Landessortenversuche Sommergerste 2004

Claas-Mähdrescher bei der Gerstenernte

Sommergerste schafft Spitzenerträge

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf (BEE) wurden in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2004 mit 58,4 dt je ha rund 8 % höhere Sommergerstenerträge gegenüber dem Vorjahr erzielt. Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichtet über die sehr guten Sommergerstenerträge im Erntejahr 2004.

In Nordrhein-Westfalen gibt es beim Sommergerstenanbau bezüglich des Anbausegmentes Sommerbraugerste und Sommerfuttergerste deutliche Unterschiede zwischen dem Rheinland und dem Landesteil Westfalen-Lippe. Im Rheinland, schwerpunktmäßig konzentriert auf das Eifelgebiet und die Köln-Aachener Bucht, dominiert eindeutig der Braugerstenanbau. Es handelt sich hierbei um einen relativ beständigen und fest etablierten Erzeugungs- und Absatzmarkt. Die Anbauflächenschwankungen zwischen den Jahren sind daher relativ gering, siehe Tabelle 1. Demgegenüber unterliegt die Anbaufläche von fast ausschließlich Sommerfuttergerste in Westfalen-Lippe deutlich stärkeren Schwankungen, wie ebenfalls aus Tabelle 1 ersichtlich wird. Nach rund 21 000 ha im Jahr 2003 fiel sie im Erntejahr 2004 um rund 7 000 ha auf 13 200 ha zurück. In Jahren mit ungünstigem Aussaatverlauf im Herbst oder nach auswinterungsbedingten Umbrüchen steigt die Anbaufläche für Sommerfuttergerste. Umgekehrt fällt bei optimalen Herbstwitterungsbedingungen und normalen Wintern die Anbauentscheidung immer eher zugunsten der Wintergerste aus.

Im Rheinland lagen die Erträge 2004 mit 59,7 dt je ha rund 9 %, im westfälisch-lippischen Landesteil mit 57,7 dt je ha rund 6 %   höher als im vergangenen Jahr. Damit zeigt sich das Erntejahr 2004 in Nordrhein-Westfalen bislang als das beste Ertragsjahr für die Sommergerste.

Landessortenversuche nur in Westfalen

Da die Sommerfuttergerste im Rheinland nur eine marginale Anbaubedeutung besitzt, sind drei Landessortenversuche nur im westfälisch-lippischen Landesteil mit insgesamt neun Sorten durchgeführt worden. Die Versuche konnten in 2004 zeitig und ohne Probleme gesät werden, der Auflauf und die Bestandesetablierungen waren überall gleichmäßig. Krankheitsauftreten und Lager war im abgelaufenen Erntejahr mäßig. Wie sich der Ertragsaufbau in diesem Erntejahr im Vergleich zu den vorigen Landessorten-Prüfjahren gestaltete, ist der Tabelle 2 zu entnehmen. Im Unterschied zu den Ergebnissen der BEE war in den Landessortenversuchen das Jahr 2004 nach 2003 nur das zweitbeste Ertragsjahr. Bei sehr hohen Bestandesdichten und auch einer sehr hohen Kornzahl je Ähre reichte offensichtlich das Wasser in der Abreifephase nicht mehr aus, auch noch eine gute TKM zu erzielen. Die gegenüber dem Jahr 2003 um rund 10 g niedrigere TKM erklärt damit das deutlich niedrigere Ertragsniveau in den Landessortenversuchen des Jahres 2004.

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen: Neben der unbehandelten B1-Variante, in der die Sorten lediglich eine zweimalige N-Düngung zur Saat und in EC 32 (2-Knoten-Stadium) erhielten (N-Sollwert 120 kg/ha), wurden diese in der behandelten Variante B2 unter etwas intensiveren Bedingungen geprüft. Die zweimalige N-Düngung bezog sich hier auf einen N-Sollwert von 140 kg je ha. Beim Pflanzenschutz wurde in EC 33/37 mit 0,4 l je ha Agent + 0,4 l je ha Acanto sowie bei Bedarf mit 0,5 l Camposan eine Fungizid- und Wachstumsreglermaßnahme zur Ertragssicherung durchgeführt.   Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante mussten mindestens rund 6 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Wie aus der Tabelle 3 zu ersehen, war dieses im Jahr 2004 im Mittel der Sorten auf allen Standorten gewährleistet. Bei der Sommerfuttergerste zeigt sich über die Jahre betrachtet die höhere Intensität in der Regel meist lohnend.

Die Erträge der Sorten

In der Tabelle 3 sind die diesjährigen an den Einzelstandorten erzielten Erträge aufgezeigt, in der Tabelle 4 sind zusammengefasst standortspezifisch die diesjährigen und mehrjährigen Ertragsleistungen sowie die Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt. Aus diesen Tabellen abgeleitet ergeben sich die Sortenempfehlungen: Sowohl auf den Niederungslagen-Sandstandorten als auch für die Höhenlagen empfiehlt sich mehrjährig konstant gesichert die etwas spätreifere Sorte Orthega. In den Höhenlagen zeigt sich mehrjährig sehr sicher auch die Sorte Annabell deutlich überdurchschnittlich. Mit etwas stärkeren Ertragsschwankungen um den Durchschnitt über die Jahre ist für alle Standorte auch die spätreifere Sorte Adonis sowie für die Höhenlagen bei eigenen guten Anbauerfahrungen   auch noch die Sorte Baccara zu empfehlen. Für eine sichere Empfehlung zum Probieren reichen die Ergebnisse der neueren bislang erst zweijährig geprüften Sorten Djamila und Danor nicht aus, da die Ergebnisse zwischen den Jahren stärker schwanken. Als ertraglich interessante neue Sorten zeigten sich in diesem ersten Prüfjahr die Sorten Tocada und Temperament.

Autor: Dr. Joachim Holz