Landessortenversuche Körnermais 2006

Maisernte mit John DeereBild vergrößern
Körnermaisernte. Foto: Norbert Erhardt

Große Ertragsschwankungen bei Körnermais

Die Wachstumsbedingungen für den Mais wurden in NRW 2006 durch die lang anhaltende Hitze- und Trockenperiode im Juli sowie durch ungewöhnlich günstige Abreifebedingungen im September geprägt. Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW, Münster berichtet über den Maisanbau und die Landessortenversuche Körnermais 2006 und gibt Sortenempfehlungen für den Körnermaisanbau 2007.

Während auf leichteren Standorten im Münsterland und am Niederrhein mit ansteigenden Temperaturen ab Mitte April die Maisaussaat termingerecht anlief, verzögerten sich die Bestellarbeiten   in Ostwestfalen und in den Höhenlagen auf Grund wiederholter Regenschauer zum Teil erheblich. In der Regel konnte hier erst in der Schönwetterperiode nach dem ersten Mai gedrillt werden. Sofern diese Saaten bei stark ansteigenden Temperaturen und entsprechend hohen Verdunstungsraten noch ausreichend Keimwasser fanden, konnte der Mais dann aber zügig auflaufen und stand ab Mitte Mai fast landesweit in den Reihen. Auflaufprobleme waren eher die Seltenheit. Wenn überhaupt waren sie dort zu beobachten, wo angekeimte Körner von tiefen Temperaturen bis hin zu Bodenfrost um den ersten Mai getroffen wurden. Kühle Temperaturen und die im Wochenmittel höchsten Niederschläge der gesamten Vegetationsperiode ließen das Wachstum ab Mitte Mai deutlich stagnieren und erschwerten besonders in den Frühsaaten die Pflanzenschutzmaßnahmen. Insbesondere auf kühleren Standorten, wo die Entwicklung lange im 6 bis 8 Blattstadium verharrte tat sich der Mais bis zum Ende der ersten Junidekade besonders schwer. Es ist davon auszugehen, dass einzelne Sorten bzw. Bestände bereits zu diesem Zeitpunkt im Aufbau der Kolbenanlage gestört wurden, denn abgestorbene Erstkolben und Fingerkolbigkeit waren auch dort zu finden, wo der Mais im Juli kaum unter Trockenstress zu leiden hatte. Mit der deutlichen Erwärmung ab Mitte Juni kam dass Wachstum dann explosionsartig in Gang. Oft wuchsen die Pflanzen schneller als sich die Blätter entfalten konnten, was sich in Form von Peitschenbildung zeigte. Neben anhaltend hohen Temperaturen beschleunigte bis Anfang Juli ausreichender Schauerniederschlag das Längen- und Massenwachstum. Die Niederschläge hielten den Mais aber offensichtlich vielerorts davon ab ein tiefreichendes Wurzelwerk zu bilden. Auf leichten Standorten, schoben zeitig im April bestellte Bestände noch im Juni die Fahnen und kamen 14 Tage früher als üblich bereits in der ersten Juliwoche zur Blüte.

Ernteausfälle durch Trockenheit

Der gesamte Juli des Jahres war durch anhaltend ungewöhnlich hohe Temperaturen geprägt. Niederschläge fielen nur vereinzelt und lokal sehr begrenzt. Weite Landstriche, insbesondere die leichten Standorte im nordwestlichen Münsterland und am Niederrhein blieben über 3 Wochen bis Ende Juli ohne nennenswerten Niederschlag. Der Mais wurde dort von der Trockenheit in der Ertragsbildung teilweise irreversibel geschädigt. Dabei zeigten sich jedoch oft erhebliche Unterschiede   auf kleinsten Raum. Neben Standortfaktoren wie Bodenqualität, Durchwurzelbarkeit, Grundwasseranschluss und kleinräumigen Niederschlägen, waren deutliche Einflüsse von Saat- und Blühtermin bzw. vom Entwicklungsstand der Pflanzen während der Dürre zu erkennen.  Durchaus zu beobachtende Sortenunterschiede hinsichtlich der Trockentoleranz wurden durch diese   Einflüsse bei anhaltender Trockenheit zum Teil deutlich überschattet.  Unter extremem Bedingungen kam es mehr oder weniger zu Totalausfällen in Form von kolbenlosen Beständen. Vereinzelt blieben die Pflanzen auch schon im Schossen hängen und kamen nie zur Blüte. Auf Grund der kleinräumig großen Unterschiede ist das Ausmaß der Ausfälle landesweit nur schwer zu quantifizieren. Grob geschätzt, dürften von der gesamten Maisanbaufläche, die sich 2006 in NRW auf ca. 220.000 ha belief, bis zu 20.000 ha mehr oder weniger kolbenlos geblieben sein.   Darüber hinaus wird es auf mindestens 40.000 ha zu erheblichen Ertragseinbußen gekommen sein. Die Ernte als Körnermais oder CCM war dann oft nicht lohnend und die Erzeugung von stärkereicher Qualitätssilage unmöglich. Besonders im Münsterland wurden daher viele Körnermaisflächen gehäckselt und in der Jungviehfütterung oder der Biogasanlage verwertet.  

Blüte unter Stressbedingungen

Während der Mais im Trockenjahr 2003 überwiegend in der Kornfüllungsphase ab Anfang August unter Trockenstress zu leiden hatte, traf die Trockenheit den Mais in diesem Sommer deutlich früher. Sehr früh blühende Bestände bzw. Sorten konnten vielfach noch vor dem Höhepunkt der Hitze- und Trockenperiode ausreichend befruchten. Im weiteren Verlauf der Trockenheit wurde hier dann die Kolbenfüllung unterbrochen. Solange der Blattapparat durchhielt und nach den Niederschlägen ab Ende Juli wieder ergrünte, konnten diese Bestände die Stärkeeinlagerung zumindest eingeschränkt fortsetzen. Andererseits waren 2006 sehr späte Sorten insbesondere bei später Aussaat (Zweitfruchtmais) bevorteilt, da diese Bestände erst ab Ende Juli mit wieder feuchteren Bedingungen zur Blüte kamen.  Das Gros der Maisflächen wurde 2006 allerdings genau zum Zeitpunkt der Blüte von der Hitzeperiode getroffen.

Nach dem Fahnenschieben fehlte den Pflanzen auf den leichten Standorten verbreitet das Wasser für die weitere Entwicklung. Narbenfäden konnten oft erst später ab August geschoben werden – eine Befruchtung war mangels Pollen dann aber nicht mehr möglich. In anderen Fällen litt die Befruchtung augenscheinlich, wenn die Pollenschüttung an besonders heißen Tagen erfolgte. Die eingeschränkte Fertilität der Pollen unter extremer Hitze zeigte sich dann an schlecht befruchteten Kolben, die nur mit einzelnen Körnern besetzt waren. Vermeintlich unbedeutende Niederschläge konnten diese Symptome lokal abmildern, wenn sie die Höchsttemperaturen auf Grund von Verdunstungskühlung im Bestand reduzierten. Auf Standorten mit besserer Wasserversorgung konnte der Mais die hohen Temperaturen effizient nutzen. Hier lief die Stärkeeinlagerung bereits im Juli an, so dass die Pflanzen mit einem deutlichen Entwicklungsvorsprung in den feuchten und kühleren August gingen. Auf die Hitze reagierte der Mais an diesen Standorten in Regel nur mit dem üblichen Blattrollen während der heißen Mittagsstunden. Neben den verbreiteten Ertragsausfällen auf leichten Standorten, konnten somit 2006 auf Standorten mit ausreichender Wasserversorgung vielerorts auch Spitzenerträge geerntet werden. Ähnlich wie 2003 bedingten die optimalen Abreifebedingungen im September erneut, dass mit  historisch niedrigen Feuchtegehalten, bis zu 20 % gedroschen werden konnte. Das berühmte i-Tüpfelchen bescherte dem Körnermaisanbau auf sicheren Standorten dann noch der deutlich anziehende Körnermaispreis, bei gleichzeitig rückläufigen Energie- bzw. Trocknungskosten.

Sortenversuche an 6 Standorten

Wie gewohnt führte die Landwirtschaftskammer NRW Landessortenversuche mit Körnermais an 6 Standorten durch. Im Kreis Warendorf wurde die Sortenprüfung vom hoch bonitierten Standort Telgte auf einen für die westfälische Tieflandsbucht typischeren Eschboden in Ostbevern verlegt, um die Praxisrelevanz der Versuchsergebnisse zu erhöhen. Die übrigen Versuchsstandorte blieben unverändert.   Nachfolgend die Standortdaten zu den LSV Körnermais 2006 im Überblick:

  • Westliches Münsterland: Dülmen-Merfeld, Kreis Coesfeld (Sand , Ackerzahl = AZ 30; Aussaat: 20. April; Ernte: 27. September).
  • Östliches Münsterland: Ostbevern, Kreis Warendorf (sandiger Lehm; AZ 35, Aussaat: 25. April; Ernte: 10. Oktober).
  • Südöstliches Münsterland (Versuchsregion Ostwestfalen): Delbrück-Ostenland, Kreis Paderborn (lehmiger Sand; AZ 42; Aussaat: 04. Mai; Ernte: 13. Oktober).
  • Ruhr-Hellweg: Haus Düsse, Kreis Soest (lehmiger Schluff; AZ 65; Aussaat: 25. April; Ernte: 11. Oktober).
  • Niederrhein: Kamp-Lintfort, Kreis Wesel (sandiger Lehm; AZ 70; Aussaat: 24. April; Ernte: 25. September).
  • Kölner-Aachener Bucht: Beckrath, Stadt Mönchengladbach (sandiger Lehm; AZ 80; Aussaat: 27. April; Ernte: 17. Oktober).

Geprüft wurden wieder ein frühes Sortiment (bis K 220) mit 19 Sorten und ein mittelfrühes (K 230 bis K 250) mit 29 Sorten. Aufgrund wiederholter Schauer und anhaltend feuchter Bedingungen konnte der Versuch in Delbrück-Ostenland erst am 4. Mai angelegt werden. An den anderen Standorten wurde im April gesät. Unter optimalen Saatbettbedingungen wurden zumindest für die leichten Standorte relativ hohe Bestandesdichten zwischen 8,5 Pflanzen/m² an den Standorten Merfeld und Delbrück-Ostenland, sowie 10 Pflanzen am Standort Beckrath realisiert. Unter den eingangs erläuterten Bedingungen tat sich der Mais nach zügigen Auflaufen ab Mitte Mai besonders am Standort Haus Düsse sehr schwer, zumal hier aus betrieblichen Gründen keine Unterfußdüngung erfolgte. Wie in der Praxis waren auch in den Versuchen die Herbizidmaßnahmen schwierig zu platzieren. Abgesehen vom Hirsestandort Merfeld, wo zweimal behandelt wurde, reichte aber eine Behandlung in den kurzen niederschlagsfreien Phasen gegen Ende Mai bzw. Anfang Juni aus, um die Bestände sauber zu halten. Sulfonylharnstoffe mit bekannten Sortenreaktionen kamen in den Sortenversuchen nicht zum Einsatz.

Geringere Unterschiede im Blühtermin

Mit dem deutlichen Temperaturanstieg zum Ende der ersten Junidekade kam das Längen- und Massenwachstum auf den leichten Böden deutlich schneller in Gang. Während der Mais in Dülmen-Merfeld dadurch historisch früh ab dem 03. Juli beginnend mit den Sorten Nescio und ES Ballade zur Blüte (Schieben der Narbenfäden) kam, benötigten die Pflanzen auf schweren Böden länger um sich von den anfangs ungünstigeren Wachstumsbedingungen in der Jugendentwicklung zu erholen. Zuletzt blühte der Mais in den Körnermaisversuchen am Standort Haus Düsse ab dem 15. Juli, was aber immer noch einem Entwicklungsvorsprung von ca. 10 Tagen gegenüber durchschnittlichen Jahren entspricht. Als Frühblüher zeigten sich im Mittel der Standorte die Sorten Nescio, ES Ballade, Patrick, Silas, DK 247, Anjou 219, Axxur, ES Alanis, LG3212 Lector und PR39K13. Zuletzt blühten die Sorten PR39F58, Fantastic, PR39T84, Severo und Krokus. Abgesehen vom Standort Merfeld, wo einigen Sorten bereits das Wasser zum Schieben der Narbenfäden fehlte, verlief die Blühphase bei hohen Temperaturen ausgesprochen zügig, woraus sich diesjährig eine geringere Sortendifferenzierung bezüglich des Blühtermins ergibt.   Zum Ende der Blüte litt der Mais an den Standorten Dülmen-Merfeld und Kamp-Lintfort  dann aber bereits sichtbar unter Trockenstress, was sich in der Kolbenausbildung widerspiegelte. Auf den besser bonitierten Versuchsflächen, bzw. mit 25 mm Gewitterniederschlag mitten in der Hitzeperiode am Standort Ostbevern präsentierte sich der Mais nach dem Umschwung zu feucht-kühleren Wetter ab Ende Juli mit sehr guten Kolbenanlagen als Basis für hohe Ertragserwartungen.

Deutlicher Reifevorsprung nach früher Blüte

Für diese Bestände ergaben sich dann mit den ergiebigen Niederschlägen im August gute Bedingungen für die Stärkeproduktion und Kolbenfüllung. Zwar fiel die Anzahl der Sonnenstunden im August 2006 deutlich geringer aus als im langjährigen Mittel, der Entwicklungs- bzw. Reifevorsprung der Pflanzen blieb aber infolge der relativ milden Nächte weitgehend erhalten. Dies bestätigte sich in den Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer. So wurden bereits am 24.   August in den Körnern früher Sorten Trockensubstanzgehalte von deutlich über 50 Prozent gemessen, was einen Reifevorsprung von 10 bis 14 Tagen gegenüber normalen Jahren entspricht.  Viel Sonnenschein und hohe Temperaturen im September beschleunigten die Abreife dann zusätzlich. Im Münsterland lief die CCM-Ernte ab Mitte September an. Mit der Beerntung der Körnermaisversuche wurde am 25. September in Kamp-Lintfort begonnen. Bereits am 17. Oktober fielen die letzten Versuche in Beckrath. An den Standorten Dülmen-Merfeld und Kamp-Lintfort, wo der Mais früh und nachhaltig unter der Trockenheit gelitten hatte, wurde mit deutlich niedrigeren Erträgen als in den Vorjahren gedroschen. Vor dem Hintergrund sehr großer Schwankungen einzelner Sorten zwischen den Wiederholungen, die teilweise auf kleinste Bodenunterschiede in den Versuchsflächen zurückzuführen sind, konnte von diesen Versuchen nur das frühe Sortiment am Standort Kamp-Lintfort in der Gesamtauswertung berücksichtigt werden. Aus den Ergebnissen dieser Versuche und entsprechenden Feldbeobachtungen konnten aber wichtige Rückschlüsse auf die Trockentoleranz unter den diesjährigen Bedingungen gezogen werden, die in der Sortenempfehlung für 2007 berücksichtigt wurden.

Große Ertragsunterschiede

Der Vergleich der Durchschnittserträge der Versuche in Übersicht 4   veranschaulicht die diesjährig riesengroßen Ertragsschwankungen zwischen den Standorten. Dabei ist zu bedenken, dass einzelne Prüfglieder in den nicht wertbaren Versuchen teilweise noch nicht einmal 50 % der Verrechnungserträge erzielen konnten. So fällt der Durchschnittsertrag des mittelfrühen Sortiments in Ostbevern mehr als doppelt so hoch aus wie in Kamp-Lintfort. Lokal eng begrenzt fand der Mais auf der Versuchsfläche in Ostbevern beste Wachstumsbedingungen. Den absolut höchsten Ertrag über alle Versuchsstandorte erzielte hier, wie im Vorjahr am Standort Beckrath erneut die Sorte Amoroso, wodurch das enorme Leistungspotenzial dieser Sorte unter günstigen Bedingungen bestätigt wird. Im Mittel der wertbaren Versuche schnitt die neue Sorte Severo ertraglich am besten ab. An den Trockenstandorten reagierte die Sorte 2006 aber mit deutlichen Ertragseinbrüchen, was sich auch in den Sortenversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bestätigte. Beim Vergleich der Sortimente ist zu berücksichtigen, dass der Durchschnittsertrag der frühen Sorten durch die Einbeziehung der niedrigen Erträge vom Standort Kamp-Lintfort stark gedrückt wird. Gleichzeitig wird durch das schlechte Abschneiden der Verrechnungssorten DK 247 und PR39M20 die Verrechnungsbasis deutlich gedrückt, was vielen Sorten im frühen Sortiment beeindruckende „Relativerträge“ beschert.   Ertraglich fallen 2006 aus diesem Sortiment die Sorten, Patrick, PR39K13, Silas, NK Ravello gefolgt von der mehrjährig geprüften Sorte Aurelia positiv auf.

Hohe T-Gehalte - niedrige Trocknungskosten

Nach den optimalen Abreifebedingungen im September konnte auch in den Sortenversuchen in Abhängigkeit vom Erntetermin mit zunehmend hohen T-Gehalten gedroschen werden. Entsprechend der Reifezahl erzielten ES Ballade und NK Ravello die höchsten T-Gehalte. Im mittelfrühen Sortiment zeichnet sich wie in   den vergangenen Jahren NK Delitop durch überdurchschnittliche T-Gehalte auf dem Niveau der frühen Sorten aus. Andererseits zeigt sich erneut, dass die Sorte Aurelia im frühen Sortiment hinsichtlich der Kornabreife falsch eingestuft ist. Um die Bedeutung der Abreife für den Körnermaisanbau zu bewerten, sind die Versuchsergebnisse in der Tabelle 4 wie gewohnt zur bereinigten Marktleistung unter Berücksichtigung der Trocknungskosten umgerechnet und über die Sortimente relativiert. Aus Gründen der Vergleichbarkeit konnte der Versuchsstandort Kamp-Lintfort dabei nicht berücksichtigt werden. Das im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höhere Preisniveau (angesetzte Körnermaispreise: 2006: 16,- €; 2005: 11,50 €; 2004: 11,- €) bringt einen deutlichen Anstieg der korrigierten Marktleistung mit sich,   hat gleichzeitig aber auch zur Folge, dass in diesem Jahr höhere Trocknungskosten späterer Sorten durch einen geringeren Ertragsanstieg ausgeglichen werden können. Die Bedeutung der Trocknungskosten für den Körnermaisanbau bleibt aber nach wie vor erhalten, was sich beispielsweise am Vergleich der Sorten Silas und Ronaldinio zeigt. So schneidet bei fast identischem Abrechnungsgewicht die Sorte Silas auf Grund der niedrigen Trocknungskosten hinsichtlich der korrigierten Marktleistung um mehr als 100,- €/ ha besser ab als Ronaldinio.

Des Weiteren ist zu beachten, dass die frühe Abreife einer Maissorte unabhängig davon ob getrocknet werden muss oder der Mais als CCM verwertet wird, immer die Anbausicherheit erhöht. Dies gilt nicht nur für den Maisanbau, sondern auch für die Folgefrucht, wenn im Herbst termingerecht bestellt werden soll.

Beulenbrand nach Trockenstress

Dort, wo der Mais während der Blüte unter Trockenstress litt, war 2006 teilweise stärkerer Beulenbrandbefall der Kolben zu beobachten. Betroffen waren in der Regel die Bestände, wo noch spät Narbenfäden geschoben wurden, die Befruchtung auf Grund von Pollenmangel oder zu hohen Temperaturen aber nicht erfolgen konnte. Die Pilzsporen konnten dann über die offenen Narbenfäden eindringen. Sofern sich 2006 Sortenunterschiede zeigten, waren diese daher oft sekundärer Natur. In den Sortenversuchen hielt sich der Befall in Grenzen. Stärkeren Befall zeigten nur die Sorten PR39M20 und DK247 an den Standorten Beckrath und Kamp-Lintfort. Nach den günstigen Abreifebedingungen und der allgemein frühen Ernte war gravierender   Stängelfäulebefall nicht zu beobachten. Latenter Befall konnte an allen Versuchsstandorten festgestellt werden. Das über die Standorte gemittelte Boniturergebnis ist in der Darstellung 2 wiedergegeben. Auch bei diesem Merkmal war keine einheitliche Sortenanfälligkeit über alle Standorte festzustellen. Die Interpretation der Stängelfäulebonitur sollte aber immer vor dem Hintergrund der sortenspezifischen Reife erfolgen, da der Befall mit voranschreitender Abreife zunimmt. Da die Sorten an den einzelnen Standorten gleichzeitig benotet werden, ist eine hohe Boniturnote bei noch niedrigem T-Gehalt sicher kritischer zu sehen, als bei einer frühreifen Sorte. Ebenso zeigten sich keine Sortenunterschiede hinsichtlich des Fusariumbefalls der Kolben. Anfangsbefall, der nach der feuchten Witterung im August durchaus zu beobachten war, konnte sich unter den trockenen Bedingungen im September in der Regel kaum ausbreiten. Da die einzelnen Infektionen aber sehr früh erfolgten, blieb den Pilzen offensichtlich viel Zeit um Toxine zu bilden. Nur so lassen sich hohe Don-Gehalte in einzelnen Proben der diesjährigen CCM-Ernte erklären.

Sortenempfehlung

Die Sortenwahl für den Maisanbau 2007 wird in vielen Betrieben sicherlich vor dem Hintergrund der zum Teil massiven Trockenschäden 2006 erfolgen. F ür viele Maisanbauer ist dann das hohe Leistungspotenzial einzelner Sorten auf den „Schokoladenböden“ weniger interessant, als die Ertragsstabilität der Sorten unter schlechteren Wachstumsbedingungen.

Die Versuchsergebnisse von den Trockenstandorten und entsprechende Feldbeobachtungen ließen 2006 diesbezüglich durchaus Sortenunterschiede erkennen. Sofern sich die Beobachtungen über die Standorte decken und sich im Fall der Doppelprüfung auch in den Silomaisversuchen bestätigten, sind die Sorten, die in den Versuchen unter den Trockenstressbedingungen 2006 relativ gut zurecht kamen, in der diesjährigen Sortenempfehlung mit einem plus ( + ) in der Spalte „Trockentolerant 06“ gekennzeichnet. Das Merkmal darf aber nicht überbewertet werden, denn leidet der Mais in einem anderen Entwicklungsstadium unter Trockenstress, können sich auch für andere Sorten Vorteile ergeben, was bei der Betrachtung anderer Versuchsräume und –jahre deutlich wird. So bestätigt sich zwar die Trockenheitstoleranz der meisten Sorten auch in den Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen - in Einzelfällen ergeben sich aber auch Abweichungen, die darauf zurückzuführen sind, dass der Mais in NRW zum Zeitpunkt der Trockenheit schon weiter entwickelt war. Im Supersommer 2003, als die Trockenheit den Mais erst nach der Blüte erwischte, kamen in NRW grundsätzlich früh blühende und früh einlagernde Sorten besser zurecht.

Als Klassiker für die Trockenstandorte wurde die Sorte Banguy wieder in die Empfehlung aufgenommen.   Die Sorte konnte zwar an keinem wertbaren Versuchsstandort ertraglich mit neuen Hochertragssorten mithalten, zeichnete sich aber an den Trockenstandorten durch eine beeindruckende Ertragsstabilität aus.

In der Übersicht 5 sind die mehrjährigen Ergebnisse der Landessortenversuche zur Sortenempfehlung zusammengefasst. Um die Sortenwahl zu erleichtern, werden dafür wie gewohnt Ertrag, Marktleistung und das Abreifeverhalten (T-Gehalt im Korn) der Sorten über die Prüfjahre und sortimentsübergreifend verrechnet und relativiert. Die Einstufung für Wuchshöhe, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager beruhen auf den Beobachtungen in den LSV sowie den Benotungen der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes, bzw. den Ergebnissen der EU-Maisprüfungen.

Ein „Minuszeichen“ hat nicht zu bedeuten, dass die entsprechende Sorte zum Beispiel ertraglich schlecht zu beurteilen ist, besagt aber schon, dass andere empfohlene Sorten bei diesem Merkmal aus den LSV besser zu beurteilen sind.

Beschreibung der empfohlenen Sorten

Die Nennung der Sorten erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

Dreijährig geprüfte frühe Sorten:

Aurelia (ca. K 220 / S 220): Mittel bis langwüchsig, aufgrund hoher Stärkeerträge in den Silomaisversuchen jetzt dreijährig als Körnermais geprüft. Körnerreife eher mittelfrüh. Neigung zu Stängelfäule und Lager mittel bis gering, dreijährig hoher Kornertrag und hohe Marktleistung.

DKC2949 (K 220 / S 230): Kurz bis mittelwüchsig, Körnerreife eher mittelfrüh, Anfälligkeit für Stängelfäule mittel bis gering, Standfestigkeit gut, durchschnittliche Erträge und durchschnittliche Marktleistung. Die Sorte kam unter den trockenen Bedingungen 2006 relativ gut zurecht. Optisch fällt die Sorte durch ungewöhnlich lange Kolbenstiele auf.

Ecrin: (K 220 / -): Mittellange Körnermaissorte mit bestechend guter Jugendentwicklung, sehr geringe Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager, sehr standfest, sehr frühe Körnerreife bei durchschnittlichem Ertragsniveau und hoher Marktleistung, gute Druschfähigkeit.

Nescio (ca. K 220 / S 220): Kompakte, kurze Sorte, anfänglich langsame, dann aber plötzlich schnelle Restpflanzenabreife. Anfälligkeit für Stängelfäule mittel, bei auf Grund der Statik guter Standfestigkeit. Nescio kam unter trockenen Bedingungen in der Regel sehr gut zurecht, enttäuschte 2006 aber ertraglich auf kühleren Standorten. Ertrag und Marktleistung daher unterdurchschnittlich.

PR39G12(ca. K 220 / ca. S 220): Langwüchsige Zweinutzungssorte, harmonischer Abreife von Körnern und Restpflanze, mittlere Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager, dreijährig durchschnittlich in   Ertrag und   Marktleistung.

PR39H32(K 220 / S 220): Langwüchsig, rasche Restpflanzenabreife, mittlere bis stärkere Anfälligkeit für Stängelfäule, Lagerneigung mittel, Kornertrag und Marktleistung durchschnittlich. 2006 nicht mehr geprüft.

Silas (K 210 / S 210): Mittel bis langwüchsige Zweinutzungssorte mit sehr früher Körnerreife,

Anfälligkeit für Stängelfäule mittel, Lagerneigung mittel. Silas war als auffallend frohwüchsige Sorte 2005 stark von Stängelbruch getroffen, kam 2006 unter trockenen Bedingungen aber relativ gut zurecht, dreijährig durchschnittlicher Ertrag, aber überdurchschnittliche Marktleistung.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

Amadeo (K 230 / S 220): Mittel- bis langwüchsige Zweinutzungssorte, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager gering, bei guter Standfestigkeit. Dreijährig sehr hoher Ertrag und höchste Marktleistung.

Banguy (K 240/ ca. S 240): Kurze bis mittellange Körnermaissorte. Als Klassiker für Trockenstandorte kam Banguy 2006 mit den trockenen Bedingungen erwartungsgemäß gut zurecht, kommt unter guten Bedingungen ertraglich aber nicht an neuere Hochertragssorten heran. Ertrag und Marktleistung daher unterdurchschnittlich. Geringe Anfälligkeit für Stängelfäule, geringe Lagerneigung.

Delitop (K 230 / S 220): Mittellange Zweinutzungssorte, mittlere Anfälligkeit für Stängelfäule bei geringerer Lagerneigung, Körnerreife früher als die Reifezahl angibt, hohe dreijährig ausgeglichene Kornerträge, im dreijährigen Mittel sehr hohe Marktleistung, gute Druschfähigkeit.

Deltastar (K 230 / S 240): Lang- und massenwüchsig, Anfälligkeit für Stängelfäule gering bis mittel, Lageranfälligkeit mittel, im dreijährigen Mittel hoher Ertrag und durchschnittliche Marktleistung. Optisch fällt Deltastar durch ungewöhnlich lange Kolbenstiele auf.

Expert ( K 240 / S 210): Mittel bis langwüchsige Zweinutzungssorte, relativ hohe Anfälligkeit für Stängelfäule, Lagerneigung mittel. Expert kam mit den trockenen Bedingungen 2006 relativ gut zurecht. Hoher Kornertrag, bei durchschnittlicher Marktleistung

Eurostar(ca. K 240 / ca. S 240): Langwüchsig, harmonische Abreife von Körnern und Restpflanze, Anfälligkeit für Stängelfäule gering, Standfestigkeit mittel, Kornertrag und Marktleistung mehrjährig durchschnittlich, gute Druschfähigkeit.

Korneli (K 240 / S 240) Mittellange Körnermaissorte, Anfälligkeit für Stängelfäule mittel, geringe Lagerneigung, im dreijährigen Mittel hoher Kornertrag und durchschnittliche Marktleistung, wobei der hohe Ertrag besonders auf dem weit überdurchschnittlichen Abschneiden im Trockenjahr 2003 beruht, als nur die Hochertragsstandorte Haus Düsse, Kamp-Lintfort und Telgte gewertet werden konnten. 2006 nicht mehr geprüft.

Lacta(K 230 / S 230): Mittel bis langwüchsig, mittlere Körnerreife bei harmonischer Abreife von Körnern und Restpflanze, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lagerneigung gering, dreijährig hohe Kornerträge und durchschnittliche Marktleistung, gute Druschfähigkeit. 2006 nicht mehr geprüft.

Lambada(ca. K 240 / ca. S 250): Langwüchsig, später abreifende Körner bei lang grün bleibender Restpflanze, auf leichten Standorten mittlere bis starke Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager, dreijährig hohe Kornerträge und durchschnittliche Marktleistung, Empfehlung für bessere bzw. mittlere Böden . 2006 nicht mehr geprüft.

Nathan ( K 240 / S 240 ) Lang- und massenwüchsig, Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, sehr standfest, dreijährig hoher Kornertrag und durchschnittliche Marktleistung.

LG 3226 Lukas(K 240 / S 240): Mittel- bis langwüchsig, spätere Körnerreife bei harmonischer Abreife von Körnern und Restpflanze, Anfälligkeit für Stängelfäule gering, standfest. Lukas kam mit den trockenen Bedingungen 2006 gut zurecht und zeichnet sich durch über Jahre und Standorte hohe, sehr stabile Kornerträge, bei durchschnittlicher Marktleistung aus.

PR 39T84 ( K250 / - ): Langwüchsige Körnermaissorte mit späterer Körnerreife, Anfälligkeit für Lager und Stängelfäule gering bis mittel, dreijährig hoher Kornertrag und hohe Marktleistung.

Sileno (K 230 /   S 240): Mittel- bis langwüchsige Doppelnutzungssorte mit lange grün bleibender Restpflanze, Anfälligkeit für Stängelfäule mittel, relativ standfest, dreijährig hoher Kornertrag und hohe Marktleistung, Sileno kam mit den trockenen Bedingungen 2006 vergleichsweise gut zurecht.

Sombrero(K 230 / S 260): Langwüchsig, spätere Körnerreife bei lange grün bleibender Restpflanze, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager sehr gering, mehrjährig hohe Kornerträge und Marktleistung, 2006 nicht mehr geprüft.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten:

Amatus (K 220/ S 210): mittellange Zweinutzungssorte mit früher Körnerreife, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager mittel, zweijährig hoher Kornertrag und hohe Marktleistung.

ES Ballade (K 190/ S 190): Kurz- bis mittellange Körnermaissorte, geringe Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager, aufgrund sehr früher Abreife durchschnittliche Marktleistung, bei unterdurchschnittlichen Kornerträgen.

LG3214 Lector (K 200/ S 210): Mittellang, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager mittel, aufgrund sehr früher Abreife durchschnittliche Marktleistung, bei unterdurchschnittlichen Kornerträgen.

Patrick (K 220/ S 200): Mittellang, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager gering bis mittel, frühe Körnerreife, zweijährig hoher Ertrag und sehr hohe Marktleistung. Patrick kam 2006 mit den trockenen Bedingungen sehr gut zurecht.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten:

Agro Max (ca. K 240/ S240): Massenwüchsige Silomaissorte, aufgrund hoher Stärkeerträge jetzt zweijährig auch als Körnermais geprüft, Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager mittel, sehr späte Körnerreife, hoher Ertrag und hohe Marktleistung.

Amoroso (K 230/ - ): langwüchsige Körnermaissorte mit geringer Anfälligkeit für Stängelfäule, Lagerneigung gering bis mittel, nach durchschnittlichen Erträgen auf Grund von Stängelbruch in 2005 konnte Amoroso 2006 sein Ertragspotenzial unter Beweis stellen. Im zweijährigen Mittel dadurch hoher Ertrag und hohe Marktleistung.

Empfehlungen für den Probeanbau

Nach einjähriger Prüfung empfehlen sich aus dem frühen Sortiment NK Ravello und PR39K13 für den Probeanbau. NK Ravello fällt entsprechend der Reifezahl besonders durch die sehr frühe Körnerreife auf, was sich in der hohen Marktleistung widerspiegelt. PR39K13 besticht durch sehr hohe Kornerträge, schnitt hinsichtlich der Abreife einjährig aber schlechter ab, als die Reifezahl erwarten lässt. Aus dem mittelfrühen Sortiment empfehlen sich Amball, DKC2960 und Severo mit einjährig sehr hohen   Erträgen und daraus resultierend sehr hoher Marktleistung für den Probeanbau.

Autor: Norbert Erhardt