Wintergetreide als Ganzpflanzensilage (GPS): Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

Wintergetreide zur GPS-NutzungBild vergrößern
Sortenversuch zur GPS-Nutzung von Wintergetreide

Der gezielte Anbau von Wintergetreide zur Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) hat in Nordrhein-Westfalen bisher nur geringe Bedeutung. Dies könnte sich ändern, wenn zusätzlich zum sogenannten Maisdeckel zukünftig auch der wiederholte Anbau von Mais nach Mais noch stärker reglementiert wird. Bei der Sortenwahl ist neben den Ertrags- und Anbaueigenschaften vor allem entscheidend, ob sicher eine GPS-Nutzung erfolgt oder flexibel auch eine alternative Körnernutzung angestrebt wird.

Ernte unter Druck

Wie bereits im Artikel zu Wintertriticale und Winterroggen zur Körnernutzung dargestellt, entwickelten sich auch die meisten GPS-Bestände im Herbst und Winter zunächst gut. Der regional sehr trockene Frühling führte allerdings dazu, dass auf schwächeren Böden die Wasser- und Nährstoffversorgung deutlich schlechter ausfielen als in den Vorjahren. Die daraus resultierend geringeren Bestandesdichten und Pflanzenlängen wirkten sich ausgesprochen negativ auf die Gesamttrockenmasse aus. Auf guten Standorten hingegen wurden im Vergleich zum sehr nassen Vorjahr tendentiell sogar etwas höhere Erträge erzielt und insgesamt konnte vor allem Roggen gegenüber Triticale profitieren. Allerdings führte die Hitzephase im Juni zu einer sehr schnellen Abreife der Bestände und der Zeitraum für eine optimale Beerntung bei 30-35% Trockensubstanzgehalt war oft extrem kurz. Darüber hinaus entschieden auch diesjährig viele Betriebe, dass bei nach wie vor ausreichend gefüllten Silos eigentlich kein relevanter Bedarf an Getreidesilage besteht, und daher bevorzugt zu einer Körnernutzung.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2025

Die nordrhein-westfälischen Landessortenversuche zur GPS-Nutzung von Wintertriticale und -roggen wurden wie üblich auf Haus Riswick (Pfalzdorf), Haus Düsse (Ostinghausen) und in Greven angelegt. Die Bestände entwickelten sich zunächst sehr zufriedenstellend. Auf dem sandigen Boden in Greven machte sich der zunehmende Wasser- und Nährstoffmangel allerdings bereits früh und stark bemerkbar und resultierte dort in deutlich geringeren Erträgen. Die Ernte erfolgte aufgrund der diesjährig schnellen Abreife später als geplant, was die rein ertragliche Auswertung aber nicht negativ beeinflusst.

Als durchschnittliche Gesamttrockenmasse wurden bei Wintertriticale-GPS 155,6 dt/ha (56,3% TS) auf Haus Riswick, 154,9 dt/ha (48,1% TS) auf Haus Düsse und 110,6 dt/ha (42,7% TS) in Greven geerntet. Anders als im mehrjährigen Durchschnitt lagen die Gesamttrockenmasseerträge bei Winterroggen-GPS mit 171,8 dt/ha (50,6% TS) auf Haus Riswick, 167,3 dt/ha (45,6% TS) auf Haus Düsse und 125,8 dt/ha (39,0% TS) in Greven höher als bei Wintertriticale. Die Ergebnisse bestätigen, dass diesjährig vor allem Standorte mit einer ausreichenden Wasser- und Nährstoffversorgung, beziehungsweise Winterroggen als Kultur mit einer höheren Trockenheitstoleranz von der Witterung profitieren konnten. Anzumerken ist, dass in einzelnen Versuchen der intensive Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz zu einem deutlich reduzierten Trockenmasseertrag geführt hat, da bei nur geringem Krankheitsdruck der negative Einfluss auf die Pflanzenlänge stärker war als die positive Wirkung auf die Standfestigkeit und Blattgesundheit.

Die nordrhein-westfälischen Ergebnisse werden durch 4 weitere GPS-Versuche aus Niedersachsen ergänzt, in denen insgesamt deutlich höhere Gesamttrockenmasseerträge erzielt wurden. Geprüft wurden jeweils 5 Wintertriticale- und Winterroggensorten, von denen die meisten auch für eine Körnernutzung geeignet sind, unter denen sich aber auch spezielle GPS-Sorten befinden.

Triticale oder Roggen?

Mehrjährig erzielten die in den GPS-Versuchen geprüften Wintertriticalesorten durchschnittlich etwa 5% höhere Trockenmasseerträge als die entsprechenden Winterroggensorten. Dennoch bleibt die Frage nach der am besten zur GPS-Nutzung geeigneten Kultur auch eine des Standorts und der betrieblichen Kulturführung sowie der geplanten Verwertung.

Wintertriticale

Bei Wintertriticale und vor allem bei Sorten zur bevorzugten Körnernutzung besteht eine sehr große phänologische Vielfalt. Geeignet für eine GPS-Nutzung sind besonders langstrohige und frohwüchsige Sorten, die im Vergleich zu „weizenbetonten“ Triticalen deutlich höhere Trockenmasseerträge erwarten lassen. Darüber hinaus sollten „echte“ GPS-Sorten nur angebaut werden, wenn eine Ganzpflanzenernte deutlich wahrscheinlicher ist als eine Körnernutzung. Als weitere wichtige Sorteneigenschaften sind vor allem die Abreife, die Standfestigkeit, die Blattgesundheit und regional die Winterhärte zu beachten.

Tender PZO hat sich langjährig als spezielle GPS-Sorte bewährt, erzielte zur diesjährigen Ernte aber etwas geringere Erträge als im mehrjährigen Durchschnitt. Betriebe, die eine gesicherte Ganzpflanzennutzung anstreben, machen mit der sehr langwüchsigen Sorte nach wie vor nichts falsch. Besonders die relativ hohe Anfälligkeit gegenüber Gelb- und Braunrost erfordern allerdings einen angepassten Pflanzenschutzeinsatz abhängig vom Krankheitsdruck und Witterungsverlauf

Lumaco erzielte in den letzten beiden Jahren nur noch leicht unterdurchschnittliche Erträge, bleibt mehrjährig aber vorerst die Hauptempfehlung als Wintertriticale für eine flexible Körner- oder Ganzpflanzennutzung. Die sehr frohwüchsige Sorte ist im Vergleich zu anderen GPS-Sorten durchschnittlich standfest und wenig anfällig gegenüber Gelb- und Braunrost. Zu beachten ist allerdings die geringe Winterhärte, die abhängig vom Standort ein erhöhtes Anbaurisiko bedeuten kann.

Allrounder PZO wird bevorzugt zur GPS-Nutzung empfohlen, wurde aber auch zur Körnernutzung geprüft und ist nach Angaben des Züchters darüber hinaus auch für eine Grünschnittnutzung geeignet. Diese hohe Nutzungsflexibilität, die mehrjährig überdurchschnittlichen GPS-Erträge und die im Vergleich zu Tender PZO sehr hohe Resistenz gegenüber Gelb- und Braunrost machen die Sorte nach wie vor zur Hauptempfehlung für den GPS-Anbau auf allen Standorten.

Bicross wurde bisher nur zur Körnernutzung geprüft, aufgrund der sehr frühen Bestandesentwicklung und hohen Pflanzenlänge aber zur Ernte 2025 zusätzlich auch in die GPS-Versuche aufgenommen. Als Körnertriticale erzielte Bicross bisher eher schwankende Erträge, in der Ganzpflanzennutzung aber ein sehr gutes Ergebnis. Die Sorte ist insgesamt sehr gesund, schwächelt aber gegenüber Mehltau. Bicross ist bei einer eine GPS-Nutzung ausreichend standfest, allerdings nicht besonders winterhart. Der sehr frühe Schossbeginn und das frühe Ährenschieben sollten bei der Kulturführung beachtet werden.

Elephantus PZO wurde ursprünglich zur Grünschnittnutzung zugelassen, erzielt auf besser versorgten Standorten aber auch bei einer späteren Ernte mindestens durchschnittliche GPS-Erträge. Die Sorte ist insgesamt gesund und bei einer Nutzung als Ganzpflanzensilage ausreichend standfest. Aufgrund der höchstens eingeschränkten Körnernutzung wird die Sorte nicht generell, sondern nur für Betriebe mit einem entsprechenden Grünmassebedarf empfohlen.

Winterroggen

Bei Winterroggen sind die phänotypischen Sortenunterschiede deutlich geringer und daher lassen sich die meisten Sorten zur Körnernutzung auch relativ gut zur GPS-Nutzung einsetzen. Dennoch lassen sich bei einer sicher geplanten GPS-Nutzung mit den entsprechenden Spezialsorten durchschnittlich etwas höhere Trockenmasseerträge erzielen. Als wichtigste Sortenmerkmale neben dem Ertrag sind eine möglichst hohe Standfestigkeit und eine geringe Anfälligkeit gegenüber Braunrost zu beachten.

KWS Progas erzielt in der mehrjährigen Auswertung durchschnittlich 3-4% höhere GPS-Erträge als die meisten bisher und aktuell geprüften Winterroggensorten. Daher bleibt die Sorte die Hauptempfehlung für alle Betriebe, bei denen bereits zur Aussaat sicher ist, dass eine Ganzpflanzenernte erfolgen soll. KWS Progas erreicht potentiell eine sehr hohe Pflanzenlänge, ist damit aber auch relativ lageranfällig und nur durchschnittlich gesund.

SU Karlsson ist ein durchschnittlicher GPS-Roggen und gleichzeitig eine der Hauptempfehlungen für die Körnernutzung. Die mittellange Sorte ist durchschnittlich standfest und weniger anfällig gegenüber Braunrost als KWS Progas. Als flexible Zweinutzungssorte wird SU Karlsson generell empfohlen.

SU Erling erzielt im ersten Prüfjahr leicht überdurchschnittliche GPS-Erträge und bereits im zweiten Prüfjahr ebenfalls gute Kornerträge. Aufgrund der ebenfalls guten Standfestigkeit bietet sich die Sorte für den Anbau zur Probe bei einer geplanten flexiblen Nutzung an.

Die ebenfalls neu geprüften Sorten KWS Emphor (etwas kürzere Körnersorte) und KWS Proaktivor (geplanter Nachfolger von KWS Progas) können im ersten Prüfjahr noch nicht überzeugen.

Ansprechpartner