Wintertriticale und Winterroggen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

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Erntereife Triticale

Die nordrhein-westfälischen Anbauflächen für Wintertriticale und -roggen haben sich zur Ernte 2025 nicht vollständig von dem starken Rückgang des Vorjahres erholt uns lagen mit 43.000 ha beziehungsweise 33.000 ha deutlich unter dem Mittel der letzten 5 Jahre. Wie es mit beiden Kulturen weitergeht hängt auch davon ab, wie sich der Markt und die gesetzlichen Regelungen zum Wintergersten- und Maisanbau entwickeln. Die Sortenwahl sollte sich an den betrieblichen Anforderungen orientieren.

Auf und ab

Anders als im Vorjahr erfolgte die diesjährige Aussaat von Wintertriticale und -roggen überwiegend ohne Probleme und zu den geplanten oder nicht zu sehr verspäteten Terminen. Der anfangs warme Herbst begünstigte eine zügige Jugendentwicklung, die erst im November eingebremst wurde und in eine andauernde Winterruhe überging. Die insgesamt überdurchschnittlichen Niederschläge von September bis Januar füllten den Bodenwasservorrat entsprechend der standortabhängigen Feldkapazität weiter auf. Ab dem Februar folgte eine mehrwöchige Trockenphase ohne relevante Niederschläge, die vor allem auf frühen und leichten Standorten zu einem beginnenden Wasser- und Nährstoffmangel führte. Auf mittleren bis guten Standorten hingegen führten die ab April zunehmenden Temperaturen zu einer schnellen Bestandesentwicklung. Die auch nachfolgend geringen Niederschläge konnten auf diesen Standorten besser kompensiert werden und die Bestände profitierten von den vielen Sonnenstunden und der daraus resultierend hohen Photosynthese. Auf leichten Böden ohne ausreichenden Wasservorrat hing die weitere Ertragsbildung von den regionalen Niederschlägen ab, die zwar oft, aber nicht immer noch rechtzeitig fielen. Der genaue Einfluss der ersten Hitzephase ab dem 13. Juni und vor allem der Hitzewelle zum Monatswechsel Juni/Juli mit Temperaturen von regional über 36°C bleibt kritisch zu hinterfragen und ist ein möglicher Grund, warum in den früheren Anbaugebieten teils deutlich höhere Erträge erzielt wurden als in den Mittel- und Höhenlagen. Die Ernte erfolgte aufgrund der nachfolgend raschen Abreife teils relativ früh, wurde dann aber durch wiederholte Niederschläge unterbrochen und verzögerte sich regional bis weit in den August. Lager, Auswuchs und ähnliche Probleme traten dabei allerdings nur selten auf und führten insgesamt nicht zu erheblichen Qualitätsverlusten. Besonders auf mittleren bis guten Böden würde überdurchschnittliche bis gute Erträge erzielt.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

Die nordrhein-westfälischen Landessortenversuche mit Wintertriticale und Winterroggen wurden wie in den Vorjahren an 5 beziehungsweise 4 Standorten am Niederrhein und in Westfalen angelegt. Die Aussaat erfolgte im Zeitraum vom 06. bis 24.10.2024 mit 260-290 kfK/m² bei Wintertriticale und 230 kfK/m² bei Winterroggen. Anders als im Vorjahr etablierten sich die Bestände sehr gut und entwickelten sich entsprechend der regionalen Standort- und Wetterbedingungen. Der Krankheitsdruck blieb auf einem relativ geringen Niveau und führte in Wintertriticale zu durchschnittlichen Ertragsverlusten von 5-12% in der reduzierten Stufe ohne Fungizide. Bei Winterroggen lagen die entsprechenden Verluste bei 9-19% und ließen sich überwiegend auf den Befall mit Braunrost zurückführen. Die durchschnittlichen Erträge bei hoher Pflanzenschutzintensität lagen mit 86,3-103,4 dt/ha in Wintertriticale und 98,2-118,5 dt/ha in Winterroggen jeweils über dem langjährigen Durchschnitt. Auffällig ist, dass die sonst bevorzugt für die Niederungen empfohlenen früheren Wintertriticalesorten diesjährig auch in den Mittel- und Höhenlagen teils deutlich höhere relative Kornerträge erzielten. Als mögliche Ursache kann angenommen werden, dass sich die späteren Sorten während der diesjährigen Trocken- und Hitzephasen bereits in einem weniger empfindlichen Entwicklungsstadium befanden. Die nordrhein-westfälischen Versuche werden für die länderübergreifende und mehrjährige statistische Auswertung durch insgesamt 8 Winteriticale- und 7 Winterroggenversuche aus Niedersachsen und Hessen ergänzt.

