Landessortenversuche Wintergerste 2024


Die nordrhein-westfälische Anbaufläche für Wintergerste hat sich im Verglich zum Vorjahr kaum verändert und lag zur Ernte 2024 bei etwa 136.000 ha. Die bisher gemeldeten Erträge lassen allerdings erwarten, dass die Gesamternte deutlich geringer ausfallen wird als im langjährigen Durchschnitt und möglicherweise noch schlechter als 2007. Auch der Preis hat sich in den vergangenen Jahren negativ entwickelt und erhöht den Druck auf eine optimale Sortenwahl, Düngung und Pflanzenschutzstrategie.
Schlechte Ernte, schlechte Preise
„Regen bringt Segen“ lautet eine alte Bauernweisheit. Doch zu viel ist zu viel: Bereits im Zeitraum von Oktober bis Dezember fiel in Nordrhein-Westfalen fast doppelt so viel Niederschlag wie im langjährigen Mittel und auch in der restlichen Vegetationszeit der Wintergerste waren die Mengen deutlich höher als in „normalen“ Jahren. Der übermäßige Niederschlag führte bereits im Herbst dazu, dass sich vor allem Aussaaten auf gut wasserversorgten Standorten teils nur zögerlich entwickelten und Spätsaaten bereits im Feldaufgang deutlich beeinträchtigt wurden. Allerdings trat eine echte Vegetationsruhe meist erst im Januar ein, in dem zusätzlich eine Frostphase regional zu sichtbaren Kälteschäden führte. Auch im Frühling entwickelte sich unter oft staunassen Bedingungen häufig nur ein schwaches Wurzelsystem, das kaum fähig war die in tiefere Bodenschichten ausgewaschenen Nährstoffe aufzunehmen. Aufgrund der mangelnden Befahrbarkeit erfolgten vor allem organische Düngemaßnahmen oft relativ spät, insbesondere da sich die Bestände bei hohen Temperaturen sehr zügig entwickelt hatten. Der im Vergleich zu den Vorjahren deutliche Entwicklungsvorsprung relativierte sich erst mit den kühleren Bedingungen in der zweiten Aprilhälfte. Bis zur Ernte blieb die Witterung warm und regnerisch mit nur geringen Tag-Nacht-Schwankungen und ohne Hitzetage, allerdings auch weitestgehend ohne Sonnenschein.
Die überwiegend warme und regnerische Witterung beeinflusste nicht nur die Bestandesentwicklung und Nährstoffverfügbarkeit, sondern indirekt auch den Krankheitsdruck und die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen. Leit- und Leidkrankheit war, wie bereits im Vorjahr, auch Rhynchosporium, das sortenabhängig bereits sehr früh und stark auftrat und sich trotz entsprechender Fungizidmaßnahmen nie vollständig bekämpfen ließ. Zwergrost war über den gesamten Vegetationszeitraum betrachtet die dominierende Krankheit vor allem in anfälligen Sorten. Mehltau und Netzflecken traten eher selten auf. Ramularia hingegen konnte viele Bestände bereits relativ früh befallen und ließ sich trotz intensiver Fungizidmaßnahmen nicht immer ausreichend bekämpfen. Schwierig war in vielen Beständen auch der Wachstumsreglereinsatz. Bei einerseits hohem erwarteten Lagerdruck und andererseits nur wenigen für Pflanzenschutzmaßnahmen geeigneten Spritztagen gelang es nicht immer, Produkt, Menge und Termin optimal an die Sorte und deren Entwicklungsstand anzupassen. Besonders zweizeilige Sorten schienen sichtbar auf intensive Maßnahmen zu reagieren, während andererseits in vielen mehrzeiligen Beständen fast keine Einkürzung erreicht wurde. Regional wurde bei Verzicht auf Insektizidmaßnahmen im Herbst ein leichter bis mittlerer Befall mit Gerstengelbverzwergungsviren beobachtet, der sich aber überwiegend kaum negativ auf den Ertrag auswirkte.
