Sommergerste (Futternutzung): Ergebnisse der Landessortenversuche 2018

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Sommergerste als Futtergetreide

Sommergerste hatte im Erntejahr 2018 in NRW eine Anbaufläche von rund 15.500 Hektar. Gegenüber dem Vorjahr mit 10.000 Hektar eine deutliche Steigerung, die den schlechten Saatbedingungen für Wintergetreide in Ostwestfalen im Herbst 2017 geschuldet ist. Von dieser Gesamtfläche standen 12.000 Hektar in Westfalen. Die Ernte wird hier ausschließlich als Futtergerste genutzt. Im Rheinland stehen knapp 3.500 Hektar Sommergerste, davon 3.000 Hektar als Braugerste im südlichen Rheinland.

Tipps zum Anbau

Sommergerste ist die Kultur mit der kürzesten Vegetationszeit aller Sommergetreide. Sie ist in einem begrenzten Maße selbstverträglich. Der Anbau ist auf leichten Böden, aber auch in Höhenlagen möglich. Wie bei allen anderen Sommerungen gilt, dass eine möglichst frühe Saat höhere und sicherere Erträge verspricht. Aufgrund des schwachen Wurzelwerkes reagiert Sommergerste aber sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen und Staunässe. Saatbettzustand geht daher auf jeden Fall vor Saattermin. Bei frühen Aussaatterminen Ende Februar bis Anfang März werden 270 bis 300, bei normalen Terminen im März 330 bis 360 und bei späten Saaten 330 bis 360 keimfähige Körner/m2 empfohlen. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4cm liegen.

Steht Sommergerste als abtragende Frucht auf schlechteren Standorten bei niedriger Grundnährstoffversorgung, ist eine angepasste Grunddüngung mit Kali und Phosphor anzuraten. Bei Stickstoff sind bei mineralischer Düngung in aller Regel zwei Gaben erforderlich. Die erste Gabe erfolgt dabei mit rund 80 N zur Saat. Eine zweite Gabe sollte in der Schoßphase in Abhängigkeit von der Nachlieferung des Bodens folgen. Zu späte N-Gaben können Zwiewuchs fördern. Bei organischer Düngung erfolgt die Düngergabe in einer Gabe vor der Saat. Hier sollten aufgrund der schlechter zu kalkulierenden N-Freisetzung Sorten mit guter Standfestigkeit bevorzugt werden. Beim Wachstumsreglereinsatz reicht in aller Regel eine einmalige Gabe in EC 31/32. Bei den Krankheiten gilt es früh auf Mehltau zu achten. In EC 37/49 ist eine Abschlußbehandlung mit Fungiziden dringend anzuraten. Aufgrund der im Vergleich zur Wintergerste schnelleren Abreife sind 2/3 der Höchstaufwandmengen in jedem Falle ausreichend.

Landessortenversuche 2018

Im Jahr 2018 wurden von der Landwirtschaftskammer NRW auf zwei Standorten Sortenversuche angelegt. Die NWR-Standorte befanden sich in Lage-Heiden und Altenmellrich. Ergänzt mit weiteren Standorten aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein stehen insgesamt acht Versuche zur Sortenbeurteilung zu Verfügung.

Auch die Versuche bei Sommergerste werden in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. Die extensive Variante mit reduziertem Einsatz von Wachstumsreglern und ohne Fungizid dient der Beobachtung der Sortengesundheit. Die höhere Intensität wird praxisüblich mit Wachstumsregler- und zweifachem Fungizideinsatz durchgeführt. In den Tabellen zur Sortenleistung ist die praxisübliche Intensität dargestellt. Im extrem trockenen und daher auch gesunden Jahr 2018 ist in der Auswertung das Mittel der beiden Behandlungsstufen dargestellt. Die mineralische Stickstoffdüngung wurde in zwei Teilgaben zur Saat und Mitte der Bestockung in standortangepasster Menge platziert.

Ergebnisse und Empfehlungen

Die zusammengefassten mehrjährigen Versuchsergebnisse der Sorten sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 2 zeigt die Sortenbeschreibung der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes. KWS Dante, RGT Planet und Subway sind zusätzlich resistent gegen den Getreidenematoden Heterodera avenae. Tabelle 3 zeigt die Sortenempfehlung mit wichtigen Zusatzeigenschaften der Sorten.

Extreme Trockenheit und Hitze begrenzten den Durchschnittsertrag im Versuchsjahr 2018 auf nur 56,6 dt/ha. Im Vergleich zum Zeitraum 2014 bis 2017 eine Minderertrag von 25 Prozent und ein enttäuschendes Ertragsjahr.

RGT Planet zeigt nach drei Prüfjahren die beste Ertragsleistung. Die Sorte besitzt zudem Braugersteneignung und ist europaweit die anbaustärkste Braugerstensorte. In Deutschland hat sie im sogenannten „Berliner Programm“ keine uneingeschränkte Braugersteneignung zugesprochen bekommen. Mit der Anbauentscheidung für RGT Planet hat der Landwirt bei hervorragender Ertragsleistung bei Proteingehalten zwischen 9,5 und 11.5 Prozent eine weitere Vermarktungsoption. Daher ist die Sorte auch für die kommende Ausaaat die hervorzuhebende Empfehlung. Bei der Ertragsleistung der Sorten gibt es bei den mindestens dreijährig geprüften Sorten zwischen KWS Dante, Salome, Sydney und Vespa nur relativ geringe Unterschiede. KWS Dante und Sydney haben gegenüber RGT Planet den Vorteil der etwas besseren Standfestigkeit.

Erstmals im Prüfsortiment der Futtergerstensorten standen KWS Beckie, Laureate, RGT Atmosphere und Subway. Die Sorten zeigten 2018 gegenüber RGT Planet beim Ertrag keine Vorteile. Auch Laureate stand im Wertprüfungssortiment Braugerste und scheitere erst bei der Zulassung im Berliner Programm. Bei den erstmals geprüften Sorten sollten vor einer Anbauempfehlung weitere Prüfjahre abgewartet werden. Unter www.sortenberatung.de sind ab jetzt auch Versuchsergebnisse, Empfehlungen und Sortenbeschreibungen für Sommergerste eingestellt.

Autor: Heinrich Brockerhoff