Landessortenversuche Frühkartoffeln 2007

Frühkartoffeln
Frühkartoffeln

Frühkartoffeln vielfach zu dick

2007 führte die ausgeprägte Trockenheit im April besonders bei den Frühkartoffeln zu einem schlechten Knollenansatz und damit zu wenigen dicken Knollen. Nach den hohen Preisen der alten Ernte, mit stellenweise schlechten Qualitäten, warteten alle auf die neuen Kartoffeln aus der Region. Welche Sorten sich dabei besonders hervortraten, analysiert Peter Lövenich.

Traditionell wurden auch in diesem Frühjahr wieder einige, wenn auch kleine Flächen im Februar nach Karneval gepflanzt. Ab Mitte März folgten dann im ganzen Land die ersten Auspflanzungen, welche wegen der stabilen Wetterlage zügig voranschritten und gegen Ende des Monats abgeschlossen werden konnten. Die anschließende Witterung war mild und sehr trocken, so dass es zu einem zügigen Auflauf der Bestände kam. Stellenweise fiel für fünf Wochen kein Niederschlag und der April sollte als eines der trockensten und wärmsten Monate in die Wetteraufzeichnung eingehen. Je nach Vorbereitungsgrad des Pflanzgutes und anderer Ernte-verfrühender Maßnahmen rutschte der Knollenansatz in diese Trockenphase, was eine deutliche Reduzierung der Gesamtknollenzahl bedeutete.

Große Knollen sind bei Frühkartoffeln grundsätzlich kein Problem, da viele Bestände grün und unausgereift geerntet werden. In diesem Jahr war der Markt wegen der nicht endenden wollenden Altkartoffeln nicht so aufnahmefreundlich und viele Bestände wuchsen deswegen stark in die Übergrößen. Ab Anfang Mai schlug die Witterung um und die andauernden Niederschläge bereiteten früh Krautfäuleprobleme, von denen auch die Frühkartoffeln betroffen waren. Es kam daher zu für Frühkartoffeln ungewöhnlich vielen Behandlungen.

Die Landessortenversuche im Vergleich

Die Landessortenversuche an den beiden Standorten Kerpen-Buir und Schwalmtal-Waldniel konnten bereits in der letzten Märzwoche unter guten Bedingungen ausgepflanzt werden. Wie in der Praxis, erfolgte der Auflauf zügig nach 21 Tagen am 19. April. Leider wurden die Kartoffeln von der Krautfäule bereits in der zweiten Maiwoche erwischt, was zu engen und intensiven Spritzintervallen führte. Durch den intensiven Pflanzenschutzmitteleinsatz konnten aber alle Bestände nahezu befallsfrei gehalten werden. Witterungsbedingt erfolgte die Ernte in Buir ohne Krautregulierung, weitgehend abgereift am 8. August und damit eine Woche früher als 2006. In Waldniel erfolgte die Ernte nach verspäteter Krautregulierung am 4. September. Das ereichte Ertragsniveau lag in Buir 112 dt/ha und in Waldniel 133 dt/ha über dem dreijährigen Versuchsdurchschnitt in dieser Reifegruppe, bei allerdings hohem Übergrößenanteil. Wie die Sorten im Einzelnen abschnitten, lesen Sie in der nachfolgenden Kurzbeschreibung.

Berber ist immer noch einer der frühesten Sorten auf dem Markt und hat dadurch in der Pfalz eine große Anbaubedeutung erreicht. In der Regel ist sie die erste heimische Sorte im Handel und konkurriert mit den weniger geschmackvollen Sorten aus Südeuropa, wo sie qualitativ trotz ihrer hellgelben Fleischfarbe gut mithalten kann. Berber brachte in diesem Jahr leicht überdurchschnittliche Erträge mit dem bekannt hohen Übergrößenanteil. In der Praxis wird die Sorte aber deutlich früher gerodet als in den Versuchen, so dass die Sortierung besser zu kontrollieren ist. Bekannte Schwächen sind die hohe Schorfanfälligkeit und die Neigung zu Rissen bei übergroßen Knollen. Solange die Züchtung keine ähnlich frühen Sorten wie Berber hervorbringt, wird diese ihre Bedeutung als Startsorte auf vielen Betrieben behalten.

Solist steht im zweiten Prüfjahr und brachte etwas bessere Erträge als im Vorjahr. Gegenüber Berber bringt sie bei früher Rodung deutlich geringere Erträge und holt erst gegen Ende der Reifezeit auf. Dafür ist sie schneller festschalig, was bei künftigen Vermarktungszielen von Bedeutung sein kann. Solist kann bei zu langer Wachstumszeit sehr groß werden und reagiert dann gerne mit Knollenrissen. Die Sorte ist dankbar für ein gleichmäßiges Wachstum und kann bei Wachstumsbeschleunigung durch Folie mit verstärkten Knollenmängeln reagieren. Sie ist vorwiegend festkochend, besitzt eine hellgelbe Fleischfarbe und hat rundovale Knollen. Die Sorte ist für die frühe Abpackung vorgesehen, lässt sich problemlos waschen. Auf Grund der robusten Schale ist die Anfälligkeit gegenüber Erwinia auch unter nassen Bedingungen nicht hoch. Erwähnenswert ist die heftige Reaktion mit starker Gelbfärbung der Blätter auf kühle Nächte, die aber keinen Einfluss auf das Ertragsverhalten der Sorte hat. Diese robuste Sorte ist in erster Linie für die frühe Vermarktung über den Handel vorgesehen.

Leyla zählt, wie Gloria, zu den altbewährten Frühsorten und steht im Rheinland in erster Linie bei den Direktvermarktern. Der gute Ruf der Sorte resultiert aus der tiefgelben Fleischfarbe und der fast festen Kocheigenschaft und dem guten Geschmack. Der Ertrag war in diesem Jahr wieder unterdurchschnittlich und schwankt stark über die Jahre und Standorte. Leyla hat immer wieder Pflanzgutprobleme, was zu unbefriedigenden Erntequalitäten führt. Sie hat eine erhöhte Schorfanfälligkeit, die unter ungünstigen Witterungsbedingungen oder auf leichten Standorten immer wieder zum Tragen kommt. Wer aber mit der Sorte umzugehen weis, wird auch weiterhin auf diese setzen.

Valetta steht im dritten Prüfjahr und brachte 13 % weniger Ertrag als in den Vorjahren - für eine Sorte, die sonst Spitzenerträge bringt, ein enttäuschendes Ergebnis. Besonders in Waldniel brachte sie nur 86 % des Versuchsdurchschnittes, bei deutlich zu kleiner Sortierung. Ob es sich dabei um einen Witterungs- oder Pflanzguteffekt handelt, kann noch nicht genau gesagt werden. Normalerweise ist die Sortierung ausgeglichen, mit einem hohen Anteil marktfähiger Ware. Unter guten Wachstumsbedingungen erhöht sich aber der Übergrößenanteil. Die Knollen sind langoval mit glatter Schale, vorwiegend festkochend und haben eine gelbe Fleischfarbe. So, wie sich Valetta in den Vorjahren präsentiert hat, verbindet sie den beliebten langen, gelbfleischigen Knollentyp mit einem überdurchschnittlichen Ertrag. Daher eignet sie sich wegen ihrer guten Qualität für die Direktvermarktung und wegen des hohen Ertrages für den Handel, darf dann aber nicht gewaschen werden. Valetta wird auch früh schalenfest, was einen längeren Vermarktungszeitraum zulässt. Um Klarheit in das Ertragsverhalten zu bekommen, wird die Sorte noch ein weiteres Jahr geprüft.

Saline, eine Agria-Kreuzung, wird auch im dritten Jahr angebaut und lieferte in dieser Zeit durchschnittliche Erträge mit stärkeren Schwankungen über die Jahre. Sie ist eine langovale, hellgelbe, vorwiegend festkochende Sorte, die eher dem kompakt-robusten Knollentyp entspricht. Die Sorte ist als Zweinutzungssorte auch für die frühe Pommes-Verarbeitung vorgesehen. Um frühzeitig entsprechende Stärkegehalte zu erreichen, muss sie unbedingt vorgekeimt werden. Bei längerer Wachstumszeit liegen die Stärkegehalte wieder über dem Durchschnitt. In der Praxis wurde sie bei raschem Wachstum in diesem Jahr etwas hohl, sonst gefällt die Sorte wegen ihrer guten Knollenoptik.

Verona steht im zweiten Prüfjahr und konnte die weit überdurchschnittliche Ertragsleistung des Vorjahres nicht wiederholen. Verona hat ovale, vorwiegend festkochende Knollen mit hellgelber Fleischfarbe und feiner, glatter Schale. In diesem Jahr war die Sortierung ausgeglichen, übergroße Knollen reagierten etwas mit Hohlherzigkeit. Sie zeigte auf einem Standort etwas Schorf. Wegen der guten Ertragsleistung und der schönen Knollenoptik dürft sich diese Sorte in erster Linie für den Handel eignen.

Anuschka steht ebenfalls im zweiten Prüfjahr und konnte auch nicht an die weit überdurchschnittliche Ertragsleistung des Vorjahres anknüpfen. Sie brachte dennoch eine leicht überdurchschnittliche Leistung mit normaler Sortierung. Die Knollen sind oval, robust und mit schöner gelber Fleischfarbe und fester Kocheigenschaft. In diesem Jahr lagen die Stärkegehalte im unteren Bereich und Knollenmängel fielen nicht ins Gewicht. Bestätigt hat sich die hohe Keimruhe und dementsprechend das träge Auflaufverhalten der Sorte. Daher steht Anuschka eher am Ende dieses Reifesegments anstatt als frühe Anschlusssorte. Da Geschmack und Akzeptanz beim Verbraucher gut waren, dürfte sich die Sorte sowohl in der Direktvermarktung als auch für den Handel eignen, zumal sie sich auch gut abpacken lässt.

Presto aus dem Hause Europlant stand im ersten Prüfjahr. Die im Jahr 2001 zugelassene Sorte brachte mit Abstand die höchsten Erträge in dieser Reifegruppe, die aber zum Teil auf den hohen Übergrößenanteil zurückzuführen sind. Presto ist eine ovale, vorwiegend festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe. Auffallend waren der erhöhter Anteil an Wachstumsrissen, die Schorfanfälligkeit und der hohe Anteil an grünen Knollen, was in der Praxis zu hohen Abzügen führen kann. Besondere Vorzüge der Sorte sind die frühe Rodefähigkeit und die schnelle Schalenfestigkeit, die bei veränderten Vermarktungsbedingungen die Sorte aufwerten dürfte. In der Summe stellt Presto eine robuste Sorte dar, die sich wegen ihrer Ertragsleistung und frühen Rodbarkeit besonders für den frühen Handel eignet.

Annabelle gehört normalerweise nicht in das sehr frühe Sortiment, wird aber von vielen Landwirten als erste Sorte für den Markteinstieg angebaut. Bei früher Rodung kann die Sorte zwar ertraglich mithalten, weist aber niedrige Stärkegehalte und zu hohe Anteile an kleinen Knollen auf. Daran lässt sich gut sehen, dass die Sorte ihr Ertragspotenzial noch nicht ausgeschöpft hatte. Im qualitativen Bereich nimmt Annabelle eine Spitzenstellung ein, was mittlerweile auch beim Verbraucher angekommen ist, wo sie sich einer hohen Beliebtheit erfreut. Bei aller Euphorie darf aber auch nicht vergessen werden, dass Annabelle eine hohe Erwiniaanfälligkeit besitzt und unbedingt trocken gerodet werden muss. Auffallend sind auch die ausgeprägten Lentizellen, die sich beim dünnen Schälen als graue Punkte auf der Knollenoberfläche wieder finden. Dennoch hat sich Annabelle gut etabliert und ist als hochwertige Salatkartoffel im frühen Bereich nicht mehr wegzudenken.

Agila gehört als frühe Sorte ebenfalls nicht in dieses Segment, konnte aber aus Kapazitätsgründen nur hier mit geprüft werden. Obwohl sie in der Reifezeit mit Cilena zu vergleichen ist, brachte sie schon früh überdurchschnittliche Erträge bei ausgeglichener Sortierung und mittleren Stärkegehalten. Die Knollen sind festkochend, langoval und von hellgelber Fleischfarbe. Knollenmängel waren eher gering, so dass die Sorte auf Anhieb gefiel. Voll ausgereift ist Agila eher grobfallend und dürfte ertraglich noch zulegen können. Wegen der schönen Schale und der hohen Ertragsleistung ist die Sorte für Vermarktungsrichtungen geeignet, wo eine schöne Knollenoptik im Vordergrund steht.

Einigkeit mit dem Handelspartner

Die Neuzüchtungen der letzten Jahre sind alle keine klassischen Frühsorten, wie Berber oder Premiere. Sie sind keimruhig und dementsprechend träge in der Anfangsentwicklung und zählen eher zu den frühen Anschlusssorten mit einem Vermarktungszeitraum bis Weihnachten. Vom Lebensmitteleinzelhandel wird immer wieder die Produktion von früher, festschaliger Ware gefordert, was mit den bekannten Sorten zu den frühen Lieferterminen nicht immer zu erreichen ist. Letztendlich muss aber jeder Produzent mit seinem Handelspartner abstimmen, wann er welche Qualitäten liefern soll. Sollte sich wirklich die Forderung von früher, schalenfester Ware durchsetzen, wird das aber Konsequenzen auf Sortenwahl und Anbautechnik haben.

Autor: Peter Lövenich