Die Ernte erfolgte überwiegend ohne Probleme, fiel vor allem auf den eigentlichen Gunststandorten aber oft sehr enttäuschend aus. Abgesehen von den im Vergleich zum Vorjahr und zum langjährigen Mittel bis zu 30% geringeren Kornerträgen wurden zusätzlich geringere Hektolitergewichte erzielt, die für eine abschlagsfreie Vermarktung nicht immer ausreichend waren. Der durchschnittlich etwas höhere Proteingehalt begünstigt zwar den Futterwert, wird in der Praxis aber nur selten besser bezahlt. Bei darüber hinaus gegenüber dem Vorjahr weiter gefallenen Marktpreisen dürften die meisten Betriebe eher negativ auf die Wintergerstenernte 2024 zurückblicken.
Versuche repräsentieren die Praxis
Die im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringeren Erträge finden sich in den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen wieder: Mit durchschnittlich nur 74,8 dt/ha (Greven) bis 94,9 dt/ha (Venrath) lagen die Kornerträge überwiegend etwa 20-30% geringer als zur Ernte 2023. Allein in den Mittel- und Höhenlagen (Berlingsen, Blomberg) waren die Ertragsverluste etwas geringer beziehungsweise es wurden sogar höhere Erträge erzielt. Insgesamt bestätigen die Versuche, dass vor allem die eigentlichen bodenklimatischen Gunstlagen in dieser Saison witterungsbedingt benachteiligt wurden. Der relativ hohe Krankheitsdruck zeigt sich in Ertragsverlusten von 13-24% in der reduzierten Pflanzenschutzintensität ohne Fungizide und mit nur geringem Wachstumsreglereinsatz. Erstmals seit vielen Jahren konnten in den Mittel- und Höhenlagen einschließlich dem Auswinterungs- und Boniturversuch im Marsberg-Meerhof auch Unterschiede in der Winterhärte der Sorten beobachtet werden. Diese gehen in die Sortenbeschreibung der Auswinterungsneigung ein. Die 6 auswertbaren Versuche aus Nordrhein-Westfalen werden für die länderübergreifende Auswertung um Ergebnisse aus Niedersachsen und Hessen ergänzt. Geprüft wurden insgesamt 19 Sorten zuzüglich Anhangvarianten.
Julia, oh Julia
Insgesamt kommt es nur selten vor, dass eine neue Sorte bereits nach dem ersten Prüfjahr eine allge-meine und nach dem zweiten Prüfjahr eine Hauptempfehlung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erhält. Julia (GMV1+2) allerdings hat sich bundes- und landesweit als die aktuell wichtigste Wintergerstensorte etabliert und beweist auch im dritten Prüfjahr, dass sie diese Bedeutung verdient.
Mit überdurchschnittlichen Erträgen in allen Anbaugebieten kann die Sorte auch zur Ernte 2024 überzeugen. Anbaugebietsübergreifend und mehrjährig erzielen nur die Hybridsorten etwas höhere Ertragsleistungen. Julia ist früh bis mittel in der Entwicklung, überdurchschnittlich standfest, durchschnittlich strohstabil und relativ blattgesund und kann daher auch mit reduziertem Pflanzenschutzeinsatz erfolgreich geführt werden. Aufgrund der Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus Typ 2 (GMV2) ist die Sorte auch für den Anbau auf Befallsstandorten geeignet. Der im Vergleich zu den meisten anderen Standardsorten etwas höhere Proteingehalt wirkt sich darüber hinaus positiv auf die Futterqualität aus.
Sorte ohne Fehl und Tadel? Wie viele andere GMV-doppelresistenten Wintergerstensorten stammt Julia von der älteren Sorte SU Ellen ab und hat von dieser unter anderem die etwas höhere Anfälligkeit gegenüber Rhynchosporium sowie das eher leicht unterdurchschnittliche Hektolitergewicht geerbt. Wer diese leichten Schwächen kennt, dürfte mit Julia aber sehr wahrscheinlich glücklich werden.
Alternativen auf dem Sortenmarkt
Wer alternativ zu Julia eine (weitere) Sorte sucht, die besonders früh oder vor allem in den Mittel- und Höhenlagen gegebenenfalls auch später, noch standfester, blattgesünder oder qualitativ hochwertiger ist, für den bietet das aktuelle Sortiment nach wie vor eine große Auswahl. Dies gilt vor allem, wenn die zusätzliche Resistenz gegenüber GMV2 nicht erforderlich ist.
Avantasia (GMV1+2) ist im Vergleich zu Julia etwa 2-3 Tage früher in der Entwicklung und erzielt vor allem in der Köln-Aachener Bucht ähnliche und gelegentlich sogar leicht höhere Erträge. Aufgrund der geringeren Strohstabilität und Blattgesundheit ist für eine erfolgreiche Ernte allerdings ein etwas höherer Pflanzenschutzeinsatz erforderlich. Avantasia ist ebenfalls resistent gegenüber Gelbmosaikvirus Typ 2.
Esprit erzielt als relativ spätere Wintergerste ebenfalls überdurchschnittliche Erträge in allen Anbaugebieten. Die Sorte ist durchschnittlich standfest, strohstabil und blattgesund. Bei regelmäßig sehr guten Ertragsleistungen gibt es allerdings immer wieder auch Ausreißer nach unten, die sich negativ auf das mehrjährige Ergebnis auswirken. Das Hektolitergewicht und der Proteingehalt sind leicht unterdurchschnittlich. Esprit überzeugt insgesamt vor allem unter gemäßigteren bis kühleren Anbaubedingungen.
Winnie zeigt sich bereits im Herbst relativ frohwüchsig und im direkten Vergleich zu Esprit noch etwas später in der Entwicklung und länger im Stroh. Die Sorte überzeugt vor allem auf gut wasserversorgten Standorten mit überdurchschnittlichen Erträgen. Die Standfestigkeit scheint etwas geringer als in der Beschreibenden Sortenliste angegeben. Die Sorte ist etwas anfälliger für Rhynchosporium, dafür allerdings relativ resistent gegenüber Zwergrost und Ramularia. Das durchschnittliche Hektolitergewicht ist, vor allem im Vergleich zu den vorgenannten Sorten, relativ hoch.
SU Hetti (GMV1+2) kann ertraglich nicht ganz mit den aktuellen Hauptempfehlungen mithalten und wird daher bevorzugt für Betriebe empfohlen, denen eine hohe Standfestigkeit und Strohstabilität wichtiger sind als die letzten 5% Ertrag. Auch bei reduziertem Wachstumsreglerbedarf erfordert die Sorte eine angepasste Fungizidstrategie. Das Hektolitergewicht ist relativ gering. SU Hetti ist GMV2-resistent.
Aufgrund der sehr hohen Anfälligkeit gegenüber Rhynchosporium und der leicht unterdurchschnittlichen Erträge nur noch eingeschränkt empfohlen wird die Sorte SU Midnight (GMV1+2), die einige Zeit zu den Hauptempfehlungen für Standorte mit GMV2-Befall zählte. Auch die etwas spätere Sorte SU Jule wird aufgrund der unterdurchschnittlichen Ertragsleistung nur noch eingeschränkt empfohlen, obwohl die Sorte nach wie vor als standfest und strohstabil gilt und ein hohes Hektolitergewicht erzielt.
Als mögliche Sorten für die Mittel- und Höhenlagen sind zusätzlich Melia (langstrohig, wenig anfällig für Rhynchosporium), KWS Morris (relativ blattgesund, nur noch im Nachbau) sowie unter Vorbehalt die neue Sorte KWS Antonis (als geplanter Nachfolger von KWS Orbit) zu nennen.
Hybridsorten mit hohen Erträgen
Bei den Hybridgersten bleibt die Hauptempfehlung für SY Dakoota bestehen, obwohl die Sorte zur diesjährigen Ernte durchschnittlich etwas geringere Erträge erzielte als die deutlich ältere SY Galileoo und die neuere SY Loona. Die höhere Bewertung resultiert vor allem aus der besseren Standfestigkeit und Strohstabilität sowie dem relativ guten Hektolitergewicht.
SY Loona ist im Vergleich zu SY Galileoo etwas später, allerdings auch etwas ertragsreicher und wird daher und aufgrund des durchschnittlich etwas höheren Hektolitergewichts bevorzugt empfohlen. Beide genannten Sorten sind relativ blattgesund, erfordern aber einen angepassten Wachstumsreglereinsatz.
Mit den aus der aktuellen Wertprüfung kommenden Stämmen GW 4451 (GMV1+2) und GW 4461 (GVV) werden ab der Aussaat zur Ernte 2025 voraussichtlich zusätzlich eine GMV-doppelresistente und eine GVV-resistente Hybridsorte geprüft. Damit werden sich die Anbauoptionen für Hybridsorten erweitern.
