbesondere Sojabohnen für Blüte, Hülsenbildung und Kornfüllung einen hohen Wasserbedarf. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wasservorräte im Boden durch ausgebliebene Niederschläge und Entzug aufgebraucht. Die massive Trockenheit setzte sich im Juli und August mit Temperaturen bis zu 40 Grad weiter fort. Die Kulturen reiften abrupt und wesentlich früher als üblich ab. Durch das fehlende Wasser wurden weniger Körnern je Hülse ausgebildet und die Tausendkornmasse war gering. Somit war es nicht verwunderlich, dass deutlich geringere Hektarerträge als in den vergangenen Jahren geerntet wurden.
Sortenempfehlung Sojabohnen
Die schlechten Sojaerträge in der Praxis spiegeln sich auch in den Ergebnissen der beiden Landessortenversuche (Tabelle 2) wieder, die wie in den Vorjahren an den Standorten Swisttal (Rheinland) und Beckum (Westfalen) durchgeführt wurden. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von nur 26,5 dt/ha über alle geprüften Sorten lag der Ertrag 6 dt/ha unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Sortenbeschreibung finden Sie in Tabelle 3.
Auch bei Sojabohnen sollte die Sortenwahl auf der Grundlage mehrjähriger Versuchsergebnisse getroffen werden. Ergebnisse aus nur einem Jahr, insbesondere einem so speziellen Jahr wie 2018, geben keine Sicherheit auf beständig gute Ergebnisse. Wichtigstes Kriterium ist eine gesicherte Abreife bis spätestens Ende September. Erst danach kommen weitere Kriterien wie Ertragsleistung, Standfestigkeit Jugendentwicklung und Qualitätsmerkmale (Öl- und Proteingehalt).
Für die Regionen in NRW sind das sehr frühreife Sorten aus dem Reifesegment 000. Auch innerhalb des 000-Segments gibt es deutliche und für die Sortenwahl entscheidende Reifeunterschiede von etwa 10 Reifetagen. Diese sind in Tabelle 3 bei gleicher Reifegruppe über die Einstufung Reife erkennbar.
Die frühreifeste Sorte im Sojasortenversuch 2018 ist mit Neuzulassung 2016 Sculptor. Sie ist mindestens eine Woche früher reif als der bisherige Standard Merlin. Die Sorte hat im Extremjahr 2018 von der Frühreife profitiert und sehr gute Ertragsergebnisse gezeigt, die sie in normalen Jahren sehr wahrscheinlich nicht zeigen wird. Trotz der einjährig guten Ergebnisse erhält die Sorte noch keine Empfehlung.
Merlin ist die optimale Sorte für Neueinsteiger. Sie zeichnet sich durch eine hohe Kältetoleranz und gute Wüchsigkeit in der kritischen Phase der Jugendentwicklung aus. Sie reift sicher ab und bringt knapp durchschnittliche Erträge.
Abeline ist seit 2014 zugelassen. Sie ähnelt Merlin in der Abreife und agronomischen Merkmalen. Abeline ist etwas länger und lageranfälligerer als Merlin. Wüchsigkeit und Jugendentwicklung sind gut. Sie ist daher auf jeden Fall eine interessante Sorte für Grenzstandorte.
Obelix ist seit 2014 zugelassen. In 2015 und 2018 fiel die Sorte durch hohe Ertragsergebnisse auf. In 2016 brachte die Sorte nur unterdurchschnittlich Ertragsleistungen. Die Sorte fiel durch eine zügige Jugendentwicklung auf. Sie reift etwas später als Merlin ab.
RGT Shouna ist dreijährig geprüft und fällt durch sehr hohe Erträge an allen geprüften Standorten auf. Die Sorte ist trotz gleicher Reifegruppe mindestens 8 bis 10 Tage später als Merlin. Die Sorte gehört auf klimatisch bevorzugte Lagen in NRW. Nur hier kann sie hohe Erträge bringen und sicher abreifen.
Sortenempfehlung Lupinen
Aktuell stehen nur Blaue Lupinen in den aktuellen Sortenprüfungen. Auch bei Lupinen hat die Extremwitterung 2018 deutliche Spuren bei den Erträgen hinterlassen. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von nur 26,4 dt/ha an den Versuchsstandorten in Swistal (Rheinland) und Beckum (Westfalen) über alle geprüften Sorten lag der Ertrag hier sogar 11 dt/ha unter dem langjährigen Durchschnitt.
Bei Lupinen unterscheidet man zwischen verzweigten und endständigen Sorten. Sorten mit verzweigtem Wuchs bilden neben dem Haupttrieb weitere Nebentriebe. Bei ungünstiger Witterung kommt es infolge fortlaufenden Wiederaustriebs zu verzögerter und inhomogener Abreife. Die Folge sind Probleme bei der Ernte und erhöhte Trocknungskosten. Endständige Sorten bilden nur einen Haupttrieb. Die Abreife dieses Sortentyps ist relativ gleichmäßig. Bodenbedeckung, Unkrautunterdrückung und leider auch das Ertragspotential sind in der Regel niedriger als bei verzweigten Sorten. Die Sortenergebnisse für Ertrag und Protein der geprüften Sorten sind in Tabelle 4 dargestellt. Wichtige Sorteneigenschaften zeigt Tabelle 5.
Verzweigte Sorten sollten nur in Anbauregionen mit einer sehr sicheren Abreife angebaut werden. Ohne Sikkation ist der Anbau von verzweigenden Sorten riskant. Hauptempfehlung sind trotz der Ertragsnachteile in NRW daher endständige Sorten. Boruta hat hier gegenüber Haags Blaue Vorteile.
Der Anbau der Gelben und Weißen Lupinen wurde auf Grund der starken Anfälligkeit gegenüber der Pilzkrankheit Anthraknose fast gänzlich eingestellt. Aktuell stehen Neuzüchtungen der Weißen Lupinen mit Anthraknosetoleranz vor der Sortenzulassung. Weiße Lupinen sind deutlich ertragsstärker als Blaue Lupinen. Mit diesen Sorten könnte der Anbau der Lupine in Zukunft hoffentlich neue Impulse bekommen.
Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch