Landessortenversuche Speisekartoffeln 2009

Laubbonitur bei Kartoffeln
Basis für exakte Landessortenversuche ist eine fachgerechte Bonitur der Bestände.

2009- ein schwieriges Kartoffeljahr

Besonders auf Standorten ohne Beregnungsmöglichkeiten oder im südlichen Rheinland führte der diesjährige trockene Sommer zu qualitativen Abschlägen bei der Ernte. Wachstumsrisse, Rhizoctonia und sehr hohe Stärkegehalte wurden als häufigste Qualitätsmängel genannt. Welche Auswirkungen das auf die einzelnen Sorten hat, lesen Sie in dem Beitrag von Peter Lövenich, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Auf Grund der besonderen geografischen Situation im Rheinland und spezieller Vermarktungspartner unterscheidet sich das geprüfte Sortenspektrum in einigen Punkten von dem westfälischen sowie auch von dem Sortenspektrum im norddeutschen Bund, mit dem die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Sortenfragen kooperiert. In Absprache mit den Landwirtschaftskammern Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden die zu prüfenden Sorten festgelegt. In der Regel sind 80 % der Prüfsorten auch auf den rheinischen Standorten identisch und werden durch solche mit regionaler Bedeutung ergänzt.

Obwohl die Frühkartoffeln auf vielen Betrieben fristgerecht in die Erde kamen, zog sich die Bestellung der Anschluss- und Lagersorten regional weit auseinander. Während in Buir die frühen Sorten Anfang April und die mittelfrühen wegen der anhaltenden feuchten Witterung erst Anfang Mai gepflanzt werden konnten, wurden in Waldniel beide Reifegruppen Mitte April gelegt. Der anschließende Witterungsverlauf war gut, das Auflaufverhalten zügig. Die warme Luft begünstigte ein schnelles oberirdisches Wachstum, die der Entwicklung im Boden vorauseilte. Hier wirkte der kühle, oft durchnässte luftarme Boden doch hemmend auf das Wurzelwachstum. Es ist nicht auszuschließen, dass zu diesem Zeitpunkt bereits der Grundstein für die später aufgetretenen schlechten Knollenqualitäten gelegt wurde.

Die Krautfäule trat im Rheinland etwas später als in den Vorjahren auf, stellte die Praxis aber vor keine Probleme. Mittlerweile wird der Spritzstart auch rechtzeitig und mit ausreichenden Mengen durchgeführt, so dass dem Risiko einer frühen Infektion zur Genüge entgegengetreten wird. In den Landessortenversuchen spielte Krautfäule keine Rolle. Problematisch waren eher die geringen Niederschläge in der Wachstumsperiode. Während in Waldniel durch eine zweimalige Beregnung das Defizit ausgeglichen werden konnte, bekamen die Kartoffeln in Kerpen-Buir die Trockenheit voll zu spüren. Mit 43 mm im Mai und nur 38 mm im Juni lagen die Niederschläge dort weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre und auch deutlich hinter den Niederschlägen anderer rheinischer Stationen zurück. Diese trockenen Verhältnisse hatten besonders in Kerpen Buir Auswirkungen auf die Knollenbeschaffenheit und Stärkebildung.

Viel Stärke, wenig Qualität

Die hohen Stärkegehalte zwangen in Kerpen-Buir zur frühen Reifesteuerung, bevor ein befriedigender Ertrag erreicht werden konnte. Das mit 481 dt/ha erreichte Ertragsniveau war für den tiefgründigen Lößstandort sehr unbefriedigend - bei zusätzlich schlechten Qualitäten. Wie in der Praxis auch, war der Anteil an Beschädigungen, vor allem an Knollen mit Blaufleckigkeit, sehr hoch. In Waldniel war das Ertragsniveau mit 615 dt/ha dank der Zusatzberegnung durchschnittlich; die Knollenprobleme fielen jedoch ebenso hoch ins Gewicht.

Das Anbaujahr 2009 war für den frühen bis mittelfrühen Speisebereich ertraglich wie auch qualitativ enttäuschend. Obwohl die Witterung für viele Effekte verantwortlich war, trugen Anbautechnik und Sorteanfälligkeit mit zum Gesamtergebnis bei. Wie die Sorten im Einzelnen zu bewerten sind, wird nachfolgend beschrieben.

Das frühe Sortiment

Annabelle hat ihren Ruf und ihre Anbauausdehnung weiter steigern können. Als eine der frühesten Sorten im Vergleich kann sie ertraglich natürlich nicht mit den später reifenden mithalten. Ihre Leistungen liegen zwischen 85 und 95 % des Durchschnittertrages, bei einer ausgeglichenen Sortierung. Ihr Vorteil liegt in den sehr guten Geschmackswerten, ihre schönen Knollenoptik und der sicher festen Kocheigenschaft. Die im letzten Jahr häufig aufgetretenen Yntn-Knollensymptome traten in diesem Jahr weit weniger in Erscheinung und trockenheitsbedingt war Nassfäule auch kaum ein Problem. Wie bei vielen Sorten, führte die trockene und warme Witterung zu einer schnellen Keimbereitschaft, die sich bei Annabelle besonders früh bemerkbar macht. Bevor die Knollen äußerlich die Keimbereitschaft erkennen lassen, laufen im Inneren bereits Veränderungen ab. Unbewegliche Speicherstärke wird zu mobilem Zucker umgebaut, was erst ein Keimwachstum erlaubt. Werden in dieser Phase Knollen gekocht, kann es dazu kommen, dass die ursprünglich gelbe Fleischfarbe hell aufmarmoriert. Das bestätigt wieder die Einstufung der Annabelle als frühe Premiumspeiseware, die unter normalen Lagerbedingungen bis Anfang Oktober vermarktet werden sollte. Ansonsten ist Annabelle eine hervorragende Salatsorte im frühen Bereich, die in der Direktvermarktung sowie im Premiumsegment des Handels nicht mehr wegzudenken ist.

Gala steht in NRW erneut in der Prüfung, da sich die Anbaufläche in den letzten Jahren stark erweitert hat und Gala als frühe Referenzsorte im vorwiegend festkochenden Segment gesehen wird. Die rundovale Sorte hat eine gelbe Fleischfarbe und liefert stets eine sehr gleichmäßige Sortierung mit einem harmonischen Knollenbild. Gala ist sehr robust und eignet sich daher auch gut für die Abpackung. Die enttäuschende Ertragsleistung im Jahr 2009 ist ungewöhnlich. Ebenso passt das Erscheinungsbild der Knollen so gar nicht in das Bild, das Gala über die Jahre geliefert hat. Mit 587 ha vorläufiger Vermehrungsfläche in 2009 hat Gala ihren Anteil weiter steigern können. Die Sorte ist robust und auf vielen Standorten zu produzieren. Sie ist beim Handel gut bekannt, so dass man die Sorte breit für den Anbau 2010 empfehlen kann.

Augusta stand im dritten Prüfjahr und bestätigte die in den Vorjahren gewonnenen Erkenntnisse. Die Sorte hat rundovale Knollen mit hellgelber Fleischfarbe und markante rote Augen. Die Stärkegehalte sind hoch, was eine sicher mehligkochende Konsistenz verspricht. Wie bei vielen Sorten dieses Kochtyps ist der Ertrag unterdurchschnittlich. Die Sorte brachte auf den rheinischen Standorten eine ausgeglichene Sortierung. Obwohl die Notierungen für mehligkochende Sorten in der letzten Zeit immer über denen für die anderen Kochtypen liegen, eignet sich diese Sorte wegen ihres Ertragsverhaltens weniger für den Absatz über den Handel. Sie ist eher eine optisch interessante Begleitsorte für den direkten Absatz.

Agila ist mittlerweile auch dreijährig geprüft und bestätigt das überdurchschnittliche Ertragsniveau, ohne dabei zu sehr in die Übergrößen abzurutschen. Die Knollen sind festkochend, langoval und von hellgelber Fleischfarbe, was nicht immer gefällt. Knollenmängel waren bis auf einige grüne Knollen und etwas formuntreue Knollen eher gering. Der große Pluspunkt dieser Sorte ist die schöne glatte Schale, die ihr ein sehr gefälliges Äußeres verleiht. Steht diese Eigenschaft im Vordergrund, wird man mit Agila immer ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.

Madeleine wurde im dritten Jahr geprüft. Das Ertragsniveau hat sich auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert, bei hohem Übergrößenanteil. Madeleine bildet ovale, gelbfleischige Knollen mit vorwiegend fester Kocheigenschaft. Der Stärkegehalt liegt bei dieser Sorte immer unter dem Versuchsdurchschnitt, was für die vorgegebene Kocheigenschaft niedrig erscheint. In allen drei Prüfjahren konnte Madeleine wegen geringer Knollenmängel punkten. Die Sorte wird auch als Alternative im Marabel-Segment gesehen. Eine Absprache mit dem Handel bezüglich der Sortenfrage ist für den Anbau 2010 ratsam.

Musica lieferte im zweiten Prüfjahr ebenfalls weit überdurchschnittliche Erträge. Sie ist frühreifend und bildet langovale Knollen mit gelber, teilweise dunkelgelber Fleischfarbe. Optisch gefielen die Knollen durch eine glatte, fast makellose Oberfläche. Die Stärkegehalte liegen, mit Ausnahme des westfälischen Standortes, im oberen Bereich und versprechen einen angenehm kräftigen Kartoffelgeschmack. Wie schon im letzten Jahr bemerkt, müssen bei dieser Sorte Übergrößen vermieden werden, da diese in der Qualität absinken. Außer wenigen grünen Knollen traten keine nennenswerten Knollenmängel auf. Weniger gut wird die Langzeitlagereignung gesehen, da die Sorte keimfreudig ist. Mit Musica gibt es eine Sorte, die im festkochenden Segment bei hoher Ertragsleistung über gute Knolleneigenschaften verfügt. Das dürfte sie für eine frühe Vermarktung im Premiumsegment empfehlen. Es wird sich zeigen, ob der Handel diese Einschätzung mit trägt.

Natascha ist eine weitere frühe, vorwiegend festkochende Speisesorte, die sich unter anderem mit Primadonna messen muss. Sie hat langovale, tiefgelbfleischige und weitgehend glattschaligen Knollen, wodurch sie sich etwas von den anderen Sorten dieses Kochtyps abhebt. Nach unterdurchschnittlichen Erträgen im Vorjahr schnitt sie 2009 durchweg über 100 im Relativertrag ab. Hinzu kommt eine ausgeglichene Sortierung bei eher niedrigen Stärkegehalten. Im direkten Vergleich mit Primadonna treten mehr Knollenmängel, wie Schorf und grüne Knollen, auf. Der Sorte wird eine geringe Beschädigungsempfindlichkeit nachgesagt, was sie wiederum für Packbetriebe empfehlen dürfte. Nachteilig ist die geringe Keimruhe. Dort, wo die tiefgelbe Fleischfarbe als Vermarktungsvorteil einer vorwiegend festkochenden Sorte genutzt werden kann, stellt Natascha eine Alternative dar. Sonst gefällt den Prüfern Primadonna in diesem Jahr besser.

Primadonna steht ebenfalls im zweiten Prüfjahr. Sie ist vorwiegend festkochend mit ovalen, gelbfleischigen Knollen. Das Ertragsverhalten war in diesem Jahr auf allen Standorten deutlich höher als im Vorjahr, bei einer ausgeglichenen Sortierung. Auffallend war in diesem Jahr die hervorragend gute Knollenoptik im Sortenvergleich.

Eine sehr glatte Schale bei einer hohen Formtreue der Knollen unterstützt den guten Eindruck. Wie auch im Vorjahr, traten formbedingt an den rheinischen Standorten einige grüne Knollen auf. Primadonna hat den guten Eindruck des Vorjahres bestätigt und stellt in dieser Form eine Bereicherung des Sortimentes dar. Sie ist sowohl für die Direktvermarktung als auch für den Handel interessant.

Francisca von der Saka-Pflanzenzucht steht auf allen nordrhein-westfälischen Standorten im ersten Prüfjahr und schaffte durchweg überdurchschnittliche Erträge mit hohem Anteil an marktfähiger Sortierung. Die Knollen sind vorwiegend festkochend, oval und gelbfleischig. Damit steht in Francisca in Konkurrenz zu vielen schon vorher beschriebenen Sorten ähnlichen Kochtyps und muss sich mit diesen messen. Obwohl die Schale sehr glatt ist, zeigte sie etwas mehr Schorf als andere Sorten im Vergleich, ebenso fielen vereinzelt formuntreue Knollen auf. Ertraglich rangiert die Sorte in ihrem Segment im oberen Bereich, in den Qualitätseigenschaften liegt sie eher im Mittelfeld. Da die Konkurrenz, auch im eigenen Züchterhaus, groß ist, kann sie sich auf Grund ihrer Ertragsleistung am ehesten im Packbereich etablieren.

Sissi ist eine neue Sorte aus dem Haus Bavaria. Die Knollen sind festkochend, langoval mit heller, glatter Schale. Die Sorte stand im ersten Prüfjahr auf allen drei Standorten und erreichte nur unterdurchschnittliche Erträge. Hervorzuheben sind die schöne Knollenoptik und die tiefgelbe Fleischfarbe. Knollenmängel fielen nicht auf, lediglich scheint die Sorte markante Lentizellen zu haben, wie man es auch von Anabelle kennt. Erste Stimmen sprechen auch von sehr guten Geschmackseigenschaften. Obwohl Sissi ertraglich nicht überzeugen konnte, machen die guten inneren wie auch äußeren Eigenschaften dieses Manko wieder wett, so dass die Sorte für die Direktvermarktung als sehr interessante Neuerung betrachtet wird und für einen kleinen Probeanbau empfohlen werden kann.

Die mittelfrühen Sorten

Belana hat sich mittlerweile als neue Standardsorte im festkochenden Lagerbereich entwickelt. Sie liefert konstant leicht unterdurchschnittliche Erträge ohne große Schwankungen. Beim Verbraucher punktet sie durch eine ausgewogenen Sortierung und geringe Knollenmängel. Die Knollenform ist zwar nur oval, aber in Verbindung mit der gelben Fleischfarbe und dem guten Geschmack bedeutet das keine Abwertung. Auch im sehr trockenen Jahr 2009 lagen die Stärkegehalte zwar über dem Durchschnitt, brachten aber keine Abstriche in der festen Kocheigenschaft. Gerade die etwas höheren Stärkegehalte geben der Sorte den typisch kräftigen Kartoffelgeschmack, an den sich die Verbraucher anfangs erst gewöhnen mussten, den sie aber mittlerweile zu schätzen gelernt haben. Belana kann ihre herausragende Stellung sicherlich noch ausbauen, wobei man aber nicht vergessen darf, dass sie anbautechnisch etwas Fingerspitzengefühl benötigt. Dazu zählen das träge Auflaufverhalten und die dringende Notwendigkeit der sorgsamen Pflanzung. Die Keime sind sehr empfindlich und neigen zum Abbruch, was dann zu einem sehr heterogen Auflaufverhalten führt. Daher ist man dazu übergegangen, Belana nur keimstimuliert zu pflanzen, um der Gefahr des Keimabbruchs zu entgehen. Belana bleibt eine Sorte der ersten Wahl, die sich für Direktvermarktung und auch für den Handel eignet.

Allians ist mittlerweile dreijährig geprüft und schick sich an, eine ernstzunehmende Konkurrenz zur Belana zu werden. Obwohl die Sorte auch zu den gelbfleischigen und festkochenden Lagersorten zählt, unterscheidet sie sich doch in einigen Punkten deutlich von Belana. Als erstes ist das höhere Ertragsniveau zu nennen, das sich in allen Prüfjahren bestätigte. Allians entspricht mit ihrer langovalen Knollenform eher den Wünschen des nord-westdeutschen Verbrauchers, der diesen Typ immer noch mit Linda oder Cilena vergleicht. Hinzu kommen die guten Lager- und Geschmackseigenschaften, was ihr in vielen überregionalen Geschmacksprüfungen vordere Plätze einbrachte. All die Vorzüge lassen Allianz dort zur echten Alternative zur Belana werden, wo sich der Verbraucher nicht mit der ovalen Knollenform der Belana anfreunden kann. Aber auch Allians bringt einige Probleme mit sich, wozu in erster Linie die deutlich schlechtere Knollenoptik zählt. Die Schale ist mit öfter Rhizoctoniapusteln belegt und die Knollen sind nicht so formtreu, zudem hat sie eine leicht erhöhte Schorfanfälligkeit. Beide Sorten eignen sich die gleichen Vermarktungswege, wobei auf Grund des höheren Ertragsniveaus Allians sich eher für den Handel empfiehlt.

Finessa steht in NRW im zweiten Prüfjahr und hat ihren Ertrag deutlich verbessern können. Dank ihrer langovalen Knollenform hält sich der Übergrößenanteil im Rahmen. Auf einem Standort trat etwas Schorf auf und auf Trockenheit scheint sie etwas mit formuntreuen Knollen zu reagieren. Die im letzten Jahr im Rheinland aufgetretenen hohen Anteile an Knollenmängeln haben sich 2009 in diesem Umfang nicht bestätigt. Erste Stimmen aus der Direktvermarktung im Münsterland bescheinigen ihr einen guten Geschmack. Wegen der unterschiedlichen Ergebnisse in den letzten beiden Prüfjahren sollte man vor einer endgültigen Beurteilung noch ein weiteres Prüfjahr abwarten.

Toscana Ist eine weitere vorwiegend festkochende Sorte mit gelbfleischigen und rundovalen Knollen. Der Ertrag war wieder weit überdurchschnittlich, auch auf allen drei Standorten in NRW, bei allerdings grober Sortierung. Die im letzten Jahr verstärkt aufgetretenen grünen Knollen traten in diesem Jahr nicht so stark auf, so dass Knollenmängel in der Summe kaum ins Gewicht fielen. Hervorzuheben ist auch die gute Wascheignung. Da die Sorte zweijährig über ein weit überdurchschnittliches Ertragsniveau verfügt, bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Knollenmängeln, dürfte es eine Sorte mit Potenzal für die Packbetriebe sein. Die Sorte wird weiter beobachtet, um dieser Frage weiter nachzugehen.

Red Fantasy steht im zweiten Prüfjahr und ist eine enge Verwandte der bekannten, ebenfalls rotschaligen Laura. Sie ist vorwiegend festkochend bei tiefgelber Fleischfarbe und ovalen Knollen. Red Fantasy soll eine geringere Neigung zu Eisenfleckigkeit besitzen als Laura und in der Sortierung etwas gleichmäßiger sein. Beide Kriterien konnten in den beiden Prüfjahren noch nicht bestätigt werden. Zu Eisenfleckigkeit fehlt der direkte Vergleich und die Sortierung ist ebenfalls grob und erscheint nicht günstiger als bei Laura. Red Fantasy reift auch spät und wird nur langsam schalenfest, so dass man bei dieser Sorte keine Vorteile gegenüber der gut etablierten Laura sehen kann.

Vivi ist eine Marabel-Kreuzung der Firma Danespo, die über die Firma Weuthen vertrieben wird. Im zweiten Anbaujahr brachte sie wieder weit überdurchschnittliche Erträge, was von der Genetik her fast schon zu erwarten war. Bestätigt haben sich auch der eher niedrige Stärkegehalt und der leicht erhöhte Anteil an grünen Knollen. Die Knollen sind oval bis langoval, vorwiegend festkochend mit gelber Fleischfarbe und gefallen durch eine helle glatte Schale. Sonst traten keine weiteren Knollenmängel auf. Vivi bleibt von ihrer Einstufung eine lagerfähige Ertragssorte im Marabelsegment, die sich bis ins Frühjahr vermarkten lässt.

Krone steht im Rheinland im zweiten Prüfjahr, nachdem die Vermehrungsfläche auf dem hohen Niveau des Vorjahres geblieben ist. Besonders am Niederrhein hat sie verstärkt Einzug in den Praxisanbau gehalten. Die Knollen sind oval, gelbfleischig und vorwiegend festkochend. Konnte sie im letzten Jahr noch nicht von ihren Vorzügen überzeugen, lieferte sie 2009 unter den trockenen Bedingungen sehr gute Qualitäten. Auch die Erträge waren deutlich besser, wenngleich auf beiden Standorten schwankend. Hier scheint sich ihre gute Trockentoleranz positiv bemerkbar gemacht zu haben. Vom Handel wird der Krone eine hohe Robustheit bei geringer Neigung zu Schwarzfleckigkeit nachgesagt. Das haben die Versuche bestätigen können. Bemängeln muss man aber nach wie vor den zu hohen Anteil an grünen Knollen. Sollte die Sorte weiter vom Handel gewünscht sein, hat man mit Krone eine robuste Sorte, die weder ertraglich noch qualitativ enttäuschen dürfte.

Merida wurde erstmals mit in den Versuch aufgenommen. Die frühreifend eingestufte Sorte der Firma Europlant musste aus Platzgründen mit im mittefrühen Segment geprüft werden, wo sie aber wegen ihres Wachstumsverhaltens auch hinein passt. Die Knollen sind rundoval und gelbfleischig und vorwiegen festkochend. Der Ertrag war auf beiden Standorten leicht unterdurchschnittlich, ebenso der Stärkegehalt. Auffallend waren bei Merida die hervorragende Knollenoptik und der geringe Anteil an Knollenmängeln, was vor dem Hintergrund der schwierigen Anbauvoraussetzungen des Jahres eine beachtenswerte Leistung darstellt. Vom Züchter werden ihr darüber hinaus noch gute Waschfähigkeit, hohe Formstabilität und eine gute Festigkeit gegenüber Eisenflecken bescheinigt. Merida brachte im ersten Prüfjahr eine ansprechende Leistung. Sollte sich das in den nächsten Jahren bestätigen, dürfte die Sorte sowohl für die Direktvermarktung als auch für den Handel interessant sein.

Soraya von der Firma Norika stand wieder an allen drei Prüfstandorten und überzeugte gleich mit weit überdurchschnittlichen Erträgen ohne hohen Übergrößenanteil. Die Knollen sind rundoval bis oval, vorwiegend festkochend mit satter gelber Fleischfarbe. Der Anteil an grünen Knollen ist gering, Schorf oder andere Knollenmängel traten nicht in Erscheinung. Die Keimruhe ist gut, die Lagerfähigkeit ebenso. Soraya hat im ersten Prüfjahr gut gefallen und dürfte mit Toscana in ihrem Segment um eine Spitzenposition kämpfen.

Attraktive Vermarktung

Derzeit ist mit vielen Ackerbaukulturen nur schwer Geld zu verdienen. Dementsprechend gedrückt ist die Stimmung und die Kartoffel kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Die Produktion von qualitativ hochwertigen Knollen ist nur die eine Seite des Geschäftes; die andere ist ihre Vermarktung. Der Verzehr der Kartoffel stagniert und der Anteil an Speisefrischkartoffeln ist eher rückläufig. Auch wenn die Landwirte vom Grundsatz her Produzenten sind, müssen sie wesentlich mehr Zeit für eine interessante und kundenorientierte Vermarktung investieren. Sorten, die man beim Discounter nicht findet, Variation in Farbe und Geschmack, verbunden mit lockenden Hinweisen oder Rezepten können den Verbraucher wieder mehr für die tolle Knolle begeistern. Hier ist die gesamte Kartoffelwirtschaft dringend gefordert, den Stellenwert der Kartoffel in der heutigen Zeit zu festigen.

Autor: Peter Lövenich