Landessortenversuche Sommerfuttergerste 2025

Sommergerste in BerlingsenBild vergrößern
Sommergerste im Landessortenversuch in Berlingsen

Sommergerste wurde in Nordrhein-Westfalen zur Ernte 2025 auf etwas über 9.000 ha angebaut. Davon entfallen geschätzt mehr als 80% auf den Anbau zur Futternutzung, der besonders in Westfalen gegenüber der Braunutzung dominiert. Der große Vorteil der Kultur ist die sehr hohe Anbauflexibilität aufgrund der kurzen Vegetationszeit. Die durchschnittlichen Erträge fielen überwiegend gut bis sehr gut aus.

Sommergerste für alle Situationen

Sommergerste ist das Getreide mit der kürzesten Vegetationszeit. Daraus resultiert, dass sich bestimmte Sorten selbst unter extremen Bedingungen anbauen lassen - von Australien und Afrika über die syrische Halbwüste bis in das tibetische Hochland. Bezogen auf den nordrhein-westfälischen Anbau bedeutet es vor allem, dass Sommergerste sehr flexibel, sowohl im Frühling als auch als potentielle Zweitfrucht im Sommer, gesät werden kann. Auch der Anbau als „Wechselgerste“ mit Aussaat im späten Herbst ist theoretisch möglich, birgt aber ein deutlich erhöhtes Risiko für Auswinterung und wird daher nur für bestimmte Braugerstensorten empfohlen. Aufgrund der abnehmenden Sommerniederschläge und der daraus resultierend oft zu geringen Wasserversorgung für eine spätere Aussaat oder den Anbau als Zweitfrucht dominiert nach wie vor die Nutzung als Hauptkultur mit Aussaat im zeitigen Frühling.

Bezogen auf die Saison 2025 begünstigten die zeit- und bodengerechte Aussaat und die nachfolgend sonnige Witterung bei gleichzeitig ausreichender Wasserversorgung eine insgesamt gute Entwicklung der meisten Sommergestenbestände. Mit durchschnittlich 60,0 dt/ha wurden in Nordrhein-Westfalen die höchsten Erträge seit 2012-2014 erzielt. Der witterungsbedingt geringe Krankheitsdruck (vor allem Zwergrost) ließ sich mit angepassten Fungizidmaßnahmen relativ leicht kontrollieren und auch der Wachstumsreglereinsatz blieb meist auf das „notwendige Maß“ beschränkt. Abgesehen von den guten Erträgen wurden zur Ernte 2025 auch überdurchschnittliche Qualitäten erzielt, die eine abschlagsfreie Vermarktung zu allerdings nur mäßigen Preisen ermöglichten.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

Die nordrhein-westfälischen Landessortenversuche mit Sommerfuttergerste zur Ernte 2025 erfolgten am südwestfälischen Standort Haus Düsse (Ostinghausen) und im ostwestfälischen Blomberg. Die Aussaat erfolgte am 10. beziehungsweise 12. März mit jeweils 320 kfK/m² und unter guten Bedingungen. Beide Versuche entwickelten sich gleichmäßig und es wurden durchschnittliche Bestandesdichten von 670-950 Ähren/m² erreicht. Der Krankheitsdruck blieb überwiegend gering und nur in Blomberg wurde kurz vor der Ernte ein stärkerer Befall mit Ramularia bonitiert, der sich aber kaum noch auf den Ertrag auswirkte. Lager trat nur als leichtes Halmknicken auf. Die durchschnittlichen Kornerträge lagen mit 77,1 dt/ha auf Haus Düsse und 75,4 dt/ha in Blomberg auf einem hohen Niveau. Der weitestgehende Verzicht auf Fungizide und Wachstumsregler führte zu durchschnittlichen Ertragsverlusten von 3-6%. Allerdings wurde der Versuch auf Haus Düsse im Zeitraum der Abreife so stark von Krähen geschädigt, dass sich dieser statistisch nicht mehr auswerten ließ. Darüber hinaus wurde in Nordrhein-Westfalen die Sorte LG Rumba aufgrund von falsch deklariertem Versuchssaatgut von der weiteren Verrechnung ausgeschlossen. Der verbliebene Versuch in Blomberg wird für die länderübergreifende Auswertung um 2 Versuche aus Niedersachsen und 4 Versuche aus Schleswig-Holstein ergänzt. Geprüft wurden insgesamt 8 Sommergerstensorten, darunter erstmalig Brentano, KWS Enduris und Belladonna.