Sortenempfehlungen für Wintertriticale

Die starke Marktpositionierung der etablierten Sorten einerseits und die sinkende Anbaubedeutung andererseits haben dazu geführt, dass sich die Züchtungsbemühungen in Wintertriticale deutlich reduziert haben. Daraus resultiert, dass durchschnittlich nur alle 2-3 Jahre eine neue Sorte auf den Markt kommt die es schafft eine relevante Anbaubedeutung zu erlangen. Die aktuellen (Haupt-)empfehlungen decken ein sehr breites Spektrum an verschiedenen Anbaueigenschaften ab. Bei der Sortenwahl gilt es sowohl die standortspezifischen Bedingungen als auch die betriebsindividuellen Anforderungen zu beachten.

Lombardo hat sich langjährig als sehr umweltstabile Sorte bewährt und erzielte auch zur diesjährigen Ernte teils deutlich überdurchschnittliche Kornerträge in fast allen Versuchen. Die hohe Winterhärte und geringe Lagerneigung ermöglichen den Anbau auf allen Standorten und selbst bei hoher Stickstoffnachlieferung. Die relativ hohe Anfälligkeit gegenüber frühen Blattkrankheiten und Braunrost erfordert einen angepassten Fungizideinsatz zur Absicherung der Ertragsleistung.

Rivolt erzielt auf mittleren bis guten Standorten ähnliche Erträge wie Lombardo, ist allerdings deutlich anfälliger gegenüber Mehltau und vor allem Gelbrost. Dieser deutlichen Schwäche steht vor allem beim Anbau nach Mais die sehr geringe Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium entgegen. Die gute Braunrostresistenz macht einen späten Fungizideinsatz überflüssig, wenn der Bestand sonst blattgesund ist. 

Lumaco überzeugt mehrjährig durch ein deutlich überdurchschnittliches Ertragspotential, ist im direkten Vergleich zu den vorgenannten Sorten aber weniger winterhart und darüber hinaus sehr lageranfällig. Die Sorte wird daher bevorzugt für weniger stickstoffversorgte Niederungslagen, für späte Saattermine und für Betriebe mit einem guten Bestandesmanagement empfohlen. Positiv zu bewerten sind die relativ gute frühe Blattgesundheit (zunehmend schwächer gegenüber Mehltau) und die geringe Anfälligkeit gegenüber Braunrost. Bedarfsweise kann Lumaco auch als Ganzpflanzensilage genutzt werden.

Tributo erzielte diesjährig vor allem in den nordrhein-westfälischen Mittel- und Höhenlagen nur geringe Erträge, die in der mehrjährigen Auswertung aber durch die besseren Vorjahre und etwas besseren Ergebnisse in Niedersachsen und Hessen kompensiert werden. Als mögliche Ursachen lassen sich unter anderem die späte Pflanzenentwicklung und die einzelährenbetonte Ertragsbildung diskutieren. Aufgrund der extrem hohen Blattgesundheit bleibt die Sorte weiter eingeschränkt empfohlen.

Bicross scheint seine „zweite Chance“ genutzt zu haben und kann diesjährig vor allem in den Mittel- und Höhenlagen mit deutlich überdurchschnittlichen Kornerträgen überzeugen. Mehrjährig allerdings erzielt die Sorte auf den besseren Niederungsstandorten die höchsten Erträge und wird auch aufgrund der geringen Winterhärte vorerst nur für diese eingeschränkt empfohlen. Bicross ist extrem frohwüchsig und erfordert eine späte Aussaat und einen angepassten Wachstumsreglereinsatz. Die Blattgesundheit ist, abgesehen von Mehltau, insgesamt gut und die Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium sehr gering. Die Sorte eignet sich damit besonders auch für Maisfruchtfolgen sowie eine potentielle GPS-Nutzung.

