Landessortenversuche Sommerweizen 2009

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Sommerweizen mit guten Erträgen

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik wurden in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2009 66,5 dt Sommerweizen je ha erzielt, rund 2 dt je ha weniger als im Vorjahr. Mit 2 330 ha ist die Sommerweizenanbaufläche in NRW gegenüber dem Vorjahr um rund 600 ha gesunken. Wie bei den anderen Sommergetreidearten auch, hängt die endgültige Aussaatfläche stark von den Herbstbestellbedingungen für das Wintergetreide oder den Auswinterungsgegebenheiten ab. Die Möglichkeiten des Sommerweizenanbaues in der Fruchtfolge beschreiben Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten Sommergerste und Sommerhafer werden beim Sommerweizenanbau - mit deutlichem Abstand von + 10 bis 15 dt je ha - in beiden Landesteilen immer noch die höchsten Erträge erzielt. Dieses zeigen die BEE-Ergebnisse sehr deutlich. Sie liegen sogar annähernd auf dem Niveau der Wintergerstenerträge. Zusätzliche Argumente für einen Sommerweizenanbau können sein:

  • Späte Zuckerrübenernte unter ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen mit der Folge unerwünschter, bodenstrukturbeeinträchtigender oder -schädigender Saatbettbereitung und Einschmieren des Winterweizens im Spätherbst, mit entsprechend ungünstigen Folgewirkungen.
  • Die Erzeugung sicherer, hochqualitativer Weizenpartien mit E- oder A-Sorten, wenn entsprechende Vermarktungsmöglichkeiten zu sehr guten Erzeugerpreisen bestehen. Nur dann ist die geringere Ertragspotenz des Sommerweizens gegenüber dem Winterweizen wirtschaftlich noch zu vertreten.
  • Sommerweizensorten mit einer ausreichenden Winterhärte, wie Granny, werden auch als Wechselweizen bezeichnet. Sie können bereits im späteren Herbst ausgesät werden. Ihr Vorteil liegt in einer flexibleren Saatzeitspanne von November bis in das Frühjahr hinein. Sie sind in der Entwicklung etwas zügiger und reifen etwas eher ab als spät gesäter Winterweizen. Bei qualitativ hochwertigen Sorten liegen ihre Erträge unter diesen Bedingungen etwa auf dem Niveau von normalen E-Winterweizensorten. Der Anbau von Wechselweizen kommt daher am ehesten für die Produktion von Qualitätsweizen in Frage, wenn entsprechende Preisaufschläge erzielt werden können.
  • Der Sommerweizenanbau zur Auflockerung auch der Fruchtfolge kann bei entsprechend guter Produktionstechnik durchaus hoch wirtschaftlich sein. Ertraglich annähernd auf Wintergerstenniveau, aber mit deutlich niedrigerer Intensität, bei gleichzeitig höheren Erzeugerpreisen als Wintergerste, sollte diese Anbaualternative durchaus ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2009 an zwei Standorten Landessortenversuche mit insgesamt acht Sommerweizensorten durchgeführt, die ausschließlich aus dem höher qualitativen A- und E- Bereich stammen, siehe Tabelle 2. Zur sicheren Leistungsbeurteilung der Sorten wurden aus den benachbarten Kammerländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch zwei weitere Landessortenversuche für die Lehmstandorte herangezogen. Die produktionstechnische Durchführung der Landessortenversuche ist der Tabelle 1 zu entnehmen. Bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten in Tabelle 2 zeigte diesjährig über alle Versuchsstandorte hinweg die Sorte Tybalt deutlich konstante und überdurchschnittliche Erträge. Die beiden höher qualitativen E-Sorten SW Kadrilj und die erstjährig geprüfte neue Sorte KWS Scirocco erbrachten noch passable, gut durchschnittliche Erträge. Insgesamt sind die Sortenleistungen, je nach Standort, dieses Jahr zum Teil sehr unterschiedlich.