Sortenempfehlungen

Die meisten aktuellen Sommergersten wurden nicht speziell zur Futternutzung gezüchtet. Aufgrund der bundesweit höheren Bedeutung der Braunutzung sind es oft Sorten, die in den Vorprüfungen mit guten Erträgen und Anbaueigenschaften überzeugten, letztlich aber keine ausreichenden Braueigenschaften nachweisen konnten. Aufgrund der oft deutlich höheren Preise in der Braugerstenvermarktung werden zusätzlich zu den bevorzugt zur Futternutzung geeigneten Sorten auch einige „echte“ Sommerbraugersten geprüft, die sich aufgrund ihrer Erträge und Qualitäten für beide Verwertungsoptionen eignen.

Lexy hat sich bundesweit besonders als Braugerste etabliert. Die Sorte erzielt meist ähnliche Erträge wie RGT Planet, kann aber nicht ganz mit den neueren Sommerfuttergersten mithalten. Lexy wird daher nur für Betriebe empfohlen, für die eine alternative Vermarktung als Braugerste eine realistische Option ist. Die Sorte ist relativ standfest und durchschnittlich strohstabil und blattgesund. Aufgrund der variablen Nutzung ist die bundesweite Saatgutvermehrung sehr hoch.

LG Rumba erzielt mehrjährig stabile und mindestens durchschnittliche Kornerträge, kombiniert mit einer relativ guten Standfestigkeit und Blattgesundheit, vor allem gegenüber Zwergrost. Das etwas höhere Hektolitergewicht begünstigt eine abschlagsfreie Vermarktung. Die Saatgutvermehrung ist gering, steht allerdings, anders als bei Lexy, nicht in Konkurrenz zum Braugerstenanbau. LG Rumba reift tententiell etwas später ab. Aufgrund des insgesamt „runden“ Sortenprofils bleibt sie aktuelle Hauptempfehlung.

LG Caruso wird ähnlich wie Lexy bevorzugt als Braugerste angebaut, kann im Ertrag aber mit den meisten futterbetonten Sorten mithalten und überzeugt darüber hinaus durch die gute Standfestigkeit und Strohstabilität sowie die relativ geringe Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten. Aufgrund der etwas späteren Reife scheint die Sorte allerdings weniger ertragsstabil als LG Rumba und wird daher bevorzugt für Standorte mit einer besseren Wasserversorgung und längeren Vegetationszeit und nicht für den Anbau als Zweitfrucht empfohlen. Die Saatgutverfügbarkeit ist hoch.

Die neuen Sorten Brentano und Belladonna erzielten bisher zwar leicht überdurchschnittliche Erträge, sind in den Anbau- und Qualitätseigenschaften aber nicht deutlich besser zu bewerten als LG Rumba oder LG Caruso und werden daher vorerst nur eingeschränkt empfohlen, wenn Saatgut der anderen Sorten nicht verfügbar ist. Die ebenfalls gut bewertete Sorte KWS Enduris wird vor allem aufgrund der noch sehr geringen Saatgutverfügbarkeit frühestens zur Aussaat 2027 eine Anbauempfehlung erhalten. Alle neu geprüften Sorten sind durchschnittlich ertragsreicher, standfester und blattgesünder als RGT Planet und darüber hinaus auch gegenüber nicht in Deutschland geprüften Sorten zu bevorzugen.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch