Landessortenversuche Sommerweizen 2013

SommerweizenBild vergrößern

Sommerweizen: 2013 war hervorragendes Jahr

Trotz des späten Vegetationsbeginns und der späten Aussaat liegen nach der Besonderen Ernteermittlung mit 71,5 dt je ha im Mittel in NRW die Sommerweizenerträge auf Vorjahres- und damit Spitzenniveau. In den Landessortenversuchen wurden mit im Mittel 81 dt/ha fast 7 dt weniger als zur Ernte 2012 gedroschen, es ist aber immer noch das zweitbeste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Entsprechend lagen, wie bereits im Vorjahr, die Eiweißgehalte in den Landessortenversuchen mit 13,2 % im Mittel aller Sorten niedriger als in Jahren mit schwächeren Erträgen, wie 2010 mit 14, 2 % bei 69,1 dt/ha Ertrag. Hier zeigt sich erneut die negative Korrelation zwischen Ertrag und Proteingehalt. Generell liegen die Eiweißgehalte von Sommerweizen mindestens 1 % höher als beim Winterweizen. In diesem Jahr lagen die Proteingehalte beim Winterweizen in der Praxis im Durchschnitt bei 11,8 % in NRW (BEE).

Anbauflächen- und Erträge

Nachdem durch das Auswinterungsjahr 2011/2012 die Anbaufläche von Sommerweizen im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht wurde, liegt sie 2013 mit 3 618 ha rund 25 % unter dem langjährigen Mittel. Vergleicht man die Erträge der verschiedenen Sommergetreidearten, zeigt sich, dass im zehn jährigen Mittel die BEE-Erträge des Sommerweizens gegenüber Sommerhafer und Sommerfuttergerste in NRW deutlich um 12 bis 13 dt je ha höher liegen. Bei annähernd gleich teurer Produktionstechnik der drei Kulturen, jedoch höherem Erzeugerpreis und höherer Qualität (A- und E-Sorten) des Sommerweizens, ergibt sich für diesen eine höhere Vorzüglichkeit und die vergleichsweise höchste Rentabilitätserwartung. Sogar gegenüber dem zehnjährigen Ertragsmittel von Winterroggen mit 64,3 dt/ha und Wintertriticale mit 64 dt je ha liegen die Sommerweizenerträge mit 64,9 dt je ha NRW-weit auf gleichem Niveau.

Sommerweizen – Möglichkeiten in der Fruchtfolge

Neben den rein rechnerisch betrachteten Vorzügen sprechen für Sommerweizen in der Fruchtfolge zusätzlich pflanzenbauliche und arbeitswirtschaftliche Vorteile:

  • Späte Zuckerrübenernte unter ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen mit der Folge unerwünschter, bodenstrukturbeeinträchtigender bzw. -schädigender Saatbettbereitung und „Einschmieren“ des Winterweizens im Spätherbst, mit entsprechend ungünstigen Folgewirkungen.
  • Entzerrung von Arbeitsspitzen.
  • Sommerweizensorten mit einer ausreichenden Winterhärte, der Wechselweizen, ermöglichen eine Aussaat bereits im späteren Herbst und bieten eine flexiblere Saatzeitspanne von November bis in das Frühjahr hinein. Sie sind in der Entwicklung etwas zügiger und reifen etwas eher ab als spät gesäter Winterweizen. Bei qualitativ hochwertigen Sorten liegen die Erträge unter diesen Bedingungen etwa auf dem Niveau von E-Winterweizensorten. Der Anbau von Wechselweizen kommt daher am ehesten für die Produktion von Qualitätsweizen in Frage, wenn entsprechende Preisaufschläge erzielt werden können.

Allerdings sind auch folgende Risikofaktoren abzuwägen, die gegen einen Sommergetreide- bzw. Sommerweizenanbau sprechen können:

  • Das Sommergetreide unterliegt in weitaus höherem Maße witterungsbedingten Anbaurisiken als das Wintergetreide. Im Mittel stehen von der Saat bis zur Ernte unter optimalen Bedingungen eine Vegetationszeit von rund 150 Tagen zur Verfügung, in der die Witterung als natürlicher ertrags- und qualitätsbestimmender Einflussfaktor, insbesondere bezüglich der Wasser- und Temperaturverhältnisse, schon stimmen muss.
  • Das Saatzeitrisiko ist höher zu bewerten, da bei verspäteter Saat schneller mit niedrigeren Erträgen zu rechnen ist als beim Wintergetreide. Unter solchen Bedingungen kann die verfügbare Vegetationszeit schnell auf 130 Tage und weniger sinken.
  • Vor allem trockene Standorte sind natürlicherweise mit dem höchsten Erzeugungsrisiko behaftet. Demgegenüber sind kühlere, höher gelegene oder wassersichere Standorte mit tiefgründigen Lehm- oder Lößböden eher geeignet.

