Landessortenversuche Sommerweizen 2005

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Argumente für den Sommerweizenanbau

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf wurden in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2005 mit 66,5 dt je ha rund 5,4 % niedrigere Sommerweizenerträge gegenüber dem sehr guten Vorjahr erzielt, im Sechsjahresvergleich damit noch ein gut durchschnittlicher Ertrag. Dr. Joachim Holz. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erklärt die übrigen Ergebnisse aus den Landessortenversuchen 2005 zum Sommerweizen.

Mit rund 3 380 ha Anbaufläche führt der Sommerweizenanbau in NRW nur ein sehr bescheidenes Dasein. Gegenüber dem Jahr 2004 reduzierte sich die Anbaufläche um knapp 23 %. Wie bei den anderen Sommergetreidearten auch, hängt die Aussaatfläche stark von den Herbstbestellbedingungen oder den Auswinterungsgegebenheiten beim Wintergetreide ab. Im Haferartikel sind die generellen Argumente, die für oder gegen einen Anbau von Sommergetreide sprechen, und die ein Betriebsleiter für sich werten und gewichten muss, bereits aufgeführt. Zusätzliche Argumente für einen Sommerweizenanbau können sein:

  • Späte Zuckerrübenernte unter ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen können zu unerwünschter, bodenstrukturbeeinträchtigender oder -schädigender Saatbettbereitung und Einschmieren des Winterweizens im Spätherbst führen, mit entsprechenden ungünstigen Folgewirkungen.
  • Die Erzeugung sicherer, hochqualitativer Weizenpartien (E- oder A-Sorten), wenn entsprechende Vermarktungsmöglichkeiten zu sehr guten Erzeugerpreisen bestehen. Nur dann ist die geringere Ertragspotenz des Sommerweizens gegenüber dem Winterweizen noch wirtschaftlich vernünftig zu kompensieren, was letztlich zur Verbesserung der Rentabilität im Sommerweizenanbau beiträgt.

Sommerweizensorten mit einer ausreichenden Winterhärte, wie zum Beispiel Fasan und Thasos, werden auch als Wechselweizen bezeichnet. Sie können bereits im Herbst ausgesät werden. Ihr Vorteil liegt in einer flexibleren Saatzeitspanne von November bis in das Frühjahr hinein. Sie sind in der Entwicklung etwas zügiger und reifen etwas eher ab als spät gesäter Winterweizen. Als qualitativ hochwertige Sorten liegen ihre Erträge unter diesen Bedingungen etwa auf dem Niveau von normalem E- Winterweizen. Der Anbau von Wechselweizen kommt daher am ehesten für die Produktion von Qualitätsweizen in Frage, wenn entsprechende Preisaufschläge erzielt werden können.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2005 an zwei Standorten Landessortenversuche mit elf Sommerweizensorten, die ausschließlich nur aus dem höher qualitativen A- und E- Bereich stammen, durchgeführt, siehe Tabelle 3. Zur sicheren Leistungsbeurteilung der Sorten wurden aus den umliegenden Kammerländern noch zwei weitere Versuche für die Niederungslagen Lehm herangezogen. Wie sich der Ertragsaufbau in diesem Erntejahr im Vergleich zu den vorigen Landessorten-Prüfjahren gestaltete, ist der Tabelle 2 zu entnehmen. Gegenüber dem Vorjahr konnten auf den Niederungslagen-Lehm- und Übergangslagenstandorten die erwartungsgemäß niedrigeren Tausendkornmassen und niedrigeren Kornzahlen je Ähre durch zum Teil deutlich höhere Bestandesdichten ertraglich vollständig kompensiert werden, auf den Lößstandorten dagegen führten die niedrigen Bestandesdichten und Tausendkornmassen zu den deutlich niedrigen Erträgen.

Die Sortenleistungen

Die Ertragsleistungen der Sorten zeigten im abgelaufenen Anbaujahr eine deutliche Abstufung zwischen den Qualitätsstufen, siehe Tabelle 3. Mit deutlicherem Abstand konnten unter allen Standortbedingungen die beiden A-Sorten Passat und Picolo überzeugen. Knapp um den Mittelwert folgten die beiden E-Sorten Taifun und Eminent. Die negative Korrelation zwischen Ertrag und Qualität zeigt sich deutlich. Wie aus der Tabelle 5 hervorgeht, setzen sich bei den hervorragenden Eiweißleistungen die E-Sorten in der Gruppierung eindeutig an die Spitze. Unter Berücksichtigung der mehrjährigen Ertragsleistungen an den einzelnen Standortgruppen in Tabelle 6 ergeben sich in der Tabelle 7 die entsprechenden Sortenempfehlungen.

Die Prüfung der Sorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen. Die N-Düngung war in beiden Varianten gleich. Die Sorten erhielten eine zweimalige N-Düngung in Höhe von jeweils 70 kg je ha zur Saat und in EC 39/49 (Fahnenblattstadium/Beginn Ährenschieben) die zweite Düngung mit 110 kg je ha. Beim Pflanzenschutz wurde in beiden Varianten, ebenfalls einheitlich, in EC 31/32   0,8 l je ha CCC zur Standfestigkeitssicherung appliziert, in der B2-Variante wurde darüber hinaus in EC 39/49 als Fungizidmaßnahme 0,6 + 0,6 l je ha Input Set zur weiteren Ertragsabsicherung eingesetzt. Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante mussten mindestens 3,5 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Wie aus der Tabelle 3 zu ersehen, war dieses im Jahr 2005 von den beiden nordrhein-westfälischen Standorten sehr unterschiedlich, was sich aus dem Vergleich der Erträge aus B1 und B2 im Mittel der Sorten ergibt. Auf dem Lößstandort, bei sehr niedrigem Ertragsniveau, war die höhere Intensität unwirtschaftlich, auf dem Übergangslagenstandort, bei sehr hohem Ertragsniveau und offensichtlich günstigen Witterungsbedingungen, waren deutliche wirtschaftliche Mehrerträge durch die höhere Intensität festzustellen. Sortenspezifisch zeigte sich, dass die beiden Sorten Passat und Picolo auch auf dem Lößstandort eine bessere Wirtschaftlichkeit durch die höhere Intensität aufwiesen, siehe Tabelle 4. Die vergleichsweise etwas höhere Mehltauanfälligkeit dieser Sorten mag hier etwas ausschlaggebend für dieses Ergebnis gewesen sein, siehe Tabelle 6.

Hinweise zur Aussaat

Der Sommerweizen stellt höhere Ansprüche an den Boden. Eine ausreichende Wasserversorgung auch im Sommer sollte gegeben sein. Frühjahrstrockene, leichtere Standorte sind weniger gut geeignet für einen wirtschaftlich befriedigenden Sommerweizenanbau. Unsichere Erträge sind die Folge. Wasserführende, schwerere Standorte garantieren ein sicheres, höheres und ausgeglicheneres Ertrags- und Qualitätsniveau. Der Sommerweizen ist so früh wie möglich zu säen. Grundsätzlich gilt für alle Sommerungen: Spätere Saat wird nicht durch Reifeverzögerung, sondern durch Lebensverkürzung ausgeglichen.

In der Reihenfolge der verschiedenen Sommergetreidearten sollte er vor dem Sommerhafer zur Aussaat gelangen, da er als wasseranspruchsvollste Art bei geringer Wurzelleistung noch am ehesten die Winterfeuchtigkeit ausnutzen kann und am ehesten vor der trockneren Jahreszeit die Bestände geschlossen hat. Die Nutzung einer langen Wachstumszeit unter Kurztagsbedingungen mit Tageslichtlängen unter 13 Stunden fördert die Bestockung und die Seitentrieb-Bewurzelung – somit auch die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Bei noch sehr kaltem Boden muss möglichst flach gesät werden. Bei der Wahl der Saatzeit sollte die Durchschnittstemperatur allerdings den Gefrierpunkt überschritten haben. Eine Keimung ist bei 0 bis 1 °C bereits möglich.

In der Tabelle 8 sind die standortspezifischen Aussaatmengen in kg je ha und die Saatstärkenempfehlungen in Körnern je m 2 für NRW aufgeführt. Ein dem Krankheitsauftreten und der jeweiligen Sortenanfälligkeit (Tabelle 6) angepasster Pflanzenschutz zeigte sich mehrjährig bislang wirtschaftlich lohnend. Gleichermaßen gilt dieses für den Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Standfestigkeitssicherung.

Autor: Dr. Joachim Holz