GVV-tolerante Sorten auf dem Vormarsch
Auch aufgrund des starken Verrechnungs- und Vergleichssortiments (u.a. SY Galileoo, Esprit, Julia) wurden in den letzten Jahren fast nur Sorten zugelassen, die spezielle Resistenz- oder Toleranzeigenschaften besitzen. Dazu zählen vor allem Sorten, die tolerant gegenüber einem Befall mit Gerstengelbverzwergungsviren (GVV) sind. Diesjährig wurden in den nordrhein-westfälischen Landessortenversuchen insgesamt sechs zweizeilige Wintergersten mit GVV-Toleranz geprüft, von denen drei zusätzlich auch resistent gegenüber dem Gelbmosaikvirus Typ 2 sind. Darüber hinaus führt der Pflanzenschutzdienst Nordrhein-Westfalen zusätzliche Feldversuche durch, in denen die Toleranz dieser Sorten gegenüber GVV unter Früh- und Normalsaatbedingungen mit und ohne Insektizideinsatz geprüft wird.
KWS Exquis (GVV) erreicht in den meisten Anbaugebieten etwa das Ertragsniveau von KWS Orbit und erzielte zur Ernte 2024 sogar leicht überdurchschnittliche Erträge. Der im Vergleich zu vielen anderen GVV-toleranten Sorten etwas spätere Bestandesdichtetyp ist relativ strohstabil und blattgesund und wird daher abgesehen von der Köln-Aachener Bucht für den Anbau empfohlen.
Integral (GVV) ist im direkten Vergleich zu KWS Exquis etwas früher in der Entwicklung und erzielt durchschnittlich ein etwas höheres Hektolitergewicht. Mehrjährig erzielte die Sorte vor allem in der Köln-Aachener Bucht etwas höhere Erträge, wird aufgrund der insgesamt geringeren Blattgesundheit und Winterhärte allerdings auch nur für dieses Anbaugebiet bevorzugt empfohlen.
Fascination (GVV) überzeugt im ersten Prüfjahr mit durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Erträgen in allen Niederungslagen. Die Sorte beginnt sehr früh mit der Entwicklung, reift dann aber normal ab. Positiv zu bewerten sind die überdurchschnittliche Standfestigkeit und die insgesamt sehr hohe Blattgesundheit. Da eine Resistenz gegenüber Gelbmosaikvirus Typ 1 bisher nicht nachgewiesen werden konnte, erfolgt der Anbau von Fascination auf Standorten mit hohem GMV-Befallsdruck vorerst auf eigenes Risiko, bis weitere Erkenntnisse zur Anfälligkeit und Empfindlichkeit der Sorte vorliegen.
Der Anbau von GVV-toleranten Sorten mit zusätzlicher GMV2-Resistenz wurde bisher nur für Betriebe empfohlen, auf denen die Standortbedingungen und das Pflanzenschutzmanagement dies erfordern.
Sensation (GMV1+2, GVV) war die erste Sorte mit diesen Resistenz- und Toleranzeigenschaften am deutschen Markt, die allerdings keine deutsche Vorprüfung durchlaufen hatte. Aufgrund der insgesamt unterdurchschnittlichen Ertragsleistung sowie der geringen Standfestigkeit und Strohstabilität wird die Sorte mit der Zulassung von KWS Delis nur noch für die Mittel- und Höhenlagen empfohlen.
KWS Delis (GMV1+2, GVV) erzielte im ersten Prüfjahr in allen Niederungslagen durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Erträge. Die Sorte ist ähnlich wie Sensation früh in der Entwicklung, etwas früher in der Abreife, sehr kurzstrohig und insgesamt relativ standfest. Die Anfälligkeit gegenüber Mehltau und Zwergrost ist relativ gering, allerdings ist die Sorte sehr anfällig für Ramularia. Sofern sich die guten Ergebnisse im zweiten Prüfjahr bestätigen könnte sich KWS Delis in den Niederungslagen zu einer guten Alternative nicht nur zu KWS Exquis sondern auch zu einigen Standardsorten entwickeln.
Als ebenfalls neue Wintergerste mit GMV-Doppelresistenz und GVV-Toleranz wurde Amaranta geprüft. Die Sorte erzielte ähnlich Sensation allerdings nur unterdurchschnittliche Erträge, ist extrem spät in der Entwicklung und Abreife und weder sehr standfest noch strohstabil. Die Sorte wird weiter geprüft.
Zweizeiler bleiben in der Nische
Aufgrund der im Vergleich zu mehrzeiligen Sorten durchschnittlich geringeren Ertragsleistung haben zweizeilige Wintergerstensorten in Nordrhein-Westfalen überwiegend nur regionale Anbaubedeutung. Aktuell bevorzugt empfohlen wird die Sorte KWS Tardis (zz), die zumindest auf leichten Standorten sogar leicht überdurchschnittliche Kornerträge erzielen kann. Die Sorte ist standfest, strohstabil und wenig anfällig gegenüber Rhynchosporium. Bordeaux (zz) erzielt trotz insgesamt etwas schlechterer Anbaueigenschaften in der Köln-Aachener Bucht etwas höhere Erträge. Beide Sorten haben ein überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Orcade (zz, GVV) ist eine mögliche Alternative für Betriebe, die eine gegenüber Gerstengelbverzwergungsviren tolerante Sorte bevorzugen. KWS Donau (zz) ist vor allem für Betriebe in der Köln-Aachener Bucht interessant, die den Anbau von Braugerste überlegen. Die Sorte erzielte im ersten Prüfjahr durchschnittliche Erträge und ist überdurchschnittlich standfest und strohstabil. Der diesjährig für die Braugerstenvermarktung zu hohe Proteingehalt lässt sich durch den Jahreseinfluss und die für den Anbau von Winterfuttergerste optimierte Düngestrategie begründen.
Spät, später, zu spät
Mehrjährig führt eine gegenüber der Normalsaat um etwa 2 Wochen spätere Aussaat der Wintergerste zu durchschnittlichen Ertragsverlusten von etwa 5%. Auch in den diesjährigen Spätsaatversuchen auf Haus Düsse (Ostinghausen) und in Blomberg-Holstenhöfen lagen die aus einer späten Aussaat resultierenden Mindererträge bei nur 5% beziehungsweise 9%. Am dritten Standort Gut Ving (Nörvenich) allerdings wurden in den Spätsaaten durchschnittliche Ertragsverluste von etwa 20-25% ermittelt. Dort erfolgte die späte Aussaat unter deutlich ungünstigeren Bodenbedingungen die in Kombination mit den nachfolgenden anhaltenden Niederschlägen zu einem verringerten Feldaufgang und einer verzögerten Jugendentwicklung führten. Ausgewertet werden konnten auch daher nur die beiden ersten genannten Versuche, in denen vor allem die Sorte Julia überzeugen konnte. Das diesjährige Ergebnis der Hybridgerste SY Loona wird durch das Auftreten von Lager an einem Standort negativ beeinflusst.
Sonderbeizen für Sonderfälle
Bereits seit 2019 wird eine Wintergerstensorte zusätzlich mit der fungiziden Beize Latitude XL geprüft. Auf Standorten mit Getreidevorfrucht führte diese Maßnahme zu durchschnittlichen Mehrerträgen von etwa 2,0 dt/ha. Deutlich höhere Mehrerträge von 5-10% sind nur auf Standorten mit nachgewiesenem Befall mit Schwarzbeinigkeit und in Jahren mit hohem Infektionsdruck zu erwarten. Dies trifft diesjährig für die Landessortenversuche in Greven, Möhnesee-Berlingsen und Blomberg-Holstenhöfen zu.
Ebenfalls geprüft wird seit 2023 eine Variante mit Systiva, einer carboxamidhaltigen Beize die einen fungiziden Schutz vor samen- und bodenbürtigen sowie früh auftretenden Blattkrankheiten verspricht. Bisher führte die zusätzliche Beizung in der intensiven Pflanzenschutzvariante zu keinen signifikanten Mehrerträgen. In der reduzierten Variante ohne zusätzlichen Einsatz von Fungiziden hingegen konnten durch die Sonderbeize durchschnittliche Mehrerträge von 5-8% erreicht werden.
- Tabellen: Landessortenversuche Wintergerste 2024
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- Druckversion: Wintergerste - Ergebnisse der Landessortenversuche 2024
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- www.sortenberatung.de
Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch, Landwirtschaftskammer NRW