Die Landessortenversuche

InIn NRW wurden 2013 an zwei Standorten Landessortenversuche (LSV) mit sechs Sommerweizensorten durchgeführt, die ausschließlich aus dem höher qualitativen A- und E-Bereich stammen (Tabelle 2). Zur sicheren Beurteilung der Sorten wurden aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch zwei weitere Landessortenversuche für die Lehmstandorte herangezogen. Die produktionstechnische Durchführung der Landessortenversuche ist Tabelle 1 zu entnehmen. Mit zwei N-Düngungs- sowie zwei Pflanzenschutzmaßnahmen ist diese sehr einfach, zeit- und überfahrtensparend, und daher kostengünstig angelegt. Bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten (Tabelle 2) zeigte diesjährig die Sorte Tybalt (A) konstant überdurchschnittliche Ertragsleistungen. KWS Chamsin (A) und Alora (A) brachten durchschnittliche Ertragsleistungen. Die höher qualitative E-Sorte Sonett zeigte im Vergleich zu den zuvor genannten Sorten 4 bis 9 % geringere Erträge und konnte damit nicht das hohe Ertragsniveau der ersten beiden LSV-Prüfjahre mit relativ 101 und 102 untermauern. Mehrjährig (Tabelle 3) und überragend stabil bestätigt die etwas spätreifere Sorte Tybalt ihre sehr gute Leistung und vor allem ihre sehr hohe Ertragssicherheit. Auch KWS Chamsin und Alora sind mehrjährig noch recht ertragskonstant auf durchschnittlichem Ertragsniveau. Ähnliches gilt auch für die E-Sorte Sonett. Bei Tybalt und Sonett ist auf die hohe Fusariumanfälligkeit dieser Sorten mit entsprechenden pflanzenbaulichen Maßnahmen inklusive der gezielten Fungizidauswahl und -terminierung zu reagieren. Bei den Eiweißleistungen der Sorten (Tabelle 4) zeigt sich auch in diesem Jahr das gewohnte Bild. Unabhängig von dem über die Jahre immer deutlich höheren Eiweißleistungen der Sommer- gegenüber den Winterweizensorten differenziert sich das Sortenspektrum mehrjährig sehr eindeutig nach E- und A- Qualität. Eine positive Ausnahme zeigt die A-Sorte KWS Chamsin, die mit ihren Eiweißleistungen auf dem Niveau der E-Sorten liegt. Auch die neue A-Sorte Matthus zeigt erstjährig im LSV geprüft sehr hohe Eiweißleistungen.

Unter Berücksichtigung dieser Leistungen sind in Tabelle 5 die Sortenempfehlungen aufgeführt. In der Tabelle 6 sind die Eigenschaften sowie die Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten aufgeführt.

Wirtschaftlichkeit der Behandlungsstufen

Die Prüfung der Sommerweizensorten erfolgte in den Landessortenversuchen unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen (Tabelle 1). Bei kostenmäßiger Bewertung des höheren Aufwandes in der B2 Variante und des ex Ernte 2013 bezahlten Erzeugerpreises mussten mindestens 6,9 dt je ha Mehrertrag gegenüber der B1-Variante erzielt werden. Wie aus Tabelle 2 zu ersehen, wurden diese notwendigen Mehrerträge in der behandelten Variante 2013 auf keinem der Versuchsstandorte (Vergleich Erträge B1 und B2 im Mittel der Sorten) erzielt. Wie bereits in der Veröffentlichung der Ergebnisse LSV-Winterweizen angesprochen, konnten während der Hauptwachstumsphase in NRW kaum wachstumsbeeinträchtigendes Krankheitsaufkommen, auch in der „unbehandelten“ B 1 Variante, beobachtet werden. Die Eigenschaften der Sommerweizensorten, auch als Hinweis auf eine gezielte Planung des erforderlichen Pflanzenschutzmitteleinsatzes, ist Tabelle 7 zu entnehmen.

Hinweise zur Aussaat

Aufgrund seines schwächeren Wurzelwerks stellt der Sommerweizen insgesamt höhere Ansprüche an den Boden und die Bodenstruktur. Eine ausreichende, gleich bleibende Wasserversorgung über die Vegetationszeit ist Voraussetzung für ein sicheres, höheres und ausgeglichenes Ertragsniveau. Ziel ist daher, einen gelockerten und tief durchwurzelbaren Krumenbereich sowie ein nach unten festes und oben locker liegendes Saatbett zu schaffen. Zu beachten ist, dass Sommerweizen gegenüber „Einschmieren“ empfindlicher reagiert als Winterweizen. Sommerweizen ist so früh wie möglich zu säen. Grundsätzlich gilt für alle Sommerungen: Spätere Saat wird nicht durch Reifeverzögerung ausgeglichen, sondern stellt eine Verkürzung der Vegetationszeit dar!

In der Reihenfolge der verschiedenen Sommergetreidearten sollte er vor dem Sommerhafer zur Aussaat gelangen, da er als wasseranspruchsvollste Art bei geringer Wurzelleistung noch am ehesten die Winterfeuchtigkeit ausnutzen kann und am ehesten vor der trockneren Jahreszeit die Bestände geschlossen hat. Die Nutzung einer langen Wachstumszeit unter Kurztagsbedingungen mit Tageslichtlängen unter 14 Stunden fördert die Bestockung und (Seitentrieb-) Bewurzelung. Bei noch sehr kaltem Boden muss möglichst flach gesät werden. Generell ist auf eine exakte Tiefenablage zu achten. Neben einem verzögerten und schlechteren Feldaufgang kostet bei zu tiefer Saat die Anlage eines Halmhebers die Pflanzen unnötig Energie, die dann später bei der Weiterentwicklung und Bestockung fehlen kann. Bei der Wahl der Saatzeit sollte die Durchschnittstemperatur allerdings den Gefrierpunkt überschritten haben. Eine Keimung ist bei 0 bis 1 °C bereits möglich.

In Tabelle 8 sind die Aussaatmengen- und Saatstärkenempfehlungen aufgeführt. Diese beziehen sich auf optimale Saatbett- und Saatzeitbedingungen in der ersten Märzdekade. Bei Saatzeitverzögerungen um jeweils 14 Tage sollten die Saatstärken um rund 30 Körner je m² erhöht werden. Ein dem Krankheitsauftreten und der jeweiligen Sortenanfälligkeit angepasster Pflanzenschutz zeigte sich mehrjährig bislang wirtschaftlich lohnend. Gleiches gilt für den Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Standfestigkeitssicherung.

Autor: Dr. Kathrin Bürling