Fantastico erzielte diesjährig nur relativ geringe Erträge, profitiert in der mehrjährigen Auswertung aber noch von den guten Ergebnissen der Vorjahre. Als mögliche Ursache für die schwankenden Erträge der Sorte kann der hohe Wasserbedarf vermutet werden, der sich im bundesweiten Vergleich gezeigt hat. Aufgrund der insgesamt guten Anbaueigenschaften (mit Schwächen gegenüber Mehltau und Gelbrost) wird die Sorte nach wie vor empfohlen. Neueinsteiger sollten aber das dritte Prüfjahr abwarten.

Promiso kombiniert hohe Kornerträge mit einer guten Standfestigkeit und sehr guten Blattgesundheit. Aufgrund der hohen Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium wird die Sorte allerdings nur für den Anbau in wenig belasteten Fruchtfolgen und/oder in Kombination mit integrierten Maßnahmen zum Pflanzenschutz empfohlen. Wie stabil die diesjährigen Erträge sind, wird sich erst im zweiten Prüfjahr zeigen.

Sortenempfehlungen für Winterroggen

Beim Winterroggen hat sich zwar die Anzahl der geprüften Sorten gegenüber den Vorjahren erhöht, allerdings hat das Bundessortenamt letztlich nur eine der 4 neuen Sorten zugelassen und konnte bei den anderen keinen „landeskulturellen Wert“ feststellen. Allgemein unterscheiden sich die aktuell geprüften Winterroggensorten nur relativ gering in ihrer Ertragsleistung und Standorteignung. Daher sollte bei der Sortenwahl vor allem auch auf eine gute Standfestigkeit und Strohstabilität sowie eine möglichst geringe Anfälligkeit gegenüber Rhynchosporium, Braunrost und Mutterkorn geachtet werden.

KWS Tayo erzielte zur diesjährigen Ernte wieder etwas bessere Erträge als im Vorjahr und bleibt auch aufgrund der guten Standfestigkeit und Strohstabilität eine Hauptempfehlung vor allem für Betriebe, die bereits gute Anbauerfahrungen mit der Sorte gemacht haben. Die Saatgutverfügbarkeit ist sehr hoch.

SU Perspectiv erreicht durchschnittlich zwar etwas höhere Erträge als KWS Tayo, wird aufgrund der geringeren Strohstabilität und potentiell etwas höheren Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn allerdings nur noch eingeschränkt empfohlen.

SU Karlsson erzielt bei den mehrjährig geprüften Sorten zwar die zweithöchsten Erträge, schwächelt aber etwas bei der Standfestigkeit und Strohstabilität und ist insgesamt nur durchschnittlich gesund. Die vor allem gegenüber älteren SU-Sorten etwas höhere Mutterkornresistenz ist positiv zu bewerten.

KWS Baridor zählt zu den eher längeren Sorten und überzeugt in den Versuchen vor allem durch eine gute Standfestigkeit in Kombination mit einer hohen Blatt- und Ährengesundheit. Aufgrund des etwas geringeren Ertragspotentials vor allem auf leichten Böden wird die Sorte vorerst allerdings nur eingeschränkt für die etwas besseren Standorte und bevorzugt für den extensiveren Anbau empfohlen.

KWS Emphor erreicht zwar kaum höhere Erträge als KWS Tayo, ist im direkten Vergleich aber weniger anfällig gegenüber Mehltau, Braunrost und Mutterkorn. Die Sorte wird daher vor allem für die Betriebe empfohlen, die bereits gute Erfahrungen mit dem Anbau von KWS Tayo gemacht haben.

SU Erling kann auch im zweiten Prüfjahr mit überdurchschnittlichen Kornerträgen sowohl auf leichten als auch auf mittleren Böden überzeugen. Gleichzeitig ist die Sorte relativ frohwüchsig, standfest und strohstabil sowie überdurchschnittlich gesund. Die etwas höhere Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn wird im Praxissaatgut durch die 10%ige Beimischung einer Populationssorte reduziert.

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Autor: Johannes Roeb und Heinz Koch