Auch mehrjährig bestätigt Tybalt seine sehr gute Ertragsleistung und Ertragssicherheit, siehe Tabelle 3. Passat und Granny als A-Sorten unterscheiden sich nicht wesentlich, sie zeigten in diesem Jahr leicht unterdurchschnittliche Erträge, sind in ihrer Ertragskonstanz über die Jahre aber noch recht gut. Bei den erstjährig geprüften Sorten muss noch abgewartet werden. Sie weisen aber keine deutlich höheren Erträge als die älteren Sorten auf.

Unter Berücksichtigung dieser mehrjährigen Leistungen an den einzelnen Standortgruppen sind in der Tabelle 4 die entsprechenden Sortenempfehlungen für die verschiedenen Ackerbauregionen aufgeführt. Bezüglich der Eiweißleistungen der Sorten, aus Tabelle 5 ersichtlich, zeigt sich auch in diesem Jahr das gewohnte Bild. Unabhängig von dem über die Jahre immer deutlich höheren Eiweißleistungsniveau der Sommerweizensorten gegenüber den Winterweizensorten differenziert sich das Sortenspektrum mehrjährig sehr eindeutig nach E- und A- Qualität. Die negative Korrelation zwischen Ertrag und Qualität zeigt sich deutlich.

Wirtschaftlichkeit der Behandlungsstufen

Die Prüfung der Sommerweizensorten erfolgte in den Landessortenversuchen unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen, siehe dazu Tabelle 1. Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante mussten mindestens 6,0 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Diese notwendigen Mindestmehrerträge in der behandelten Variante wurden im Erntejahr 2009 nicht auf allen Versuchsstandorten erzielt, wie der Vergleich der Erträge B1 und B2 im Mittel der Sorten in Tabelle 2 zeigt. Bei sortenspezifischer Betrachtung zeigt sich, dass in der mehrjährigen Tendenz alle Sommerweizensorten überwiegend in der höheren Intensitätsstufe die höchsten bereinigten Marktleistungen erbrachten. Lediglich bei der Sorte Granny lohnt sich ein intensiverer Blick in die Bestände und eine etwas größere Vorsicht beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Leistungen der Sommerweizensorten bezüglich ihrer differenzierten agronomischen Eigenschaften als Hinweis auf eine entsprechend gezielte Planung des möglicherweise erforderlichen Pflanzenschutzmitteleinsatzes ist der Tabelle 6 zu entnehmen.

Hinweise zur Aussaat

Aufgrund seines schwächeren Wurzelwerks stellt der Sommerweizen insgesamt höhere Ansprüche an den Boden und die Bodenstruktur. Eine ausreichende, gleich bleibende Wasserversorgung über die Vegetationszeit sollte gegeben sein. Dieses garantiert ein sicheres, höheres und ausgeglicheneres Ertrags- und Qualitätsniveau. Der Sommerweizen ist so früh wie möglich zu säen. Grundsätzlich gilt für alle Sommerungen: spätere Saat wird nicht durch Reifeverzögerung, sondern durch Lebensverkürzung ausgeglichen. In der Reihenfolge der verschiedenen Sommergetreidearten sollte er vor dem Sommerhafer zur Aussaat gelangen, da er als wasseranspruchsvollste Art bei geringer Wurzelleistung noch am ehesten die Winterfeuchtigkeit ausnutzen kann und am ehesten vor der trockneren Jahreszeit die Bestände geschlossen hat. Die Nutzung einer langen Wachstumszeit unter Kurztagsbedingungen mit Tageslichtlängen unter 14 Stunden fördert die Bestockung und Bewurzelung. Bei noch sehr kaltem Boden muss möglichst flach gesät werden. Bei der Wahl der Saatzeit sollte die Durchschnittstemperatur allerdings den Gefrierpunkt überschritten haben. Eine Keimung ist bei 0 bis 1 °C bereits möglich.

In der Tabelle 7 sind die standortspezifischen Aussaatmengen sowie  Saatstärkenempfehlungen aufgeführt. Ein dem Krankheitsauftreten und der jeweiligen Sortenanfälligkeit angepasster Pflanzenschutz zeigte sich mehrjährig bislang wirtschaftlich lohnend. Das gilt auch für den Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Standfestigkeitssicherung.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch