Landessortenversuche Sommergerste 2009

Eingelagerte Sommergerste

Sommergerstenerträge knapp durchschnittlich

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik wurde in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2009 mit 52,2 dt je ha im Vergleich zum fünfjährigen Mittel nur ein durchschnittlicher Sommergersten-Ertrag erzielt. Gegenüber dem Vorjahr waren es 3 dt je ha landesweit weniger. Die Anbauflächen haben gegenüber dem Vorjahr um rund 1 500 ha auf 14 050 ha abgenommen - ein historischer Tiefstand. Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erläutern diese Ergebnisse.

Im Jahr 2009 wurden die Landessortenversuche Sommerfuttergerste in NRW an zwei Standorten mit insgesamt zehn Sorten angelegt. Die Versuchsdurchführung geht aus der Tabelle 1 hervor. Aus dem Kammergebiet Niedersachsen konnten noch drei weitere Landessortenversuche in die Gesamtauswertung einbezogen werden, so dass in diesem Jahr insgesamt fünf Versuche zur Verfügung stehen, wie in Tabelle 2 dargestellt. Aus den Ertragsergebnissen der Tabellen 2 und 3 sind, standortspezifisch zusammengefasst, die diesjährigen und mehrjährigen Erträge der Sorten als Grundlage für die Sortenempfehlung aufgeführt. Aus diesen Tabellen abgeleitet sind der Tabelle 4 die Sortenempfehlungen zu entnehmen. Hervorzuheben ist, dass auch bei der Sommergerste ein deutlicher Zuchtfortschritt bei den neueren Sorten im Ertrag nicht festzustellen ist. In der Tabelle 5 sind die Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt. Hier lassen sich tendenziell bei den agronomischen Eigenschaften, aber auch bei der Gesundheitseinstufung, bei den neueren Sorten züchtungsbedingte Verbesserungen ableiten.

Höhere Intensität wirtschaftlich?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2, siehe Tabelle 1. Bei einem in diesem Jahr berechneten Erzeugerpreis von 9,50 € je dt mussten in der höheren Intensitätsstufe B2 mindestens 12,9 dt je ha mehr erzielt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Mehraufwandes in dieser Variante abzusichern. Dieser erforderliche Mindestmehrertrag ist 2009 auf keinem der Landessortenversuchsstandorte im Mittel der Sorten erzielt worden. Der Mehraufwand in der behandelten Variante war wirtschaftlich nicht lohnend, wie Tabelle 2 zeigt. Die Höhe der Erzeugerpreise spielt für die Wirtschaftlichkeit der Intensität eine entscheidende Rolle. Sortenspezifische grundsätzlich intensivere oder extensivere Behandlungsansprüche lassen sich in diesem Jahr, wie auch schon in den Vorjahren, für die geprüften Sommergerstensorten nicht deutlich ableiten.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen, also die Zeitspanne vom Saattermin bis etwa zum 20. April, sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 6 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen.

Im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer verträgt die Sommergerste allerdings noch am ehesten auch kürzere Vegetationszeiten durch verspätete Aussaaten. Wie aus der Tabelle 6 zu ersehen, verfügt die Sommergerste im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten über das höchste Bestockungsvermögen; die höchsten Beährungskoeffizienten, sprich die meisten ährentragenden Halme je Keimpflanze, sind hier zu ermitteln. Das Erreichen ausreichend hoher Bestandesdichten als ein wesentliches Ertragsstrukturmerkmal zur Ertragssicherung ist bei dieser Kulturart damit noch am ehesten gewährleistet. Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen wie bei den anderen Sommergetreidearten. Sommergerste neigt stärker zu Zwiewuchs. Sie hat einen geringen Vorfruchtwert und kann auch mehrmals hintereinander angebaut werden, ohne dass Ertragsminderungen befürchtet werden müssen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch