Landessortenversuche Sommerweizen 2025

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Sommerweizen im Sortenversuch

Die nordrhein-westfälische Anbaufläche von Sommerweizen hat sich zur Ernte 2025 wieder auf ein normales Niveau von etwa 4.500 ha reduziert. Abgesehen von Extremjahren findet der Anbau meist nach spät räumenden Zuckerrüben oder Körnermais oder als Maßnahme des integrierten Pflanzenschutzes statt. Bei durchschnittlich geringeren Erträgen lassen sich deutlich höhere Qualitäten erzielen.

Zurück auf normal

Die durchschnittliche Anbaufläche von Sommerweizen in Nordrhein-Westfalen schwankte in den letzten 10 Jahren meist zwischen 1-2% der gesamten Weizenanbaufläche. Deutlich höhere Anbaubedeutung erreichte die Kultur nur, wenn es aufgrund von Umweltereignissen (Staunässe, Kahlfrost) nicht möglich war Weizen als Winterung zu etablieren. Diese Situation trat zuletzt zur Ernte 2024 ein und resultierte in einem Anstieg der Anbaufläche auf fast 10.000 ha. Diesjährig lag die Anbaufläche zwar leicht über dem langjährigen Durchschnitt von etwa 4.100 ha, insgesamt aber auf einem realistischeren Niveau.

Hintergrund für die geringere Anbaubedeutung des Sommerweizen ist vor allem das im Vergleich zum Winterweizen geringere Ertragspotential, das zum einen aus der kürzeren Vegetationszeit und zum anderen aus den sich zunehmend ändernden klimatischen Bedingungen resultiert: Besonders die immer häufigere Frühlingstrockenheit und stärkere Hitzephasen führen dazu, dass sich Ertragsunterschiede zwischen Sommer- und Winterweizen von durchschnittlich 25-30% im Zeitraum 2006-2015 auf 33% im Zeitraum 2016-2025 erhöht haben. Anders als bei Winterweizen, in dem das Ertragsniveau mit durchschnittlich 80-85 dt/ha in den letzten 20 Jahren fast konstant geblieben ist, haben sich die jährlichen Erträge bei Sommerweizen von etwa 65 dt/ha (2006-2015) auf nur noch 54 dt/ha (2016-2025) reduziert!

Die diesjährige Saison verlief für den Sommerweizen normal und ohne besondere Vorkommnisse. Die Aussaat erfolgte überwiegend in der ersten Märzhälfte und meist unter deutlich besseren Bedingungen als im Vorjahr 2024. Die nachfolgend wechselhafte und oft trockene Witterung reduzierte zwar den Krankheitsdruck, erforderte allerdings mehr Fingerspitzengefühl beim Wachstumsreglereinsatz. Die hohe Strahlungsmenge und die auf mittleren bis guten Böden ausreichende Wasserversorgung begünstigten eine gleichmäßige Bestandesentwicklung, die allerdings durch mehrere Hitzephasen im Juni/Juli stark beschleunigt wurde. Die durchschnittlichen nordrhein-westfälischen Erträge lagen leicht über dem 10-jährigen Mittel, allerdings fast 40% unter den Erträgen des Winterweizens

Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

Aufgrund der geringen Anbaubedeutung finden die nordrhein-westfälischen Landessortenversuche mit Sommerweizen nur noch an je einem Standort im Rheinland und einem in Ostwestfalen statt. Die Aussaat erfolgte in der Köln-Aachener Bucht auf Gut Ving (Nörvenich) am 7. März mit 320 kfK/m² und in den Mittel- und Höhenlagen bei Blomberg am 12. März mit 400 kfK/m², jeweils unter guten Bedingungen. Wie üblich erfolgte die Prüfung in einer reduzierten (nur geringer Wachstumsreglereinsatz) und einer intensiven (hoher Wachstumsreglereinsatz und zwei Fungizidmaßnahmen) Pflanzenschutzintensität. Die durchschnittlichen Erträge lagen bei 57,3 dt/ha auf Gut Ving und 63,9 dt/ha in Blomberg und damit etwas auf dem Niveau der landwirtschaftlichen Praxis. Der Verzicht auf Fungizide führte zu durchschnittlichen Ertragsverlusten von 4-11%. Die mehrjährige und überregionale Auswertung wird durch je zwei Versuche aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein und einen Versuch aus Hessen ergänzt.

Sortenwahl

Auch beim Anbau von Sommerweizen kommt es unter anderem darauf an eine Sorte zu wählen, die den individuellen betrieblichen Ansprüchen an Standort, Bestandsführung und Vermarktung entspricht. Als wichtigste Sorteneigenschaften sind hohe und sichere Erträge und Qualitäten und/oder ein geringer Pflanzenschutzbedarf zu nennen. Die meisten Sommerweizensorten erreichen auch in der Praxis deutlich höhere Proteingehalte als Winterweizen und lassen sich daher zuverlässig als B-Weizen und je nach Bestandesführung und Witterungsverlauf potentiell auch als A-Weizen vermarkten. Abgesehen von der neu in die Sortenempfehlungen aufgenommenen Sorte Lobster werden alle aktuell geprüften Sommerweizensorten auch als für eine späte Herbstaussaat geeignet empfohlen beworben.

KWS Carusum (E) ist unter anderem aufgrund der zuverlässig hohen Qualität der aktuell in Deutschland am stärksten vermehrte Sommerweizen (vorher: Quintus). Die Sorte erzielt im direkten Vergleich zwar etwa 3-5% geringere Erträge als andere Sorten, überzeugt aber durch eine insgesamt sehr gute Blatt- und Ährengesundheit sowie den durchschnittlich hohen Proteingehalt und die sichere Fallzahl.

KWS Jordum (B) bleibt trotz der zur Ernte 2025 nur leicht unterdurchschnittlichen Erträge die aktuelle Hauptempfehlung für den Anbau von Sommerweizen in Nordrhein-Westfalen. Grundlage dafür ist vor allem das insgesamt sehr „runde“ Sortenprofil aus guter Standfestigkeit, Blatt- und Ährengesundheit bei gleichzeitig überdurchschnittlichen Qualitätseigenschaften. KWS Jordum hat sich bisher zweijährig auch in später Herbstaussaat bewährt. Die Saatgutverfügbarkeit ist in „normalen“ Jahren relativ gut.

Patricia (B) erzielte diesjährig ebenfalls ein schwächeres Ergebnis als erwartet, kann mehrjährig aber ebenfalls durch meist überdurchschnittliche Erträge überzeugen. Die begrannte Sorte ist trotz der hohen Pflanzenlänge relativ standfest und durchschnittlich gesund, allerdings mit einer relevanten Schwäche gegenüber Gelbrost. Der Proteingehalt ist leicht überdurchschnittlich, die Fallzahl im Vergleich zu den meisten anderen Sommerweizensorten allerdings eher gering.

Winx (A) überzeugt auch mehrjährig vor allem durch die leicht überdurchschnittlichen Erträge, ist in den Anbaueigenschaften aber deutlich schlechter zu bewerten als alle anderen aktuell geprüften Sorten. Die hohe Lagerneigung und überdurchschnittliche Anfälligkeit gegenüber Krankheiten erfordern einen angepassten Pflanzenschutzeinsatz. Die Qualitätseigenschaften sind als durchschnittlich zu bewerten.

Lobster (B) wird eingeschränkt für Betriebe empfohlen, die keine qualitätsbezogene Vermarktung anstreben. Die relativ späte Sorte erzielt durchschnittlich die höchsten Kornerträge bei gleichzeitig guten Anbaueigenschaften. Kritisch zu bewerten ist der für einen Sommerweizen sehr geringe Proteingehalt. Lobster wird bisher nicht für die Herbstaussaat beworben. Die aktuelle Saatgutvermehrung ist gering.

Mohican (A) kann im zweiten Prüfjahr zwar nicht ganz an die sehr guten Erträge zur Ernte 2024 anschließen, bietet ähnlich wie KWS Jordum aber ein „rundes“ Sortenprofil mit einer guten Standfestigkeit und Blattgesundheit. Die Qualitätseigenschaften sind durchschnittlich. Mohican erzielte im ersten Prüfjahr auch in der Herbstaussaat überdurchschnittliche Erträge, wird aufgrund der höheren Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium aber bevorzugt nach Zuckerrüben und nicht nach Körnermais empfohlen.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch